04.03.2014 | Champions League |
"Wir können uns noch kein abschließendes Urteil über die Lage bilden", sagte Pressesprecher JJ Rowland gestern dieser Zeitung. Sollte sich die Lage weiter zuspitzen, wäre es denkbar, das Hinspiel in einer anderen Stadt der Ukraine auszutragen. Oder es gleich in ein anderes Land zu verlegen. So hat die Europäische Fußball-Union (Uefa) beispielsweise entschieden, dass Dynamo Kiew sein Heimspiel in der Europa-League gegen den spanischen Klub FC Valencia am 20. Februar "wegen der Sicherheitssituation" auf Zypern austragen musste.
Was die EHF zögern lässt, ist auch die Wahrnehmung der Betroffenen. So hat Dmitriy Karpushchenko wenig Verständnis für die Berichterstattung über den aktuellen Konflikt zwischen Russland und der Ukraine. "Ich schaue mir auch CNN an, und da wird nicht die ganze Wahrheit berichtet." Der Alltag sei für sie völlig unverändert, auch im 300 Kilometer entfernten Charkow, in dem Saporoschje seine Champions-League-Spiele austrägt, weil die eigene Halle nicht den EHF-Anforderungen genügt, sei die Lage ruhig.
Ganz anders klingt die aktuelle Situation aus Sicht der Botschaft in Kiew. Vermeldete Kurt Stoeckl-Stillfried noch am Freitag eine entspannte Lage, klang sein Rat für den THW Kiel am Sonnabend schon ganz anders. "Die Lage hat sich weiterentwickelt", sagte der Leiter des Rechts- und Konsulatreferats. "Von Reisen in die östlichen Landesteile wird daher dringend abgeraten."
Tags zuvor hatte die Botschaft lediglich noch von einem Krim-Besuch abgeraten. Die Situation dort hätte allerdings keine Auswirkungen auf die Sicherheit von Reisenden in andere Teile der Ukraine. Charkow läge so weit von der Krim entfernt, dass diese Aussage auch für das Auswärtsspiel der Kieler zutreffen würde. Allerdings, so Kurt Stoeckl-Stillfried am Freitag, sei diese Einschätzung der Sicherheitslage nur eine Momentaufnahme. Eine, die schon eine Nacht später überholt war.
"Ich habe Verständnis für die Situation der EHF", sagte Holdorf-Schust. "Sie muss auch auf die Interessen der Ukrainer eingehen. Aber natürlich steht für uns die Sicherheit der Spieler und Offiziellen absolut im Vordergrund." Im Moment gehe sie noch davon aus, dass das Spiel in Charkow stattfinden werde. "Entsprechend haben wir die Flüge via Wien bereits gebucht."
Die betroffenen Vereine und die EHF haben sich vorgenommen, die Situation bis zum Wochenende noch einmal genau zu analysieren. Neben dem Kiel-Spiel stehen noch zwei andere auf der Kippe. So spielt der schwedische Verein IK Sävehof im Challenge-Cup gegen ZTR Saporoschje, und in Kiew soll ein Qualifikationsspiel der Frauen zwischen Dänemark und der Ukraine ausgetragen werden.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 04.03.2014)
(04.03.2014) | Ihre Meinung im Fan-Forum? |