08./09.03.2005 - Letzte Aktualisierung: 09.03.2005 | Bundesliga |
Update #4 | KN-Bericht, Stimmen, Spielbericht und Statistik ergänzt... |
Marcus Ahlm erzielte 6 Treffer. |
Johan Pettersson schließt einen Gegenstoß ab, Daniel Brack kann nur noch zuschauen. |
Als nach wenigen Sekunden der zweiten dreißig Minuten auch Kapitän Stefan Lövgren einen Siebenmeter gegen Lichtlein nicht verwandeln konnte, witterten die Gäste langsam Lunte. Einmal Daniel Brack und zweimal der stets brandgefährliche Holmgeirsson brachten den TVG bis auf 15:14 heran, ehe der Isländer eine Zeitstrafe kassierte. Der THW spielte in Überzahl den heute eher unauffälligen Christian Zeitz geschickt frei - doch dieser traf statt des Tores das Gesicht von Carsten Lichtlein, welcher nach kurzer Behandlungspause wegen Einblutungen in der Iris sofort ins Krankenhaus gebracht und durch Routinier Andreas Bulei ersetzt wurde.
Frode Hagen wird von Einar Holmgeirsson attackiert. |
(Sascha Krokowski)
Hier geht's zu den Fotos vom Spiel gegen Großwallstadt.
Ich versuche, jedes Spiel zu gewinnen. Mit der richtigen Einstellung kann man jeden Gegner an seine Grenzen bringen. Wir haben 60 Minuten lang gefightet, hätten mit etwas Glück das Spiel auch gewinnen können. Am Schluss haben uns die Schiedsrichter die Chance genommen, auf ein Tor zu verkürzen. Neutral betrachtet hätten man in dieser Situation kein Stürmerfoul geben dürfen, dann hätte ich mich auf die letzte Minute gefreut. Dies war heute mein letztes Spiel in der Ostseehalle, weshalb mich einen Punktgewinn gefreut hätte.
[Zu Carsten Lichtlein]: Ich mag gar nicht daran denken, was ist, wenn er auch noch ausfällt. Die Situation, in der Carsten von Zeitz' Schuss außer Gefecht gesetzt wurde, war für mich der Knackpunkt des Spiels. Andi Bulei war an vielen Bällen dran, dennoch kam der THW zu glücklichen Toren.
Bis zur 12. Minute hat die Abwehr gut gestanden, schon deshalb kann man dieses Spiel nicht mit dem gegen Göppingen vergleichen. Dann ist aber Holmgeirsson ins Spiel gekommen, den die Abwehr nicht in den Griff bekam. Trotzdem hatten wir mit dem 15:11 zur Halbzeit einen komfortablen Vorsprung.
In der zweiten Hälfte zeigte sich, dass im Angriff unser taktisches Spiel nicht vorhanden war. Die Brechstange und Einzelaktionen gegen diese aggressive Abwehr waren nicht das richtige Mittel, bei 27:22 war das Spiel aber entschieden. Dies veranlasste unseren Angriff aber zu noch früherem Abschließen.
[Zu Sebastian Preiß:] Gegen die 3-2-1-Abwehr Großwallstadts wollte ich mit zwei Kreisläufern mehr Druck ausüben. Da Henrik Lundström nach dem Barca-Spiel über muskuläre Probleme klagte, wollte ich auf dieser Position nichts riskieren. Vielleicht brauche ich Henrik in Barcelona dringender.
Gegen Ende der Saison ist es bei den vielen schweren Spielen klar, dass Kraft und Konzentration nachlassen. Ob dies heute der Fall war, weiß ich aber nicht. Es war ein unerwartet schweres Spiel, an dessen Ende wir jedoch die Punkte gewonnen haben und sich bei uns keiner verletzt hat. Erfreut hat mich, dass das Publikum die schwere Situation des Teams erkannt und der Mannschaft den Rücken gestärkt hat.
Die vollen Konzentration gilt nun unserem nächsten Gegner. Vielleicht ist es von Vorteil, dass wir wegen der Fernseh-Übertragung nun einen Tag mehr Zeit zur Vorbereitung haben. Barcelona musste in der spanischen Liga kein Spiel mehr bestreiten, weshalb sie in dieser Beziehung sicherlich einen kleinen Vorteil haben. Trotzdem muss man uns erst einmal mit mehr als fünf Toren Unterschied schlagen...
Das war heute nicht unser bestes Spiel - Barcelona war nicht nur im Kopf sondern auch in den Beinen. Ich bin sehr glücklich, dass wir die Punkte geholt haben. Zu Beginn der zweiten Halbzeit standen wir schlecht in der Abwehr, dadurch kam der TVG zurück ins Spiel, aber wir haben dann weiter gekämpft und dadurch gewonnen.
[Zu den Titelchancen:] Wenn wir so weiterspielen wie heute, dann ist nichts mehr drin. Aber wir können uns noch steigern.
[Zum Rückspiel gegen Barcelona:] Ich hoffe, wir packen es. Ob fünf Tore reichen oder nicht, weiss ich nicht, aber es wird sicher ein spannendes Spiel.
Aus kiel4kiel.de:
Lahme Zebras stolpern zum Sieg über Großwallstadt
Der THW Kiel bleibt in der Bundesliga weiterhin ungeschlagen. Auf dieses einzig nennenswerte Fazit konnte man die Partie gegen den TV Großwallstadt am Dienstag abend beschränken. Lahme Zebras zeigten zwischen den Duellen mit dem FC Barcelona in der Champions League weniger als schmale Hausmannskost. Bis kurz vor Ende war sogar noch ein weiterer Punktverlust in der heimischen Halle möglich, ehe "Aushilfs-Linksaußen" Sebastian Preiß mit dem Treffer zum 28:25 (15:11) doch noch den wichtigen Sieg klarmachen konnte.
Aus den Kieler Nachrichten vom 09.03.2005:
Auch wenn der Gegner Großwallstadt hieß, er fühlte sich an wie Frisch Auf Göppingen. Vor knapp einer Woche blamierten sich die Kieler beim 33:33 gegen die Schwaben, verwarfen sechs Siebenmeter. Das gestrige Drehbuch war ähnlich. Johan Pettersson und Stefan Lövgren scheiterten mit ihren Strafwürfen an Carsten Lichtlein. Zudem verspielten die Kieler nach passabler erster Halbzeit leichtfertig einen Fünf-Tore-Vorsprung und hatten beim Stande von 15:14 (33.) ihr Nervenkostüm in viele kleine Teile zerschnitten. Fahrig in der Abwehr, ohne Konzept im Angriff. Es lief nichts zusammen. Ihren Anteil daran hatten auch die jungen Schiedsrichter Jens und Volker Kaiser, die im Regelwerk vergeblich danach blätterten, wie sie den griechischrömischen Handballstil der Franken bestrafen sollten.
Das Spiel stand auf der Kippe, als Christian Zeitz energisch in den Kreis sprang und seinem Nationalmannschaftskollegen Lichtlein den Ball mit 102 Stundenkilometern ins Gesicht schmetterte. "Das war auf gar keinen Fall Absicht", nahm Noka Serdarusic seinen Schützling vor laufenden Kameras in Schutz. Lichtlein war das egal. Der 24-Jährige wurde mit Einblutungen im Auge ins Krankenhaus eingeliefert - für ihn war das Spiel vorbei. "Das ist unglücklich gelaufen", meinte ein zerknirschter Zeitz. "Es war eine Reflexsituation." Er versprach, Lichtlein noch am Abend anzurufen und sich bei ihm zu entschuldigen.
Da mit Kevin Klier auch der zweite TVG-Keeper seit einigen Wochen verletzt fehlte, stand auf einmal Andreas Bulei im Rampenlicht. Der 38-Jährige, einst für Flensburg und Göppingen aktiv, tummelte sich zuletzt sechs Jahre lang in der Zweiten Liga. Im Mai 2004 beendete er seine Karriere und setzte sich nach dem Ausfall von Klier nur auf die TVG-Bank, um Lichtlein das Handtuch und eine Flasche Wasser zu reichen. Bis zu 35. Minute. Ohne Spielpraxis, mit wenigen Trainingseinheiten, gegen den THW Kiel und 10 200 Zuschauer - das war eine Nummer zu groß für den Oldie, der minutenlang nach Koordinaten suchte und später in einigen Szenen auch kein Glück hatte. Die Kieler zogen flott auf 20:15 davon und verwalteten den Vorsprung bis zum Ende. "Wenn wir weiter so spielen wie heute, gewinnen wir gar keinen Titel", meinte ein frustrierter THW-Kapitän Stefan Lövgren, der wie seine Nebenleute nur noch mit der Brechstange gegen das fränkische Abwehrbollwerk anrannte.
Völlig den Faden verlor Christian Zeitz, der das Hinspiel mit sieben Treffern noch fast im Alleingang entschieden hatte. "Ich schäme mich so, dass ich zum Auslaufen gar nicht zurück in die Halle will." Sollte der FC Barcelona das große Stolpern der Zebras am Bildschirm verfolgt haben, dann wird in Spanien ab sofort nun nur noch über das "Wie" der Feierlichkeiten und nicht mehr über das "Ob" diskutiert.
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 09.03.2005)
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