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27.08.2012 Mannschaft

Zebra-Journal: "Tormaschine" endlich beim Traumverein

Gudjon Valur Sigurdsson jagt Titel

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 25.08.2012:

Der THW, betont Gudjon Valur Sigurdsson, sei sein Traumverein. Und er komme auch, "weil ich mit Kiel endlich große Titel und meine erste deutsche Meisterschaft feiern will."
Klicken Sie zum Vergrößern! Der THW, betont Gudjon Valur Sigurdsson, sei sein Traumverein. Und er komme auch, "weil ich mit Kiel endlich große Titel und meine erste deutsche Meisterschaft feiern will."
Tränen flossen, als Henrik Lundström im Juni in der Kieler Handball-Arena verabschiedet wurde. Der Schwede kehrte nach acht erfolgreichen Jahren in seine Heimat zurück. "Wir werden ihn sehr vermissen", sagte THW-Geschäftsführerin Sabine Holdorf-Schust. Die Lücke aber war vorher schon geschlossen worden. Mindestens gleichwertig - durch Gudjon Valur Sigurdsson. Der 33-jährige Isländer kommt von AG Kopenhagen, unterschrieb einen Zwei-Jahres-Vertrag, gilt als einer der weltbesten Linksaußen und kennt die Bundesliga aus dem Effeff.
Deutschland, war ab 2001 für Essen, dann für Gummersbach und bis 2011 für die Rhein-Neckar Löwen aktiv. Mit insgesamt 1423 Toren setzte "Goggi", so sein Spitzname, schon vor der Rückkehr nach Kiel eine beachtliche Marke. Und die will der Modellathlet mit und für seinen neuen Club weiter verbessern. Er habe sich zwar sehr wohlgefühlt in Kopenhagen, erzählt er. "Aber als das Angebot vom THW kam, habe ich nicht lange nachgedacht und schnell ja gesagt." Der THW, betont er, sei sein Traumverein. Und er komme auch, "weil ich mit Kiel endlich große Titel und meine erste deutsche Meisterschaft feiern will."

Denn: Obwohl Sigurdsson 2006 die Bundesliga-Torschützenkanone holte (264 Tore für Gummersbach) und im selben Jahr auch zum Sportler des Jahres in seiner Heimat gewählt wurde. Obwohl er WM-Torschützenkönig (2007 in Deutschland) war, 2008 in Peking Silber gewann, und im All-Star-Team der Olympischen Spiele stand. Obwohl Gudjon Valur Sigurdsson also oft im Rampenlicht stand - auf die ganz großen Erfolge wartete der zweifache Familienvater bisher vergeblich.

Die Saison-Vorbereitung bei seinem neuen Arbeitgeber verfolgte Sigurdsson aus der Ferne. Mit Island kämpfte er Seite an Seite mit Aron Palmarsson um olympische Medaillen. Der Start ins Turnier lief wie geschmiert, sogar den späteren Goldmedaillengewinner Frankreich zwangen die "Eismänner" in die Knie. Dann aber folgte das bittere Viertelfinal-Aus nach Verlängerung gegen Ungarn. Immerhin durften sich die beiden "Zebras" über individuelle Auszeichnungen freuen. Aron Palmarsson erhielt die Berufung ins All-Star-Team, Sigurdsson war wieder einmal torhungrigster Schütze aus dem Feld (44) und mit einer Quote von 7,33 Treffern pro Spiel auch der effizienteste Schütze. Die THW-Fans dürfen sich auf eine echte "Tormaschine" freuen.

Olympia ist schon Vergangenheit. Sigurdsson blieben wie den anderen sechs Kieler London-Startern nur wenige Tage Zeit, um sich mit seiner neuen Mannschaft auf die Saison vorzubereiten. Das sei natürlich ein Nachteil, sagt Sigurdsson, der auch die schnellsten und besten Wege in seiner neuen Heimat noch sucht. Das Haus in Melsdorf hat er mit Ehefrau Gudbjörg Thora Thorsteinsdottir und seinen beiden Töchtern Dagbjört Ina (13) und Jona Margret (9) zwar bezogen, seine Kinder besuchen auch bereits die Schule, knüpften erste Freundschaften. Doch wegen Olympia und der anschließenden Vorbereitung hat Sigurdsson selbst bisher so gut wie nichts von seiner neuen Wahlheimat mitbekommen. Sein Trainer hat deswegen keine Probleme. Alfred Gislason vertraut auf Sigurdssons große Erfahrung: "Goggi wird sich schnell einfinden. Er spricht perfekt Deutsch, kennt seine künftigen Mitspieler und die Liga."

Das Handball-ABC erlernte Sigurdsson bei Grotta KR, richtig los ging es dann bei KA Akureyri, dem Heimatclub von Gislason. Von dort brach "Goggi" 2001 in die große Handballwelt auf, in die Bundesliga. Auf Wunsch des ehemaligen Löwen-Machers Jesper Nielsen ging es dann im Juli 2011 wieder Richtung Norden, zur AG Kopenhagen. Er habe sich bei AGK wohlgefühlt, sagt der Isländer, "das war eine tolle Mannschaft mit großartigen Typen". Dass Sigurdsson den wirtschaftlichen Untergang seiner ehemaligen Mannschaft mit dem THW-Vertrag in der Tasche aus der Ferne verfolgte, ist eine besondere Seite des Wechsels, Sigurdsson erwischte mit seiner Unterschrift in Kiel genau den "richtigen" Zeitpunkt.

Beim THW möchte er seine Karriere krönen, vielleicht auch auslaufen lassen. Und mit seinem Trainer hat Sigurdsson einen echten Verbündeten. Denn die Augen von Alfred Gislason leuchten, wenn er über seinen Landsmann spricht. Er war in Gummersbach und bei der isländischen Nationalmannschaft jeweils zwei Jahre Chef von Sigurdsson, kennt ihn sehr gut, schätzt ihn als Mensch und natürlich als Spieler. "Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit ihm", sagt der bald 53-Jährige. Und das Alter seines Landsmannes, der am 8. August 33 Jahre geworden ist? "Überhaupt kein Problem", antwortet der THW-Trainer. "Goggi lebt für seinen Sport wie kaum ein anderer."

Das sagt Gislason:

Er wird nicht lange brauchen, um sich in unser Spiel einzufinden und schnell eine Bereicherung sein. Eine Rangordnung wird es auf seiner Postion nicht geben, keine Nummer eins oder zwei. Ich kenne ihn schon von Kindesbeinen an, sein Stiefvater ist ein guter Freund meines Schwagers. Er ist unglaublich fit, eine unglaubliche Maschine. Er würde, da bin ich mir sicher, die meisten 23-Jährigen in allen Disziplinen schlagen.

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 25.08.2012)


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