Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 25.08.2012:
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Olaf Berner, THWKreisläufer
von 1976 bis `78 und
jetziger Vorsitzender des THW
e.V., erinnert sich gerne zurück.
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Olaf Berner spielte von 1976 bis
1978 für den THW Kiel. Heute
sitzt er als Vorsitzender des THW
e.V. im Aufsichtsrat des Handball-Rekordmeisters.
Als 1966 die Handball-Bundesliga
gegründet wurde, war vom
Überflieger THW Kiel noch
nichts am Horizont zu sehen.
Ein Jahr später stiegen die Zebras
auf und gingen ab 1977 als
Mitglied der ersten Stunde in
der eingleisigen Bundesliga auf
Punktejagd. Zwischen den aktuellen
Starspielern und den
damaligen "Zebras" gibt es
aber nur wenige Gemeinsamkeiten.
"Für uns stand Spaß und nicht
Geld im Vordergund", sagt der
62-Jährige. Die Stimmung in
der Ostseehalle war gut,
schließlich war Kiel schon immer
eine Handballhochburg.
"Und viele Zuschauer sind mit
mir älter geworden und sitzen
noch heute da", schmunzelt er.
Ein festes Gehalt gab es nicht,
eher eine Aufwandsentschädigung.
Auch Brust und Hintern
der Spieler waren damals noch
blank: Sponsoren hatten den
Handballsport noch nicht für
sich entdeckt. Außer Melitta,
die mit Grün-Weiß Dankersen
(heutiges GWD Minden) einen
Spitzenverein in der Bundesliga
unterstützten. "Obwohl da
sonst nichts ist in der Region",
juxt der Konrektor der Klaus-Groth-Schule. Als ersten Sponsor
holte der THW die Stena Line
ins Boot. "Die haben uns
aber nichts bezahlt, dafür gab
es Winteranoraks mit Stena-Line-Logos drauf." Die Truppe
trug diese Jacken auf dem Weg
zu ihren Auswärtsspielen, per
Zug ging es am Wochenende
quer durch die Republik. "Aber
kein Mensch wusste, was die
Stena Line war, die haben uns
komisch angeguckt mit unseren
blauen Jacken."
Dreimal wöchentlich ging es
für die Studenten und Freizeithandballer
zum Training. "Das
war einigen schon zu viel",
blickt Berner zurück. Für zusätzliches
Fitnesstraining waren
die Männer selbst zuständig.
Da habe man auch schon
mal Sachen gemacht, die im
Nachhinein nicht so gut für den
Körper waren. "Aber ich hab's
überstanden und kann immer
noch Sport machen", sagt der
gebürtige Itzehoer. Auf einem
Regal in seinem Büro thront eine
Tennisschläger-Tasche. Mit
dem Schläger ist er immer noch
für den THW aktiv. Seit dem
Frühjahr ist das Urgestein zudem
Vorsitzender des Vereins
und in dieser Funktion satzungsgemäß
auch im Aufsichtsrat
der Handball GmbH. "Da
wollten sie mich haben, weil sie
wohl dachten, dass man als
Lehrer immer viel Zeit hat",
sagt er mit einem Schmunzeln.
Mit einigen alten Mitspielern
trifft er sich noch heute und
klönt über vergangene Zeiten.
Doch alte Fotos kann er kaum
rumreichen. "Ich bin nicht so
der Sammler und habe kaum
Bilder aus meiner aktiven
Zeit", erklärt der 1,84 Meter
große Mann, der mit seiner vergleichsweise
normalen Statur
heute wohl nicht mehr als
Kreisläufer Erfolg hätte. Angefangen
hat der "kleine Mann"
sogar im Tor. Als Schüler hütete
er beim Feldhandball das Tor
des THW, und wenn es in die
Halle ging, war das auch damals
schon die Ostseehalle. Doch die
sah da noch ganz anders aus.
Das Grundgerüst war eine ehemalige
Flugzeughalle, die von
Sylt nach Kiel exportiert worden
war. Es gab weder eine Heizung
noch einen Umkleideraum,
umgezogen wurde sich in
einer Ecke.
Aus sportlichen Gründen zog
es ihn später zum TSV Altenholz.
"Ich wollte immer viel
spielen, das konnte ich da." Als
er zum THW zurückkam, kam
auch der erste Vollprofi: Der Jugoslawe
Albin Vidovic, der im
Gepäck des neuen jugoslawischen
Trainers Zeljko Seles
kam. "Das war der Anfang vom
Profi-Sport, wie er heute existiert.
Aber Spaß macht es immer
noch - auch als Zuschauer."
Ein Verein, eine Geschichte
Eingetragener Verein wurde
der THW Kiel 1904, Turnen für
Jungen und Männer wurde
damals als einzige Sportart
angeboten, drei Jahre später
durften auch Mädchen turnen.
1923 stand dann Handball auf
dem Programm. Leichtathletik,
Schwimmen, Tischtennis,
Tennis, Badminton und Beachvolleyball
kam über die
Jahre hinzu. Bevor die zweigleisige
Handball-Bundesliga
1966 gegründet wurde, waren
die "Zebras" dreimaliger Hallenmeister,
gewannen 18-mal
die Meisterschaft der Schleswig-Holstein-Liga. 1967 stieg
der THW in die höchste Liga
auf, musste einmal runter und
war ab 1977 Gründungsmitglied
der eingleisigen Bundesliga.
1992 wurde die Handballsparte
als GmbH aus dem
Mutterverein abgekoppelt.
Seit 2007 führt der THW die
ewige Bundesligatabelle an.
Mit 68:0 Punkten gelang es
dem THW als erstem Bundesligateam
überhaupt, eine Saison
ohne Punktverlust zu beenden.
(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 25.08.2012)