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09./10./11.05.2005 - Letzte Aktualisierung: 11.05.2005 Bundesliga

THW empfängt Wallau am Mittwoch zum vorletzten Heimspiel

Update #5 Aktualisierung vom 11.05..., vom 10.05... und vom 09.05...

Das Team der SG Wallau/Massenheim.
Klicken Sie für weitere Infos! Das Team der SG Wallau/Massenheim.
Fünf Spiele in zweieinhalb Wochen hat der THW Kiel noch bis zum Saisonende und der möglichen elften Meisterschaft zu absolvieren, am Mittwoch gibt es den vorletzten Ostseehallen-Auftritt für die Zebras. Gegner ist der Tabellenzehnte SG Wallau/Massenheim, Anwurf ist um 20 Uhr. Das Spiel ist rstlos ausverkauft. Es wird gebeten, von Anfragen an die Geschäftsstelle abzusehen, da wirklich alle Tickets vergriffen sind.
Das Team von Martin Schwalb steht im Niemandsland der Handball-Bundesliga: Mit 31:29 Punkten und Tabellenplatz 10 können die Hessen bestenfalls noch zwei Plätze nach oben gutmachen, den momentanen Platz haben sie aber so gut wie sicher. Nach einer mäßigen Hinrunde mit 15:19 Punkten sorgte Wallau zumindest außerhalb der deutschen Handballtempel für Schlagzeilen: Finanzielle Probleme trieben den Meister von 1992 und 1993 an den Rand des Lizenzentzugs, der THW unterstützte den Verein mit einem Benefizspiel (siehe Extrabericht). Zudem schien die Mannschaft zu zerfallen: Die Nationalspieler Jan-Olaf Immel und Heiko Grimm unterschrieben Verträge beim TV Großwallstadt, Spielmacher Igor Lavrov gab seinen Wechsel zum HSV Hamburg bekannt und Linkshänder Jan-Henrik Behrends wird nach Wilhelmshaven zurückkehren. Nachdem Trainer Martin Schwalb kurzzeitig mit einem Wechsel zu seinem alten Club TUSEM Essen liebäugelte, verlängerte der 41-Jährige schließlich doch seinen Vertrag bei Wallau bis Juni 2008 und wird in Zukunft auch noch den Posten des Sportdirektors bekleiden. Eine neue Mannschaft muss zur kommenden Saison dennoch wieder aufgebaut werden: Die Achse des Teams sollen Torwart Marcus Rominger, der ehemalige Kieler Kreisläufer Andreas Rastner, Rechtsaußen Einar-Örn Jonsson und Dominik Klein bilden (siehe auch Gegnerkader Wallau)

Das Team ließ sich von den finanziellen Problemen und dem Transferkarussell aber nicht beirren und startete furios in die Rückrunde: 14:2 Punkte holten die Hessen aus den ersten 8 Partien und konnten zumindest zeitweilig doch noch ein wenig auf die Europapokal-Plätze schielen. Doch das Verletzungspech, das die "Panther" gar dazu zwang, nach dem Ausfall von Leistungsträgern wie Lavrov, Immel und Grimm sowie Ex-Zebra Nenad Perunicic mit gleich vier Regionalliga-Akteuren im Kader gegen die SG Flensburg anzutreten, bedeutete das endgültige Ende aller europäischen Träume für Wallau - zumal das Team im Pokal-Viertelfinale gegen die HSG Nordhorn absolut chancenlos war (siehe auch Kurve Wallau).

Beste Torschützen bei Wallau sind in dieser Saison Linksaußen Heiko Grimm mit 122/48 sowie Dominik Klein mit 121/15 Saisontreffern, Jan-Henrik Behrends ist mit 105 Treffern bester Feldtorschütze bei den Hessen.

Nach drei Auswärtsniederlagen in Folge gelang dem THW in der Ballsporthalle Frankfurt in dieser Saison endlich wieder ein Sieg bei der SG Wallau/Massenheim. In der vorgezogenen Partie des 14. Spieltags siegten die Zebras am 1. Oktober mit 32:28 (15:14) (siehe Spielbericht) und übernahmen damit vorzeitig die Tabellenführung. Im Benefizspiel am 20. März diesen Jahres gewann der THW dank 10 Treffern von Adrian Wagner erneut in Frankfurt mit 49:46 (siehe Spielbericht) - das Spiel hatte aber lediglich Freundschaftsspielcharakter. In der Ostseehalle warten die "Panther" indes seit über viereinhalb Jahren auf ein Erfolgserlebnis: Der letzte Sieg Wallaus datiert vom 26.10.2000, als die Gäste mit 28:26 gewannen (siehe Spielbericht). In den letzten vier Jahren gab es jeweils ungefährdete Siege für die Zebras, in der letzten Spielzeit gewann der THW zum Saison-Heimauftakt mit 36:29 (siehe Spielbericht). Siehe auch Gegnerdaten SG Wallau/Massenheim.

Schiedsrichter der Partie am Mittwoch sind Hagen Becker und Axel Hack (Halberstadt).

(Sascha Krokowski)

Aktualisierung vom 09.05.2005:

Fritz-Ehrung zum Welthandballer des Jahres

Die IHF gab bekannt, dass der Henning Fritz am 11. Mai, im Rahmen des Bundesligaspiels des THW gegen die SG Wallau-Massenheim, die Ehrung zum Welthandballer des Jahres entgegen nehmen wird. Die Ehrung wird adidas Manager Sascha Janzen vornehmen.

Aktualisierung vom 10.05.2005:

Lesen Sie bitte auch die Karten-Info, den Vorbericht von living sports aus dem Hallenheft Zebra, das living sports Interview mit Heiko Grimm und den KN-Vorbericht.

Aktualisierung vom 11.05.2005:

Lesen Sie bitte auch das KN-Interview mit Wallaus Trainer Martin Schwalb.

Karten-Info vom 10.05.2005:

Spiel ist restlos ausverkauft

Die Spiele gegen die SG Wallau-Massenheim und TUSEM Essen sind beide restlos ausverkauft. Es wird gebeten, von Anfragen an die Geschäftsstelle abzusehen, da wirklich alle Tickets vergriffen sind.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 10.05.2005:

Die Notgemeinschaft will Gas geben

Wallau morgen Gast beim THW - Andreas Rastner: Probleme schweißen Team zusammen
Kiel - Die SG Flensburg-Handewitt erstürmte am Sonnabend mit dem 43:29 gegen Absteiger Post Schwerin die Tabellenspitze der Handball-Bundesliga. Aus Sicht des THW soll es ein Zwischenhoch bleiben. Die Kieler wollen den Sonnenplatz morgen Abend (20 Uhr) mit einem Sieg über die SG Wallau-Massenheim zurückerobern.

Und das könnte ein Selbstgänger werden, schenkte man den Schlagzeilen der vergangenen Wochen Glauben. Wallau vor dem Untergang, titelte die Sport-Bild in ihrer Ausgabe vom 4. Mai. Tatsächlich ist die finanzielle Lage der Hessen angespannt. Seit Monaten gehen Gehaltzahlungen an die Spieler mit Verspätung ein. "Zurzeit stehen zwei Monatsgehälter aus", erklärt der ehemalige Kieler Andreas Rastner. Den Kopf stecken die Spieler nicht in den Sand. Die Notsituation habe das Team zusammengeschweißt, sagt Rastner. Es sei immer gelungen, die alltägliche Problematik abzuschalten. "Diskutiert wird vor und nach dem Spiel, aber während der 60 Minuten auf der Platte geben alle Vollgas." Das, so Rastner, werde man auch in Kiel erleben.

1,4 Millionen Euro Schulden lasten auf dem Meister von 1992 und 1993. Ein vorläufiges Insolvenzverfahren ist eingeleitet worden, die finanziellen Dinge bestimmt Insolvenzverwalterin Claudia Jansen. Selbst der ehemalige SG-Boss, Daueroptimist Bodo Ströhmann, sieht schwarz. "Ich habe Angst dass dem Verein etwas passieren kann." Ströhmann hat sich eingeschaltet, um dem Klub beim laufenden Lizenzierungsverfahren zu helfen. Einen Beitrag zur Soforthilfe lieferte auch der THW am 20. März mit einem Benefizspiel. 2000 Zuschauern brachten beim Kieler 49:46-Sieg in der Sporthalle Höchst rund 50 000 Euro in die SG-Kasse (siehe Extrabericht). Zwar nur ein Tropfen auf einem heißen Stein, aber zugleich eine wichtige moralische Stütze. "Die Bundesliga braucht einen Traditionsklub wie Wallau", sagt Kiels Manager Uwe Schwenker. Wie es nach dieser Saison weitergeht? Leistungsträger wie Tiedtke, Lawrow, Immel, Behrends oder Grimm verlassen den Klub. Dennoch sieht Rastner eine Zukunft. "Hinter den Kulissen ist gute Arbeit geleistet worden. Wenn wir die Lizenz erhalten, ist ein Anfang gemacht."

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 10.05.2005)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 11.05.2005:

"Sympathie für den THW"

Martin Schwalb steht mit finanziell gebeutelter SG Wallau vor Neubeginn
Martin Schwalb ist ein Kind der Handball-Bundesliga, errang Meisterschaften und Pokale und rangiert mit 194 Länderspieleinsätzen für Deutschland auch in dieser Statistik weit vorne. Ins Trainergeschäft startete der heute 42-Jährige 1998 erfolgreich mit der SG Wallau-Massenheim. Wegen finanzieller Probleme und dem Fortgang von sechs Leistungsträgern steht der SG-Coach vor einem Neubeginn. Die KN sprachen mit Schwalb.

Kieler Nachrichten:
Herr Schwalb, zurzeit stehen sie mit Wallau im Niemandsland der Tabelle. Was kann Ihr Team in Kiel ausrichten?
Martin Schwalb:
Es wird ganz schwer, auch weil wir seit Wochen Verletzungsprobleme haben. Jan-Olaf Immel und Benjamin Hundt fehlen mit Sicherheit, außerdem sind andere Leistungsträger angeschlagen. Die jungen Leute werden wie schon vor 14 Tagen gegen Flensburg einspringen müssen.
Kieler Nachrichten:
Da standen sie beim 32:35 kurz vor einer Überraschung...
Martin Schwalb:
Wenn die Schiedsrichter das eine oder andere Mal anders gepfiffen hätten, wäre mehr drin gewesen. Aber diese Leistung können wir natürlich nicht jeden Tag wiederholen. Vor allem nicht in der Ostseehalle. Diese besondere Atmosphäre müssen die jungen Leute erst einmal verkraften. Das ist nach wie vor etwas ganz Besonderes. Wir kommen nicht, um in Kiel zu gewinnen, aber wir lauern immer auf eine Überraschung.
Kieler Nachrichten:
Sie verlieren am Saisonende sechs Leistungsträger. Trotzdem haben Sie Ihren Vertrag bis 2008 verlängert. Was erwarten Sie vom Neuaufbau?
Martin Schwalb:
Es ist natürlich bitter, dass wir so viele gute Spieler verlieren. Aber wir arbeiten daran, dass der neue Kader finanzierbar ist und außerdem gute Chancen besitzt, die Klasse zu halten. Die Personalplanung ist längst nicht abgeschlossen. Aber wir suchen nach Spielern, die Wallau als Chance erkennen, ihre Karriere nach vorne zu bringen. Mehr können wir zurzeit nicht bieten - aber auch nicht weniger.
Kieler Nachrichten:
Trotz Ihrer Vertragsverlängerung wurden Sie nach der Demission von Bob Hanning in Hamburg als Nachfolger gehandelt. Gab es Kontakte mit dem HSV?
Martin Schwalb:
Diese Diskussion gefällt mir überhaupt nicht. Es ist doch immer dasselbe: Wenn irgendwo ein Trainer entlassen wird, fällt oft auch mein Name als Nachfolger. Das ehrt mich auf gewisse Weise, ist aber unredlich. Wenn andere meinen Namen in den Mund nehmen, muss ich mich dafür nicht rechtfertigen. Ich arbeite 24 Stunden am Tag und habe andere Probleme.
Kieler Nachrichten:
Als die Finanznot bei Wallau am Größten war, half der THW im März mit einem spontanen Benefizspiel aus. Wie ordnen Sie diese Geste ein?
Martin Schwalb:
Als Spieler und Trainer habe ich immer eine besondere Konkurrenz zum THW gespürt. Es gab manchmal Streit und immer tolle Kämpfe. Ich bin dem Klub stets mit viel Respekt entgegengetreten. Nach dieser einmaligen Benefizaktion ist jetzt auch Sympathie hinzugekommen. Das THW-Management hat erkannt, dass es eine gemeinsame Verantwortung für die Bundesliga gibt. Wir haben aufgrund unserer Tradition einen gewissen Wert für die Liga, das weiß auch Manager Uwe Schwenker. Diese Aktion hat vielen Sponsoren bei uns einen Anstoß gegeben. Dennoch: Hilfe und Bundesliga-Alltag sind Zweierlei. Wir haben in Kiel nichts zu verschenken.
Lesen Sie auch Kieler Nachrichten: Zebras im Verletzungspech.

(Das Interview führte Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 11.05.2005)

 

Angeschlagene Panther

Insolvenzgeplagte SG Wallau/Massenheim zu Gast in der Ostseehalle
Der anfängliche Optimismus, sich im Verfolgerfeld festzusetzen, ist verflogen. Heute kann sich die SG Wallau/Massenheim zusammen mit den Ligakonkurrenten aus Hamburg und Essen gemeinsam die Klinke in die Hand geben - das Insolvenzverfahren musste eingeleitet werden und noch kann keiner genau sagen, wie es bei den Frankfurter Vorstädtern weiter gehen wird.

Dabei sahen die Planungen der Wallauer anfangs recht viel versprechend aus. Der Neunte der vergangenen Saison hatte das Image der "jungen Wilden" inzwischen abgelegt, mit den einstigen Kielern Andreas Rastner (36) und Nenad Perunisic (33) wurde das Durchschnittsalter des Teams nicht unwesentlich gesteigert. Nationalaußen Heiko Grimm vom TV Großwallstadt sorgte ebenfalls für eine Qualitätssteigerung, ansonsten wollte Trainer Martin Schwalb in seinem siebten Jahr vor allem auf Torwartroutinier Zoran Djordjic (117 Länderspiele), den Russen Igor Lawrow (165 LS) sowie dem Isländer Einar-Örn Jönsson (46 LS) und den deutschen Nationalspieler Jan Olaf Immel (97 LS) bauen.

Pläne, die heute als gescheitert angesehen werden müssen, denn unser heutiger Gegner sieht sich mit einer sehr kritischen Situation konfrontiert. Sportlich dümpelt das Team um den 10. Tabellenplatz, ein Europacup-Platz wurde schon abgeschrieben und zudem noch das alles überschattende Insolvenzverfahren. Ein bisher nur teilweise abgetragener Schuldenberg lastet auf der SG Wallau-Massenheim, welcher dem zweimaligen deutschen Meister das Genick brechen könnte. Die Hessen waren jüngst beim Finanzamt Hofheim, das am 1. April den Antrag auf Insolvenz gestellt hatte, noch mit einer Zahlung in Höhe von 150.000 Euro in Rückstand. Allerdings hoffen die Verantwortlichen des Tabellenzehnten, allein bei den Spielergehältern rückwirkend rund 20 Prozent einsparen zu können. Die Profis des zweimaligen Pokalsiegers, die seit Januar auf ihre Lohnzahlungen warten, haben bereits ihre Bereitschaft signalisiert, Abstriche machen zu wollen. Obwohl Trainer Martin Schwalb, der allen Unkenrufen zu trotz seinen Vertrag verlängert, steht die sportliche Zukunft noch in den Sternen. Bereits sechs Spieler haben in der nächsten Serie einen neuen Klub, und Nenad Perunic ist derzeit in Katar auf Torejagd - Auflösungserscheinungen eines Top-Teams. "Wie die Mannschaft in der nächsten Saison aussehen wird, das weiß zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich noch nicht einmal der Verein", gibt Heiko Grimm zu.

Nicht nur in Wallau gab man sich schockiert. Lemgos Manager Fynn Holpert beispielsweise kann sich "eine Bundesliga ohne die SG nur schwer vorstellen" und bezeichnete eine Liga ohne Wallau, Essen und Hamburg gar als einen "Supergau", der der ganzen Liga großen Schaden bereiten würde. Ob es die SG nächste Saison noch gibt, hängt nunmehr nur noch zu einem Bruchteil von den Leistungen der Spieler, vielmehr aber von der Akquise neuer Sponsoren ab.

Doch auch Personalmangel machte den Wallauern bei ihren letzten Auftritten schwer zu schaffen. So fielen zum Beispiel Lavrov, Immel, Hundt und Grimm zuletzt punktuell verletzt aus. Da scheinen selbst Niederlagen aller Ehren wert. "So viele Hüte, wie ich vor meiner Mannschaft ziehen müsste, habe ich gar nicht", fand es SG-Trainer Martin Schwalb unglaublich, dass sein Team gegen Lemgo 53 Minuten lang, bis zum 32:35, gut mithalten konnte, bevor bei der SG in der temporeichen Partie die Kräfte schwanden (Endstand: 34:41).

"Die Tumulte hier haben die Jungs als Mannschaft zusammengeschweißt", spielte Lemgos mit zehn Toren bester Werfer Florian Kehrmann auf die bedrohliche Finanzsituation der SG an. Schwalb selbst sprach von einer Hingabe seines Teams "über die Schmerzgrenze hinaus" und quittierte der Mannschaft wiederum "einen sensationellen Charakter".

Dabei habe man die Belastungsgrenze schon weit überschritten, sagte Schwalb, dessen Team nur noch nach dem Motto "soweit die Füße tragen" die Saison so gut wie möglich zu Ende bringen will. "Wir rennen erst einmal und schauen dann, ob wir durchhalten", sagte der Trainer vor dem Spiel auch bei Abstiegskandidat GWD Minden-Hannover, wobei sich dieser Weg dem Ergebnis nach zu urteilen (33:27 für Minden) doch als zu weit herausstellte.

Der letzte Sieg der SG fand ausgerechnet gegen die Leidensgenossen von Tusem Essen statt, die ja wie bereits erwähnt, ebenfalls große Geldsorgen haben. "Im Improvisieren sind wir ganz groß", sagte Rastner nach dem 34:32-Heimsieg und gab zu, dass Handballspielen für das Team derzeit die beste Ablenkung von den Alltagssorgen ist. "Wir haben mit unserer Leistung gezeigt, dass wir nicht wegen des großen Geldes hier spielen, sondern weil wir Spaß am Handball haben und zusammenhalten", sagte auch Jonsson und fügte noch hinzu: "Ich kann hier nicht einfach weggehen. Deshalb habe ich ein paar andere Angebote abgelehnt."

Langsam zeichnet sich aber auch etwas Licht am Ende des Tunnels ab. Zwar hängt die Zukunft der SG weiter am seidenen Faden, jedoch betonte Gesellschafter Ralf Jahnke zuletzt, dass es bezüglich eines Hauptsponsors "positive Hinweise, aber noch nichts Endgültiges" gäbe. Einen Anstoß zur Sanierung des Vereins kam bekanntlich schon aus Kiel, indem man am 20. März zum Benefiz-Spiel für die SG Wallau-Massenheim in der Ballsporthalle Frankfurt antrat. Die Einnahmen aus der Partie kamen allein den Gastgebern zu Gute, selbst die Kosten für die Flugreise, ca. 7500 Euro, trug der THW Kiel selbst. " Es war eine tolle Geste, wofür wir sehr dankbar sind und wo ich sage: Hut ab, THW!", so Grimm.

Stichtag für Wallau ist der 25. Mai, an dem sich auch entscheiden wird, ob sich neben anderen der THW "Wallau-Retter" auf die Brust schreiben kann. An diesem Tag nämlich wird der Ligavorstand der Handball-Bundesliga (HBL) darüber befinden, ob die Hessen auch in der kommenden Saison am Erstliga-Spielbetrieb teilnehmen dürfen. "Vorher geben wir keine Wasserstandsmeldungen mehr ab", betonte Jahnke. Vor dem schweren Auswärtsspiel in der Ostseehalle gibt sich die Grimm kämpferisch: "Wir fahren nicht gut 600 km, um zu verlieren!". Angesichts der seinerseits verpassten Chance, gegen die SG Flensburg-Handewitt zu punkten (32:35), wird es der THW aber genau darauf anlegen müssen...

(living sports, aus dem THW-Hallenmagazin Zebra)

Wallau-Spieler Heiko Grimm im Interview: "Reichlich neue Erfahrungen"

Über eine lehrreiche Saison bei der SG Wallau/Massenheim
Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Das eingeleitete Insolvenzverfahren schlägt bei der SG Wallau/ Massenheim derzeit hohe Wellen. Anbei diesen Turbolenzen unterhielten wir uns mit dem deutschen Nationalspieler Heiko Grimm, der die Panther nach nur einem Jahr wieder in Richtung Großwallstadt verlassen wird. Neben dem gefährlichen Fahrwasser der SG wurden auch die persönlichen Perspektiven des 27-jährigen Linksaußen angesprochen. Des Weiteren ließ er durchblicken, dass der THW, trotz seines Benefiz-Auftrittes für eine Rettung der Wallauer, natürlich keine Geschenke seiner Mannschaft erwarten darf.

Zebra:
Die Saison verlief für Ihre Mannschaft bisher ziemlich turbulent, wobei die sportliche Seite von den Insolvenzmeldungen der SG oft überschattet wurde. Wie bewerten Sie den Saisonverlauf bis dato rein sportlich?
Heiko Grimm:
Ich denke, wenn man die Saison insgesamt betrachtet, kann man angesichts des großen Verletzungspechs innerhalb der Mannschaft eigentlich noch ganz zufrieden sein. Wir hatten natürlich geplant, die Saison mit Jan-Olaf Immel und Nenad Perunicic anzugehen. Doch da sich Immel langzeitig verletzte und Perunicic aus finanziellen Gründen nach Katar abgegeben wurde, fehlen uns diese beiden seit einem Großteil der Saison als wichtige Stützen im Mittelblock der Abwehr sowie im Angriff als Torjäger. Schlecht gespielt haben ir in dieser Hinsicht nicht.
Zebra:
Aber das Saisonziel, sich im Verfolgerfeld festzusetzen, wurde verfehlt. Auch ein Platz im Europacup ist wohl nicht mehr drin.
Heiko Grimm:
Das stimmt wohl. Allerdings muss man unter sich ändernden Umständen auch seine Zielvorgaben den Gegebenheiten anpassen. Wir konnten zu Saisonbeginn noch nicht absehen, dass sich alles so unglücklich entwickeln würde. In Anbetracht der Umstände können wir immer noch ein bisschen stolz auf unsere Leistung sein.
Zebra:
Überschattet wird das Sportliche in Wallau durch das eingeleitete Insolvenzverfahren. Seit wann weiß die Mannschaft um die finanziellen Probleme des Vereins?
Heiko Grimm:
Die ganze Geschichte wurde von uns ja eigentlich erst richtig ins Laufen gebracht, indem wir uns über das Ausbleiben unserer Gehaltszahlungen beschwert haben. Das war so ungefähr Ende Februar.
Zebra:
Würden Sie sagen, dass sich dieses Verfahren auch negativ auf die sportlichen Leistungen der SG ausgewirkt hat?
Heiko Grimm:
Nein, eher im Gegenteil. Ab diesem Zeitpunkt wurde unser Zusammenspiel komischerweise sehr gut. Es ist ja oft so, dass, wenn der Druck von der Mannschaft abfällt, man einfach befreiter aufspielen kann. Wir hatten ja nicht viel zu verlieren. Ich würde jetzt nicht so weit gehen, dass die ganze Geschichte uns positiv beeinflusst hat - auf so etwas kann man immer besser verzichten - negative Auswirkungen auf unsere Leistung hat es aber auch nicht gegeben.
Zebra:
Also gar keine spürbare Verunsicherung ob der ungewissen Zukunft?
Heiko Grimm:
Nein, natürlich waren viele Spieler verunsichert wegen ihrer persönlichen Zukunft. Es schlägt verständlicherweise auf das Gemüt, wenn man kein Gehalt mehr überwiesen bekommt und noch nicht weiß, wo man in der nächsten Saison spielen wird. Die Mannschaft allerdings wurde so eher noch mehr zusammengeschweißt.
Zebra:
Umso enttäuschter stimmt den Verein, dass sich bereits ein großer Teil der Leistungsträger dazu entschieden hat, zum Ende der Saison andere Wege zu gehen. Auch Sie werden, gemeinsam mit Jan-Olaf Immel, in der der nächsten Spielzeit für einen anderen Club, nämlich den TV Großwallstadt, Ihre Tore werfen. Was wird man von der SG W/M noch erwarten können?
Heiko Grimm:
Ehrlich gesagt: Keine Ahnung. Es ist natürlich ein normaler Vorgang, dass wenn man ein paar Monate kein Geld bekommt, sich einen anderen Arbeitgeber sucht - zumal ja immer noch nicht sicher ist, ob es sich in Wallau sehr bald zum Positiven wenden wird. Es ist sehr schade, dass die Mannschaft jetzt auseinander fällt und ich meine auch, dass keiner derjenigen, die jetzt weggehen, dies so wollte. Man muss es eben so nüchtern betrachten, wie es ist. Handball ist unser Beruf und gegebenenfalls muss man auch unangenehme Entscheidungen treffen. Wie die Mannschaft in der nächsten Saison aussehen wird, das weiß zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich noch nicht einmal der Verein. Zunächst gilt es, die Insolvenz abzuwenden und sich um die neue Lizenz zu kümmern.
Zebra:
Der TBV Lemgo ist mehr oder weniger ein Spiegelbild der deutschen Nationalmannschaft, der man bei der WM in Tunesien angemerkt hat, dass man ihr noch etwas mehr Zeit geben muss, um zusammenzufinden. Sehen Sie ähnliche Probleme im nächsten Jahr?
Heiko Grimm:
Nein, eigentlich nicht. Ich gehe davon aus, dass die Formierung zu einem neuen erfolgreichen Team in der Vorbereitungsphase weitestgehend abgeschlossen sein wird. Anders als in der Nationalmannschaft kann Lemgo ja auch immer noch auf seine erfahrenen Spieler wie Zerbe oder Schwarzer zurückgreifen. Wir werden schon eine schlagfertige Truppe beisammen haben.
Zebra:
Wie weit reichen Ihre Informationen bezüglich des Insolvenzverfahrens? Halten Sie es tatsächlich für möglich, dass Wallau demnächst nicht mehr in der Bundesliga aufzufinden sein wird?
Heiko Grimm:
Sehr weit gehen meine Informationen nicht - um diese Angelegenheiten kümmern sich andere Leute. Aber ehrlich gesagt, habe ich ein ganz gutes Gefühl. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Verein wirklich insolvent geht - dazu ist die SG ein viel zu wichtiger Bestandteil der Liga. Ich bin zuversichtlich, dass es der Vereinsführung durch die Anwerbung neuer Sponsoren gelingen wird, das Unheil noch einmal abzuwenden. Der Neuanfang wird aber sicherlich nicht leicht werden.
Zebra:
Sie sind erst im Jahr 2004 vom TVG nach Wallau gewechselt, nun geht es geradewegs wieder zurück. Betrachten Sie es persönlich mittlerweile als einen Fehler, Ihren alten Verein überhaupt verlassen zu haben?
Heiko Grimm:
Hört sich vielleicht blöd an - aber das würde ich überhaupt nicht sagen. Mir ging es mit dem Wechsel in erster Linie darum, neue Erfahrungen zu sammeln. Das ist mir in diesem einen Jahr wohl mehr als gelungen, da von der Entlassung unseres Managers bis hin zur Insolvenzeinleitung quasi alles zusammen gekommen ist, was man sich so vorstellen kann. Ein solches Jahr prägt einen Spieler, auch juristisch habe ich einiges dazugelernt, muss ich sagen. Nein, ohne Flachs, ich meine, dass ich mich sportlich gut weiter entwickelt habe, was mir auch die Verantwortlichen aus Großwallstadt bestätigt haben. Und auch die sonstigen Erfahrungen empfinde ich für mich als sehr wertvoll und lehrreich.
Zebra:
Viel Erfahrung sammeln steht auch bei den Kriterien von Heiner Brand ganz oben auf der Liste. Trotzdem scheinen Sie, auch nach bereits 32 Spielen für Deutschland, noch nicht zum engeren Kreis der Nationalmannschaft zu gehören.
Heiko Grimm:
Ich fürchte, meine Perspektiven sehen diesbezüglich nun auch nicht unbedingt besser aus - warum auch immer. Es ist zwar nur eine Floskel, aber ich meine sie tatsächlich ernst: Ob ich spiele oder nicht, das entscheidet der Bundestrainer. Über das `ob` und `wann` verschwende ich, bis es soweit ist, ehrlich gesagt keinen Gedanken.
Zebra:
Sie haben dieses Ziel aber noch nicht abgeschrieben, oder?
Heiko Grimm:
Es wäre für mich eine große Ehre und es ist auch mein großer Wunsch, vielleicht bei den nächsten Olympischen Spielen oder bei der WM im eigenen Land dabei zu sein. Darüber entscheide aber nicht ich. Das einzige, was ich tun kann, ist im Verein gute Leistungen zu zeigen. Natürlich war ich bislang etwas enttäuscht und konnte es mir selber nicht ganz erklären, warum es noch nicht geklappt hat. Mir bleibt nichts anderes übrig, als so lange gute Leistungen zu zeigen, bis der Trainer nicht mehr darum herum kommt, als mich aufzustellen. Wenn es nicht klappt, mache ich eben Urlaub...
Zebra:
Momentan sind Sie noch durch eine Bauchmuskelverletzung außer Gefecht gesetzt. Werden Sie beim Spiel gegen den THW überhaupt wieder mit dabei sein?
Heiko Grimm:
Derzeit habe ich noch massiv mit meinen Bauchmuskeln und einer Prellung zu kämpfen und musste so auch die letzten Spiele aussetzen. Bis zum Spiel gegen Kiel dürfte das aber wieder so weit ausgeklungen sein, dass ich, wie ich mich kenne, in der Ostseehalle wieder so "blöd" sein werde und notfalls unter schmerzstillenden Mitteln auf die Platte stelle.
Zebra:
Mit welchen Erwartungen fahren Sie nach Kiel?
Heiko Grimm:
Meinen Sie, wir fahren gut 600 km nach Kiel, um zu verlieren? Nein, natürlich nicht! Man muss aber auch so realistisch sein und sehen, mit welcher Mannschaft wir anreisen. Wir wollen, wie wir es eigentlich die ganze Zeit schon machen, Spaß am Spiel haben und dann sehen, was am Ende dabei herauskommt - aber natürlich sind wir Außenseiter.
Zebra:
Also wird der THW auch nach seinem Benefiz-Auftritt für Wallau Mitte März keine Geschenke erwarten können?
Heiko Grimm:
Nein, das nicht. Es war überaus sympathisch seitens des THW, dass er dabei mitgewirkt hat, vor allem, da er ja auch noch sämtliche Reisekosten etc selber gezahlt hat. Es war eine tolle Geste, wofür wir sehr dankbar sind und wo ich sage: Hut ab, THW! Dieses Spiel ist nun aber wieder ein völlig anderes und Geschenke gibt es da natürlich keine.
(Das Interview führte Thomas Fischer für living sports, aus dem THW-Hallenmagazin Zebra)

 

User-Tipp:

THW Kiel - SG Wallau/Massenheim:
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