Aus den Kieler Nachrichten vom 28.03.2009:
Kiel - Es gab einmal eine große Sport-Liebe. Vor noch nicht allzu langer Zeit
hatte
Nikola Karabatic kaum eine Gelegenheit
ausgelassen, den THW Kiel als echte Herzensangelegenheit zu
preisen. "Der beste Handballclub der Welt." Vergangenheit. Schon im Dezember
hatte der Olympiasieger erklärt, seinem Mentor, Trainerfreund,
Ex-THW-Coach
Noka Serdarusic nach Mannheim zu den
Rhein-Neckar Löwen folgen zu wollen. Trotz eines Langzeitvertrages mit den "Zebras"
bis zum Jahr 2012. Als die Kieler hart blieben, drei Millionen Ablöse forderten,
Noka Serdarusic einen Rückzieher
vom Arbeitsvertrag mit den Löwen machte und anschließend die Lawine
zum größten Skandal in der deutschen Handballgeschichte losgetreten
wurde, schien Ruhe einzukehren in die Wechselabsichten.
Eine trügerische Ruhe. Fest stehe, dass er den Vertrag mit Kiel auf keinen
Fall verlängern wolle, erklärte
Karabatic
jetzt dem Internet-Anbieter Handball-World. Am liebsten
würde er den Verein schon 2009 verlassen. Die neuen Adressen: Barcelona,
Ciudad Real, vor allem aber sein Heimatclub Montpellier HB. Mit seinen
Mitspielern habe das nichts zu tun, betont er, auch nicht mit Neutrainer
Alfred Gislason, den er sehr schätze.
Vielmehr ist das Vertrauen zur Vereinsführung stark beschädigt. "Ich
dachte, wir sind beim THW eine große, intakte Familie - aber das sind wir
leider nicht mehr." Ein Einschnitt, so der Welthandballer des Jahres, käme
nach all den Unruhen, vor allem um seine Person beim Streit zwischen
Kiel und Mannheim, jetzt zur richtigen Zeit. Nach Montpellier würde er
am liebsten schon im Sommer wechseln. Er sei beeindruckt, wie sich dieser
Club um ihn bemühe. Das letzte Wort, so
Karabatic,
sei aber nicht gesprochen.
Der THW möchte auch mitreden. Morgen schon soll es im Rahmen der
Reise nach Zagreb zu ersten Gesprächen zwischen dem Rückraumspieler,
Trainer Gislason und Manager
Uwe Schwenker kommen. "Ein leidiges
Thema", sagt der THW-Trainer. "Ich hätte es natürlich am liebsten, dass
Nikola bleibt." Ziehen lassen will auch Schwenker
seinen Star nicht. "Mit Stefan Lövgren
verlieren wir bereits eine zentrale Figur, wir können
es uns kaum erlauben, auch noch Karabatic
ziehen zu lassen." Erste Vorgespräche habe es aber bereits am
Mittwoch mit dessen Berater Bhakti Ong gegeben. "Dennoch", gibt
Schwenker zu bedenken, "im Hinblick
auf die kommende Saisonplanung sei es für ihn zu diesem späten
Zeitpunkt schwer vorstellbar, eine weitere Säule des Teams zu verlieren."
Beim THW hat es also erneut laut "Gong" gemacht, die Runde für
einen neuen Vertragspoker ist eingeläutet.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 28.03.2009)