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23.05.2006 Mannschaft

Zebra: Der zehnte Anlauf

Der THW Kiel hat die Qualifikation für die Champions League jetzt sicher

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Lang ist die Erfolgsliste des THW Kiel. Deutsche Meisterschaften, DHB-Pokalsiege, Triumphe im Supercup und EHF-Pokalgewinne reihen sich wie ein Lindwurm aneinander. Doch einen Titel sucht man in dieser Liste vergebens: Noch nie gewannen die Zebras die Champions League. In der kommenden Saison nimmt der THW Kiel den mittlerweile zehnten Anlauf, Europas Thron endlich zu besteigen und den weißen Fleck in der Titelsammlung endlich mit einer Jahreszahl auszufüllen.
Denn die Qualifikation für einen neuerlichen Start in der Königsklasse haben Meistertrainer Noka Serdarusic und seine Mannschaft bereits fünf Spieltage vor Schluss mit dem Sieg in Nordhorn vollbracht.

Am Thron gerüttelt haben die Zebras schon etliche Male. Gleich bei ihrer ersten Teilnahme 1994, damals zogen nur die Gruppenersten direkt ins Finale ein, scheiterten die Zebras am späteren Champions League-Gewinner Bidasoa Irun aus Spanien. Ein Jahr später sollte es der gleiche Club sein, der den Kielern den Weg ins Finale verbaute. Niederlagen in Veszprem (HUN) und Irun sowie der ärgerliche Heimverlust gegen ABC Braga (POR) bedeuteten wieder nur Platz zwei in der Gruppe, Irun kam weiter, scheiterte aber im Finale am FC Barcelona. Letztgenannter Verein begann mit diesem Erfolg seine unglaubliche Erfolgsgeschichte in der Champions League. Auch im darauf folgenden Jahr 1996 gewannen die Katalanen den Titel, der THW verabschiedete sich im Halbfinale gegen Badel Zagreb (CRO). Nach dem 23:23 im Hinspiel, das in der Alsterdorfer Sporthalle in Hamburg ausgetragen werden musste, verloren die Zebras in Zagreb trotz einer Halbzeitführung knapp mit 23:25.

1998 war bereits im Viertelfinale Endstadion für die Kieler. Nach einer 21:24-Heimniederlage gewannen sie das Rückspiel bei Portland San Antonio (ESP) zwar mit 27:26, schieden dennoch aus. Den Cup holte sich wieder der FC Barcelona, der in der Saison 1999/2000 den THW zum Showdown im Finale der Champions League einlud. Nach einer Weltklasseleistung im Hinspiel, in dem ein wie entfesselt spielender Nenad Perunicic elf Treffer zum 28:25-Erfolg beisteuerte, reiste man einigermaßen optimistisch in die Hölle "Palau Blaugrana". Dort hatte der THW 54 Minuten lang die Hände fest am Pokal, ehe das slowenische Schiedsrichtergespann angesichts einer fanatischen Kulisse einknickte und die Zebras mit haarsträubenden Entscheidungen in den letzten fünf Minuten bei der 24:29-Niederlage um den verdienten Erfolg brachte. Nicht nur bei Trainer Noka Serdarusic flossen nach dem Schlusspfiff bittere Tränen. "Wir haben in den 120 Minuten aus beiden Spielen gezeigt, dass wir die bessere Mannschaft sind. Noch in zehn Jahren werde ich traurig sein, wenn ich an diesen Abend denke.", stellte Serdarusic enttäuscht fest. Manager Uwe Schwenker blickte stattdessen voraus: "Jetzt werden wir eben wieder deutscher Meister und greifen im nächsten Jahr in der Champions League erneut an."

Er sollte Recht behalten, auch in der kommenden Saison spielte der THW als Deutscher Meister im europäischen Königswettbewerb. Und Glücksgöttin Fortuna wollte es so, dass der THW bereits im Halbfinale Gelegenheit zur Revanche am FC Barcelona bekommen sollte. Wieder einmal entschied das Los, dass der THW in eigener Halle vorlegen sollte. Und die Zebras taten dies: 28:24 gewannen sie vor 7.250 frenetischen Zuschauern in der Ostseehalle, das Rückspiel konnte kommen. Die Geschichte wiederholte sich zum Entsetzen der Kieler Fraktion: Im Palau Blaugrana unterlagen die Fördestädter mit 28:33, nichts war es mit der Revanche - trotz neun Toren des bärenstarken Perunicic. Nach einem Jahr Pause durfte der THW Kiel in der Saison 2002/2003 erneut an Europas Thron rütteln, scheiterte aber sensationell bereits im Viertelfinale gegen Prule 67 Ljubljana (SLO). Nach einem 33:33-Auswärtsremis ließen die Kieler in der Ostseehalle eine 26:28-Niederlage zu: Das bittere Aus war die Folge. 2005 war erneut der FC Barcelona Endstation für die Kieler Bemühungen. Nach einem begeisternden 30:25 in der Ostseehalle verlor man in Barcelona mit 27:33 - erneut hatte nur ein mickriges Tor nach 120 Minuten die Entscheidung für die Katalanen gebracht.

In dieser Spielzeit warf mit der SG Flensburg-Handewitt erstmals ein deutscher Gegner die Kieler aus dem Wettbewerb. Nach der 28:32-Heim-Niederlage kämpften die Zebras in der Campus-Halle wie die Löwen, am Ende standen sie nach dem 34:32-Erfolg aber wieder mit leeren Händen da.

Im zehnten Anlauf nun soll es endlich mit dem Gewinn der Champions League klappen. Schließlich ist der Gewinn der Königsklasse der einzige Triumph, der Trainer Serdarusic in seiner einzigartigen Laufbahn noch fehlt. Und auch Stefan Lövgren möchte sich nicht ohne diesen wichtigen Titel aus Kiel verabschieden. "Der Sieg in der Champions League ist ein hohes Ziel. Ob es für mich persönlich noch einmal klappt, weiß ich nicht. Diese THW-Mannschaft wird es aber irgendwann schaffen.", orakelte der Kieler Kapitän nach dem Ausscheiden in dieser Saison. Europameister und Champions League-Sieger Nikola Karabatic möchte seinen Kapitän ungern enttäuschen, versprach deshalb Lövgren und den Fans: "Wir holen den Titel im nächsten Jahr - ganz sicher!" Und der THW rüstet sich für die große Aufgabe: Mit Lars Krogh Jeppesen verpflichteten die Kieler einen Spieler, der eine enorme internationale Erfahrung vorzuweisen hat. Und wie Karabatic weiß auch Jeppesen, wie es sich anfühlt, die begehrteste Trophäe des europäischen Handballs in den Händen zu halten. Er gewann den Cup 2005 mit dem FC Barcelona - nur zu gern würde Jeppesen dies mit seinem neuen Verein THW Kiel wiederholen. Im zehnten Anlauf soll es schließlich gelingen. Europas Thron wartet auf die Besteigung durch die Zebras...

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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