09.08.2008 | Olympia 2008 |
Dominik Klein kann unbekümmerter an die Operation Olympia herangehen. Klein ist 24 Jahre alt, es sind seine ersten Sommerspiele. Der Kieler Linksaußen hat sich von alten Hasen wie Henning Fritz oder Christian Schwarzer aufklären lassen, was ihn erwartet und dabei zu seiner Verwunderung erfahren, dass vor olympischen Handball-Duellen, anders als bei einer Weltmeisterschaft, keine Nationalhymnen gespielt werden: "Du kommst in die Halle und wartest darauf, dass der Schiedsrichter anpfeift. Das muss so ähnlich wie bei einem Freundschaftsspiel sein." Da Klein Musik mag, klingt sein sportliches Ziel so: "Ich will unsere Hymne hören."
Der junge Nationalspieler vom Meister THW beschreibt mit diesen Worten nicht etwa einen Traum, sondern ein realistisches Ziel. Er baut auf die längste Vorbereitung aller Zeiten, die mehr als zwei Monate dauerte, er lobt den Teamgeist, der seit der WM noch besser geworden sei: "Wir wissen, was wir schon einmal gemeinsam erreicht haben, das macht uns stark." Dass der Kapitän der Weltmeister-Mannschaft, Markus Baur, seine Karriere beendet hat, dass der Hamburger Oleg Velyky verletzt ausfiel und mit Michael Kraus und Oliver Köhrmann zwei Akteure ohne große internationale Reputation auf der Spielmacher-Position zur Verfügung stehen, stört Klein überhaupt nicht. "Als unser Motivationstrainer Jörg Löhr während der Vorbereitung das Fehlen von Markus ansprach, habe ich mich darüber gewundert. Das Thema Baur ist abgehakt", erzählt der Linksaußen und glaubt noch nicht einmal an eine Qualitätseinbuße: "Über Köhrmann sagen alle, der hat keine internationale Erfahrung, doch wenn der aufs Feld kommt, merke ich, der hat einen Plan. Wir sind jetzt schwerer auszurechnen."
Das Mitwirken eines Kollegen aus der "Generation Baur" ist für Klein allerdings enorm wertvoll. Christian Schwarzer, der 1989 in der Nationalmannschaft debütierte, als der Kieler gerade mal sechs Jahre alt war, ist nicht nur für Heiner Brand "die Führungsfigur". Klein erzählt, er sauge auf, was "Blacky" sage. Torhüter Henning Fritz behauptet über den 38 Jahre alten Kreisläufer, er treffe in wichtigen Phasen immer die richtigen Entscheidungen. Schwierige Phasen wird es geben in diesem Turnier, vielleicht noch nicht in der Vorrunde, vielleicht nicht morgen gegen Südkorea. "Das Viertelfinale ist das Schlüsselspiel, danach ist die Goldmedaille eine Perspektive", sagt Christian Schwarzer. Die Hymne, auch er will sie hören.
(Von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 09.08.2008)
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