07./08.11.2008 - Letzte Aktualisierung: 08.11.2008 | Bundesliga |
Update #1 | KN-Vorbericht ergänzt... |
Das Team des TBV Lemgo.
©
TBV |
Nach langer Verletzungspause rechtzeitig fit zum Spitzenspiel: Lemgos Neuzugang Martin Galia.
©
TBV |
Doch zuletzt war es ein wenig stiller geworden um den TBV. Klar, 2006 siegte man im EHF-Pokal. Doch vor allem in den nationalen Wettbewerben wurden die Lemgoer nicht mehr unbedingt zum Kreis der Favoriten gezählt. Die Tabellen-Plätze vier, fünf und zweimal sieben reichten den Verantwortlichen in Lemgo angesichts der glorreichen Vergangenheit nicht. Denn Lemgo drohte den Anschluss an die "Großen Vier" aus Kiel, Flensburg, Hamburg und Mannheim zu verlieren. In Ostwestfalen wurde gehandelt. Als erste Konsequenz setzte man auf den Ausbau der kleinen Lipperlandhalle, um in Sachen Zuschauereinnahmen ein größeres Plus zu erlangen. Dann kamen die Großsponsoren "Heristo" und "Gerry Weber", die im TBV die ideale Plattform sahen und sehen, um mit deutschen Spielern und Erfolgen für ihre Produkte zu werben. Klar auch, dass sich ebenso auf der Kommandoebene etwas tun musste.
Kam von der HSG Nordhorn: Abwehrass Daniel Kubes.
©
TBV |
Dabei helfen die Millionen der Großsponsoren, die mit dazu führten, dass der TBV inzwischen wieder in einem Atemzug mit Kiel, Hamburg und Mannheim genannt wird. Sie halfen auch, Weltklasse-Torhüter Martin Galia von Frisch Auf Göppingen loszueisen. Er ist einer von fünf Neuzugängen, mit denen Markus Baur sein Team verstärken konnte. Aus Balingen kam Nationalspieler Martin Strobel, von der HSG Nordhorn holte man den 78-fachen tschechischen Nationalspieler und Abwehrspezialisten Daniel Kubes, Rechtsaußen Mark Schmetz verließ für den TBV seine Heimat beim TuSEM Essen und soll für Entlastung von Florian Kehrmann sorgen. Von Skjern Handbold aus Dänemark kam zudem der Kreisläufer der isländischen Nationalmannschaft, Vignir Svavarsson (siehe auch Gegnerkader Lemgo). "Wir haben uns genau überlegt: Wer passt in dieses Team? Wer kann welche Aufgaben übernehmen? Und da haben wir, glaube ich, schon einige gute Treffer gelandet", freute sich Baur über die Transfercoups. Jetzt hat er eine schlagkräftige junge Truppe, in der bis auf das 21-Jährige Talent Malte Schröder alle Spieler über Erfahrungen in Junioren-, B- oder A-Nationalmannschaften verfügen, die in den nächsten Jahren an die goldenen Zeiten des TBV Lemgo anknüpfen soll.
Führt die interne Torschützenliste an: Nationalspieler Michael Kraus.
©
TBV |
Deshalb wird dem Spitzenspiel am Sonntag auch große Bedeutung zugemessen. So wird neben HBL.tv auch das ZDF ein Kamerateam in die Sparkassen-Arena schicken, um einen Beitrag für die Sportreportage zu drehen. Diese wird am Sonntag ab 17 Uhr ausgestrahlt. Aber auch in der Liga blickt man gespannt auf das Duell zwischen dem Rekordmeister und der diesjährigen zweitbesten Abwehr der Bundesliga. Lemgo Sportlicher Leiter Daniel Stephan stapelt indes genau wie sein Trainer Markus Baur tief: "Der THW ist das Nonplusultra. Sie sind Favorit auf den Meistertitel und haben erst einen Punkt abgegeben. Wir werden natürlich versuchen, die Kieler zu kitzeln, um vielleicht einen Punkt zu entführen. Natürlich ist klar, dass wir als großer Außenseiter in die Partie gehen, aber diese Rolle gefällt uns. Wir sind selbstbewusst und gut gerüstet", schickte der ehemalige Weltklasse-Handballer trotzdem noch so etwas wie eine kleine Kampfansage hinterher.
Die Zebras indes werden den TBV Lemgo mit Sicherheit nicht unterschätzen. Schließlich waren auch die Partien in den letzten Jahren stets heiß umkämpft. So auch in der letzten Spielzeit, als der THW zwar in Lemgo vom Ergebnis her deutlich mit 35:28 gewann, aber trotzdem ein enges Spiel zu verkraften hatte, in dem Nikola Karabatic zwölf Tore erzielte. Auch im Rückspiel war Karabatic beim 32:27 bester Torschütze - am Sonntag wird er hingegen fehlen. 50 Mal trafen der THW Kiel und der TBV Lemgo bisher in der Bundesliga aufeinander. 29 Siege stehen bei fünf Unentschieden und 16 Niederlagen für die Zebras zu Buche. Der letzte doppelte Punktverlust des THW gegen Lemgo liegt allerdings schon einige Zeit zurück: Zuletzt verloren die Zebras im Oktober 2003 mit 29:33 gegen den TBV, seitdem gewannen die Kieler zwölf Bundesliga- und Pokalspiele in Folge (siehe auch Gegnerdaten Lemgo).
Die Schiedsrichter am Samstag in der Sparkassen-Arena-Kiel sind Ralf Damian und Frank Wenz (Bingen/Mainz).
(Christian Robohm)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
Markus Baur ist inzwischen an der Seitenlinie angekommen. |
Es gab Zeiten, in denen Markus Baur ein gefürchteter Interview-Partner war. Nicht, weil der heute 37-Jährige durch Bos- oder Wortkargheit geglänzt hätte. Es war der Humor, der die Berichterstatter-Zunft schwitzen ließ. Nach seinem größten Triumph, dem Gewinn des Weltmeistertitels 2007, witzelte sich Baur in die Herzen Handball-Deutschlands. Auf die Frage "Wie fühlt sich Bundestrainer Heiner Brand nun?" antwortete Baur mit ernster Miene: "Unglaublich schlecht, wir mussten ihn trösten. Er ist ja gerade Weltmeister geworden." Deutschland lachte - und schloss den Kapitän der Weltmeistermannschaft ins Herz.
Ein knappes Jahr später aber war es vorbei mit dem "Alle lieben Baur"-Spiel: Denn aus dem 227-fachen Nationalspieler war - quasi über Nacht - ein Bundesliga-Trainer geworden. Einer, der zunächst mit Problemen gestartet war, aber von dem nun bei "seinem" TBV Lemgo durchaus auch Erfolge erwartet werden. Die Konsequenz: Markus Baur sagte seine Teilnahme als Spielmacher bei den Olympischen Spielen ab und stellte Bundestrainer Heiner Brand vor das beinahe unlösbare Problem, vor dem wichtigsten Turnier der letzten vier Jahre einen neuen Regisseur zu installieren. Viele sahen in der Entscheidung Lemgos, dem Trainer keine Olympia-Teilnahme als Aktivem zu gestatten, die Retourkutsche auf die kurzfristige Demission der TBV-Spieler Lars Kaufmann, Rolf Hermann und Mimi Kraus nach der wenig erfolgreichen EM in Norwegen. Für Kenner der Szene war der Verzicht auf die Olympia-Teilnahme aber vor allem Ausdruck des neuen Markus Baur, des Trainers Markus Baur. "Es ist nun mal nicht zu bewerkstelligen, als Trainer eine relativ neu zusammengestellte Mannschaft zwei Monate allein zu lassen und erst gut eine Woche vor dem ersten Meisterschaftsspiel wieder die Zügel in die Hand zu nehmen", begründete nicht mehr der Spieler, sondern eben der Trainer Markus Baur seinen Verzicht.
Heiner Brand machte gute Miene zum bösen Spiel, wobei vor allem die Kurzfristigkeit der Absage dem Bundestrainer übel aufgestoßen haben dürfte. "Es ist schon eine Enttäuschung, dass der Mann, auf den ich bisher gebaut habe, nicht mitfahren kann", hatte Brand trotzdem offiziell Verständnis für die Entscheidung Baurs aufgebracht. "Ich verstehe Markus' Entscheidung."
Ein paar Monate und ein enttäuschendes Olympia-Turnier später ist die Welt zwischen Baur und Brand wieder in Ordnung - ein Zeichen dafür, wie gut die beiden sich noch immer verstehen. Baur war Heiner Brands verlängerter Arm auf dem Spielfeld, mit ihm holte der Bundestrainer den EM-Titel 2004 und die Weltmeisterschaft im eigenen Land. Klar, dass Heiner Brand sofort zusagte, als die Anfrage für Baurs offizielles Abschiedsspiel kam. "Es ist außergewöhnlich, dass wir im Rahmen der WM-Vorbereitung ein Abschiedsspiel machen. Das ist der Ausdruck eines besonderen Verhältnisses, das wir haben", verneigte sich Brand vor Baur. Im Gegenzug sprang der "Trainer Baur" seinem ehemaligen Mentor in Sachen Handball-Politik zur Seite, indem er die Forderungen des Bundestrainers nach einer Einheimischen-Quote für die Bundesliga unterstützte: "Es wäre schon gut, wenn fünf, sechs deutsche Spieler in einem Kader stehen müssten. Das würde unserer Nationalmannschaft helfen." Ganz ohne hintersinnigem Humor, glasklar formuliert - der "Trainer Markus Baur" spricht eine andere Sprache als der Spieler. Man wird sich daran gewöhnen .
(Von Christian Robohm, aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)
Aus den Kieler Nachrichten vom 07.11.2008
Mit TBV-Trainer Markus Baur sprach Reimer Plöhn.
(Das Interview führte Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 07.11.2008)
Aus den Kieler Nachrichten vom 08.11.2008
17:3 Punkte haben die Spieler von Trainer Markus Baur bisher angehäufelt, acht von zehn Spielen gewonnen. Was wirklich im neu formierten Kader steckt, werden aber erst die kommenden Wochen zeigen. Nach Kiel warten mit Göppingen, Nordhorn und Flensburg weitere Hochkaräter in Folge. Für Baur kein Grund, in Panik auszubrechen. "Wir haben jetzt eine Mannschaft, die gegen jeden Gegner mithalten kann", sagt er. Druck verspürt er keinen. Sein großes Ziel ist die Champions League, "in zwei, drei Jahren."
Geld ist vorhanden. Mit den Großsponsoren Heristo und Gerry Weber im Rücken wuchs der Saisonetat auf sechs Millionen Euro an. So ging es mit gut gefüllten Taschen auf Spielersuche. Jungnationalspieler Martin Strobel (aus Balingen) ist eine frische Kraft für den Rückraum, Daniel Kubes (Nordhorn) neuer Fels der Abwehr, Mark Schmetz (Essen) soll Florian Kehrmann auf Rechtsaußen entlasten und Vignir Svavarsson (Skern Handball) wechselt sich am Kreis mit dem Ex-Kieler Sebastian Preiß ab.
Spektakulärster Neuzugang aber war Torhüter Martin Galia, der nach langem Tauziehen aus Göppingen losgeeist wurde. Das tschechische Reaktionswunder kam allerdings verletzt in Lemgo an, hatte das Kreuzband gerissen und verbrachte die ersten Monate mit Reha-Maßnahmen. Jetzt ist alles überstanden, im Nationaltrikot lieferte Galia in der vergangenen Woche bereits 15 gute Minuten gegen Frankreich ab, die Kieler Sparkassen-Arena soll als Startrampe für ein gelungenes Bundesliga-Comeback dienen. "Ich habe ein starkes Team", sagt Markus Baur, der zudem von Verletzungspech verschont ist und alle Spieler an Bord hat.
Sein Kontrahent Alfred Gislason muss dagegen auf die verletzten Nikola Karabatic, Börge Lund und Andreas Palicka verzichten. Für den schwedischen Torhüter holten die Kieler kurzfristig Ersatz. Palickas Freund und Torwartkollege aus der Nationalmannschaft, der gebürtige Angolaner Herdeiro Lucau, kam am Donnerstag in Kiel an und fiebert seinem THW-Debüt gespannt entgegen. "Das wird eine großartige Sache", sagt Lucau, "selbst wenn ich nicht spielen sollte." Tipps bekommt er über den kurzen Weg. Statt ein Hotel zu beziehen, wohnt der 21-Jährige bei Palicka und dessen Freundin Sandra Meissner.
Ein besonderes Spiel ist Lemgo natürlich auch für Filip Jicha. Der Tscheche wechselte 2007 aus Ostwestfalen an die Ostsee, pflegt aber weiterhin enge Kontakte zu seinen ehemaligen Mitspielern und freut sich aufs Wiedersehen. "Ich hatte zwei tolle Jahre in Lemgo und treffe Freunde wieder."
Alfred Gislason erwartet ein enges Match. "Kompliment an Markus Baur", zieht Kiels Trainer den Hut, "in Lemgo entwickelt sich etwas Großartiges." Respekt zollt er vor allem der wieder gewonnenen Abwehrstärke, "die durch Kubes deutlich stabiler geworden ist." Außerdem entwickele sich Nationalspieler "Mimi" Kraus tatsächlich zu einem Mittelmann von Weltklasseformat. Gislason: "Gewinnen wollen und können wir trotzdem, dafür müssen wir aber sehr gut spielen."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 08.11.2008)
NDR2:
So., ab 15.00: Liveeinblendungen THW Kiel - TBV Lemgo
(Einblendungen um 15.30 Uhr und 16.30 Uhr in "Sport Aktuell", dazu Reaktionen und Interviews nach dem Spiel
; Reporter ist Thomas Koos)
NDR Info:
So., ab 18.05: Nachbericht im halbstündigen Sportreport
Mo. ca. 10.25 und 12.25: Story über den THW Kiel
(Autor ist Thomas Koos)
(07./08.11.2008) | Ihre Meinung im Fan-Forum? |