24.11.2007 | Champions League |
Mit verantwortlich für die suboptimale Bilanz der letzten Wochen ist sicherlich die angespannte Personalsituation beim schwedischen Meister der letzten beiden Jahre. Vor dem Spiel gegen Montpellier standen Erfolgstrainer Staffan Olsson vier Akteure nicht zur Verfügung: Kapitän Tobias Karlsson und Mittelmann Fredrik Larsson hatten sich bei der von viel Härte geprägten 32:30 Schlappe in Constanta am Knie verletzt. Während der Meniskus Karlsson von vornherein zu einer Pause zwang, gab es für den an den Bändern verletzten, aber eigentlich schmerzfreien Larsson wenigstens noch eine geringe Chance auf einen Einsatz. Zudem plagte den besten Schützen der Stockholmer, Linkshänder Patrik "Pava" Johanson, trotz zehntägiger Einnahme von Antibiotika eine hartnäckige Erkältung. Kreisläufer Jens Eriksson schließlich laboriert an einer Blessur an der Schulter.
Nicht ganz unerwartet hofften einige im Lager Hammarbys darauf, dass Constanta im Kampf um Platz drei in Gruppe B keine Überraschung in der Ostseehalle gelingen würde. "Es sollte mich sehr wundern, wenn Kiel verliert. Zudem sind sie zu Hause sehr schwer zu schlagen. Gegen harte internationale Gegner zu spielen hat uns viel Erfahrung beschert" meinte Olsson vor der Partie gegenüber Dagens Nyheter.
Nach der blassen Vorstellung Bajens in Constanta hatte die eigentlich als Reißer angekündigte abschließende Partie gegen Montpellier ihren entscheidenden Charakter für den Kampf um Platz zwei vorzeitig verloren. Vielmehr galt es für die Männer aus dem Stockholmer Süden, nach nur einem statt der zwei anvisierten Siege aus fünf Spielen nun gegen den französischen Vizemeister noch einmal alle Kräfte zu mobilisieren. Vor eigenem Publikum wollten sie sich möglichst mit einem Sieg Richtung Achtelfinale des Pokalsieger-Wettbewerbs verabschieden.
Den in Abwehr und Angriff schwach beginnenden Hausherren gelang hingegen erst nach achteinhalb Minuten durch Albin Tingsvall der erste Torerfolg. Zwölfeinhalb Minuten dauerte es gar, bis Hammarbys zweiter Ball hinter dem bärenstarken tunesischen Torhüter Maggaiez in den Maschen zappelte. Tingsvall markierte übrigens alle drei Treffer der Grün-Weißen in der ersten Viertelstunde. Trotz der schnellen 1:7 Führung ließen die engagierten Gäste nicht im Geringsten nach, sondern setzten sich über 3:8 (15.), 4:10 und 5:11 auf 6:13 ab. Beim Stand von 9:18 wurden die Seiten gewechselt.
Die Schweden konnte beim 14:24 und wenig später beim 17:27 zunächst auf zehn Tore herankommen. Gegen Ende gelang es ihnen, das Ergebnis noch ein wenig vorteilhafter zu gestalten. Zwei Minuten vor der Sirene hatten sich die Hausherren langsam aber sicher auf 27:31 herangekämpft. Die nimmermüden Bajen-Fans schauten da bereits wieder nach nach vorn, hatten sie doch das Lied "Always look on the bright side of life" angestimmt. Michael Apelgren absolvierte sein bisher bestes Match in der laufenden Saison und überzeugte nicht nur wegen seiner elf Treffer.
In einem Spiel, bei dem es aus Sicht der bereits qualifizierten Gäste nicht mehr um allzu viel ging, bewies der ersatzgeschwächte und dennoch couragierte Champions League Sieger von 2003, dass er Gruppenplatz zwei keineswegs nur aufgrund eines rumänischen Geschenks aus der Vorwoche, sondern infolge eigener Stärke belegt. Der tschechische Kreisläufer David Juricek traf sieben Mal, gefolgt vom jungen Remy Salou mit sechs Treffern. Letzterer steht sinnbildlich für den mittlerweile auch bei internationalen Anlässen gut sitzenden zweiten Anzug. Im Laufe der letzten Partien konnten die unter 20 Jahre alten Nachwuchskräfte aus der Talentschmiede Montpelliers mehrfach ihr Potential unter Beweis stellen.
"Kiel ist eine Klasse für sich. Und auch Montpellier ist eine Klassemannschaft. Wir sind nicht zufrieden, aber auch nicht unzufrieden. Es war unser Ziel, den Wettbewerb der Pokalsieger zu erreichen", kommentierte der überzeugende Mittelmann die Abschlusstabelle gegenüber SVT24. "Auch wenn das Match zur Halbzeit gelaufen war, haben wir danach noch gut weiter gemacht. Trotz allem haben wir uns aus den internationalen Partien eine Menge Routine angeeignet. Solche Spiele zu bestreiten macht einen großen Unterschied aus", verriet Hammarbys Bester angesichts der mit drei Toren gewonnenen zweiten Halbzeit Dagens Nyheter.
"Auch wenn es zu erwarten war, fühlt es sich gut an, dass wir auf europäischem Parkett weiterspielen dürfen. Uns fehlten Leistungsträger in Abwehr und Angriff. Wir haben mit Jungs begonnen, die in der letzten Saison noch in der dritten Liga gespielt haben. Da darf man in einem Champions League Spiel gegen eine Klassetruppe wie Montpellier keine allzu großen Anforderungen stellen", meinte Staffan Olsson gegenüber Dagens Nyheter.
Zum Heimspiel gegen Drott Halmstad in der Eriksdalshalle am Sonntag darf er zumindest auf die Rückkehr Fredrik Larssons hoffen. Zwei Tage später wird der Gegner im Achtelfinale des Pokalsieger-Wettbewerbs ausgelost.
(von Dr. Oliver Schulz)
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