Aus den Kieler Nachrichten vom 19.01.2011:
Kristianstad. Die Pressekonferenz der französischen
Nationalmannschaft ist seit einer Stunde vorbei, doch
Thierry Omeyer beantwortet
im Mannschaftshotel in Kristianstad noch geduldig Fragen,
wirft vor laufenden Kameras Bälle, wiederholt zweisprachig
Aufsager fürs Fernsehen - der 34-Jährige hat beste Laune.
Für den Torhüter vom THW Kiel beginnt mit dem Klassiker
gegen Deutschland heute (18.15 Uhr/ARD) das Turnier. Eines,
in dem der Titelverteidiger schon drei Spiele gewonnen hat.
Mit Frankreichs Torhüter
Thierry Omeyer sprach Wolf Paarmann.
- Kieler Nachrichten:
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Wie geht es Ihnen?
- Thierry Omeyer:
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Gut. Ich war am Ende des Jahres schon ein bisschen müde, aber die Zeit
mit der Nationalmannschaft hat mir gut getan. Wenn wir uns vor einem
großen Turnier treffen, verbringen wir die erste Woche in einem Reha-Zentrum
in der Nähe von Biarritz. Das machen wir seit drei Jahren.
- Kieler Nachrichten:
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Frankreich hat die letzten drei Turniere gewonnen. Ist Biarritz
das Geheimnis des Erfolges?
- Thierry Omeyer:
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Jeder bekommt dort sein eigenes Programm. Wer von uns aus der
französischen oder der spanischen Liga kommt, hatte am 18. Dezember
sein letztes Pflichtspiel. Die haben in Biarritz viel gearbeitet,
um wieder fit zu werden. Für mich endete das Jahr am 29. Dezember,
deshalb habe ich nur einmal am Tag trainiert, mich sonst behandeln
lassen und viel Wellness gemacht. Für meinen Kopf war das sehr gut.
- Kieler Nachrichten:
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Wie schwer fiel die Umstellung vom THW Kiel auf die Nationalmannschaft?
- Thierry Omeyer:
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Am Anfang war es, wie immer, ein bisschen ungewohnt. Im Verein spiele
ich meistens eine 6:0-Deckung, mit Frankreich eine 5:1. Da entstehen
größere Löcher und man denkt, jeder könnte von überall werfen. Kann er
aber nicht, weil sie sich rechtzeitig wieder schließen.
- Kieler Nachrichten:
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Warum ist Frankreich so erfolgreich?
- Thierry Omeyer:
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Wir haben viele erfahrene Spieler. Dazu kommen die Jungen wie Accambray oder
Barachet, die sehr gut sind, aber keinen Druck haben. Wenn es schwierig wird, sind
wir ja da. Sie sind wichtig für uns, auch wenn sie noch keine 60 Minuten spielen
können. Aber zehn helfen auch. Daniel Narcisse und Guillaume
Gille sind für uns zwar nicht ersetzbar, aber wir haben trotzdem einen guten
Start in das Turnier erwischt. Das ist nicht die Regel.
- Kieler Nachrichten:
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Wie stark schätzen Sie die deutsche Mannschaft ein?
- Thierry Omeyer:
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Der große Umbruch ist schon eine Weile her, sie haben wieder
ein eingespieltes Team. Eines, in dem mit Hens, Glandorf und Kraus drei
Spieler sind, die von allen Positionen treffen können. Auch Gensheimer
ist stark. Er ist jung und macht sich noch nicht so viele Gedanken
darüber, dass ihm gegenüber ein Omeyer oder
ein Sterbik im Tor steht. Die Duelle gegen Deutschland sind für uns
Highlights, auch weil es jetzt endlich um Punkte für die Hauptrunde
geht. Ich erwarte ein enges Spiel, werde aber trotzdem ruhig schlafen.
- Kieler Nachrichten:
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Wie oft denken Sie noch an das verlorene WM-Halbfinale gegen Deutschland?
- Thierry Omeyer:
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Das hat keiner von uns vergessen. Zweimalige Verlängerung,
20 000 Zuschauer - das bleibt hängen. Aber auch, dass unser letztes Tor,
das nicht gegeben wurde, wahrscheinlich eins gewesen ist. Vielleicht hat
dieses Spiel uns aber auch erst die richtige Motivation geliefert, um
danach so viele Titel zu gewinnen.
- Kieler Nachrichten:
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Ist dieses Turnier das letzte von vielen Routiniers im Team?
Oder machen die meisten weiter bis zu den Olympischen Spielen 2012 in London?
- Thierry Omeyer:
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Wir wollen alle nach London. Danach werden einige aufhören.
- Kieler Nachrichten:
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Und Sie?
- Thierry Omeyer:
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Eher nicht.
(Das Gespräch führte Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 18.01.2011)