27.08.2012 | Mannschaft |
Der THW, betont Gudjon Valur Sigurdsson, sei sein Traumverein. Und er komme auch, "weil ich mit Kiel endlich große Titel und meine erste deutsche Meisterschaft feiern will." |
Denn: Obwohl Sigurdsson 2006 die Bundesliga-Torschützenkanone holte (264 Tore für Gummersbach) und im selben Jahr auch zum Sportler des Jahres in seiner Heimat gewählt wurde. Obwohl er WM-Torschützenkönig (2007 in Deutschland) war, 2008 in Peking Silber gewann, und im All-Star-Team der Olympischen Spiele stand. Obwohl Gudjon Valur Sigurdsson also oft im Rampenlicht stand - auf die ganz großen Erfolge wartete der zweifache Familienvater bisher vergeblich.
Die Saison-Vorbereitung bei seinem neuen Arbeitgeber verfolgte Sigurdsson aus der Ferne. Mit Island kämpfte er Seite an Seite mit Aron Palmarsson um olympische Medaillen. Der Start ins Turnier lief wie geschmiert, sogar den späteren Goldmedaillengewinner Frankreich zwangen die "Eismänner" in die Knie. Dann aber folgte das bittere Viertelfinal-Aus nach Verlängerung gegen Ungarn. Immerhin durften sich die beiden "Zebras" über individuelle Auszeichnungen freuen. Aron Palmarsson erhielt die Berufung ins All-Star-Team, Sigurdsson war wieder einmal torhungrigster Schütze aus dem Feld (44) und mit einer Quote von 7,33 Treffern pro Spiel auch der effizienteste Schütze. Die THW-Fans dürfen sich auf eine echte "Tormaschine" freuen.
Olympia ist schon Vergangenheit. Sigurdsson blieben wie den anderen sechs Kieler London-Startern nur wenige Tage Zeit, um sich mit seiner neuen Mannschaft auf die Saison vorzubereiten. Das sei natürlich ein Nachteil, sagt Sigurdsson, der auch die schnellsten und besten Wege in seiner neuen Heimat noch sucht. Das Haus in Melsdorf hat er mit Ehefrau Gudbjörg Thora Thorsteinsdottir und seinen beiden Töchtern Dagbjört Ina (13) und Jona Margret (9) zwar bezogen, seine Kinder besuchen auch bereits die Schule, knüpften erste Freundschaften. Doch wegen Olympia und der anschließenden Vorbereitung hat Sigurdsson selbst bisher so gut wie nichts von seiner neuen Wahlheimat mitbekommen. Sein Trainer hat deswegen keine Probleme. Alfred Gislason vertraut auf Sigurdssons große Erfahrung: "Goggi wird sich schnell einfinden. Er spricht perfekt Deutsch, kennt seine künftigen Mitspieler und die Liga."
Das Handball-ABC erlernte Sigurdsson bei Grotta KR, richtig los ging es dann bei KA Akureyri, dem Heimatclub von Gislason. Von dort brach "Goggi" 2001 in die große Handballwelt auf, in die Bundesliga. Auf Wunsch des ehemaligen Löwen-Machers Jesper Nielsen ging es dann im Juli 2011 wieder Richtung Norden, zur AG Kopenhagen. Er habe sich bei AGK wohlgefühlt, sagt der Isländer, "das war eine tolle Mannschaft mit großartigen Typen". Dass Sigurdsson den wirtschaftlichen Untergang seiner ehemaligen Mannschaft mit dem THW-Vertrag in der Tasche aus der Ferne verfolgte, ist eine besondere Seite des Wechsels, Sigurdsson erwischte mit seiner Unterschrift in Kiel genau den "richtigen" Zeitpunkt.
Beim THW möchte er seine Karriere krönen, vielleicht auch auslaufen lassen. Und mit seinem Trainer hat Sigurdsson einen echten Verbündeten. Denn die Augen von Alfred Gislason leuchten, wenn er über seinen Landsmann spricht. Er war in Gummersbach und bei der isländischen Nationalmannschaft jeweils zwei Jahre Chef von Sigurdsson, kennt ihn sehr gut, schätzt ihn als Mensch und natürlich als Spieler. "Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit ihm", sagt der bald 53-Jährige. Und das Alter seines Landsmannes, der am 8. August 33 Jahre geworden ist? "Überhaupt kein Problem", antwortet der THW-Trainer. "Goggi lebt für seinen Sport wie kaum ein anderer."
(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 25.08.2012)
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