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06./07.05.2012 - Letzte Aktualisierung: 07.05.2012 DHB-Pokal

Final Four: THW Kiel feiert achten Pokalsieg

DHB-Pokal, Finale: 06.05.2012, So., 16.00: THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt: 33:31 (15:15)
Update #2 KN-Bericht, Videos (Interview mit Gislason, Spielbericht), weitere Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt ...

DHB-Pokalsieger 2012: der THW Kiel!
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Der THW Kiel hat zum achten Mal in seiner Vereinsgeschichte den DHB-Pokal gewonnen. Am Sonntagnachmittag bezwangen die "Zebras" im Finale des "Lufthansa Final Four" in der Hamburger O2-World den Lokalrivalen SG Flensburg-Handewitt in einer packenden Partie mit 33:31 (15:15). Garanten für den Erfolg im 70. Nordderby waren ein nervenstarker Filip Jicha und die spielfreudigen Daniel Narcisse und Kim Andersson - das Trio erzielte zusammen 25 der Kieler Treffer, obwohl Flensburgs Keeper Mattias Andersson mit 19 Paraden brillierte.
Narcisse bester Spieler des Turniers
Die beiden Franzosen sicherten in der Schlussphase den Vorsprung: Daniel Narcisse und Thierry Omeyer.
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Auch die Ehrungen machten die beiden schleswig-holsteinischen Clubs unter sich aus: Filip Jicha und der im Finale neunmal erfolgreiche Anders Eggert teilten sich die Torjägerkanone mit jeweils 16 Treffern, Mattias Andersson wurde - auch unter lauten "Matze, Matze"-Rufen aus dem Kieler Fanblock - zum besten Keeper gekürt. Zum "MVP" des "Lufthansa Final Four" wurde letztlich der unermüdliche Daniel Narcisse ernannt.
Palmarsson und Ilic von Beginn an
Das spannendste Nordderby seit über vier Jahren begann Alfred Gislason mit Aron Palmarsson auf der Spielmacherposition und Momir Ilic auf der linken Seite, Filip Jicha konnte sich zunächst ganz auf seine Arbeit an der Spitze der offensiven Deckung konzentrieren. Auf Linksaußen bekam Nationalspieler Dominik Klein den Vorrang vor Henrik Lundström, der am Vortag beim Sieg über den HSV Hamburg 60 Minuten rackern musste.
Mattias Andersson ermöglicht Blitzstart der SG
Die beiden Kreisläufer Michael Knudsen und Marcus Ahlm schenkten sich nichts - dennoch blieb das Finale erstaunlich fair.
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Gleich zu Beginn der Partie zeigte sich, dass der ehemalige Kieler Mattias Andersson zwischen den Flensburger Pfosten nahtlos an seine starke Leistung aus dem Halbfinalsieg über Lübbecke anknüpfen würde. Der Schwede parierte in der Anfangsphase reihenweise Würfe von Palmarsson, Klein und Ilic, dem er sogar einen Siebenmeter "abkaufen" konnte. Dies nutzten Anderssons Vorderleute konsequent aus, um durch Kaufmann, Knudsen, Svan Hansen und erneut Knudsen mit 4:1 (7.) in Führung zu gehen.

Doch der THW ließ sich von dem Fehlstart nicht aus der Ruhe bringen, Kim Andersson weckte seine Nebenleute mit einer postwendenden 102km/h-Fackel zum 2:4 auf. Da den Flensburgern im Anschluss zwei leichte Ballverluste unterliefen, konnten die "Zebras" durch Jichas Gegenstoß und einen Sprungwurf Anderssons bereits in der 9. Spielminute egalisieren.

Flensburg legt weiter vor
Für die erste Kieler Führung sollte es indes zunächst noch nicht reichen. Diese verhinderte Mattias Andersson, der einen Ilic-Versuch fing, nachdem Omeyer auf der Gegenseite mit einem parierten Eggert-Strafwurf erstmalig für Furore sorgte. Die SG legte weiter vor, Mogensen und ein fulminanter Schlagwurf Kaufmanns mit 128 Stundenkilometern brachten das 7:5 für den Tabellenzweiten der TOYOTA Handball-Bundesliga. Alfred Gislason brachte mittlerweile Daniel Narcisse, der die Abwehrspitze und die Spielmacherposition übernahm, auch Filip Jicha durfte nun im Angriff ran. Der Tscheche überwand - wenn auch mit Glück - Mattias Andersson mit einem Siebenmeter zum 6:7-Anschluss, doch erneut Kaufmann und ein Strafwurf Eggerts hielten Flensburg bis zum 9:7 auf Kurs.
Kiel nur kurz vorne
Auch auf der Kieler Bank wurde ständig mitgefiebert.
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Der THW erhöhte daher die Schlagzahl: Jicha verkürzte mit einem Aufsetzer auf 8:9, Omeyer parierte gegen Eggert und der von Narcisse eingesetzte Andersson traf zum 9:9-Ausgleich. Als der ansonsten nicht so starke Omeyer dann auch noch einen Schlagwurf Szilagyis entschärfte und Klein den Ball am kurzen Pfosten vorbei an Mattias Andersson ins Tor bugsierte, war die erste "Zebra"-Führung nach 21 Minuten unter Dach und Fach.

Indes: Es sollte erst einmal auch die letzte Kieler Führung gewesen sein. Denn die SG spielte konzentriert weiter und kam durch Mocsai, Svan Hansen und Eggert zu den nächsten Toren. Faustpfand für den erneuten Führungswechsel zum 12:10 aber war einmal mehr Mattias Andersson mit weiteren Glanztaten gegen Jicha und Kim Andersson. Selbst zwei Zeitstrafen binnen 45 Sekunden gegen Karlsson und Szilagyi nach Fouls an den nur auf diese Weise zu stoppenden Daniel Narcisse konnte die SG einigermaßen schadlos überstehen und führte auch 50 Sekunden vor dem Seitenwechsel nach einem Geschoss von Djordjic noch mit 15:13. Doch bis zur Pause folgte noch ein weiterer Gala-Auftritt von Daniel Narcisse: Erst vernaschte der Franzose die Flensburger Abwehr mit seinem legendären Wackler, dann stürmte er nach einem technischen Fehler Svan Hansens nach vorne, um ein Klein-Anspiel zum 15:15-Pausenstand zu verwandeln. So fing das 70. Nordderby im zweiten Durchgang also praktisch von vorne an.

Partie auch nach Wiederanpfiff spannend
Auf dem Parkett nervenstark vom Siebenmeterpunkt: Filip Jicha.
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Alfred Gislason stellte für die zweiten 30 Minuten seine Abwehr um: Statt der 3:2:1-Deckung vertraute er nun der 6:0-Defensive mit Ilic und Ahlm im Mittelblock, ins Tor rückte Andreas Palicka. Insbesondere die Einwechslung des Schweden sollte sich noch positiv auswirken.

Den ersten Treffer des zweiten Durchgangs aber setzte erneut Flensburg, Knudsen nutzte ein Kaufmann-Anspiel zum 16:15. Narcisse wackelte sich danach erneut durch den gegnerischen Abwehrriegel und egalisierte, ehe die Kieler einen Mocsai-Wurf blockten und Klein per Gegenstoß zum 17:16 für den THW traf. Da aber Mattias Andersson weiterhin auf hohem Niveau parierte, war auch diese Kieler Führung schnell wieder dahin: Mogensen und Knudsen ließen wieder den roten Flensburger Block vom vierten Pokalsieg träumen.

Palicka ermöglicht Kieler Zwischenspurt
Nun aber wurde Andreas Palicka zum Faktor beim THW. Mit Paraden gegen Knudsen und Mogensen rechtfertigte der Schwede seine Einwechslung, Kim Andersson sowie Jicha mit einem Gewaltwurf und einem cool in den Winkel gezirkelten Siebenmeter besorgten das 20:19 für die "Zebras". Dann gelang den aufmerksamen Kielern auf der rechten Abwehrseite ein Ballgewinn und Andersson erhöhte auf 21:19, und als dann auch noch ein Kaufmann-Wurf geblockt wurde und Narcisse den Ball aufnahm und zum 22:19 in die Maschen drosch, waren die Kieler endgültig obenauf.
THW zieht auf fünf Treffer davon
Flensburg verkürzte zwar durch Schlagwürfe von Djordjic und Szilagyi schnell wieder auf 21:22, doch die "Zebras" legten dennoch weiter vor: Andersson nach schöner Vorarbeit von Ilic, Klein mit einem gefühlvollen Wurf beim Gegenstoß nach Narcisse-Steal gegen Svan Hansen und einmal mehr der nervenstarke Filip Jicha vom Siebenmeterstrich erhöhten auf 25:21, während Palicka gegen Djordjic, Mocsai und Szilagyi parierte. Auch den Siebenmeter Eggerts konnte der Schwede abwehren, im Nachwurf aber verwandelte der Flensburger Linksaußen zum 22:25.

Der THW blieb cool und verwaltete den Vorsprung: Als Jicha mit seinem zehnten Treffer zum 28:23 traf und Klein einen Szilagyi-Schlagwurf zum 29:24 (54.) konterte, bereiteten sich die Kieler Fans bereits auf die Pokalsause vor.

Flensburg kommt noch einmal auf
Doch die SG Flensburg-Handewitt gab sich trotz dieses Fünf-Tore-Rückstands nicht auf. Und tatsächlich: Eggert und Heinl verkürzten, zudem kassierte Kim Andersson die erste Kieler Zeitstrafe der Partie. Flensburg wusste dies auszunutzen, einen geblockten Klein-Wurf und zwei Paraden von Mattias Andersson nutzten die flinken Außenspieler Eggert und Svan Hansen, um bereits in der 56. Spielminute den 28:29-Anschluss herzustellen. Alfred Gislason zog die Notbremse in Form der grünen Auszeitkarte und beorderte Thierry Omeyer zurück ins Tor.
Narcisse sichert Kieler Erfolg
Thierry Omeyer hält den Ball und den Sieg fest.
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Der THW wankte kurz, fiel aber nicht. Dafür sorgte Daniel Narcisse, der mit einem tollen Sprungwurf zum 30:28 traf. Dann parierte Omeyer gegen Szilagyi, bevor Narcisse mit einem No-Look-Pass auf Filip Jicha am Kreis aufwartete. Der Tscheche erkämpfte sich einen Siebenmeter, den er selbst zum 31:28 (58.) verwandelte. Die Vorentscheidung? Noch lange nicht, denn Eggert konterte mit einem Gegenstoß nach Kieler Zeitspiel zum 29:31, auch auf den Treffer Ilics hatte der Däne eine schnelle Antwort zum 30:32 parat. 38 Sekunden waren noch zu spielen, Flensburg versuchte es mit einer offensiven Deckung. Von dieser ließ sich Daniel Narcisse aber nicht beirren: Der Franzose sprintete mit Ball an der linken Seite an Freund und Feind vorbei und sorgte mit seinem Treffer zum 33:30 für schwarz-weiße Jubelstürme und die endgültige Entscheidung.

Der Rest war THW-Jubel über den achten Pokalsieg und das siebte Double der Vereinsgeschichte. Diesmal kann die Mannschaft sogar richtig feiern, denn das nächste Spiel in der TOYOTA Handball-Bundesliga findet erst am nächsten Sonntag statt - wieder in der Hamburger O2-World, wenn der frisch gekürte Meister auf den entthronten trifft.

(Sascha Krokowski)

Video-Spielbericht

Lesen Sie auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Einen NDR-Bericht zum Pokalsieg finden Sie hier im Videostream. Die Datei geht nach sieben Tagen offline.

Stimmen zum Spiel:

Flensburgs Trainer Ljubomir Vranjes:
Glückwunsch zu einem verdienten Sieg. Wir haben uns heute schwer getan, aber trotzdem alles gegeben. Den Ausgang des Spieles entschieden Kleinigkeiten. Wir haben versucht die Kraft gut aufzuteilen. Im Spiel hat meine Mannschaft alles gegeben, nur zum Schluss ein paar Bälle verworfen. Unser Torwart hat allerdings ein paar Bälle gehalten, die die Kieler hätten machen müssen.
Flensburgs Geschäftsführer Holger Kaiser:
Glückwunsch. Es ist bitter, aber wir sind gleichzeitig stolz, was wir hier geschafft haben. Schleswig-Holstein ist wieder die Handballhochburg.
THW-Trainer Alfred Gislason:
Danke für die Glückwünsche. Ich bin sehr sehr stolz auf die Mannschaft. Zu Anfang hatten wir Probleme mit der hervorragenden Abwehr der Flensburger. In der ersten Halbzeit hat Andersson hervorragend gehalten. Ich habe mich über dieses super hochklassige Handballspiel gefreut. Großes Lob an Flensburg. Sie haben uns alles abverlangt. Aber wir haben alles gegeben und verdient gewonnen. Ich freue mich über den Charakter der Mannschaft. Nachdem sie fünf Tore verschenkt haben, sind sie zurückgekommen. Große Anerkennung an meine Mannschaft und an Flensburg.
THW-Geschäftsführer Klaus Elwardt:
Dieses Spiel war eines Finals würdig. Wir haben gestern großen Kampf und heute großen Sport gesehen. Am Ende war es vielleicht etwas glücklich und ich freue mich, dass wir als Pokalsieger nach Hause fahren können.
THW-Linkshänder Kim Andersson:
Ich weiß noch gar nicht, was ich sagen soll. Ich bin sehr froh, dass wir diese beiden Spiele gewonnen haben. Es ist immer schön, Erster zu sein. Ich denke, es steckt in jedem Sportler, immer alles gewinnen zu wollen. Wir sind eine geile Truppe, kämpfen füreinander. Jetzt haben wir eine Woche Pause bis zum HSV-Spiel, ich glaube, heute können wir uns dann doch einmal zwei Bier gönnen.

gegenüber den KN:
Wir sind der THW Kiel, wir sind immer titelgeil.

THW-Linksaußen Dominik Klein:
Wie wir gekämpft haben, was wir uns erarbeitet haben, das war schon ganz groß! Ich glaube, wir waren das Team, das sich die Kräfte über das Wochenende am besten eingeteilt hat. Wir konnten auch am Schluss noch wechseln und hatten immer Qualität auf der Platte. Wenn ich Daniel Narcisse sehe, der absolut zurecht zum besten Spieler des Turniers gewählt wurde: Ich glaube, dem glühen die Knie!

gegenüber den KN:
Wir haben erst in der zweiten Halbzeit Gas geben können. Wir mussten die Kräfte verteilen nach dem schweren Spiel gestern. Wir wissen aber, dass wir in den letzten zehn Minuten ein Spiel mit Abwehr und Torwart entscheiden können. In den Pokal kann man leider wieder nichts reinfüllen. Das macht aber nichts.

THW-Kapitän Marcus Ahlm:
Ein tolles Spiel, es ging hin und her. Aber am Ende haben wir es doch geschafft. Ich bin überglücklich! Heute werden wir doch ein wenig feiern!

[Frage: Wollen Sie jetzt das Triple?]
Klar, die Chance ist da, wir werden uns darauf gut vorbereiten.

THW-Rückraumspieler Momir Ilic gegenüber den KN:
Das war heute ein schweres Spiel für uns. Am Anfang haben wir nicht so gut gespielt, am Ende aber verdient gewonnen. Letztendlich hat die Qualität von Einzelnen den Ausschlag gegeben.
THW-Rechtsaußen Tobias Reichmann gegenüber den KN:
Das ist phänomenal, ein super Gefühl bei einer super Stimmung. Einfach toll.
THW-"MVP" Daniel Narcisse gegenüber den KN:
Ich freue mich, dass ich Spieler des Turniers geworden bin und über den Gewinn des "Freifluges". Den möchte ich am liebsten nach München machen, um dort das Champions-League-Finale zwischen den Bayern und dem FC Chelsea zu sehen.

Video: Interview mit Alfred Gislason


DHB-Pokal, Finale: 06.05.12, So., 16.00: THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt: 33:31 (15:15)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-30., 56.-60., 7/1 Paraden), Palicka (31.-56. und bei einem Siebenmeter, 6/1 Paraden); K. Andersson (7), Lundström (n.e.), Sprenger, Ahlm (1), Kubes (n.e.), Reichmann (n.e.), Zeitz, Palmarsson, Narcisse (7), Ilic (2), Klein (5), Jicha (11/7); Trainer: Gislason
Logo SG Flensburg-Handewitt:
M. Andersson (1.-60., 19/1 Paraden), Rasmussen (bei zwei Siebenmetern, keine Parade); Karlsson, Eggert (9/2), Mogensen (4), Svan Hansen (3), Dibbert (n.e.), Djordjic (3), Mocsai (1), Heinl (1), Szilagyi (2), Kaufmann (3), Knudsen (5); Trainer: Vranjes
Schiedsrichter:
Ralf Damian / Frank Wenz
Zeitstrafen:
THW: 2 (K. Andersson (55.), Sprenger (60.));
Flensburg: 3 (Svan Hansen (15.), Karlsson (24.), Szilagyi (25.))
Siebenmeter:
THW: 8/7 (M. Andersson hält Ilic (5.));
Flensburg: 4/2 (Omeyer hält Eggert (10.), Palicka hält Eggert (48., Nachwurf verwandelt))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1, 1:1, 1:4 (7.), 4:4 (9.), 4:5, 5:5, 5:7 (14.), 6:7, 6:8, 7:8, 7:9, 10:9 (21.), 10:12 (24.), 12:12, 12:13, 13:13, 13:15 (30.), 15:15;
2. Hz.: 15:16, 17:16, 17:18 (35.), 19:18, 19:19 (39.), 22:19 (41.), 22:21, 23:21, 25:21 (47.), 25:22, 27:22, 27:23, 28:23, 28:24, 29:24 (54.), 29:28 (56.), 31:28, 31:29, 32:29, 32:30, 33:30, 33:31.
Spielgrafik:
Spielgrafik
Zuschauer:
13.056 (o2 World, Hamburg)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 07.05.2012:

"Zebras" im Siegesrausch

Daniel Narcisse machte den Weg zum Pokalsieg frei - Alfred Gislason gab Feiererlaubnis
Jubel beim THW Kiel, Trauer bei der SG Flensburg-Handewitt. Nach einem hochklassigen, dazu hochdramatischen Pokalfinale setzten sich die "Zebras" gestern in der Hamburger O2-World mit 33:31 (15:15) gegen den Nordrivalen durch, gewannen den "Pott" zum achten Mal (Rekord) und brachten das Double aus Meisterschaft und Cupgewinn innerhalb von sechs Tagen in trockene Tücher. Auch das ist einen Eintrag in die Handball-Geschichtsbücher wert.

Während die Spieler gleich nach dem Schlusspfiff einen Kreis bildeten, ihren Siegerreihen direkt vor den eigenen Fans tanzten, rang der Trainer mit seiner Gemütsverfassung. Er sei stolz auf seine Mannschaft, sprudelte es nach dem Schlusspfiff aus Alfred Gislason heraus. "Flensburg hat sehr gut gespielt, hatte eine überragende Abwehr und hat uns alles abverlangt. Für diesen Sieg mussten wir alles geben." Gislason hatte ebenfalls etwas zu geben - nämlich die Feiererlaubnis für seine Mannschaft. "Die haben sich meine Spieler heute wirklich verdient."

SG-Kollege Ljubomir Vranjes suchte mit traurigem Augenaufschlag nach den passenden Worten. Es sei schwer, heute hier zu sitzen, sagte er in der Pressekonferenz. "Kleinigkeiten haben diese Partie entschieden. Die Analyse fällt mir nicht leicht. Aber jetzt versuchen wir es eben im nächsten Jahr erneut." In den Halbfinalspielen am Sonnabend hatte sich der THW in einer knüppelharten Partie mit 27:25 gegen Arena-Hausherr HSV Hamburg durchgesetzt, die Flensburger sich ihren Finalweg mit dem 29:24 über TuS N-Lübbecke geebnet. An die Klasse des gestrigen Finales reichten beide Spiele bei weitem nicht heran. Das bemerkte auch Frank Bohmann. Er habe selten solch ein gutes Spiel gesehen, das auch so fair verlaufen sei, sagte der Liga-Geschäftsführer. "Das war Werbung für den Handball."

Als DHB-Präsident Uli Strombach den silbernen Pokal an THW-Kapitän Marcus Ahlm überreichte, dieser das Objekt der Begierde im Scheinwerferlicht und Konfettiregen in die Höhe riss und einen lauten Jubelschrei ausstieß, war auch seinen Mitspielern auf dem schnell errichteten Podium die Erleichterung aus den Gesichtern abzulesen. Sechs Tage nach dem Sieg über den SC Magdeburg, der die 17. deutsche Meisterschaft perfekt gemacht hatte, mussten die "Zebras" gegen überragende Flensburger alle Register ziehen, um am Ende als glückliche, aber verdiente Sieger feiern zu dürfen.

Den härtesten Widerstand leistete SG-Torhüter Mattias Andersson, der auch zum besten Keeper des Turniers erkoren wurde. 19-mal stand er den Kieler Angreifern mit großartigen Paraden im Weg. Auf der anderen Seite taten sich Thierry Omeyer und später auch Andreas Palicka schwerer. Dennoch avancierte Omeyer zu einem der THW-Matchwinner, als Gislason fünf Minuten vor dem Schlusspfiff noch einmal auf seinen Franzosen setzte, ihn erneut ins Feuer warf. Es war die richtige Idee: Omeyers starke Paraden gegen Viktor Szilagyi und Petar Djordjic hielten die Flensburger in den letzten Minuten auf Distanz und den THW auf Siegkurs.

Lange Phasen zuvor hatten die Flensburger dem Spiel ihren Stempel aufgedrückt, sie imponierten mit einer aggressiven, beweglichen Deckung und brachten Kiel mit schnellen Kombinationen in arge Verlegenheit. Absetzen konnten sie sich indes nie. In der ersten Halbzeit hielt Kim Andersson (sieben Tore) mit dröhnenden Krachern aus dem Rückraum dagegen, Filip Jicha (11/7) zeichnete sich nervenstark von der Siebenmeterlinie. Auch Dominik Klein traf fünfmal, war erfolgreich von der Außenposition, setzte zudem sichere Konter. Überragender THW-Feldspieler aber war gestern Daniel Narcisse. Sieben Tore steuerte der athletische Franzose zum Sieg bei, bewies einen großartigen Blick für freistehende Mitspieler und war entscheidend daran beteiligt, dass sich der THW zwischen der 45. und 50. Minute auf 27:22 absetzte. Als die Flensburger dann eine erfolgreiche Aufholjagd anzettelten, verhinderte Daniel Narcisse mit seinen Toren in der Schlussphase die mögliche Verlängerung. Seine Ehrung zum besten Spieler der beiden Turniertage war logisch, die Freude über die Auszeichnung riesig.

(von Reimer Plöhn, Wolf Paarmann, Merle Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 07.05.2012)


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