Hier geht's zur Aktualisierung vom 01.05...
Die Zebras dürften vom Feiern noch leicht verkatert sein, doch
darauf nimmt der Spielplan der Bundesliga keine Rücksicht:
Am Mittwoch tritt der Meisterschaftsfavorit TBV Lemgo in
der Ostseehalle an. Und will der THW in der Titelentscheidung
noch ein Wörtchen mitreden, muß er unbedingt gewinnen.
Anpfiff ist bereits um 19.30 Uhr, das DSF überträgt live.
Das
Restprogramm des THW hat
es in sich: Nach dem Spitzenspiel gegen Lemgo geht's am Wochenende
nach Großwallstadt. Dem Heimspiel gegen Bad Schwartau folgt eine
Auswärtspartie in Essen, bevor der momentane Spitzenreiter
HSG Nordhorn in der Ostseehalle antreten wird. Am letzten Spieltag
müssen die Zebras dann zum alten Nordrivalen SG Flensburg-Handewitt
in die Campushalle.
In diesen harten Endspurt geht der THW - wie bekannt - mit großen
Verletzungsproblemen.
Christian Scheffler
und
Demetrio Lozano spielen seit Wochen mit
Schmerzen. Der Spanier, der an einem Überlastungsschaden im Knie leidet,
soll noch heute (Dienstag) untersucht werden. Fällt der Befund schlecht aus,
droht
"Deme" schon am Donnerstag die Operation.
Erleichterung könnte der THW da durch
Piotr Przybecki
erfahren. Der Pole, der in der Saisonvorbereitung einen Kreuzbandriß erlitt,
ist wieder voll im Training. THW-Trainer
Noka Serdarusic
deutete an, daß
Przybecki in den letzten Spielen
möglicherweise zu Kurzeinsätzen kommen könnte.
Die die Mannschaft war gestern in Feierlaune optimistisch,
Lemgo bezwingen zu können.
Klaus-Dieter Petersen meinte nach durchfeierter
Nacht launisch:
"Ich hab mich total auf Lemgo vorbereitet. Die hauen wir aus der Halle!"
Manager Uwe Schwenker und
Trainer Noka Serdarusic waren da schon vorsichtiger.
Uwe Schwenker hofft zwar durch den EHF-Pokalsieg
auf einen Schub in der Liga
("Jetzt werden wir in der Meisterschaft volles Risiko gehen. Alles, was jetzt noch kommt, wäre ein Sahnehäubchen."),
doch Noka sieht die Situation realistisch:
"Wir haben nur einen Tag zur Vorbereitung auf Lemgo. Ich hoffe, daß ein Tag reicht, um zu Hause gegen Lemgo zu gewinnen."
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Florian Kehrmann wird in der Ostseehalle spielen können.
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Der Gast aus Lemgo ist - ebenso wie der THW - vom Verletzungspech gebeutelt. Neben den Langzeitverletzten
Schürmann und Ganschow ist u.a. auch Florian Kehrmann
angeschlagen, er leidet an einer schmerzhaften Sehnenknochenhautentzündung am linken Schultereckgelenk. Auf seiner
Website
sagt der Nationalrechtsaußen allerdings:
"Ich denke aber, daß ich in Kiel wieder mit von der Partie bin,
und hoffe, daß ich dann wieder richtig fit bin."
Manager
Fynn Holpert sagt gegenüber
der Neuen Westfälischen:
"Wir brauchen ihn in der entscheidenden Phase der Meisterschaft. Deshalb beißt er
auf die Zähne und vergisst den Schmerz".
"100-prozentig fühle ich mich zwar noch nicht fit, aber ich versuche es auf jeden Fall",
geht Kehrmann mit Optimismus an die schwere Auswärtsaufgabe.
Chancen sieht Kehrmann in der Ostseehalle laut NWZ durchaus:
"Wir fahren nicht nach Kiel, um dort einen Punkt abzugeben. Unsere Einstellung muss stimmen."
Verliert der TBV, haben sowohl Lemgo als auch Kiel 14 Minuspunkte.
"Dann wird es nicht einfach, den THW festzuhalten."
Von einer Niederlage will Manager
Holpert in der
Neuen Westfälischen nichts wissen:
"Wir wissen um die Bedeutung des Spiels. Die Mannschaft macht einen ausgezeichneten Eindruck.
Und mit einem einsatzfähigen Florian Kehrmann steigen unsere Variationsmöglichkeiten".
Kehrmann ist neben seinem angestammten Platz auf Rechtsaußen auch im rechten Rückraum und
auf der Mittelposition einsetzbar.
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Mitte April trotz Tabellenführung und Pokalsieg entlassen:
Trainer Binjo Tluczynski.
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TD |
Der TBV Lemgo sorgte in den vergangenen Wochen nicht nur durch den Pokalsieg
für Schlagzeilen. Wenige Tage später wurde Trainer Binjo Tluczynski beurlaubt.
Das Training leitet nun vorerst der ehemalige Co-Trainer Jürgen Franke, der von
1983 bis 1991 Kreisläufer beim TBV war.
Die Chemie zwischen Mannschaft und Tluczynski stimmte nicht, erklärte
TBV-Manager
Holpert die unerwartete Personalentscheidung.
"Der Druck, der nach der Trainerentlassung auf der Mannschaft lastet, ist immens",
bekennt Nationalspieler Volker Zerbe.
Als heiße Kandidaten für die Tluczynski-Nachfolge in der kommenden Saison werden
Volker Mudrow (noch SG Hameln) und Kent-Harry Andersson (HSG Nordhorn) gehandelt.
In dieser Saison ist der THW bereits viermal gegen den TBV Lemgo angetreten.
Einmal gab es beim Bundesligahinspiel in der Lipperlandhalle eine
Punkteteilung (siehe Bericht),
zweimal siegte der THW im EHF-Pokal (siehe Hinspielbericht und
RückspielberichtA), einmal verlor der THW
im DHB-Pokal-Halbfinale.
In der vergangenen Saison unterlagen der THW den Ostwestfalen in der Ostseehalle
mit 24:26 (13:13) (siehe Bericht und
Gegnerdaten).
Demetrio Lozano wird aller Voraussicht nach
in dieser Saison nicht mehr für den THW spielen.
"Die Gesundheit geht vor, wir vollen von
Demetrio
auch in den kommenden Spielzeiten etwas haben", erklärte
Uwe Schwenker. Ob und wann der Spanier
operiert wird, steht noch nicht fest - siehe auch unseren
Sonderbericht. Besonders in der Abwehr wird uns
Lozano sehr fehlen, erklärt Trainer
Noka Serdarusic.
Fest steht dagegen, daß
Piotr Przybecki zu seinem
ersten Auftritt für den THW nach achteinhalb Monaten Verletzungspause kommen
wird.
Serdarusic warnt vor übersteigerten Erwartungen
beim Ostseehallen-Debüt des Polen:
"
Piotr konnte nach seiner Operation eineinhalb Monate überhaupt nicht laufen.
Er kann sicher noch nicht ein Spiel durchspielen."
Zu viel erwarten sollte man auch nicht von Linksaußen
Christian Scheffler, der seit gestern - und wahrscheinlich auch für
den Rest der Saisson - nicht mehr trainieren kann.
Christian Scheffler
will dem THW aber in den verbleibenden Spielen trotz großer Schmerzen unbedingt helfen.
Trotz der Verletztenmisere will der THW sich natürlich noch einmal voll reinhängen.
"Die Jungs, die noch können, wollen alles geben. Wir werden uns reinknien bis zum geht nicht mehr,
mit Herz und Engagement spielen. Wenn wir dann am Ende nicht erfolgreich sind,
haben wir uns nichts vorzuwerfen", erklärt Noka Serdarusic.
Jeder wisse, gerade nach dem Spiel in Barcelona, was man mit
Einsatz und Moral erreichen könne. Vorwürfe müsse sich das verletzungsbeutelte Team im Rückblick
auf die bisherige Saison nicht machen: "Wir haben diese Saison zwei Spiele richtig bescheiden gespielt",
sagt Serdarusic. Das sei nicht viel für eine Spielzeit, es hätte
schon Saisons gegeben, wo man mit einer größeren Anzahl von schlechten Spielen sogar noch Meister
geworden wäre. Doch die Vergabe der Meisterschaft sieht der Erfolgstrainer in dieser
Serie realistisch: "Egal wie optimistisch ich bin, es ist schwer zu glauben, daß wir in
den kommenden schweren Spielen verlustpunktfrei bleiben."
Die extrem kurze Vorbereitung auf Lemgo bedeutete für Serdarusic
keine größeren Probleme. Taktisch kenne man den TBV Lemgo, gegen den man in dieser Saison
ja bereits viermal angetreten ist. Daß man in Hamburg verloren habe, lag auch nicht an taktischen
Dingen sondern an der zu hohen Zahl von individuellen Fehlern. Serdarusic
geht dennoch natürlich mit Respekt an die Aufgabe:
"Lemgo ist fast komplett der deutsche Vize-Europameister, da kann man nicht glauben, daß man
dieser Mannschaft eine Lektion erteilt."
Dieser Vorbericht wird bis zum Spiel laufend aktualisiert!
Sport1-Interview mit Fynn Holpert
Lemgo - Die Trennung zwischen dem TBV Lemgo und seinem Trainer Zbigniew Tluczynski
kam überraschend. Am Mittwoch, den 17.4., gab der Klub die Entscheidung nach zweitägigen Verhandlungen bekannt.
Im Sport1-Interview sprach Manager Fynn Holpert über die Gründe für die sofortige Trennung.
- Sport1:
-
Die Ereignisse haben sich überschlagen. Was ist passiert?
- Fynn Holpert:
-
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TBV-Manager Fynn Holpert:
"Es war Zeit, Farbe zu bekennen."
©
TD |
Obwohl der Zeitpunkt ungünstig ist, war es an der Zeit, Farbe bekennen.
Das haben wir getan. Deswegen haben wir uns an einen Tisch gesetzt, zwei Tage lang verhandelt und
sind nun zu dem Entschluss gekommen, dass wir uns mit sofortiger Wirkung von
unserem Trainer trennen. Das war vor allem von der Seite von "Binjo" Tluczynski gewollt.
Die Entscheidung ist jedoch in beiderseitigem Einvernehmen gefällt worden. Wir wollen,
dass der Sport wieder im Vordergrund steht und wir den Rückenwind, den wir nach dem
Pokalsieg hatten, weiter auf die Deutsche Meisterschaft ummünzen. Wir
dürfen keine weiteren Punkte abgeben, wenn wir Deutscher Meister werden wollen.
- Sport1:
-
Wie kam es zu der Trennung?
- Fynn Holpert:
-
Die Gründe waren die unterschiedlichen Auffassungen des Trainers und der Mannschaftsführung.
Deshalb sahen wir uns entschieden, uns an einen Tisch zu setzen. Bei dem Gespräch kristallisierte
sich heraus, dass es durch den Wegfalls des Vertrauens das Beste ist, sich direkt zu trennen.
- Sport1:
-
Kann man bei dieser Trennung von einer "Revolution" sprechen? Die Spieler kippen ihren Trainer - war das der Fall?
- Fynn Holpert:
-
Nein, das denke ich nicht. Es ist eine Ansammlung von vielen Kleinigkeiten, die dazu geführt haben,
dass wir gesagt haben, dass es so eben nicht weiter geht. Um das Ziel nicht zu gefährden, sahen wir uns gezwungen, zu handeln.
- Sport1:
-
Haben Sie Bauchschmerzen bei der Entscheidung gehabt?
- Fynn Holpert:
-
Ich denke schon, dass ich so objektiv bin und genug Abstand zu Mannschaft und Trainer habe,
dass ich in der Lage bin, solche Entscheidungen so zu treffen, dass ich danach voll dahinter stehen kann.
Immerhin bezwecken wir etwas damit und verfolgen ein Ziel. Deswegen denke ich, dass es eine richtige Entscheidung war.
Es war einfach zu viel Zündstoff in der Beziehung zwischen Mannschaft und Trainer.
- Sport1:
-
Wie geht es jetzt weiter?
- Fynn Holpert:
-
Es geht jetzt mit Jürgen Franke weiter. Es ist Co-Trainer, er hat alles miterlebt und kennt
die Mannschaft aus dem Effeff. Die Mannschaft wird ihn unterstützen. Das haben auch die Gespräche,
die ich geführt habe, gezeigt. Wir werden uns jetzt gemeinsam auf das Sportliche konzentrieren und haben jetzt
einen Gegner, den wir schlagen müssen. Wir haben live das Fernsehen da, so dass sich hier niemand verstecken kann.
Das dürfen wir auch nicht mehr. Wir müssen jetzt einfach gewinnen und uns danach auf das
ganz schwere Programm vorbereiten.
- Sport1:
-
Nehmen Sie jetzt die Mannschaft in die Pflicht?
- Fynn Holpert:
-
Keine Frage. Die Mannschaft stand aber auch vorher schon in der Pflicht. Ab jetzt hat sie eben einen neuen
Kommandanten, von dem wir glauben, dass er in der Lage ist, unser formuliertes Ziel anzusteuern.
- Sport1:
-
Der TBV sucht nun einen Trainer für die neue Saison. Was muss dieser mitbringen?
- Fynn Holpert:
-
Darüber mache ich mir bisher keine Gedanken. Ich denke, das fängt morgen an.
(© 2002 Sport1)
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