Mit einem ungefährdeten Heimerfolg hat der THW Kiel die
Gruppenphase in der "VELUX EHF Champions League"
abgeschlossen. Die "Zebras", die bereits vor der Partie
gegen den portugiesischen Meister FC Porto Vitalis als
Sieger der Gruppe B
feststanden, gewannen am Mittwochabend vor rund 8.000
Zuschauern in der Sparkassen-Arena mit 30:25 (17:11).
Dabei profitierten die Kieler, bei denen Christian Zeitz
mit sechs Treffern erfolgreichster Schütze war, von einem
10:1-Blitzstart. Dichter als auf vier Tore konnten die
Gäste aus Portugal in einer letztlich etwas zerfahrenen
Partie nicht mehr herankommen.
Überschattet wurde der Sieg allerdings vom verletzungsbedingten
Ausfall Christian Sprengers. Der
Kieler Rechtsaußen knickte bereits in der Anfangsphase bei einem
erfolgreich abgeschlossenen Gegenstoß umglücklich um und konnte
nicht weiterspielen. Genauere Informationen soll eine
MRT-Untersuchung am Donnerstag zutage bringen - es besteht
Verdacht auf eine Kapsel- oder Bänderverletzung.
THW fast mit ganzer Mannschaft
Vor dem Anpfiff konnte Trainer Alfred Gislason
durchatmen: Nachdem sich Teile der Mannschaft zuletzt mit einer
Magen-Darm-Erkrankung herumplagten, meldeten sich alle seine Profis
zum letzten Gruppenspiel wieder einsatzbereit. Einzige Ausnahme
bildete Spielgestalter Aron Palmarsson,
der nach seinen Knieproblemen weiterhin geschont wurde.
Frühe Vorentscheidung
Vor rund 8.000 Zuschauern in der Kieler Sparkassen-Arena
sorgten die "Zebras" in Rekordzeit für klare Verhältnisse.
Zwar strich der erste Wurf Rasmus Lauges
über das Tor, doch danach zündete der THW ein Feuerwerk ab.
Während bei Porto Linkshänder Ferraz zunächst Verantwortung
übernahm, die Kieler Deckung um Rene Toft Hansen
und Patrick Wiencek aber nicht in
Verlegenheit bringen konnte, sorgten der klasse von
Marko Vujin freigespielte
Dominik Klein spielte 60
Minuten durch und erzielte fünf Treffer.
Wiencek sowie Sprenger
mit zwei Gegenstößen für das schnelle 3:0. Auch vom Verletzungsschock
des Kieler Linkshänders - für ihn kam Niclas Ekberg
in die Partie - ließen sich die "Zebras" nicht stoppen. Basierend
auf einer starken Deckung mit einem noch stärkeren Johan Sjöstrand
dahinter, sorgte der deutsche Rekordmeister gegen den portugiesischen
schnell für klare Verhältnisse. Nach Jichas
Sprungwurf zum 4:0 gelang zwar Portos Topscorer Gilberto Duarte
das erste Tor für die Gäste, doch danach zogen die Kieler weiter
davon. Weil Sjöstrand sieben der ersten
acht Würfe auf seinen Kasten entschärfen konnte und weil Linksaußen
Mick Schubert selbst vom Siebenmeterstrich nicht verwandeln konnte,
blieb Porto acht weitere Minuten lang ohne Treffer. Acht Minuten,
in denen die Kieler durch Ekberg und
Klein den Vorsprung weiter ausbauten.
Als Christian Zeitz in der zehnten
Spielminute das 9:1 erzielte, hatten die Vielspieler
Marko Vujin, Filip Jicha
und Rene Toft Hansen bereits auf der
Kieler Bank Platz genommen.
Porto findet in die Partie
Linksaußen Hugo Santos entschuldigt sich nach einem
Kopftreffer beim aufgebrachten Johan Sjöstrand.
Doch nach Wienceks Treffer zum 10:1 (13.)
schlichen sich erste Unkonzentriertheiten ins Spiel der "Zebras"
ein, die bereits frühzeitig einen Gang herunterschalten konnten.
Torhüter Alfredo Bravo tankte ausgerechnet durch zwei Paraden
gegen Jallouz Selbstvertrauen und
gab dieses an seine Vorderleute weiter. Diese agierten mittlerweile
mit dem Linkshänder Pedro Spinola auf der Rückraummitte und
schwammen sich langsam ein bisschen frei. Auf der Gegenseite tat
sich der THW nun schwer gegen die offensiv ausgerichtete Deckung
der Gäste. So robbte sich der FC Porto Vitalis ein kleines bisschen
heran, nach Miguel Pereiras Gegenstoß stand es "nur" noch 11:6 für
die Kieler. Dichter ließen "Zebras" ihre Kontrahenten aber nicht
mehr herankommen: Mit einem knackigen Hüftwurf gab Christian Zeitz
eine postwendende Antwort, dann zeigte Rasmus Lauge
mit tollen Anspielen auf Klein und
Wiencek seine Qualitäten - 14:7 für den
THW. Und auch Wael Jallouz konnte sich
in den Torreigen einreihen: So bot sich der Tunesier, der in der
Abwehr mittlerweile die Spitze einer gut funktionierenden 3:2:1-Deckung
bildete, nun öfter am Kreis an und profitierte mehrfach von gewitzten
Zeitz-Pässen, so dass es mit einer
beruhigenden 17:11-Führung für Kiel in die Kabinen ging.
Zerfahrene zweite Halbzeit
Mit der zweiten Halbzeit kehrten Kapitän Filip Jicha
und Rene Toft Hansen
aufs Parkett zurück, im Tor beerbte Andreas Palicka
Landsmann Sjöstrand und führte sich mit einer
Parade gegen Duarte sofort gut ein. Der Kieler Vorsprung pendelte sich
zwischen fünf und sieben Toren ein, wobei sich aber auf beiden Seiten
immer mehr technische Fehler und Ballverluste einschlichen. Weil Porto
Jicha zeitweilig in Manndeckung nahm und
Torhüter Hugo Laurentino einige Bälle parieren konnte, pirschten sich
die Gäste Mitte des zweiten Durchgangs nach einem abgefälschten Spinola-Wurf
bis auf 18:22 heran. Alfred Gislason reagierte
und beorderte Marko Vujin zurück aufs
Parkett. Doch auch mit der serbischen Tormaschine gelang es den Kieler
nicht auf Anhieb, wieder einen Gang höher zu schalten.
Doch immerhin: Näher herankommen ließen die "Zebras" ihren Gegner nicht
mehr. Christian Zeitz, nun auf Rechtsaußen
neben Vujin eingesetzt, sorgte in dieser Phase
mit einem Sprungwurf zum 24:19 und einer feinen Einzelleistung zum 25:20
für wichtige Treffer.
Und letztlich zündete auch noch Marko Vujin,
der nach einigen Fehlpässen zwei Siebenmeter verwandelte und noch zwei
Feldtore folgen ließ. Den Schlusspunkt der Partie setzte Publikumsliebling
Jallouz, der einen Sprungwurf in den Winkel
zum 30:25-Endstand zimmerte.
Sonntag in Wetzlar, Auslosung am Dienstag
Nach drei Heimspielen innerhalb einer Woche müssen die "Zebra"-Fans
jetzt wieder ganz tapfer sein, denn erst am 16. März wird unsere
Mannschaft wieder ein Heimspiel in der Sparkassen-Arena bestreiten.
Zuvor stehen in den 25 "heimspiellosen" Tagen drei Auswärtspartien
auf dem Programm.
Am kommenden Sonntag fordert die HSG Wetzlar den THW Kiel zum Bundesligaduell.
Die Partie in der ausverkauften "Rittal"-Arena wird um 15 Uhr
angepfiffen, unter tv.sport1.de
kann man Livebilder im Internet sehen. Diese könnten interessant
werden, hat sich die HSG Wetzlar doch vor der Saison mit keinem
geringeren als dem zweifachen Welthandballer Ivano Balic verstärkt.
Spannend wird es auch am kommenden Dienstag, wenn um 12 Uhr bei
der Auslosung in Wien der Achtelfinalgegner des THW in der
Königsklasse ausgelost wird. Der Vorverkauf für das Rückspiel
in der Sparkassen-Arena für Inhaber von Vorrunden-Kombi-Tickets
mit aufgedrucktem Vorkaufsrecht läuft aber bereits jetzt (siehe
Extra-Bericht).
Ich bin sehr zufrieden, dass wir schon vor dieser Partie den
Gruppensieg gesichert hatten. Heute haben wir gut begonnen,
und auch Johan hat wieder stark
gehalten. Dann haben wir allerdings ein wenig unsere Linie
verloren - auch, weil ich viel gewechselt habe. Aber ich
wollte unbedingt viel rotieren, und unter diesen Umständen
war das Spiel einigermaßen gut.
Ein Wort zu unserem heutigen Gegner: Porto hat sich in der
ersten Champions-League-Saison nach einer langen Pause sehr
gut geschlagen, einen sehr guten Handball gespielt, und ich
bin mir sicher, dass wir diese Mannschaft jetzt häufiger
sehen werden.
Portos Trainer Ljubomir Obradovic:
Wir haben heute zum ersten Mal in dieser Arena und in dieser
tollen Atmosphäre gespielt, meine Spieler waren dementsprechend
nervös. Als sie diese Nervosität in der zweiten Halbzeit abgelegt
haben, ist unser Spiel besser geworden und wir konnten
einigermaßen mithalten. Ich wünsche dem THW Kiel alles Gute
für den weiteren Wettbewerb.
Portos Rückraumspieler Joan Ferraz:
Für die erste Champions-League-Saison lief es ganz gut,
niemand hätte von uns erwartet, dass wir zwei Siege und ein
Unentschieden einfahren. Heute haben wir ein sehr gutes Spiel
gezeigt, wenngleich wir mit dem Ergebnis natürlich nicht
zufrieden sein sollten. Aber wir haben gegen diese große
Mannschaft gut verteidigt und uns achtbar aus der Affäre
gezogen.
Wenn man beim THW Kiel spielt, ist natürlich der Gruppensieg
das Ziel. Wir haben diese Erwartung an uns selbst, und auch
die Fans erwarten von uns einiges. Allerdings konnte man
nach dem Umbruch nicht unbedingt damit rechnen, deshalb
Kompliment an meine Mitspieler. Vor allem für die Leistung
in Kopenhagen, das war richtig stark.
Dieses Spiel stand noch unter dem Eindruck des Kielce-Spiels.
Dort wollten wir den Gruppensieg sicherstellen. Das ist uns
gelungen, und nun kamen noch einmal zwei Punkte hinzu. Wir
haben den Gegner sicherlich nicht unterschätzt. In der
zweiten Halbzeit haben wir von unserer Leistung aus den
ersten 20 Minuten profitiert. Ob ich bei der Achtelfinal-Auslosung
Bedenken vor dem Ukraine-Los hätte? Da denke ich zuerst an die
Menschen dort. Die wollen etwas ändern und haben ganz andere
Sorgen als ein Champions-League-Spiel gegen den THW Kiel.
THW-Rückraumspieler Rasmus Lauge gegenüber den KN:
Die erste Halbzeit war gut, danach haben wir nicht mehr so
nachgelegt. Aber wir haben so viele wichtige Spiele, dann
muss man so ein Spiel mit Trainingscharakter auch dafür nutzen,
um sich ein bisschen zu schonen. Denn wir haben in der
Bundesliga in den nächsten Wochen viele wichtige Aufgaben
vor uns, und da wollen wir alle fit sein.
Alle Spieltermine, Ergebnisse und Tabellen der Gruppenphase im
EHF-Pokal finden Sie hier.
In der Gruppenphase des
EHF-Pokals greift die TSV Hannover-Burgdorf
bereits am dritten Spieltag nach dem letzten Strohhalm. Nach den
beiden Auftaktniederlagen gilt beim schweren Auswärtsspiel in
Kastilien bei Ademar Leon (Sonntag, 18.00 Uhr) das Motto
"Verlieren verboten", um in der Gruppe A
noch Chancen auf einen der ersten beiden Plätze zu wahren.
Und auch die Füchse Berlin, bislang mit zwei Siegen in der
Gruppe D, stehen vor
einer kniffligen Auswärtshürde: Am Sonntagmittag (12 Uhr MEZ)
treten die Bundeshauptstädter beim rumänischen Meister HCM
Constanta an, der mit 3:1 Punkten ebenfalls noch ungeschlagen ist.
In der Königsklasse bestreiten die Rhein-Neckar Löwen, die ihren
zweiten Platz in der Gruppe A
bereits sicher haben, am Donnerstag ihr letztes Gruppenspiel.
Um 19.00 Uhr ist dann der slowenische Vertreter RK Celje
Pivovarna Lasko, der seinerseits vom dritten Platz nicht
mehr zu verdrängen ist, zu Gast. Weitaus spannender geht es
hingegen in der Gruppe D
Alle Spieltermine, Ergebnisse und Tabellen der
CL-Gruppenphase finden Sie hier.
zu, wo sich die SG Flensburg-Handewitt und der HSV Hamburg am
Wochenende ein letztes Fernduell um den Gruppensieg liefern.
Flensburg (15:3 Punkte) muss am Sonnabend (20.30 Uhr) beim
slowenischen Meister RK Gorenje Velenje vorlegen. Doch der
Titelverteidiger aus Hamburg (16:2 Punkte) hat alle Trümpfe
in seiner Hand und kann am Sonntag aus eigener Kraft mit
einem Heimsieg gegen den dänischen Meister Aalborg Haandbold
den ersten Platz sichern. Pikant: Velenje und Aalborg kämpfen
ihrerseits im Fernduell um den dritten Platz.
Eurosport überträgt alle Champions-League-Partien live.
Alle Ergebnisse des CL-Spieltages finden Sie hier.
Handballmeister bot beim 30:25 gegen Porto nur anfangs ein Feuerwerk - Sprenger verletzt
Kiel. Handballmeister THW Kiel gab sich im letzten Gruppenspiel
der Champions League keine Blöße und
besiegte am Abend den FC Porto mit 30:25 (17:11). Die Zebras
beendeten die Vorrunde als Erster, die Portugiesen als Fünfter.
Möglicherweise bezahlte der THW den doppelten Punktgewinn aber
mit einer schweren Verletzung von Rechtsaußen
Christian Sprenger.
Der dreimalige Champion startete vor 7800 Zuschauern mit einem
höllischen Tempo. 4:0 nach vier Minuten, 10:1 nach zehn - die
bedauernswerten Gäste wirkten wie Statisten, die zusehen durften,
wie die Kieler mit einem 60:6-Sieg in die Geschichte rasten.
Groß, breite Schultern, Rastamähne - das Personal des
portugiesischen Meisters erinnerte stark an die Besatzung von Bob
Jamaika I ("Cool Runnings"). Dass sie auch Handball spielen können,
bewiesen sie, als sie aus ihrer Schockstarre erwachten. Eine
Viertelstunde sollte es dauern, bis sie die Angst vor der
ungewohnten Kulisse und dem so übermächtig wirkenden Gegner
abgeschüttelt hatten. Anschließend kamen sie zu einigen gelungenen
Aktionen, stark begünstigt durch die ungewohnte Aufstellung der
Hausherren. So durften sich im Rückraum Rasmus Lauge,
Wael Jallouz und Christian Zeitz,
der im Schatten der Tormaschine Marko Vujin
zumeist nur noch in der Deckung zum Einsatz kommt, als Achse
ausprobieren. Ein Trio, das in dieser Konstellation wenig
Spielpraxis hat. Besonders Jallouz
wollte aus größeren Entfernungen nichts gelingen, erst als der
Tunesier an den Kreis auflöste, die Distanzen zum Tor deutlich
kürzer wurden, traf auch er.
Die Partie wurde zunehmend zerfahrener, Leistung brachten Ende
der ersten Halbzeit nur die Fans. Trommelten sie einmal nicht,
wurde es zügig sehr leise im weiten Rund. Zu mäßig waren die
Darbietungen beider Mannschaften. Die Kieler, in deren Reihen
zuletzt ein Magen-Darm-Virus umgegangen war, konnten angesichts
des überschaubaren Niveaus ihrer Gegner keine rechte
Körperspannung aufbauen. Die Fehlerquote war phasenweise
haarsträubend, doch der FC Porto konnte kein Kapital daraus schlagen.
So mutig sie im Hinspiel in ihrem engen Drachenkäfig ("Dragao Caixa")
aufgespielt hatten, so zögerlich gaben sie sich in fremder Umgebung.
Immerhin, die offensive Deckung stand ganz solide, und dem THW fehlte
mit Aron Palmarsson der Schlüssel, um sie
zu knacken. Der Isländer wurde aufgrund seiner Knieprobleme erneut
geschont. Er soll den Kollegen am Sonntag helfen, wenn die HSG Wetzlar
in der Liga eine Hürde aufbaut, die deutlich über dem Porto-Niveau
liegen wird.
Obwohl sich auf dem Feld das Fehlerfestival fortsetzte, ließen sich
die Fans Mitte der zweiten Halbzeit zu einer La-Ola-Welle hinreißen.
Dieser Ausbruch der Freude kann nicht in einem Zusammenhang mit den
aktuellen Leistungen der Zebras gestanden haben. Sie muss als eine
Verbeugung vor dem verstanden werden, was der dreimalige Champion in
der aktuellen Saison geleistet hat. Und da ist eine solche
La-Ola-Welle durchaus angemessen.
So blieb als einziger Misston an diesem Abend die Verletzung von
Sprenger. Der Rechtsaußen knickte nach
seinem Tor zum 3:0 um. "Das ist schmerzhaft", sagte
Sprenger, der die zweite Halbzeit in
der Kabine verbrachte. "Ich bin von hinten geschoben werden."
Mannschaftsarzt Dr. Detlev Brandecker,
der ihn heute untersuchen will, sprach von einer Kapsel-Band-Verletzung.
"Ist nur die Kapsel betroffen, ist es keine große Sache. Sind es
die Bänder, kann es sehr langwierig werden."
(von Wolf Paarmann und Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 20.02.2014)