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29./31.01.2005 - Letzte Aktualisierung: 31.01.2005 WM 2005 / Nationalmannschaft

Deutschland unterliegt Serbien und Montenegro

Update #2 Statistik, Spielbericht und KN-Spielbericht ergänzt

Das DHB-Team musste sich am Sonnabend Nachmittag im letzten Spiel in der Vorrunden-Gruppe D mit 24:25 (13:10) Serbien und Montenegro geschlagen geben. Nach einer starken ersten Halbzeit brach das Team von Heiner Brand in den zweiten 30 Minuten ein, hatte aber dennoch in der letzten Sekunde zumindest die Chance auf einen Punkt, als Frank von Behren zum Siebenmeter antrat, aber an Arpad Sterbik scheiterte. So zieht die deutsche Mannschaft nun mit 1:3 Punkten in die Hauptrunden-Gruppe 2 ein, wo die DHB-Auswahl am Montag um 16.15 (live in der ARD) auf Spanien trifft.
Der Beginn der Partie verlief wie erwartet ausgeglichen. Trotzdem machte das deutsche Team einen insgesamt besseren Eindruck, in der Defensive wurde konzentriert zugepackt und im Angriff die Torchancen konsequent genutzt. Im Tor hatte Carsten Lichtlein einen guten Tag erwischt, weshalb auch über Tempogegenstöße viele sogenannte "leichte Treffer" für das Team von Bundestrainer Heiner Brand fielen. Ab der 25. Minute konnte die Überlegenheit der deutschen Mannschaft auch endlich im sich ausbauenden Vorsprung gemessen werden. Von Behren, Jansen und zweimal Oleg Velyky, der in den ersten 30 Minuten sein bisher wohl bestes WM-Spiel ablieferte, sorgten bei einem Gegentor von Stojanovic für die 13:9-Führung, ehe Petric mit dem zehnten Tor der Serben und Montenegriner den Halbzeitstand erzielte.

Die Drei-Tore-Führung der DHB-Auswahl währte indes nur drei Minuten: Sterbik hatte Würfe von Tiedtke und Jansen entschärfen können, während Lichtlein gegen Muratovic, Stojanovic und Petric machtlos war: 14:14 (33.). Nach der erneuten deutschen Führung brachte ein Drei-Tore-Hattrick von Nikolic Serbien und Montenegro mit 17:15 in Front, Christian Zeitz verkürzte nach Brands Auszeit. Nun brachen in der deutschen Abwehr aber alle Dämme, während im Angriff vor allem der Kieler Rückraumspieler mit zum Teil überhasteten Würfen den Gegner immer wieder in Ballbesitz brachte. Und auch Zeitz- Ersatz Glandorf machte es kaum besser. Die Folge: binnen zwölf Minuten war die Partie von einer deutschen 3-Tore-Führung in einen Fünf-Tore-Rückstand gekippt. Nun wurde eine Phase mit technischen Fehlern auf beiden Seiten eingeläutet, an deren Ende eine tolle Aufholjagd des deutschen Teams stehen sollte. In den letzten acht Minuten wurde nur noch ein Gegentreffer zugelassen, während im Angriff Tor um Tor am serbisch-montenegrinischen Vorsprung genagt wurde. Zweimal Kehrmann, Glandorf und Velyky brachten Deutschland wieder in Schlagdistanz (24:25), doch am Ende sollte alle Mühe vergebens sein: Zwei Sekunden vor dem Schlusspfiff bekam Kehrmann einen Siebenmeter zugesprochen, von Behren übernahm die Verantwortung und scheitere von der Strafwurflinie an Sterbik. Die erste Niederlage des Turniers war nicht mehr zu verhindern, die Schwächeperiode kurz nach der Pause hatte einen durchaus möglichen Punktgewinn verhindert.

Nach der Begegnung legten die Verantwortlichen des DHB Protest gegen die Wertung des Spiels ein. Grund: ein serbischer Wechselfehler sei nicht geahndet worden, eine Entscheidung über diesen Protest steht noch aus.

(Christian Robohm)

In den beiden weiteren Spielen der Gruppe D unterlag Katar Brasilien mit 25:30 (13:14). Norwegen konnte sich mit einem 24:19 (13:9)-Sieg über den direkten Konkurrenten Ägypten für die Hauptrunde qualifizieren, während die Nordafrikaner nun nach Hause fahren müssen (siehe Bericht).

Gruppe D, 29.01.05, Sa., 14.15: Deutschland - Serbien und Montenegro: 14:15 (13:10)

Deutschland:
Lichtlein (1.-50., 8 Paraden), Bitter (51.-60., 4 Paraden); von Behren (1), Roggisch, Glandorf (2), Weber, Preiß, Tiedtke (1), Hegemann (n.e.), Grafenhorst (2), Zeitz (1), Jansen (4/3), Velyky (7), Kehrmann (6)
Serbien und Montenegro:
Saric (1 Minute, 0 Paraden), Sterbik (59 Minuten, 16 Paraden); Djurkovic, Kojic, Ma. Krivokapic, Mi. Krivokapic (1), Djukanovic, Stojanovic (4), Petric (2), Muratovic (7), Sudzum (3/1), Milosavljevic (1), Andjelkovic, Nikolic (7)
Schiedsrichter:
Arnaldsson / Vidarsson (ISL)
Zeitstrafen:
Deutschland: 4 (von Behren, Roggisch, Grafenhorst, Zeitz);
Serbien und Montenegro: 5 (Djurkovic, Kojic, zweimal Ma. Krivokapic, Stojanovic)
Siebenmeter:
Deutschland: 5/3 (Velyky und von Behren scheitern an Sterbik);
Serbien und Montenegro: 3/1 (Sudzum und Milosavljevic scheitern an Bitter)
Spielfilm:
1. Hz.: 1:1 (2.), 3:4 (8.), 5:4 (13.), 5:6 (15.), 7:6 (18.), 9:7 (22.), 10:8 (26.), 12:8 (28.), 13:10;
2. Hz.: 14:14 (34.), 15:17 (38.), 16:21 (43), 19:23 (51.), 20:25 (55.), 24:25 (59.)
 

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 31.01.2005:

Frank von Behren einsamster WM-Spieler

Vergebener Siebenmeter besiegelte 24:25 gegen Serbien & Montenegro
Als die Serben am Sonnabend ausgelassen ihren 25:24 (10:13)-Sieg gegen die Deutschen feierten, wurde aus Frank von Behren der einsamste Mensch bei dieser Handball-WM. Minutenlang kauerte der Gummersbacher auf dem Boden, vergrub sein Gesicht am Siebenmeterpunkt.

In einem dramatischen Achterbahnspiel hatten die Deutschen einen 20:25-Rückstand ausgebügelt. Vier Tore in Folge, schließlich ein Foul am starken Florian Kehrmann - Siebenmeter. Drei Sekunden zu spielen, ein Wurf. "Franz", wie ihn alle nennen, schnappte sich den Ball. Er wollte zeigen, dass er in der neuen Mannschaft ein Kopf ist. Als der 28-Jährige zum Punkt schritt, wütete sein Bundestrainer an der Seitenlinie. Heiner Brand wollte ihn stoppen, wechselte Torsten Jansen ein. Der Hamburger hatte zuvor dreimal sicher vom Siebenmeterpunkt getroffen. Er sollte es wieder machen. Er sollte "Franz" den Ball wegnehmen. "Ich wollte werfen", meinte Jansen. "Aber ich fühlte mich ein bisschen unsicher, weil mir in den letzten Minuten nicht viel gelungen war." Er fühlte sich nicht stark genug, "Franz" den Ball zu entreißen. Leichenblass und verärgert schaute Brand weg. Er ahnte, was kommen würde. Frank von Behren warf mit flackernden Nerven Arpad Sterbik den Ball auf das Knie und damit sein Team aus dem Rennen um Medaillen.

"Hut ab vor Franz", tröstete Oliver Roggisch seinen Mitspieler, mit dem er in der ersten Halbzeit einen betonfesten Mittelblock bildete. "So einen Ball will keiner werfen." Traurig blickte er drein. Müde an die Wand gelehnt, den Blick gesenkt, die Stimme leise. Er suchte nach Antworten für das kollektive Blackout der Deutschen, die in 15 furchtbaren Minuten eine 13:10-Führung in ein 16:21 verwandelten. "Wir waren voller Selbstvertrauen. Einen solchen Knick kann ich mir nicht erklären", flüsterte der Zwei-Meter-Mann.

Zu spät wechselte Brand den schwachen Torhüter Carsten Lichtlein aus. Zu spät stellte er die Abwehr so um, dass der flinke Yves Grafenhorst die Kreise der Serben störte. "Die Enttäuschung ist riesig", meinte der junge Magdeburger. "Wir hätten sie schlagen können." Einen möglichen Sieg am grünen Tisch lehnten die Deutschen ab, schließlich hatten die Serben nach einer Zeitstrafe zweimal zu früh ergänzt. Ein Wiederholungsspiel hätte aber schon gestern stattfinden müssen. Diesen Stress mit ungewissem Ausgang wollte keiner.

Hinter den Serben (4:0 Punkte) und auf Augenhöhe mit den Norwegern (1:3) (siehe auch Vorrunden-Gruppe D), die durch ihren finalen 24:19-Sieg gegen Ägypten wohl deren Trainer Jörn-Uwe Lommel in die Arbeitslosigkeit entließen, startet das DHB-Team in Nabeul gegen Spanien (heute, 16.10 Uhr, live im ZDF) in die Hauptrunde. Morgen folgt Olympiasieger Kroatien. Am Donnerstag Schweden (jeweils 16.15 Uhr). "Gedanken an ein Halbfinale sind fehl am Platz", machte Kapitän Kehrmann klar. "Wir wollen versuchen, die anderen zu ärgern. Vielleicht gelingt es uns einmal, zweimal oder sogar dreimal."

Realismus auch bei den Schweden, die jüngst den World Cup gewannen und nun ohne Pluspunkt in die Hauptrunde starten. Dabei hatten Stefan Lövgren & Co die Kroaten im letzten Spiel der Gruppe C am Rande einer Niederlage. Doch in den Schlussminuten packten sie jeden Ball in Geschenkpapier und verloren mit 27:28. Lövgren wurde dabei zur tragischen Figur. Sieben Würfe, ein Tor - eine solche Quote hatte der 34-Jährige lange nicht mehr.

Neun Würfe, sieben Treffer - die Welt des Nikola Karabatic sah da ganz anders aus. Der THW-Neuzugang machte seinen Franzosen beim 32:26-Erfolg gegen Dänemark den Weg in die Hauptrunde frei. Während Tunesien und Griechenland in der Gruppe A die Handballwelt auf den Kopf stellten, flogen die Dänen gestern nach Hause (siehe auch Extrabericht). Damit hatte keiner gerechnet. Auch die Eltern der Nationalspieler Sören Stryger und Lars Christiansen (beide SG Flensburg) nicht. Sie hatten für den gestrigen Sonntag Flüge gebucht. Hinflüge zur Handball-WM.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 31.01.2005)


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