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28.08.2012 Mannschaft

Zebra-Journal: Hana Jichova - in Melsdorf Zuhause

Die Frau eines Spielers, aber mehr als eine Spielerfrau

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 25.08.2012:

An ihrem Mann Filip schätzt Hana Jichova die starke Persönlichkeit. "Schon zu Schulzeiten hat er gesagt, dass er Welthandballer werden will, da hab ich gesagt: Bist du verrückt?" Heute sind der Welthandballer des Jahres 2010 und seine Frau glücklich verheiratet - auch weil die Spielerfrau genau weiß, was sie will.
Der Rasenmäher rattert über das Grün, Fahrradfahrer nicken einander zu. Man kennt sich, man grüßt sich in Melsdorf. Das Reihenhaus der Familie Jicha fügt sich in das Idyll ein. Neben der Haustür begrüßt ein Herz mit der Aufschrift "Home sweet home" die Besucher. Auf der Terrasse steht der Fuhrpark von Töchterchen Valeria inklusive Pukyrad und Roller, dahinter saust die Dreijährige mit einem weiteren Roller über den Rasen.

"Ich bin auch für den Garten zuständig, das macht mir Spaß", sagt Hana Jichova, "dabei merkt Filip das meist gar nicht, sagt, er sei im Dunkeln durch den Hintereingang hereingekommen." Besonders in der Vorbereitungszeit ist Hanas Mann nur selten zu Hause. Vormittags Training, nachmittags Training, dazwischen ein leichtes Mittagessen am heimischen Esstisch. "Was er da braucht, habe ich in fünf Jahren mittlerweile gelernt", sagt die 30-Jährige mit einem Lachen. Denn so lange lebt die sportliche Tschechin mit ihm in Kiel. Der Anfang der gut durchstrukturierten Familie liegt beim Maibaumfest vor zwölf Jahren. Zwei Monate später funkte es beim Klassenfest im heimischen Pilsen dann richtig. Dabei kennen sie sich schon seit der Grundschule, doch damals war Hana in einen anderen verliebt. Später hatte Draufgänger Filip bunt gefärbte Haare und schlichtweg zu dünne Beine.

Jichas Beine sind mittlerweile muskelbepackt, Hana selbst hält sich mit Yoga fit und leitet die Kinderturngruppe in Melsdorf. "In letzter Zeit habe ich aber nur Anweisungen gegeben", sagt die Spielerfrau und streichelt mit einer Hand über den kugelrunden Bauch, in dem das vierte Familienmitglied heranwächst. "Ich bin gespannt, ob der Junge so aussieht wie ich." Über dem Klavier im Wohnzimmer prangt ein großes Porträt von Valeria mit blauen Kulleraugen und blonden Locken, ganz der Herr Papa. Um sich selbst zu finden trennte sich das Paar mit Anfang 20. Die angehende Sport- und Englischlehrerin zog es nach London, der Handballer ging in die Schweiz. Denn nur auf das Leben an der Seite des Mannes wollte und will sie nicht beschränkt werden. So war es besonders für Hana nach ihrem Liebescomeback vor fünf Jahren ein großer Schritt direkt mit Filip in Kiel zusammenzuziehen und sich somit ein Stück weit abhängig zu machen. "An erster Stelle stand für mich das Lernen der Sprache, denn nur so kann man sich integrieren", erzählt die Brünette und unterstützt ihr nahezu perfektes Deutsch mit energischen Gesten.

Ihr Studium an der FH musste sie allerdings nach nur einem Semester abbrechen. Valeria kam dazwischen. Und was einmal passiert, wiederholt sich gern. "Ich wollte mich jetzt gerade als Vertretungslehrerin melden, da wurde ich wieder schwanger." Noch immer trifft sie sich mit ihren alten Sprachkurs-Freundinnen. "Es ist schön, neben meinen Freundinnnen von zu Hause auch Freunde in Kiel und Melsdorf zu haben, da fühlt man sich nicht einsam." Einmal im Monat treffen sich auch die Spielerfrauen zum Kaffeeklatsch: "Das tut gut, weil wir ähnliche Lebenssituationen haben, aber ich will nicht nur in einer bubble (Blase, d. Red.) leben." Dass ihre Lebenssituation eine besondere ist, weiß Hana Jichova. Erdung holt sie sich in ihrer Heimat Tschechien. "Da lerne ich zu schätzen, wie gut es unserer Familie geht."

Während die Besetzung des Kaffeetisches von Saison zu Saison variiert, behält Hana Jichova - wie ihr Mann - den Stammplatz. "Vertragsentscheidungen treffen wir zusammen, Filip will ja auch, dass ich glücklich bin. Aber die Kubes-Familie und Isabel Lundström werde ich sehr vermissen." Einige Abschiede stehen in den nächsten Jahren noch bevor, Geborgenheit gibt das Dorfleben: "Hier ist mein Zuhause. Wenn wir den Grill anschmeißen, kommen die Nachbarn vorbei." Bratwurst nach dem Hecke-Schneiden. "Ich mag Ordnung, da sind die Tschechen den Deutschen sehr ähnlich", erzählt die junge Frau und blickt vom Sofa hinaus in den Garten. Auf dem Sofa nimmt abends auch gerne mal Filip Platz. Nicht zum Fernsehen, sondern zum Quatschen. "Wir haben uns noch viel zu sagen, ich hoffe, dass das auch so bleibt."

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 25.08.2012)


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