15.01.2009 | WM 2009 |
Sandi Sola geht aber noch weiter, lässt keinen Platz für Selbstzweifel. Es solle nicht arrogant klingen, sagt der 35-Jährige, "aber wir haben Balic, Metlicic, Vori und Lackovic. Wenn wir von Verletzungspech verschont bleiben, haben wir das beste Team der Welt." Punkt. Fragen nach anderen Favoriten wie Dänemark, Frankreich, Spanien blockt der erstaunlich junge Verbandspräsident mit jugendlicher Leichtigkeit ab. Gute Mannschaften seien das, "aber besser als Kroatien? Nein!" Altmeister Vlado Stenzel, der 1978 Vater des deutschen WM-Triumphes in Dänemark war, erklärt die Siegessicherheit der Landsleute mit dem "deutlich größeren Nationalgefühl. Das Nationalteam ist in gewisser Weise Religion".
Die WM in diesem sportbesessenen Land präsentiert sich also in gewisser Weise als eine Art Handball-Messe. In sieben Städten findet das Ringen um die Welt-Krone statt. Schon im Vorfeld haben die Veranstalter neue Dimensionen und Maßstäbe gesetzt. Sechs Arenen wurden extra für die WM aus dem Boden gestampft. Besonders beeindruckend ist die Betonschüssel, die in Kroatiens Hauptstadt Zagreb steht. Die Multifunktionshalle fasst 15 200 Menschen und dürfte bei einem Finale mit kroatischer Beteiligung zum feuerspuckenden Krater mutieren.
Auch in der deutschen Vorrunden-Stadt, dem nordkroatischen Varazdin, finden die Spiele in neuen Gemäuern statt. Dabei gab es im Herbst noch Zweifel an der rechtzeitigen Fertigstellung der Hallen und an der Erfüllung der hohen Anforderungen des Welthandballverbandes (IHF). Die haben Präsident Sola und seine Mitstreiter aber schnell zerstreut. Ein Test-Durchlauf in allen WM-Stätten beruhigte die IHF-Funktionäre. "Wir sind sehr zufrieden mit den Vorbereitungen", erklärt Ekke Hoffann, ehemaliger DHB-Bundestrainer und jetzt bei der IHF als "Head of Sports" in Amt und Würden.
Ein Haar in der Suppe glaubt indes Vlado Stenzel ausgemacht zu haben. Es gebe atmosphärische Störungen im Team von Kroatien, raunt der 74-Jährige. Mirza Dzomba, Weltklasse-Rechtsaußen der Kroaten, zuletzt aber von Formschwankungen und Verletzungspech gebeutelt, sagte seine WM-Teilnahme vier Wochen vor dem Startschuss ab. Angeblich aus gesundheitlichen Gründen. Zwischen Cervar und den Spielern herrsche nicht mehr die Harmonie früherer Tage, sagt Stenzel. "Bevor ein kroatischer Nationalspieler auf die WM im eigenen Land verzichtet, muss überspitzt formuliert, eigentlich im Rollstuhl sitzen." Handball und Kroatien: Holen die Gastgeber Gold, machen sie sich unsterblich.
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 15.01.2009)
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