12.02.2009 | Mannschaft |
Doch es kam, wie es kommen musste. Kaum hatten er und SCM-Trainer Kollege Michael Biegler das Spitzenspiel des 20. Spieltages kommentiert, standen einmal mehr die Wechselgelüste von Nikola Karabatic im Raum. Alfred Gislason musste das geahnt oder befürchtet haben. Jedenfalls legte er seine Stirn in Falten und offenbarte für einen kurzen Moment eine Gefühlsregung, die eine neue Seite des besonnenen "Nordmannes" ans Tageslicht beförderte: Er wirkte ein wenig sauer.
"Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, mich nervt das Thema nicht", klagte Gislason. "Das Gute an der Sache ist allerdings, dass trotz des großen Medienrummels innerhalb der Mannschaft davon nichts zu spüren ist. Nikola verhält sich super professionell. Er ist nicht umsonst Welthandballer, Olympiasieger und Weltmeister."
Gestern unterbreiteten die Rhein-Neckar Löwen dem THW ein Angebot für Karabatic in siebenstelliger Höhe. "Es steht eine Eins vor dem Komma", sagte Löwen-Manager Thorsten Storm der Welle Nord des NDR, und: "Es ist unser letztes Angebot, mehr geht nicht."
Dass sich der Rummel beim Branchenprimus negativ auf die Leistung seiner Angestellten auswirken könnte, darauf hatte Michael Biegler nicht gesetzt. "Ich hatte zwar gehofft, dass Kiel nach der WM-Pause vielleicht noch nicht ganz so gut eingespielt sein würde. Dass davon explizit aber nicht die Person Karabatic betroffen sein würde, wusste ich", sagte Biegler. "Man hat ja gesehen, was für ein straighter Spieler er ist."
Bieglers Tischnachbar Stefan Kretzschmar hatte kurz vor Spielbeginn plaudernd mit Karabatic am Mittelkreis gestanden. Hatte Deutschlands Handballer des Jahres 1994 und 1995 seinem Nachfolger in 2007 und 2008 in diesem Moment schon viel Glück für den Wechsel nach Mannheim gewünscht? "Nein, das habe ich nicht. Nikola hat mir nur kurz seine Sicht der Dinge geschildert", sagte der Magdeburger Sportdirektor.
Ende der Presserunde. Kurz danach meldete sich der 218-fache Nationalspieler Kretzschmar noch einmal zu Wort. "Man sollte sich als Externer nicht in die Angelegenheiten anderer Clubs einmischen. Aber irgendwie finde ich das gar nicht so schlecht, dass dem THW jetzt mal genau das widerfährt, was er selbst jahrelang praktiziert hat." Er verstehe die Beweggründe von Karabatic. Immerhin würde der Franzose sehr an seinem väterlichen Freund Noka Serdarusic hängen. Einen faden Beigeschmack bekäme die Sache laut Kretzschmar allerdings, "wenn der THW durch Nikos Weggang gleich auch noch Kavticnik verlieren würde". In Richtung Kieler Management verkündete der 35-Jährige trotzdem: "Uwe Schwenker darf sich wirklich nicht beschweren. Irgendwann bekommt halt jeder das, was er verdient."
(von Frank Molter, aus den Kieler Nachrichten vom 12.02.2009)
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