THW-Logo
24.11.2007 Champions League

Champions League: Montpellier für Hammarby eine Nummer zu groß

Von Dr. Oliver Schulz

Im Spiel zweier verletzungsgeplagter Mannschaften setzte sich das bereits für die Zwischenrunde qualifizierte Montpellier in Stockholm nach druckvollem Spiel mit 34:28 (18:9) gegen Hammarby durch. Im Gegensatz zum mit 31:29 nur knapp gewonnenen Hinspiel drückten die Mannen von Patrice Canayer der Partie diesmal von Beginn an ihren Stempel auf und gewannen verdient. Für die in Halbzeit eins ohne Biss agierenden Grün-Weißen setzt sich trotz der elf Tore von Apelgren also der sportlich triste November fort. Ihr Gegner im Achtelfinale des Wettbewerbs der Pokalsieger wird am Dienstag ausgelost.
Schlechte Voraussetzungen für Bajen
Aus sportlicher Sicht war der November für Hammarby nicht gerade von Erfolg geprägt. Seit die Grün-Weißen am 4. November H43 in Lund besiegten, konnten sie weder in der Elitserien noch auf europäischem Parkett einen doppelten Punktgewinn feiern. Vier punktlosen Auftritten in der Königsklasse stand in der Liga zuletzt eine Niederlage gegen Redbergslids IK und ein mageres Unentschieden gegen Aufsteiger Malmö HK gegenüber.

Mit verantwortlich für die suboptimale Bilanz der letzten Wochen ist sicherlich die angespannte Personalsituation beim schwedischen Meister der letzten beiden Jahre. Vor dem Spiel gegen Montpellier standen Erfolgstrainer Staffan Olsson vier Akteure nicht zur Verfügung: Kapitän Tobias Karlsson und Mittelmann Fredrik Larsson hatten sich bei der von viel Härte geprägten 32:30 Schlappe in Constanta am Knie verletzt. Während der Meniskus Karlsson von vornherein zu einer Pause zwang, gab es für den an den Bändern verletzten, aber eigentlich schmerzfreien Larsson wenigstens noch eine geringe Chance auf einen Einsatz. Zudem plagte den besten Schützen der Stockholmer, Linkshänder Patrik "Pava" Johanson, trotz zehntägiger Einnahme von Antibiotika eine hartnäckige Erkältung. Kreisläufer Jens Eriksson schließlich laboriert an einer Blessur an der Schulter.

Nicht ganz unerwartet hofften einige im Lager Hammarbys darauf, dass Constanta im Kampf um Platz drei in Gruppe B keine Überraschung in der Ostseehalle gelingen würde. "Es sollte mich sehr wundern, wenn Kiel verliert. Zudem sind sie zu Hause sehr schwer zu schlagen. Gegen harte internationale Gegner zu spielen hat uns viel Erfahrung beschert" meinte Olsson vor der Partie gegenüber Dagens Nyheter.

Nach der blassen Vorstellung Bajens in Constanta hatte die eigentlich als Reißer angekündigte abschließende Partie gegen Montpellier ihren entscheidenden Charakter für den Kampf um Platz zwei vorzeitig verloren. Vielmehr galt es für die Männer aus dem Stockholmer Süden, nach nur einem statt der zwei anvisierten Siege aus fünf Spielen nun gegen den französischen Vizemeister noch einmal alle Kräfte zu mobilisieren. Vor eigenem Publikum wollten sie sich möglichst mit einem Sieg Richtung Achtelfinale des Pokalsieger-Wettbewerbs verabschieden.

Französischer Blizstart - erster schwedischer Treffer nach acht Minuten
Knapp 3000 Zuschauer hatten sich im Johanneshovs Isstadion, kurz Hovet, in unmittelbarer Nähe des Globen zur Partie gegen Montpellier AHB eingefunden. Der angeblich vom TBV Lemgo umworbene Mladen Bojinovic, der nach langer Verletzungspause erstmals wieder eingesetzte Joel Abati und ihre Mitstreiter legten gleich los wie die Feuerwehr. Bereits nach sechs Minuten zog Staffan Olsson beim Stand von 0:3 die grüne Karte.

Den in Abwehr und Angriff schwach beginnenden Hausherren gelang hingegen erst nach achteinhalb Minuten durch Albin Tingsvall der erste Torerfolg. Zwölfeinhalb Minuten dauerte es gar, bis Hammarbys zweiter Ball hinter dem bärenstarken tunesischen Torhüter Maggaiez in den Maschen zappelte. Tingsvall markierte übrigens alle drei Treffer der Grün-Weißen in der ersten Viertelstunde. Trotz der schnellen 1:7 Führung ließen die engagierten Gäste nicht im Geringsten nach, sondern setzten sich über 3:8 (15.), 4:10 und 5:11 auf 6:13 ab. Beim Stand von 9:18 wurden die Seiten gewechselt.

Französische Überlegenheit auch nach der Pause
Trotz des in der Kabine gefaßten Vorsatzes, in Durchgang zwei eine bessere Vorstellung zu bieten, konnte Hammarby den Rückstand zunächst nicht verkürzen. Im Gegenteil, Montpellier zog binnen acht Minuten auf 11:24 davon. Angesichts des klaren Vorsprungs konnte es sich Gästecoach Canayer leisten, nach 40 Minuten Nachwuchskeeper Vincent Gerard zwischen die Pfosten zu beordern. Der Youngster führte sich mit vier Glanzparaden gleich auch prächtig ein. Auch die anderen jungen Wilden erhielten wieder eine Chance, internationale Erfahrung zu sammeln.

Die Schweden konnte beim 14:24 und wenig später beim 17:27 zunächst auf zehn Tore herankommen. Gegen Ende gelang es ihnen, das Ergebnis noch ein wenig vorteilhafter zu gestalten. Zwei Minuten vor der Sirene hatten sich die Hausherren langsam aber sicher auf 27:31 herangekämpft. Die nimmermüden Bajen-Fans schauten da bereits wieder nach nach vorn, hatten sie doch das Lied "Always look on the bright side of life" angestimmt. Michael Apelgren absolvierte sein bisher bestes Match in der laufenden Saison und überzeugte nicht nur wegen seiner elf Treffer.

In einem Spiel, bei dem es aus Sicht der bereits qualifizierten Gäste nicht mehr um allzu viel ging, bewies der ersatzgeschwächte und dennoch couragierte Champions League Sieger von 2003, dass er Gruppenplatz zwei keineswegs nur aufgrund eines rumänischen Geschenks aus der Vorwoche, sondern infolge eigener Stärke belegt. Der tschechische Kreisläufer David Juricek traf sieben Mal, gefolgt vom jungen Remy Salou mit sechs Treffern. Letzterer steht sinnbildlich für den mittlerweile auch bei internationalen Anlässen gut sitzenden zweiten Anzug. Im Laufe der letzten Partien konnten die unter 20 Jahre alten Nachwuchskräfte aus der Talentschmiede Montpelliers mehrfach ihr Potential unter Beweis stellen.

Gemischte Gefühle beim schwedischen Meister
"Es ist einfach schwierig, einer Mannschaft gegenüber zu stehen, in der alle hundert Kilo wiegen, zwei Meter groß sind und hundert Länderspiele auf dem Buckel haben" fasste Bajens elffacher Torschütze Michael Apelgren die Partie auf der Homepage Hammarbys kurz und prägnant zusammen.

"Kiel ist eine Klasse für sich. Und auch Montpellier ist eine Klassemannschaft. Wir sind nicht zufrieden, aber auch nicht unzufrieden. Es war unser Ziel, den Wettbewerb der Pokalsieger zu erreichen", kommentierte der überzeugende Mittelmann die Abschlusstabelle gegenüber SVT24. "Auch wenn das Match zur Halbzeit gelaufen war, haben wir danach noch gut weiter gemacht. Trotz allem haben wir uns aus den internationalen Partien eine Menge Routine angeeignet. Solche Spiele zu bestreiten macht einen großen Unterschied aus", verriet Hammarbys Bester angesichts der mit drei Toren gewonnenen zweiten Halbzeit Dagens Nyheter.

"Auch wenn es zu erwarten war, fühlt es sich gut an, dass wir auf europäischem Parkett weiterspielen dürfen. Uns fehlten Leistungsträger in Abwehr und Angriff. Wir haben mit Jungs begonnen, die in der letzten Saison noch in der dritten Liga gespielt haben. Da darf man in einem Champions League Spiel gegen eine Klassetruppe wie Montpellier keine allzu großen Anforderungen stellen", meinte Staffan Olsson gegenüber Dagens Nyheter.

Zum Heimspiel gegen Drott Halmstad in der Eriksdalshalle am Sonntag darf er zumindest auf die Rückkehr Fredrik Larssons hoffen. Zwei Tage später wird der Gegner im Achtelfinale des Pokalsieger-Wettbewerbs ausgelost.

(von Dr. Oliver Schulz)

Champions League, Gruppe B, 6. Spieltag: 22.11.07, So., 19.10: Hammarby IF (SWE) - Montpellier HB (FRA): 28:34 (9:18)

Logo Hammarby Hammarby IF (SWE Flagge SWE):
Olaussen (1.-30.), Aström (30.-60.); Apelgren (11), Höglund (6), Tingsvall (4), Daniel Baverud (4), Grundsten (2), Johannesson (1)
Logo Montpellier Montpellier HB (FRA Flagge FRA):
Maggaiez (1.-40., 17 Paraden), Gerard (40.-60., 9 Paraden); Juricek (7), Salou (6), Bojinovic (5), Burdet (4), Junillon (3), Honrubia (3), Abati (2), Pongerard (2), Di Panda (1), Hmam (1)
Schiedsrichter:
Miroslaw Baum / Marek Goralczyk (POL)
Zeitstrafen:
Hammarby: 1 (Grundsten);
Montpellier: 2 (Salou, Gerard)
Siebenmeter:
Hammarby: 3/3;
Montpellier: 2/2
Spielfilm:
1. Hz.: 0:3 (6.), 1:6, 1:7, 3:8 (15.), 4:10, 5:11, 6:13, 9:18;
2. Hz.: 11:24 (38.), 14:24, 17:27, 27:31 (58.), 28:34.
Zuschauer:
2923 (Johanneshovs Isstadion ("Hovet"), Stockholm (SWE))


(24.11.2007) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite