17./19.04.2008 - Letzte Aktualisierung: 19.04.2008 | Bundesliga |
Update #1 | KN-Vorbericht und zebra-Text ergänzt... |
Das Team des TBV Lemgo.
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TBV |
Das Ziel bei den Lipperländern, eine neue Deutschland-Auswahl zusammenzustellen, nimmt dabei immer konkretere Formen an. Vor fünf Jahren zelebrierten Christian Schwarzer, Volker Zerbe, Florian Kehrmann, Markus Baur, Daniel Stephan und Co. Tempo-Handball vom Feinsten, dominierten die Bundesliga und wurden mit nur sechs Minuspunkten deutscher Meister. Doch seitdem ging es für den "TBV Deutschland" kontinuierlich bergab, mehrere Leistungsträger kamen langsam in die Jahre. Zerbe beendete seine aktive Laufbahn 2006 und wurde zunächst Sportlicher Leiter und später Manager des TBV, die Weltmeister Schwarzer (zu den Rhein-Neckar Löwen) und Baur (als Spielertrainer zu Pfadi Winterthur (SUI)) verließen ebenfalls den Club.
Weltmeister Lars Kaufmann hatte mit vielen Verletzungen zu
kämpfen und konnte in dieser Saison noch nicht richtig Fuß
fassen.
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TBV |
Doch die Saison verlief für die ambitionierten Westfalen nicht nach Plan: Zwar startete man mit Siegen gegen Göppingen und in Wetzlar, doch spätestens am dritten Spieltag, als man in eigener Halle der MT Melsungen mit 30:32 unterlag, wurde klar, dass das neu zusammengestellte Team noch nicht vollends zusammen gefunden hatte. Nur ein Mittelfeldplatz in der Liga, dazu das frühe Aus im DHB-Pokal bei den Rhein-Neckar Löwen - in Lemgo wurde man langsam unruhig. Daher wurde am 30. Oktober 2007 die Verpflichtung von Markus Baur als neuer Trainer ab dem 1. Januar 2008 bekannt gegeben und Peter Meisinger beurlaubt. Doch auch unter dem erneuten Interimstrainer Volker Zerbe sowie unter Markus Baur schwankten die Leistungen zwischen Kreis- und Weltklasse: So stehen einem Sieg in der Köln-Arena beim VfL Gummersbach sowie ein Punktgewinn beim HSV Hamburg deutliche Niederlagen in Melsungen oder Göppingen gegenüber, hinzu kam das Aus im Achtelfinale des EHF-Pokals gegen den slowenischen Club RK Cimos Koper - die letzte Chance auf das Erringen eines Titels war schnell vertan.
Europameister Lasse Boesen wird den TBV bereits wieder verlassen.
Sein Ziel: Flensburg.
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TBV |
In Lemgo wächst also langsam wieder eine Spitzenmannschaft zusammen - so scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis wieder ein Titel nach Ostwestfalen wandert. In dieser Spielzeit hat man immerhin einen erneuten Startplatz im EHF-Pokal im Visier, denn mit 36:22 Punkten liegt der TBV aktuell auf dem sechsten Tabellenplatz (siehe auch Tabelle der TOYOTA-HBL) - nach "oben" ist indes bei sechs Punkten Rückstand auf die HSG Nordhorn und die Rhein-Neckar Löwen wohl nichts mehr drin, von "unten" muss man höchstens noch den VfL Gummersbach fürchten. Da aber aller Voraussicht nach auch der siebte Platz noch die Qualifikation für den Europapokal berechtigt, können die Lipperländer auch in der nächsten Spielzeit wieder auf drei Hochzeiten tanzen.
Stößt nächste Saison aus Balingen zum TBV: Jungnationalspieler Martin Strobel
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HBW |
Die Bilanz der beiden Mannschaften spricht aber dann doch klare Bände für den THW: Die letzten 11 Pflichtspiel-Duelle entschieden die Zebras für sich, das Hinspiel im mit 10.000 Zuschauern ausverkauften Gerry-Weber-Stadion in Halle gewann Kiel dank allein 12/1 Treffern von Nikola Karabatic souverän mit 35:28, auch beim letzten Heimspiel-Erfolg im Dezember 2006 war der Franzose mit 9 Treffern zum 37:30 der auffälligste Akteur (siehe auch Gegnerdaten Lemgo).
Die Schiedsrichter am Samstag in der Sparkassen-Arena-Kiel sind Bernd und Reiner Methe (Vellmar).
(Sascha Krokowski)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
Michael Kraus ist bester Torschütze beim TBV in dieser Saison.
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TBV |
Sein Kampfgeist wurde nach der diesjährigen Europameisterschaft einmal mehr stark auf die Probe gestellt. Die Deutschen hatten als amtierender Weltmeister die große Last des Favoriten auf den Schultern zu tragen und so verkrampften Kraus und Co. bereits in den Vorrundenspielen des kontinentalen Wettbewerbs, anstatt frei aufzuspielen, wie man es beim großen Triumph in der Heimat getan hatte. Man gelangte im eiskalten Norwegen auf einen für alle enttäuschenden vierten Platz und die Stimmung im und ums Team passte sich nach dem Debakel im letzten Spiel gegen Frankreich (26:36) den äußeren Temperaturen an. Bundestrainer Heiner Brand, neben dem Parkett normalerweise eher einer der ruhigeren Vertreter seiner Zunft, platzte sprichwörtlich der Kragen: Er stellte mit den Lemgoern Lars Kaufmann, Rolf Hermann und eben Michael Kraus drei Spieler öffentlich an den Pranger und gab ihnen aufgrund mangelnder Leistungen eine Denkpause. Nun standen in den Zeitungen Schlagzeilen vom Nichtausschöpfen des eigenen Potenzials und von der falschen Einstellung zum Sport. Negative Zeitungsmeldungen waren Neuland für Kraus, und es begann eine schwere Zeit: "Ich musste mich daraufhin erstmal zurückziehen und mir Gedanken über die Sache machen."
Aber getreu dem Motto "Was uns nicht tötet, das macht uns stark", zeigte sich Kraus nach dem ganzen Wirbel um seine Leistungen einmal mehr kämpferisch. Kein Wunder, geriet mit der vorübergehenden Suspendierung doch einer der größten Träume des Rechtshänders in Gefahr, nämlich gemeinsam mit Bruder Christian, einem von Deutschlands erfolgreichsten Fechtern, nach Peking zu den olympischen Spielen zu reisen. "Den Kopf in den Sand zu stecken bringt nichts. Ich möchte unbedingt in der Nationalmannschaft für Deutschland spielen und gebe jetzt noch mehr Gas. Ich habe in der Zeit viel nachgedacht und lange mit Heiner telefoniert. Natürlich schwelgten da die Gedanken auch nach Peking. Olympia ist das größte für einen Sportler und da möchte man natürlich unbedingt dabei sein." So schwierig die Zeit nach der Europameisterschaft auch war, so kann Kraus ihr doch etwas Positives abgewinnen: "Diese ganze Sache hat mich reifer gemacht. Außerdem weiß ich seitdem, dass Handball bei mir die absolute Nummer eins ist." Gegen die Schlagzeile "Bravo-Boy wird Olympiasieger" wäre allerdings auch nichts auszusetzen...
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)
Aus den Kieler Nachrichten vom 19.04.2008:
Spiele zwischen Kiel und den Ostwestfalen zählen zur Kategorie der Handball-Klassiker. Allerdings liegen TBV-Erfolge länger zurück. Zuletzt siegten die "Zebras" elfmal in Folge bei Pflichtspielen gegen Lemgo. Große Chancen rechnet sich Trainer Markus Baur, der als Nachfolger von Peter Meisinger seit dem 1. Januar auf der Kommandobrücke steht, auch heute nicht aus. "Kiel ist mit Abstand die beste Mannschaft der Welt", lobt der Nationalspieler mit Trainerlizenz. "Daran kann weder Ciudad Real noch der FC Barcelona klingeln." Ob der TBV denn nur angereist sei, um die Punkte abzuliefern? Man wolle ein gutes Spiel abliefern, gibt sich Baur bescheiden und fügt an: "Nur wenn wir unsere beste Leistung abrufen können und der THW einen schwachen Tag erwischt, können wir ihn ärgern." Gummersbach und der HSV hätten in dieser Saison bewiesen, dass auch in der Sparkassen-Arena etwas zu holen sei. Kollege Noka Serdarusic, der nach dem "Ringkampf" von Hamburg (36:36) keine verletzungsbedingten Ausfälle zu beklagen hat, warnt sein Team vor den "neuen" Lemgoern. "Irgendwann erleben wir mal eine negative Überraschung. Der TBV befindet sich unter Markus Baur auf einem guten Weg. Ich hoffe, mein Team ist hellwach." Einen traurigen "Sonderurlaub" gab es für Vid Kavticnik, der vorgestern wegen eines Todesfalles in der Familie in seine slowenische Heimat geflogen war.
Gestern Nachmittag entstieg das beste TBV-Aufgebot dem Mannschaftsbus. "Alle fit", bestätigt Baur. Mit dabei ist auch Sebastian Preiß. Der ehemalige Kieler litt seit der EM in Norwegen unter einer Knieverletzung, die ursächlich mit einer Zahnentzündung in Verbindung stand. Der Zahn ist gezogen, das Knie gab Ruhe, seit 14 Tagen mischt der 27-jährige Kreisläufer wieder mit.
Obwohl einheimische Hochkaräter wie Schwarzer, Zerbe, oder Baur den Klub als Spieler verließen, ist die Marke "TBV Deutschland" auch nach dem personellen Umbruch erhalten geblieben. Kehrmann, Hermann, Kaufmann, Kraus, Preiß, Hegemann, Lichtlein - sieben aktuelle Nationalspieler stehen im Kader. Daniel Stephan ist der letzte Mohikaner aus der alten Garde, der ehemalige Welthandballer hat nach einer langen Verletzungs-Odyssee ins Team zurückgefunden und befindet sich auf Abschiedstournee durch die Bundesliga. Die große Abschiedsparty in Lemgo ist schon organisiert, der 34-Jährige wechselt nach der Saison ins TBV-Management.
Nur drei Spieler der Lemgoer, der Ungar Tamas Mocsai, Lasse Boesen (Dänemark) und Logi Geirsson (Island) haben keinen Bundesadler im Reisepass. Ein weiterer, der Tscheche Filip Jicha, wechselte vor Saisonbeginn zum THW Kiel und entwickelt sich hier zum Leistungsträger. Ein Verlust, den der TBV nicht kompensieren konnte. Seit geraumer Zeit buhlt man um einen weiteren Tschechen, Göppingens Spitzentorhüter Martin Galia. Aber großes Pech: Bei Göppingens 30:23-Sieg am Mittwoch über Wilhelmshaven erlitt Galia einen Kreuzbandriss. Lemgo hält trotzdem an seinem Wunschtorhüter fest. Galia gilt als wichtiger Mosaikstein in dem Personalgebilde, das langfristig wieder bei den Großen mitmischen soll. Derweil gab Göppingen gestern Abend die Verpflichtung des 33-jährigen Keepers Adam Weiner (33) aus Wilhelmshaven bekannt.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 19.04.2008)
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