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13./14.04.2008 - Letzte Aktualisierung: 14.04.2008 Champions League

Champions League: Finale! Trotz Niederlage in Barcelona im Endspiel

CL, Halbfinale: 13.04.2008, So., 16.45: FC Barcelona - THW Kiel: 44:37 (19:20)
Update #5 KN-Spielbericht, KN-Splitter, EC-Ergebnisse, Spielbericht und Stimmen ergänzt ...

Musste viel einstecken, erzielte dennoch 10/1 Tore: Nikola Karabatic.
Klicken Sie zum Vergrößern! Musste viel einstecken, erzielte dennoch 10/1 Tore: Nikola Karabatic.
Der THW Kiel steht im Finale der Champions League! Nach dem berauschenden 41:31-Erfolg im Hinspiel konnten sich die Zebras beim FC Barcelona eine 37:44 (20:19)-Niederlage erlauben, um dennoch die Endspiele um Europas Thron zu erreichen. 45 Minuten lang bot der THW im nicht ausverkauften Palau Blaugrana eine starke Leistung, erst in der Schlussphase bogen die Katalanen in einem offenen Schlagabtausch auf die Siegerstraße ein. Richtig in Gefahr geriet der Finaleinzug jedoch nie. Thierry Omeyer mit 21 Paraden, Nikola Karabatic mit zehn Treffern und Filip Jicha, der sieben seiner insgesamt acht Tore in der zweiten Hälfte erzielte, waren die Garanten dafür, dass die mitgereisten schwarz-weiß gekleideten Fans lange Zeit auch die Stimmhoheit im Palau Blaugrana erobern konnten. Bei einer besseren Chancenauswertung wäre auch ein Kieler Sieg möglich gewesen - aber daran verschwendete nach dem Schlusspfiff niemand mehr einen Gedanken: Der THW Kiel steht im Champions-League-Finale!
Nicht einmal zur Hälfte war das Palau Blaugrana gefüllt - es schien, als ob die Katalanen nicht mehr an ein "Wunder" ihres FC Barcelona glaubten. Und so hatten schon vor dem Anpfiff die gut 400 mitgereisten THW-Fans stimmlich oft die Hoheit im gefürchteten Hexenkessel. Und die Kieler zeigten von Beginn an, dass sie ihre Fans nicht enttäuschen wollten. Mithilfe eines stark anfangenden Thierry Omeyer waren es die Zebras, die in einer hektischen Startphase zuerst zu ihrem Spiel fanden. Lövgren
Verbissener Kampf: Kim Andersson und Demetrio Lozano.
Klicken Sie zum Vergrößern! Verbissener Kampf: Kim Andersson und Demetrio Lozano.
im Nachfassen, Karabatic, Dominik Klein und Marcus Ahlm nutzten die erste Überzahlsituation zum 6:2 - gespielt waren sieben Minuten und den Barcelona-Fans stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben, hatten sie doch mit einem Sturmlauf ihrer Farben gerechnet. Zu dem kam es auch im weiteren Verlauf der ersten Hälfte nicht, wenngleich Barca nun gegenhielt. Ein Doppelschlag von Romero und das erste Tor von Demetrio Lozano innerhalb von 60 Sekunden brachten in der elften Minute den Ausgleich. Die Partie startete von Neuem. Und wieder waren es die Kieler, die erste Akzente setzten. Karabatic und Vid Kavticnik per Heber sorgten wieder für eine Zwei-Tore-Führung, doch Barcelona konterte.

Als Losert Kleins Tempogegenstoß entschärfen konnte, glich Ugalde zum 12:12 aus. Wenig später scheiterte erneut Klein von Außen an Losert, wieder war es Ugalde, der nach 20 Minuten die Katalanen zum ersten Mal in der Partie in Führung warf. Doch der THW ließ sich davon nicht beirren. Immer wieder fischte Omeyer die Würfe auf sein Tor weg, immer wieder lief sich der Angriff des Gastgebers in der hart rackernden THW-Abwehr fest. Auf der anderen Seite dominierte Karabatic das Angriffsgeschehen. Nach Rocas 16:15 drehten Kavticnik, Jicha mit seinem ersten Tor und Karabatic das Ergebnis wieder in Kieler Richtung - Barcelona nahm beim 18:16 für den THW seine erste Auszeit. Die half, dass die Gastgeber erneut ausgleichen konnten. Doch Kim Andersson sorgte drei Sekunden vor dem Halbzeitpfiff mit einem Kracher für das verdiente 20:19 zur Pause. Zufriedene Gesichter im THW-Fanblock, erstaunte Mienen bei den Barca-Fans.

Filip Jicha gegen eine katalanische Wand: Acht Tore markierte der Kieler Halblinke.
Klicken Sie zum Vergrößern! Filip Jicha gegen eine katalanische Wand: Acht Tore markierte der Kieler Halblinke.
Trotz des Halzeitrückstandes kamen die Katalanen hoch motiviert zurück aus der Kabine. Nöddesbo nutzte einen Jicha-Abspielfehler per Tempogegenstoß zum Ausgleich, Henrik Lundström scheiterte zweimal an Losert, Lozano, bis dato beinahe nur mit Provokationen aufgefallen, traf zum 21:20 (34.). Wie im Hinspiel begann nun aber wieder die Jicha-Show - nichts schien den Tschechen im Rückraum des THW zu stoppen. Sein Gewaltwurf bedeutete wieder eine Zwei-Tore-Führung für die Kieler in einer Partie, die nun deutlich mehr Fahrt aufnahm. Schnelle Mitte, Tor, Schnelle Mitte, Tor: Das Spiel glich nun einem durchstartenden Düsen-Jet, innerhalb von zwei Minuten fielen sieben Tore. Leider häuften sich in dieser Phase die THW-Fehler, dennoch vollstreckte Lundström zum 28:26 für die Zebras. Die schienen in dieser 42. Minute auf einem guten Weg, erstmals den Palau Blaugrana zu stürmen.

Doch nach Jichas gewaltigem 29:27 riss der Faden im Kieler Spiel. Omeyer sah bei einigen Rückraumwürfen von Romero und Lozano unglücklich aus, zudem kamen die Kieler mit der nun noch offensiver ausgerichteten Deckung des FC Barcelona überhaupt nicht mehr zurecht. Drei Tempogegenstöße liefen die Katalanen, nach dem 31:29 durch Ugalde (46.) glaubte urplötzlich auch das Heimpublikum wieder an das "Wunder". Im Angriff überhastet, in der Deckung schläfrig - der THW brachte die Gastgeber, bei denen nun auch Hvidt einige schöne Paraden zeigte, zurück ins Spiel. Während in der eigenen Defensive
Jubelkreis nach dem Schlusspfiff: Finale!
Klicken Sie zum Vergrößern! Jubelkreis nach dem Schlusspfiff: Finale!
schnelle Treffer hingenommen werden mussten, mussten die Zebras im Angriff für jeden ihrer Treffer hart arbeiten. Trotz der Schwächephase - nach dem 34:36 durch einen fantastischen Heber von Karabatic war die Partie neun Minuten vor dem Ende eigentlich gelaufen, der Finaleinzug so gut wie perfekt. Doch erneut holte der THW seinen Gegner zurück ins Boot, lud ihn förmlich zu Toren ein. Als Garcia zweimal und Romero einmal in Unterzahl zum 41:35 trafen, stand der Hexenkessel (56.) - die Zebras taumelten, konnten in der hektischen Schlussphase aber wieder auf Omeyer bauen. Als Klein drei Minuten vor dem Ende endlich einmal den gegnerischen Keeper überwinden konnte, war der Finaleinzug endgültig perfekt.

Doch so richtig feiern wollten zunächst nur die THW-Fans, es dauerte einige Minuten, bis sich der obligatorische Jubel-Kreis bildete. Zu aufreibend, zu intensiv waren die letzten 15 Minuten gewesen, um sofort nach dem Schlusspfiff zur Tagesordnung überzugehen. Dennoch: Es hat gereicht - der THW Kiel steht erneut im Finale der Champions League! Dort treffen die Kieler auf Ciudad Real (siehe Gegnerdaten und Gegnerkader Ciudad Real). Gespielt werden soll am 3./4. und 11./12. Mai. Wer im Rückspiel das Heimrecht genießen kann, stellt sich am kommenden Dienstag heraus, wenn in der EHF-Zentrale in Wien gelost wird.

(Christian Robohm)

 

Lesen Sie bitte auch

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Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Bei der Pressekonferenz. Demetrio Lozano, Manolo Cadenas,  Noka Serdarusic und Nikola Karabatic.
Klicken Sie zum Vergrößern! Bei der Pressekonferenz. Demetrio Lozano, Manolo Cadenas, Noka Serdarusic und Nikola Karabatic.
Wenn ich an das Finale denke, bin ich angesichts der letzten Viertelstunde nicht wirklich glücklich. Es kann nicht sein, dass wir 45 Minuten sehr gut spielen und nach den letzten 15 Minuten mit sieben Toren im Hintreffen liegen. Sehe ich das, frage ich mich: Wie wird das erst im Finale sein? Wir haben den Kopf verloren, das macht mich nach solch einem Spiel traurig. Aber Barca war zum Schluss aggressiv, doch zu solch einer Serie gehören immer zwei: Ein guter FC Barcelona und ein schlechter THW. Nur ein guter FC Barcelona hätte dies nicht erreicht.

[zum Finale:]
Es gibt momentan keine Vorbereitung auf das Finale, jetzt gilt - wie immer - alle Konzentration dem nächsten Spiel. Erst Anfang Mai schaue ich auf Ciudad Real.

Barcelonas Trainer Manolo Cadenas:
Handball ist ein kollektiver Sport - und deshalb freut es mich, wie der THW im Kollektiv spielt. Wir wussten, dass es nach diesem Spiel in Kiel nicht leicht werden würde. Wir hatten durch das Portland-Spiel am Mittwoch sehr wenig Zeit, Energie zu tanken. Mit der ersten Halbzeit konnte ich heute nicht zufrieden sein, die Abwehr hat unseren Torhütern nicht geholfen. In der zweiten Hälfte war das besser, zudem haben wir viele Tempogegenstöße verwandeln können. Das, was wir in der letzten Viertelstunde gezeigt haben, hätten wir in der ersten Viertelstunde gebrauchen können. So bleibt mir nur, dem THW die Glückwünsche auszusprechen und die Hoffnung für die Copa del Rey. Wir sind auf einem guten Weg, diese Saison mit einem oder zwei Titeln positiv zu Ende zu bringen. Außerdem bin ich froh, dass unser Publikum heute immer an meine Mannschaft geglaubt hat.
THW-Toptorjäger Nikola Karabatic:
Wir wussten, dass es ein schweres Rückspiel werden würde. Viele glaubten, es würde einfach - aber dem war nicht so. Wir haben 40 Minuten sehr gut und konzentriert gespielt, immer geführt. Am Ende hatten wir dann ein bisschen Angst. Das war nicht gut heute.
Barcelonas Halblinker Demetrio Lozano:
Lozano gratuliert Jicha.
Klicken Sie zum Vergrößern! Lozano gratuliert Jicha.
Es war heute sehr hart, in der Halle herrschte eine gute Stimmung. Leider haben wir es nicht geschafft, den Rückstand aus dem Hinspiel aufzuholen. Wir haben alles gegeben, aber zuviele Tore kassiert. Gegen Ende wären wir beinahe noch zurück gekommen, deshalb bin ich mit unserem Abschneiden nicht zufrieden.

Champions League, Halbfinale: 13.04.08, So., 16.45: FC Barcelona (ESP) - THW Kiel: 44:37 (19:20)

Logo Leon FC Barcelona (ESP Flagge ESP):
Hvidt (1.-11., 40.-54., 7 Paraden), Losert (11.-40., 54.-60., 14 Paraden; Nöddesbo (6), Garcia (3), Tomas (6), Garabaya, Lozano (9), Ugalde (3), Romero (10/1), Nagy (2), Nenadic (1), Larholm, Rocas (4/2), Xepkin; Trainer: Cadenas
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-60, 21 Paraden), M. Andersson (n.e.); Lund, K. Andersson (3), Lundström (4/1), Kavticnik (4), Anic (n.e.), Lövgren (2), Ahlm (4), Szilagyi (n.e.), Zeitz (n.e.), Karabatic (10/1), Klein (2), Jicha (8); Trainer: Serdarusic
Schiedsrichter:
Per Olesen / Lars Ejby Pedersen (DEN)
Zeitstrafen:
Barcelona: 5 (Romero (5.), Garcia (29.), Nagy (45.), 2x Lozano (49., 56.));
THW: 5 (Karabatic (23.), 2x Ahlm (38., 52.), K. Andersson (48.), Lövgren (49.))
Siebenmeter:
Barcelona: 4/3 (Omeyer hält Romero (24.)) ;
THW: 4/2 (Losert hält Kim Andersson (16.), Karabatic an die Latte (41.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1, 1:2 (3.), 2:2 (4.), 2:6 (7.), 3:7, 5:7 (8.), 5:8, 8:8 (11.), 8:10 (12.), 9:11, 11:11 (17.), 11:12, 13:12 (20.), 13:14, 15:14 (22.), 16:15 (23.), 16:18 (26.), 18:18 (29.), 19:19 (30.), 19:20;
2. Hz.: 21:20 (34.), 21:23 (36.), 23:25 (40.), 24:26 (40.), 26:26 (41.), 26:28 (42.), 27:29 (43.), 31:29 (46.), 32:31 (47.), 33:32, 35:32 (50.), 36:34 (51.), 38:34 (53.), 39:35 (54.), 41:35 (56.), 41:36, 42:37 (58.), 44:37.
Zuschauer:
4000 (Palau Blaugrana, Barcelona (ESP))

 

Die anderen deutschen Europapokal-Teilnehmer

Der HSV Hamburg ist im zweiten Champions-League-Halbfinale denkbar knapp an der Millionentruppe von Ciudad Real (ESP) gescheitert. Nach dem 27:34 im Hinspiel fehlte den Hamburgern beim 32:26 (14:11) im Rückspiel lediglich ein Tor zur Finalteilnahme (siehe Spielbericht).

Im EHF-Pokal schaffte die HSG Nordhorn nach dem 25:26 im Hinspiel bei CAI BM. Aragon (ESP) den Finaleinzug durch einen klaren 39:30 (21:17) - Erfolg im heimischen Euregium. Im Endspiel treffen die Nordhorner auf den FCK Handbold A/S Kopenhagen aus Dänemark.

Mit einer unglaublichen Energieleistung haben die Rhein-Neckar Löwen im Pokalsieger-Cup nach dem 27:27 im Hinspiel noch den Finaleinzug geschafft: Bei BM Valladolid (ESP) gewannen die Löwen mit 34:31 (15:15) - Torhüter Henning Fritz und Goalgetter Mariusz Jurasik mit 10/3 Toren machten den Erfolg möglich. Im Finale treffen sie nun auf MKB Veszprem aus Ungarn.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 14.04.2008:

THW besiegt seinen Alptraum

Champions League: "Zebras" werfen im vierten Anlauf den FC Barcelona erstmals aus dem Cup
Barcelona - In der Woche nach der 31:41-Hinspielniederlage hatte der ruhmreiche FC Barcelona alle Register gezogen, sich am Strohhalm "Hoffnung" notdürftig aufgerichtet, die heimische Presse gar das "Wunder von Barca" beschworen. Allein, es half nichts. Der THW Kiel ließ sich auf seinem Weg ins Finale der Champions League nicht beirren, unterlag im Rückspiel gestern zwar mit 37:44 (20:19) Toren, zog am Ende aber sicher in die Finalspiele gegen Ciudad Real ein.

Bei der denkwürdigen THW-Finalniederlage im Jahr 2000 hatten 8000 fanatische "Barca"-Fans ihren Handball-Tempel Palau Blaugrana mit Höllenlärm in eine furchterregende Arena verwandelt. Gestern blieben viele Plätze leer, nur rund 5000 Anhänger der Blau-Gelben wollten dem Wunder noch auf die Beine helfen. Der Lärmpegel hielt sich 50 Minuten lang in Grenzen. Stattdessen verschafften sich über 250 THW-Fans deutlich Gehör. Der großartige Start ihrer "Zebras" gab ihnen weiter Rückenwind. Kim Andersson traf zweimal aus dem Rückraum, dann Marcus Ahlm, Nikola Karabatic, und als Dominik Klein ein Anspiel von Stefan Lövgren von Linksaußen sicher verwandelte, stand es 5:2, der ersten "Barca"-Druckwelle war der Schwung genommen.

Sich nicht auf die Verteidigung des komfortablen Zehn-Tore-Polsters beschränken, sondern das Heil im Angriff suchen, hatte Trainer Noka Serdarusic seinen Spielern mit auf den Weg gegeben. Der 57-Jährige machte nicht erst vor dem Rückspiel die wunde Stelle des siebenfachen europäischen Champions aus: nämlich die Abwehr. "Als uns in der letzten Saison die Spieler verletzungsbedingt ausgingen, haben wir Andrei Xepkin aus der Rente geholt. Er hat uns großartig geholfen", zog Serdarusic noch einmal den Hut vor dem 42-jährigen Wahl-Spanier, "aber Andrei konnte in seinem Alter natürlich nicht mehr zur Galionsfigur bei uns werden." Dass "Barca" Xepkin trotz eines 16 Mann starken Kaders wieder zurückgeholt habe, so Serdarusic, zeige, wo die Probleme lägen. Die "Zebras", die wieder auf den im Hinspiel am Knöchel verletzten Nikola Karabatic setzen durften, bestimmten dann auch 45 Minuten lang Tempo und Rhythmus. Barcelona, ohne Gull, Barrufet und Fernandez, kam erst in der 20. Minute zur ersten Führung (13:12). Der Hoffnungsschimmer glühte nur kurz, ein Strohfeuer. Der gewohnt engagierte Nikola Karabatic (10 Tore) brachte Kiel in der 26. Minute wieder auf 18:16 voran, und als Kim Andersson fast mit dem Halbzeitpfiff zum 20:19 traf, lagen die Kieler in der Addition beider Spiele mit elf Toren vorne. Was sollte im letzten Viertel dieses europäischen Handball-Klassikers noch schief gehen?

Zunächst gab es keinerlei Hinweise auf ein Spiel, das noch Krimi-Charakter hätte haben können. Die "Zebras" spulten ihr Pensum herunter, durften sich auf einen immer besser ins Spiel kommenden Thierry Omeyer (15 Paraden) verlassen, zudem auf die Wurfgewalt von Filip Jicha (8) - und viele technische Fehler beim zum Teil überhastet auftretenden FC Barcelona. Als Jicha in der 50. Minute auf 32:33 verkürzte, hätte "Barca" wegen der Auswärtstrefferregel sogar elf Tore zum Finaleinzug benötigt. Das schien auch den Kielern bewusst, sie schalteten einen Gang herunter, Barcelona nahm den kleinen Finger an, hatte in Venio Losert plötzlich einen bärenstarken Schlussmann, und als Iker Romero sechs Minuten vor dem Ende zum 41:35 traf, witterte die Halle eine Sensation. Es wurde richtig laut. "Fünf Minuten waren nicht in Ordnung", schränkte Jicha später ein, "Barcelona hat eine erfahrene Mannschaft, die jede Schwäche nutzt". Dennoch: Die Aufholjagd kam zu spät, der THW besann sich, das Finale geriet nicht mehr in Gefahr. Nach drei vergeblichen Anläufen hat der THW Barcelona endlich in der "Königsklasse" bezwungen. "Das ist ganz großartig", freute sich ein glücklicher Jicha, der nach dem Wechsel aus Lemgo seine erste Saison in der Champions League erlebt.

Die "Zebras" tanzten ausgelassen Ringelreihen und die Fans feierten ihre Helden. Zwar spendete die heimische Anhängerschaft verdienten Beifall nach der Auferstehung in den letzten Minuten, suchte nach der Enttäuschung dann aber schnell den Weg nach draußen in den katalanischen Frühling.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 07.04.2008)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 14.04.2008:

THW-Splitter

  • Finale

  • Die Auslosung für die Finalspiele findet morgen um elf Uhr in der EHF-Zentrale in Wien statt. Dabei wird über das Heimrecht für das Hinund Rückspiel entschieden. Termine sind 3./4. und 10./11. Mai. In Kiel wird in jedem Fall am Sonntag gespielt. Am 3. Mai blockiert das "Bundessängertreffen", eine Woche später die Pferdeveranstaltung "Apassionata" einen THW-Auftritt am Sonnabend.

  • Geburtstage

  • Nikola Karabatic feierte am Freitag seinen 24. Geburtstag, Rainer "Archie" Claßen legte gestern mit seinem 65. Ehrentag nach. Der THW-Betreuer sorgt seit 1993, dem gemeinsamen Dienstantritt mit Trainer Noka Serdarusic, für das Wohlbefinden der Spieler. Privat wird der ehemalige Holstein-Fußballer ab 1. Mai Rentner, den "Zebras" bleibt er noch erhalten. "Ich mache es, solange man mich noch will und solange ich Lust habe."

  • Alte Tricks

  • Kleinkriminalität ist ein nicht in den Griff zu bekommenes Laster Barcelonas. Vor allem auf der "Rambla", der Touristenmeile der Stadt, treiben Langfinger und Betrüger ihr Unwesen. Dem berühmt-berüchtigten Hütchenspiel ging erneut auch ein THW-Mitglied auf den Leim. Es glaubte, genau zu wissen, unter welcher Schachtel die kleine Filzkugel versteckt sei. Der fingerfertige Rumäne - mit der Rückendeckung von mindestens fünf Landsleuten - spielte mit ihm jedoch Katz' und Maus. Am Ende hatte der Kieler in 30 Sekunden über 200 Euro verloren. Ein anderer mutiger Mitreisender kam der Bande auf die Spur, entdeckte den Betrug und erhielt seinen 50-Euro-Einsatz zurück. Vielleicht auch, weil ungefähr zehn Mitreisende eine beachtliche Drohkulisse aufgebaut hatten.

  • Luxus-Preise

  • Lebensmittelpreise und Ausgaben für den täglichen Gebrauch liegen in Barcelona in etwa auf Deutschland-Niveau, Taxipreise sind nur halb so hoch, während Normalsterbliche um die Hotel-Lobby und -Bar der Fünf-Sterne-THW-Unterkunft "Prinzessin Sofia" einen Riesenbogen machen sollten. Ein Gläschen Champagner kostet 62,50 Euro (!), für ein kleines Bier vom Fass müssen wie für 0,33 l Cola beachtliche 6,50 Euro hingeblättert werden.

  • Prämien

  • Die Champions League entwickelt sich für den THW zur sprudelnden Geldquelle. Die bisherigen Einnahmen aus der Vor- und Hauptrunde brachten 235 000 Euro in die Kasse, das Erreichen des Finals spült inklusive Punktprämie (20 000 pro Zähler) weitere 120 000 Euro in die Kasse, macht bisher 355 000. Luftsprünge macht Manager Uwe Schwenker dennoch nicht. Weil sämtliche Marketingeinnahmen an die Europäische Handball Föderation abgetreten sind, kommen nur rund 120 000 Euro aus Zuschauereinnahmen für eine volle Sparkassen-Arena hinzu. Danach wirkt der Rotstift. Allein für das Barcelona-Spiel lassen Ausgaben für den Charterflug (30 000), Hallenmiete (40 000), Hotel- und Bustransfer (20 000) sowie Schiedsrichterkosten und Abgaben an den DHB (5000) den Kuchen schrumpfen.

  • Spielverlegungen

  • Nach dem Erreichen der Finalspiele sind Spielverlegungen in der Bundesliga notwendig. Das Heimspiel gegen Nordhorn findet jetzt am 30. April (20.15 Uhr) statt, das Auswärtsspiel bei FA Göppingen wird auf Mittwoch, 14. Mai, verschoben. Dabei könnte es zu einer DSF-Fernsehkonferenzschaltung der Spiele Göppingen - Kiel und Rhein-Neckar Löwen/SG Flensburg kommen. Die Statuten verlangen zwar, dass die letzten beiden Bundesliga-Spieltage aus Wettbewerbsgründen an einem gemeinsamen Termin angepfiffen werden müssen. Wegen der CL-Termine einigten sich die Klubs aber schon vor der Saison auf eine Sonderregelung.

    (Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 14.04.2008)


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