15./16.11.2013 - Letzte Aktualisierung: 16.11.2013 | Champions League |
Update #1 | KN-Vorbericht vom 16.11. ergänzt ... |
Das Team von US Dunkerque, Gegner des THW in der
Gruppenphase der Champions League.
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Bekanntestes Gesicht der Gastgeber: Rechtsaußen Guillaume Joli.
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Der 42-Jährige, als Spieler mehrfacher französischer Meister mit Montpellier und 2005 EHF-Pokalsieger mit TuSEM Essen, gilt als Garant für den Aufschwung von US Dunkerque. Nach der Insolvenz von TuSEM Essen war Cazal 2005 an die französische Nordseeküste gewechselt, um dort seine Karriere als Spieler ausklingen zu lassen. Nach seiner Zeit als Assistent an der Seitenlinie übernahm er 2011 komplett die Verantwortung und führte US Dunkerque bereits im ersten Jahr ins Finale des EHF-Pokals. Die Krönung blieb allerdings aus, weil die Franzosen nach einem 26:26 in Frankreich im Rückspiel bei Titelverteidiger Frisch Auf Göppingen letztlich nach einem harten Kampf mit 28:34 verloren.
Vincent Gerard, Frankreichs Torhüter des Jahres.
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Abwehrchef Mohamed Mokrani.
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Rückraumspieler Espen Lie Hansen gilt als eines der größten Talente
Norwegens.
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"Unser Ziel ist Gruppenplatz vier und der Einzug in die Runde der letzten 16", hatte Cazal vor dem Königsklassen-Start erklärt. "Wir wollen unsere Stadt so gut es geht repräsentieren." Das auch mit Blick auf das Jahr 2015: Dann will US Dunkerque vom kleinen, nur 2.500 Zuschauer fassenden "Stade de Flandres" in eine neue Mehrzweck-Arena mit Platz für 10.000 Fans umziehen.
Linksaußen Baptiste Butto erzielte in der Königsklasse bislang elf Treffer.
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Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Alle Spieltermine, Ergebnisse und Tabellen der CL-Gruppenphase finden Sie hier. |
In der Gruppe D steht - nur sechs Tage nach dem von Flensburg gewonnenen Bundesliga-Duell - am Sonnabend das nächste Aufeinandertreffen zwischen der SG (7:1 Punkte) und dem HSV Hamburg (8:0) an. Die Partie in der Hamburger o2-World (Anwurf: 14.45 Uhr) und das Rückspiel in der Flens-Arena (21. November, 19.00 Uhr) könnten bereits eine Vorentscheidung um den Gruppensieg herbei führen.
Eurosport überträgt alle Partien mit deutscher Beteiligung live.
Aus den Kieler Nachrichten vom 14.11.2013:
Eigentlich ist die US Dunkerque die Mannschaft der vergangenen Saison in Frankreich. Die Handballer aus dem Norden der Grande Nation haben zwei Titel geholt (Trophee des champions und den Liga-Pokal) sowie als Vize-Meister die Qualifikation für die Champions League erreicht. Die Premiere in der Königsklasse verlief für den 1958 gegründeten Verein bisher aber eher schwierig: vier Niederlagen in vier Spielen. Die mangelnde Erfahrung auf dieser Ebene ist spürbar. Ob in Kielce und in Porto oder zu Hause gegen Plock und Kopenhagen, Dunkerque hielt immer 40 bis 45 Minuten lang gut mit, verspielte aber jedes Mal die Chance in der entscheidenden Phase.
Ein weiteres Problem liegt im Angriff: nur 87 Tore bis dato, das bedeutet 21,75 Tore pro Spiel - zu wenig. In der französischen Liga rangiert Dünkirchen aktuell an zweiter Stelle hinter Paris, aber die Offensive kann von insgesamt 14 Mannschaften nur Platz zehn belegen. Die Deckung jedoch ist stark, sogar die beste der aktuellen Meisterschaft mit 23,5 kassierten Toren pro Spiel. In der Champions League ist es ein bisschen mehr: 25,75. Die Abwehr steht sehr aggressiv - wie üblich in Frankreich - und kann sich auf zwei gute Torleute verlassen, vor allem auf den neuen Nationalspieler Vincent Gerard.
Die Mannschaft zählt weitere Nationalspieler: den wunderlichen Rechtsaußen und Siebenmeter-Werfer der französischen Auswahl, Guillaume Joli, den Tunesier Jaleleddine Touati auf der gleichen Position, den Rückraumspieler Kornel Nagy aus Ungarn, den algerischen Kreisläufer Mohamed Mokrani und schließlich noch die "Wundertüte" aus Norwegen, Espen Lie Hansen. Pierre Soudry ist die unumstrittene Nummer eins im rechten Rückraum und soll gemeinsam mit dem aktuell besten Werfer von Dunkerque, dem Linksaußen Baptiste Butto, für Tore sorgen. In der Abwehr sind Mickael Grockaut und Kapitän Bastien Lamon die absoluten Führungsspieler. Sie tragen das Motto des Vereins: nichts verschenken, endlos kämpfen!
Patrick Cazal ist im dritten Jahr der Cheftrainer. Der Weltmeister von 1995 und 2001 und ehemalige Spieler von TuSEM Essen hat innerhalb von zwei Jahren seine Mannschaft zu zwei Titeln und einem Europapokal-Finale (EHF-Cup 2012, Niederlage gegen Frisch Auf Göppingen) geführt. Als Anerkennung wurde er zum Trainer der Saison 2012/13 gewählt.
Für den Verein ist die erste Erfahrung in der Champions League ein weiterer Schritt in der Entwicklung. Der Klub hat viel vor und kann mit der regionalen politischen Unterstützung rechnen: Eine neue Arena soll 2015 kommen. Sie wird 10 000 Zuschauern Platz bieten, modern und funktionell sein und die veraltete Halle "Stade des Flandres" ersetzen. Dort wird der THW am Sonntag in Karnevalsstimmung empfangen. Das Spiel gegen den deutschen Meister ist ein absolutes Highlight der Saison.
Die Gastlichkeit der Leute vom Nord-Pas-de-Calais ist dabei legendär. Eingefleischte Cineasten wissen spätestens seit dem Film "Willkommen bei den Sch'tis" (mehr als 20 Millionen Kinobesucher), dass man in der Region zweimal weint: einmal wegen der eher ungemütlichen klimatischen Verhältnisse, wenn man kommt... und einmal, wenn man geht, da man bei den "Sch'tis" immer willkommen geheißen wird.
(von Francois-Xavier Houlet, aus den Kieler Nachrichten vom 14.11.2013)
Der Autor: Francois-Xavier Houlet, genannt "ZouZou", ist ein ehemaliger französischer Handballspieler, der bis 2007 beim VfL Gummersbach im Rückraum spielte und dann dort zwei Jahre lang als Geschäftsführer tätig war. Der 44-Jährige ist 64-maliger französischer Nationalspieler, hat ein abgeschlossenes Journalistik-Studium und ist dreifacher Familienvater.
Aus den Kieler Nachrichten vom 16.11.2013:
Auch wenn sich Dünkirchen in den vergangenen Jahren stark entwickelt hat, gilt der THW in beiden Spielen als Favorit. Erstmals haben sich die Franzosen für die Gruppenphase der Champions League qualifizieren können. Es ist der größte Erfolg in der 55-jährigen Vereinsgeschichte, den die Dünkirchener aber bisher noch nicht durch einen Punktgewinn in den bisher vier CL-Spielen veredeln konnten. Dennoch hat THW-Trainer Alfred Gislason per Videoanalyse festgestellt, dass man die Franzosen nicht an die lange Leine nehmen darf: "Kolding hatte in seinem Spiel in Dünkirchen zwischenzeitlich die Linie verloren und daher war es sehr eng."
Das Paradestück des morgigen THW-Gegners ist die Defensive, die in ungewöhnlich aggressiver Form agiert. "Sie praktizieren eine offene Abwehr Mann gegen Mann, die schon bei Einleitung des Spielzugs eng am Gegner dran ist", sagt Gislason. Das dürfte es vor allem für die Rückraum-Schützen des THW schwer machen, sich in Szene zu setzen. Doch gestern Abend sollten noch Reaktionen auf diese Abwehrformation trainiert werden. "Man muss sich ein bisschen daran gewöhnen und vermeiden, den Gegner in die Gegenstöße kommen zu lassen. Aber üblicherweise kommen wir mit solch einer Spielweise immer gut zurecht", so Gislason.
Dass der Vizetitel des Vorjahres für Dünkirchen kein Zufallstreffer war, beweist das eingespielte Team von Trainer Patrick Cazal auch in der aktuellen Spielzeit. Hinter Paris stehen die Nordfranzosen, die diverse Nationalspieler in ihren Reihen haben, nach neun Spieltagen mit sieben Siegen auf Platz zwei - direkt vor Montpellier, dem großen französischen Klub der Vergangenheit. "Die französische Liga ist viel ausgeglichener geworden. Montpellier ist nicht mehr das Team, das überlegen seine Kreise zieht. Einige Klubs haben von dem Einbruch in der spanischen Liga profitiert", sagt Gislason.
Während Dünkirchen handballerisch im Zentrum Frankreichs angekommen ist, mussten die Kieler bei der Reiseplanung doch feststellen, dass es geographisch weiterhin in der Provinz liegt. Die Anreise erwies sich als fast so kompliziert wie in entlegene europäische Gebiete. Heute Mittag geht es für den Zebra-Tross von Hamburg per Flieger nach Brüssel, wo der Bus wartet, um das Team, das weiterhin auf den dänischen Mittslspieler Rasmus Lauge verzichten muss, ans 156 Kilometer entfernte Ziel zu bringen. Für den Abend hat Gislason dann noch ein Training im "Stade des Flandres" angesetzt.
Auf der Rückreise könnten die Kieler ihre Gegner eigentlich gleich mitnehmen. Denn zwischen beiden Partien liegen gerade einmal 72 Stunden. Auch die Kieler Fans können am Mittwoch noch dabei sein, denn für das Rückspiel gibt es noch einige Karten.
Zudem können die Anhänger des THW ihre Stars auf anderem Terrain nach vorn bringen. Filip Jicha und Gudjon Valur Sigurdsson stehen in der Auswahlliste der Welthandballer des Jahres durch die Internet-Plattform www.handball-planet.com. Für alle sieben Positionen stehen je drei Spieler zur Wahl, und Sigurdsson wurde als Linksaußen, Jicha als Halblinker in die Wahl aufgenommen. Noch bis zum 2. Dezember ist das Voting für die Handball-Fans offen.
(von Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 16.11.2013)
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