Fünf Spiele in zweieinhalb Wochen hat der THW Kiel noch bis zum
Saisonende und der möglichen elften Meisterschaft zu absolvieren,
am Mittwoch gibt es den vorletzten Ostseehallen-Auftritt für die
Zebras. Gegner ist der Tabellenzehnte SG Wallau/Massenheim, Anwurf
ist um 20 Uhr. Das Spiel ist rstlos ausverkauft. Es wird gebeten, von Anfragen an
die Geschäftsstelle abzusehen, da wirklich alle Tickets vergriffen sind.
Das
Team von Martin Schwalb steht im Niemandsland
der Handball-Bundesliga: Mit 31:29 Punkten und Tabellenplatz 10 können die Hessen
bestenfalls noch zwei Plätze nach oben gutmachen, den momentanen Platz haben sie
aber so gut wie sicher. Nach einer mäßigen Hinrunde mit 15:19 Punkten sorgte
Wallau zumindest außerhalb der deutschen Handballtempel für Schlagzeilen:
Finanzielle Probleme trieben den Meister von 1992 und 1993 an den Rand
des Lizenzentzugs, der THW unterstützte den Verein mit einem
Benefizspiel (siehe
Extrabericht). Zudem schien
die Mannschaft zu zerfallen: Die Nationalspieler Jan-Olaf Immel und Heiko Grimm
unterschrieben Verträge beim TV Großwallstadt, Spielmacher Igor Lavrov gab
seinen Wechsel zum HSV Hamburg bekannt und Linkshänder Jan-Henrik Behrends
wird nach Wilhelmshaven zurückkehren. Nachdem Trainer Martin Schwalb
kurzzeitig mit einem Wechsel zu seinem alten Club TUSEM Essen liebäugelte,
verlängerte der 41-Jährige schließlich doch seinen Vertrag bei Wallau bis
Juni 2008 und wird in Zukunft auch noch den Posten des Sportdirektors
bekleiden. Eine neue Mannschaft muss zur kommenden Saison dennoch
wieder aufgebaut werden: Die Achse des Teams sollen Torwart Marcus Rominger,
der ehemalige Kieler Kreisläufer
Andreas Rastner,
Rechtsaußen Einar-Örn Jonsson und
Dominik Klein bilden
(siehe auch
Gegnerkader Wallau)
Das Team ließ sich von den finanziellen Problemen und dem Transferkarussell
aber nicht beirren und startete furios in die Rückrunde: 14:2 Punkte
holten die Hessen aus den ersten 8 Partien und konnten zumindest
zeitweilig doch noch ein wenig auf die Europapokal-Plätze schielen. Doch
das Verletzungspech, das die "Panther" gar dazu zwang, nach dem Ausfall
von Leistungsträgern wie Lavrov, Immel und Grimm sowie Ex-Zebra
Nenad Perunicic mit gleich vier
Regionalliga-Akteuren im Kader gegen die SG Flensburg anzutreten, bedeutete
das endgültige Ende aller europäischen Träume für Wallau - zumal das Team
im Pokal-Viertelfinale gegen die HSG Nordhorn absolut chancenlos war
(siehe auch Kurve Wallau).
Beste Torschützen bei Wallau sind in dieser Saison Linksaußen Heiko Grimm
mit 122/48 sowie Dominik Klein mit 121/15 Saisontreffern, Jan-Henrik Behrends
ist mit 105 Treffern bester Feldtorschütze bei den Hessen.
Nach drei Auswärtsniederlagen in Folge gelang dem THW in der Ballsporthalle
Frankfurt in dieser Saison endlich wieder ein Sieg bei der SG Wallau/Massenheim.
In der vorgezogenen Partie des 14. Spieltags siegten die Zebras am
1. Oktober mit 32:28 (15:14) (siehe Spielbericht) und
übernahmen damit vorzeitig die Tabellenführung. Im Benefizspiel am
20. März diesen Jahres gewann der THW dank 10 Treffern von
Adrian Wagner erneut in Frankfurt mit 49:46
(siehe Spielbericht) - das Spiel hatte aber
lediglich Freundschaftsspielcharakter. In der Ostseehalle warten die "Panther"
indes seit über viereinhalb Jahren auf ein Erfolgserlebnis: Der letzte Sieg
Wallaus datiert vom 26.10.2000, als die Gäste mit 28:26 gewannen (siehe
Spielbericht). In den letzten vier Jahren gab es
jeweils ungefährdete Siege für die Zebras, in der letzten Spielzeit gewann
der THW zum Saison-Heimauftakt mit 36:29
(siehe Spielbericht). Siehe auch
Gegnerdaten SG Wallau/Massenheim.
Schiedsrichter der Partie am Mittwoch sind
Hagen Becker und Axel Hack (Halberstadt).
(Sascha Krokowski)
Aktualisierung vom 09.05.2005:
Fritz-Ehrung zum Welthandballer des Jahres
Die IHF gab bekannt, dass der
Henning Fritz
am 11. Mai, im Rahmen des Bundesligaspiels des THW gegen die
SG Wallau-Massenheim, die Ehrung zum Welthandballer des Jahres
entgegen nehmen wird. Die Ehrung wird adidas Manager Sascha
Janzen vornehmen.
Aktualisierung vom 10.05.2005:
Lesen Sie bitte auch die Karten-Info,
den Vorbericht von living sports aus dem Hallenheft Zebra,
das living sports Interview mit Heiko Grimm
und den KN-Vorbericht.
Aktualisierung vom 11.05.2005:
Lesen Sie bitte auch das KN-Interview
mit Wallaus Trainer Martin Schwalb.
Karten-Info vom 10.05.2005:
Spiel ist restlos ausverkauft
Die Spiele gegen die SG Wallau-Massenheim und TUSEM Essen sind beide
restlos ausverkauft. Es wird gebeten, von Anfragen an die
Geschäftsstelle abzusehen, da wirklich alle Tickets vergriffen sind.
Aus den Kieler Nachrichten vom 10.05.2005:
Die Notgemeinschaft will Gas geben
Wallau morgen Gast beim THW - Andreas Rastner: Probleme schweißen Team zusammen
Kiel - Die SG Flensburg-Handewitt erstürmte am Sonnabend
mit dem 43:29 gegen Absteiger Post Schwerin die Tabellenspitze
der Handball-Bundesliga. Aus Sicht des THW soll es ein
Zwischenhoch bleiben. Die Kieler wollen den Sonnenplatz
morgen Abend (20 Uhr) mit einem Sieg über die SG Wallau-Massenheim
zurückerobern.
Und das könnte ein Selbstgänger werden, schenkte man den Schlagzeilen
der vergangenen Wochen Glauben. Wallau vor dem Untergang, titelte
die Sport-Bild in ihrer Ausgabe vom 4. Mai. Tatsächlich ist die
finanzielle Lage der Hessen angespannt. Seit Monaten gehen
Gehaltzahlungen an die Spieler mit Verspätung ein. "Zurzeit
stehen zwei Monatsgehälter aus", erklärt der ehemalige Kieler
Andreas Rastner. Den Kopf stecken die
Spieler nicht in den Sand. Die Notsituation habe das Team
zusammengeschweißt, sagt Rastner. Es sei immer
gelungen, die alltägliche Problematik abzuschalten. "Diskutiert
wird vor und nach dem Spiel, aber während der 60 Minuten auf der
Platte geben alle Vollgas." Das, so Rastner, werde
man auch in Kiel erleben.
1,4 Millionen Euro Schulden lasten auf dem Meister von 1992 und 1993.
Ein vorläufiges Insolvenzverfahren ist eingeleitet worden, die finanziellen
Dinge bestimmt Insolvenzverwalterin Claudia Jansen. Selbst der
ehemalige SG-Boss, Daueroptimist Bodo Ströhmann, sieht schwarz.
"Ich habe Angst dass dem Verein etwas passieren kann." Ströhmann
hat sich eingeschaltet, um dem Klub beim laufenden Lizenzierungsverfahren
zu helfen. Einen Beitrag zur Soforthilfe lieferte auch der THW am 20.
März mit einem Benefizspiel. 2000 Zuschauern brachten beim Kieler 49:46-Sieg
in der Sporthalle Höchst rund 50 000 Euro in die SG-Kasse (siehe Extrabericht).
Zwar nur ein Tropfen auf einem heißen Stein, aber zugleich eine
wichtige moralische Stütze. "Die Bundesliga braucht einen Traditionsklub
wie Wallau", sagt Kiels Manager Uwe Schwenker.
Wie es nach dieser Saison weitergeht? Leistungsträger wie Tiedtke, Lawrow,
Immel, Behrends oder Grimm verlassen den Klub. Dennoch sieht
Rastner eine Zukunft. "Hinter den Kulissen
ist gute Arbeit geleistet worden. Wenn wir die Lizenz erhalten,
ist ein Anfang gemacht."
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 10.05.2005)
Aus den Kieler Nachrichten vom 11.05.2005:
"Sympathie für den THW"
Martin Schwalb steht mit finanziell gebeutelter SG Wallau vor Neubeginn
Martin Schwalb ist ein Kind der Handball-Bundesliga,
errang Meisterschaften und Pokale und rangiert mit 194
Länderspieleinsätzen für Deutschland auch in dieser
Statistik weit vorne. Ins Trainergeschäft startete
der heute 42-Jährige 1998 erfolgreich mit der SG
Wallau-Massenheim. Wegen finanzieller Probleme und
dem Fortgang von sechs Leistungsträgern steht der SG-Coach
vor einem Neubeginn. Die KN sprachen mit Schwalb.
- Kieler Nachrichten:
-
Herr Schwalb, zurzeit stehen sie mit Wallau
im Niemandsland der Tabelle. Was kann Ihr
Team in Kiel ausrichten?
- Martin Schwalb:
-
Es wird ganz schwer, auch weil wir seit Wochen Verletzungsprobleme
haben. Jan-Olaf Immel und Benjamin Hundt fehlen
mit Sicherheit, außerdem sind andere Leistungsträger
angeschlagen. Die jungen Leute werden wie schon
vor 14 Tagen gegen Flensburg einspringen müssen.
- Kieler Nachrichten:
-
Da standen sie beim 32:35 kurz vor einer Überraschung...
- Martin Schwalb:
-
Wenn die Schiedsrichter das eine oder andere Mal
anders gepfiffen hätten, wäre mehr drin gewesen.
Aber diese Leistung können wir natürlich nicht
jeden Tag wiederholen. Vor allem nicht in der
Ostseehalle. Diese besondere Atmosphäre müssen
die jungen Leute erst einmal verkraften. Das ist
nach wie vor etwas ganz Besonderes. Wir kommen nicht,
um in Kiel zu gewinnen, aber wir lauern immer auf
eine Überraschung.
- Kieler Nachrichten:
-
Sie verlieren am Saisonende sechs Leistungsträger.
Trotzdem haben Sie Ihren Vertrag bis 2008
verlängert. Was erwarten Sie vom Neuaufbau?
- Martin Schwalb:
-
Es ist natürlich bitter, dass wir so viele gute Spieler
verlieren. Aber wir arbeiten daran, dass der neue Kader
finanzierbar ist und außerdem gute Chancen besitzt, die
Klasse zu halten. Die Personalplanung ist längst nicht
abgeschlossen. Aber wir suchen nach Spielern, die Wallau
als Chance erkennen, ihre Karriere nach vorne zu bringen.
Mehr können wir zurzeit nicht bieten - aber auch nicht
weniger.
- Kieler Nachrichten:
-
Trotz Ihrer Vertragsverlängerung wurden Sie nach der Demission
von Bob Hanning in Hamburg als Nachfolger gehandelt. Gab es
Kontakte mit dem HSV?
- Martin Schwalb:
-
Diese Diskussion gefällt mir überhaupt nicht. Es ist doch
immer dasselbe: Wenn irgendwo ein Trainer entlassen wird,
fällt oft auch mein Name als Nachfolger. Das ehrt mich
auf gewisse Weise, ist aber unredlich. Wenn andere meinen
Namen in den Mund nehmen, muss ich mich dafür nicht
rechtfertigen. Ich arbeite 24 Stunden am Tag und habe
andere Probleme.
- Kieler Nachrichten:
-
Als die Finanznot bei Wallau am Größten war, half der
THW im März mit einem spontanen Benefizspiel aus. Wie ordnen
Sie diese Geste ein?
- Martin Schwalb:
-
Als Spieler und Trainer habe ich immer eine besondere
Konkurrenz zum THW gespürt. Es gab manchmal Streit und
immer tolle Kämpfe. Ich bin dem Klub stets mit viel
Respekt entgegengetreten. Nach dieser einmaligen Benefizaktion
ist jetzt auch Sympathie hinzugekommen. Das THW-Management
hat erkannt, dass es eine gemeinsame Verantwortung für
die Bundesliga gibt. Wir haben aufgrund unserer Tradition
einen gewissen Wert für die Liga, das weiß auch Manager
Uwe Schwenker. Diese Aktion hat vielen
Sponsoren bei uns einen Anstoß gegeben. Dennoch: Hilfe
und Bundesliga-Alltag sind Zweierlei. Wir haben
in Kiel nichts zu verschenken.
Lesen Sie auch
Kieler Nachrichten: Zebras im Verletzungspech.
(Das Interview führte Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 11.05.2005)
Der anfängliche Optimismus, sich im Verfolgerfeld festzusetzen,
ist verflogen. Heute kann sich die SG Wallau/Massenheim
zusammen mit den Ligakonkurrenten aus Hamburg und Essen
gemeinsam die Klinke in die Hand geben - das
Insolvenzverfahren musste eingeleitet werden und noch
kann keiner genau sagen, wie es bei den Frankfurter
Vorstädtern weiter gehen wird.
Dabei sahen die Planungen der Wallauer anfangs recht viel
versprechend aus. Der Neunte der vergangenen Saison
hatte das Image der "jungen Wilden" inzwischen abgelegt,
mit den einstigen Kielern Andreas Rastner
(36) und Nenad Perunisic (33) wurde
das Durchschnittsalter des Teams nicht unwesentlich gesteigert.
Nationalaußen Heiko Grimm vom TV Großwallstadt sorgte
ebenfalls für eine Qualitätssteigerung, ansonsten wollte
Trainer Martin Schwalb in seinem siebten Jahr vor allem
auf Torwartroutinier Zoran Djordjic (117 Länderspiele),
den Russen Igor Lawrow (165 LS) sowie dem Isländer Einar-Örn Jönsson
(46 LS) und den deutschen Nationalspieler Jan Olaf Immel (97 LS)
bauen.
Pläne, die heute als gescheitert angesehen werden müssen,
denn unser heutiger Gegner sieht sich mit einer sehr kritischen
Situation konfrontiert. Sportlich dümpelt das Team um den 10.
Tabellenplatz, ein Europacup-Platz wurde schon abgeschrieben
und zudem noch das alles überschattende Insolvenzverfahren.
Ein bisher nur teilweise abgetragener Schuldenberg lastet
auf der SG Wallau-Massenheim, welcher dem zweimaligen
deutschen Meister das Genick brechen könnte. Die Hessen
waren jüngst beim Finanzamt Hofheim, das am 1. April den
Antrag auf Insolvenz gestellt hatte, noch mit einer Zahlung
in Höhe von 150.000 Euro in Rückstand. Allerdings hoffen die
Verantwortlichen des Tabellenzehnten, allein bei den
Spielergehältern rückwirkend rund 20 Prozent einsparen zu
können. Die Profis des zweimaligen Pokalsiegers, die seit
Januar auf ihre Lohnzahlungen warten, haben bereits ihre
Bereitschaft signalisiert, Abstriche machen zu wollen.
Obwohl Trainer Martin Schwalb, der allen Unkenrufen zu
trotz seinen Vertrag verlängert, steht die sportliche
Zukunft noch in den Sternen. Bereits sechs Spieler haben
in der nächsten Serie einen neuen Klub, und
Nenad Perunic ist derzeit in Katar
auf Torejagd - Auflösungserscheinungen eines Top-Teams.
"Wie die Mannschaft in der nächsten Saison aussehen wird,
das weiß zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich noch nicht
einmal der Verein", gibt Heiko Grimm zu.
Nicht nur in Wallau gab man sich schockiert. Lemgos Manager
Fynn Holpert beispielsweise kann sich "eine Bundesliga ohne
die SG nur schwer vorstellen" und bezeichnete eine Liga ohne
Wallau, Essen und Hamburg gar als einen "Supergau", der der
ganzen Liga großen Schaden bereiten würde. Ob es die SG nächste
Saison noch gibt, hängt nunmehr nur noch zu einem Bruchteil
von den Leistungen der Spieler, vielmehr aber von der Akquise
neuer Sponsoren ab.
Doch auch Personalmangel machte den Wallauern bei ihren letzten
Auftritten schwer zu schaffen. So fielen zum Beispiel Lavrov, Immel,
Hundt und Grimm zuletzt punktuell verletzt aus. Da scheinen
selbst Niederlagen aller Ehren wert. "So viele Hüte, wie ich
vor meiner Mannschaft ziehen müsste, habe ich gar nicht",
fand es SG-Trainer Martin Schwalb unglaublich, dass sein
Team gegen Lemgo 53 Minuten lang, bis zum 32:35, gut mithalten
konnte, bevor bei der SG in der temporeichen Partie die Kräfte
schwanden (Endstand: 34:41).
"Die Tumulte hier haben die Jungs als Mannschaft zusammengeschweißt",
spielte Lemgos mit zehn Toren bester Werfer Florian Kehrmann
auf die bedrohliche Finanzsituation der SG an. Schwalb
selbst sprach von einer Hingabe seines Teams "über die
Schmerzgrenze hinaus" und quittierte der Mannschaft wiederum
"einen sensationellen Charakter".
Dabei habe man die Belastungsgrenze schon weit überschritten,
sagte Schwalb, dessen Team nur noch nach dem Motto "soweit
die Füße tragen" die Saison so gut wie möglich zu Ende
bringen will. "Wir rennen erst einmal und schauen dann,
ob wir durchhalten", sagte der Trainer vor dem Spiel
auch bei Abstiegskandidat GWD Minden-Hannover, wobei
sich dieser Weg dem Ergebnis nach zu urteilen (33:27 für Minden)
doch als zu weit herausstellte.
Der letzte Sieg der SG fand ausgerechnet gegen die Leidensgenossen
von Tusem Essen statt, die ja wie bereits erwähnt, ebenfalls
große Geldsorgen haben. "Im Improvisieren sind wir ganz groß",
sagte Rastner nach dem 34:32-Heimsieg
und gab zu, dass Handballspielen für das Team derzeit die beste
Ablenkung von den Alltagssorgen ist. "Wir haben mit unserer
Leistung gezeigt, dass wir nicht wegen des großen Geldes
hier spielen, sondern weil wir Spaß am Handball haben und
zusammenhalten", sagte auch Jonsson und fügte noch hinzu:
"Ich kann hier nicht einfach weggehen. Deshalb habe ich
ein paar andere Angebote abgelehnt."
Langsam zeichnet sich aber auch etwas Licht am Ende des
Tunnels ab. Zwar hängt die Zukunft der SG weiter am
seidenen Faden, jedoch betonte Gesellschafter Ralf
Jahnke zuletzt, dass es bezüglich eines Hauptsponsors
"positive Hinweise, aber noch nichts Endgültiges" gäbe.
Einen Anstoß zur Sanierung des Vereins kam bekanntlich
schon aus Kiel, indem man am 20. März zum Benefiz-Spiel
für die SG Wallau-Massenheim in der Ballsporthalle
Frankfurt antrat. Die Einnahmen aus der Partie kamen
allein den Gastgebern zu Gute, selbst die Kosten für
die Flugreise, ca. 7500 Euro, trug der THW Kiel selbst. "
Es war eine tolle Geste, wofür wir sehr dankbar sind und
wo ich sage: Hut ab, THW!", so Grimm.
Stichtag für Wallau ist der 25. Mai, an dem sich auch
entscheiden wird, ob sich neben anderen der THW
"Wallau-Retter" auf die Brust schreiben kann. An diesem Tag
nämlich wird der Ligavorstand der Handball-Bundesliga (HBL)
darüber befinden, ob die Hessen auch in der kommenden Saison
am Erstliga-Spielbetrieb teilnehmen dürfen. "Vorher geben wir
keine Wasserstandsmeldungen mehr ab", betonte Jahnke.
Vor dem schweren Auswärtsspiel in der Ostseehalle gibt sich die
Grimm kämpferisch: "Wir fahren nicht gut 600 km, um zu verlieren!".
Angesichts der seinerseits verpassten Chance, gegen die
SG Flensburg-Handewitt zu punkten (32:35), wird es der THW
aber genau darauf anlegen müssen...
(living sports, aus dem THW-Hallenmagazin Zebra)
Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
Das eingeleitete Insolvenzverfahren schlägt bei der SG Wallau/ Massenheim
derzeit hohe Wellen. Anbei diesen Turbolenzen unterhielten wir uns mit
dem deutschen Nationalspieler Heiko Grimm, der die Panther nach nur
einem Jahr wieder in Richtung Großwallstadt verlassen wird. Neben
dem gefährlichen Fahrwasser der SG wurden auch die persönlichen
Perspektiven des 27-jährigen Linksaußen angesprochen. Des Weiteren
ließ er durchblicken, dass der THW, trotz seines Benefiz-Auftrittes
für eine Rettung der Wallauer, natürlich keine Geschenke seiner
Mannschaft erwarten darf.
- Zebra:
-
Die Saison verlief für Ihre Mannschaft bisher ziemlich
turbulent, wobei die sportliche Seite von den Insolvenzmeldungen
der SG oft überschattet wurde. Wie bewerten Sie den Saisonverlauf
bis dato rein sportlich?
- Heiko Grimm:
-
Ich denke, wenn man die Saison insgesamt betrachtet, kann man
angesichts des großen Verletzungspechs innerhalb der Mannschaft
eigentlich noch ganz zufrieden sein. Wir hatten natürlich geplant,
die Saison mit Jan-Olaf Immel und Nenad Perunicic
anzugehen. Doch da sich Immel langzeitig verletzte und
Perunicic aus finanziellen Gründen
nach Katar abgegeben wurde, fehlen uns diese beiden seit einem
Großteil der Saison als wichtige Stützen im Mittelblock der
Abwehr sowie im Angriff als Torjäger. Schlecht gespielt haben
ir in dieser Hinsicht nicht.
- Zebra:
-
Aber das Saisonziel, sich im Verfolgerfeld festzusetzen,
wurde verfehlt. Auch ein Platz im Europacup ist wohl
nicht mehr drin.
- Heiko Grimm:
-
Das stimmt wohl. Allerdings muss man unter sich ändernden
Umständen auch seine Zielvorgaben den Gegebenheiten anpassen.
Wir konnten zu Saisonbeginn noch nicht absehen, dass sich
alles so unglücklich entwickeln würde. In Anbetracht der
Umstände können wir immer noch ein bisschen stolz auf
unsere Leistung sein.
- Zebra:
-
Überschattet wird das Sportliche in Wallau durch das eingeleitete
Insolvenzverfahren. Seit wann weiß die Mannschaft um die
finanziellen Probleme des Vereins?
- Heiko Grimm:
-
Die ganze Geschichte wurde von uns ja eigentlich erst richtig ins
Laufen gebracht, indem wir uns über das Ausbleiben unserer
Gehaltszahlungen beschwert haben. Das war so ungefähr Ende
Februar.
- Zebra:
-
Würden Sie sagen, dass sich dieses Verfahren auch negativ auf
die sportlichen Leistungen der SG ausgewirkt hat?
- Heiko Grimm:
-
Nein, eher im Gegenteil. Ab diesem Zeitpunkt wurde unser Zusammenspiel
komischerweise sehr gut. Es ist ja oft so, dass, wenn der Druck von der
Mannschaft abfällt, man einfach befreiter aufspielen kann. Wir hatten
ja nicht viel zu verlieren. Ich würde jetzt nicht so weit gehen,
dass die ganze Geschichte uns positiv beeinflusst hat - auf so etwas
kann man immer besser verzichten -
negative Auswirkungen auf unsere Leistung hat es aber auch
nicht gegeben.
- Zebra:
-
Also gar keine spürbare Verunsicherung ob der ungewissen Zukunft?
- Heiko Grimm:
-
Nein, natürlich waren viele Spieler verunsichert wegen ihrer
persönlichen Zukunft. Es schlägt verständlicherweise auf das
Gemüt, wenn man kein Gehalt mehr überwiesen bekommt und noch
nicht weiß, wo man in der nächsten Saison spielen wird. Die
Mannschaft allerdings wurde so eher noch mehr zusammengeschweißt.
- Zebra:
-
Umso enttäuschter stimmt den Verein, dass sich bereits ein
großer Teil der Leistungsträger dazu entschieden hat, zum Ende
der Saison andere Wege zu gehen. Auch Sie werden, gemeinsam mit
Jan-Olaf Immel, in der der nächsten Spielzeit für einen anderen
Club, nämlich den TV Großwallstadt, Ihre Tore werfen. Was wird
man von der SG W/M noch erwarten können?
- Heiko Grimm:
-
Ehrlich gesagt: Keine Ahnung. Es ist natürlich ein normaler
Vorgang, dass wenn man ein paar Monate kein Geld bekommt, sich
einen anderen Arbeitgeber sucht - zumal ja immer noch nicht
sicher ist, ob es sich in Wallau sehr bald zum Positiven
wenden wird. Es ist sehr schade, dass die Mannschaft
jetzt auseinander fällt und ich meine auch, dass keiner
derjenigen, die jetzt weggehen, dies so wollte. Man muss es
eben so nüchtern betrachten, wie es ist. Handball ist unser
Beruf und gegebenenfalls muss man auch unangenehme Entscheidungen
treffen. Wie die Mannschaft in der nächsten Saison aussehen
wird, das weiß zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich noch nicht
einmal der Verein. Zunächst gilt es, die Insolvenz abzuwenden
und sich um die neue Lizenz zu kümmern.
- Zebra:
-
Der TBV Lemgo ist mehr oder weniger ein Spiegelbild der deutschen
Nationalmannschaft, der man bei der
WM in Tunesien angemerkt hat,
dass man ihr noch etwas mehr Zeit geben muss, um
zusammenzufinden. Sehen Sie ähnliche Probleme im nächsten Jahr?
- Heiko Grimm:
-
Nein, eigentlich nicht. Ich gehe davon aus, dass die Formierung
zu einem neuen erfolgreichen Team in der Vorbereitungsphase
weitestgehend abgeschlossen sein wird. Anders als in der
Nationalmannschaft kann Lemgo ja auch immer noch auf seine
erfahrenen Spieler wie Zerbe oder Schwarzer zurückgreifen. Wir
werden schon eine schlagfertige Truppe beisammen haben.
- Zebra:
-
Wie weit reichen Ihre Informationen bezüglich des Insolvenzverfahrens?
Halten Sie es tatsächlich für möglich, dass Wallau demnächst
nicht mehr in der Bundesliga aufzufinden sein wird?
- Heiko Grimm:
-
Sehr weit gehen meine Informationen nicht - um diese Angelegenheiten
kümmern sich andere Leute. Aber ehrlich gesagt, habe ich ein ganz
gutes Gefühl. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Verein
wirklich insolvent geht - dazu ist die SG ein viel zu wichtiger
Bestandteil der Liga. Ich bin zuversichtlich, dass es der
Vereinsführung durch die Anwerbung neuer Sponsoren gelingen
wird, das Unheil noch einmal abzuwenden. Der Neuanfang wird
aber sicherlich nicht leicht werden.
- Zebra:
-
Sie sind erst im Jahr 2004 vom TVG nach Wallau gewechselt,
nun geht es geradewegs wieder zurück. Betrachten Sie
es persönlich mittlerweile als einen Fehler, Ihren alten
Verein überhaupt verlassen zu haben?
- Heiko Grimm:
-
Hört sich vielleicht blöd an - aber das würde ich
überhaupt nicht sagen. Mir ging es mit dem Wechsel
in erster Linie darum, neue Erfahrungen zu sammeln.
Das ist mir in diesem einen Jahr wohl mehr als gelungen,
da von der Entlassung unseres Managers bis hin zur
Insolvenzeinleitung quasi alles zusammen gekommen ist,
was man sich so vorstellen kann. Ein solches Jahr prägt
einen Spieler, auch juristisch habe ich einiges dazugelernt,
muss ich sagen. Nein, ohne Flachs, ich meine, dass
ich mich sportlich gut weiter entwickelt habe, was mir
auch die Verantwortlichen aus Großwallstadt bestätigt haben.
Und auch die sonstigen Erfahrungen empfinde ich für mich
als sehr wertvoll und lehrreich.
- Zebra:
-
Viel Erfahrung sammeln steht auch bei den Kriterien von
Heiner Brand ganz oben auf der Liste. Trotzdem scheinen
Sie, auch nach bereits 32 Spielen für Deutschland,
noch nicht zum engeren Kreis der Nationalmannschaft
zu gehören.
- Heiko Grimm:
-
Ich fürchte, meine Perspektiven sehen diesbezüglich nun
auch nicht unbedingt besser aus - warum auch immer. Es ist
zwar nur eine Floskel, aber ich meine sie tatsächlich ernst:
Ob ich spiele oder nicht, das entscheidet der Bundestrainer.
Über das `ob` und `wann` verschwende ich, bis es soweit ist,
ehrlich gesagt keinen Gedanken.
- Zebra:
-
Sie haben dieses Ziel aber noch nicht abgeschrieben, oder?
- Heiko Grimm:
-
Es wäre für mich eine große Ehre und es ist auch mein
großer Wunsch, vielleicht bei den nächsten Olympischen
Spielen oder bei der WM im eigenen Land dabei zu sein.
Darüber entscheide aber nicht ich. Das einzige, was ich
tun kann, ist im Verein gute Leistungen zu zeigen. Natürlich
war ich bislang etwas enttäuscht und konnte es mir selber
nicht ganz erklären, warum es noch nicht geklappt hat.
Mir bleibt nichts anderes übrig, als so lange gute
Leistungen zu zeigen, bis der Trainer nicht mehr darum
herum kommt, als mich aufzustellen. Wenn es nicht
klappt, mache ich eben Urlaub...
- Zebra:
-
Momentan sind Sie noch durch eine Bauchmuskelverletzung
außer Gefecht gesetzt. Werden Sie beim Spiel gegen den
THW überhaupt wieder mit dabei sein?
- Heiko Grimm:
-
Derzeit habe ich noch massiv mit meinen Bauchmuskeln
und einer Prellung zu kämpfen und musste so auch die
letzten Spiele aussetzen. Bis zum Spiel gegen Kiel
dürfte das aber wieder so weit ausgeklungen sein,
dass ich, wie ich mich kenne, in der Ostseehalle
wieder so "blöd" sein werde und notfalls unter
schmerzstillenden Mitteln auf die Platte stelle.
- Zebra:
-
Mit welchen Erwartungen fahren Sie nach Kiel?
- Heiko Grimm:
-
Meinen Sie, wir fahren gut 600 km nach Kiel, um zu
verlieren? Nein, natürlich nicht! Man muss aber
auch so realistisch sein und sehen, mit welcher
Mannschaft wir anreisen. Wir wollen, wie wir es
eigentlich die ganze Zeit schon machen, Spaß am
Spiel haben und dann sehen, was am Ende dabei
herauskommt - aber natürlich sind wir Außenseiter.
- Zebra:
-
Also wird der THW auch nach seinem Benefiz-Auftritt
für Wallau Mitte März keine Geschenke erwarten können?
- Heiko Grimm:
-
Nein, das nicht. Es war überaus sympathisch seitens
des THW, dass er dabei mitgewirkt hat, vor allem,
da er ja auch noch sämtliche Reisekosten etc selber
gezahlt hat. Es war eine tolle Geste, wofür wir sehr
dankbar sind und wo ich sage: Hut ab, THW! Dieses
Spiel ist nun aber wieder ein völlig anderes und
Geschenke gibt es da natürlich keine.
(Das Interview führte Thomas Fischer für living sports, aus dem THW-Hallenmagazin Zebra)
THW Kiel - SG Wallau/Massenheim:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
Radio- und Internet-Tips: