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21.01.2011 WM 2011

Kieler Nachrichten: Plan oder Konfusion?

In der deutschen Mannschaft weiß niemand so recht, warum es bei dieser WM nicht läuft

Die Weltmeisterschaft 2011 findet vom 13. bis 30. Januar in Schweden statt.
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Aus den Kieler Nachrichten vom 21.01.2011:

Kristianstad. Der deutschen Nationalmannschaft fehlt ein Anführer. Nach der peinlichen 23:30 (10:13)-Niederlage gegen Frankreich wurde deutlich, dass neben einem Kopf auch die entsprechenden Körper fehlen. Heißt es. Aber vielleicht folgte alles, was sich am Mittwoch in der Kristianstad-Arena abspielte, einem großen Plan.
Hat Heiner Brand sich an die Fußball-WM 1954 erinnert? Jenes Turnier, in dem die Deutschen in der Vorrunde von den Ungarn in kleinste Puzzleteile zerlegt wurden. Ein 3:8 gegen ein Team, das mit den französischen Handballern dieser Tage zu vergleichen ist. Im Finale von Bern trafen sie sich wieder. Die selbstsicheren Ungarn führten 2:0, dann schossen Morlock und Rahn drei Tore. Vielleicht hat Brand in Erinnerung an seinen Kollegen Sepp Herberger seinen Kapitän Pascal Hens gebeten, gegen Frankreich besonders leblos zu spielen. Vielleicht hatte Michael Kraus die Vorgabe, nur an sich zu denken. Auf keinen Fall Nebenleute einbinden, immer sofort abschließen. Die Deutschen, das gewollte Kaninchen?

Das würde erklären, warum Johannes Bitter auf der Bank saß, obwohl er gegen Spanien der einzige Turm gewesen war. Immerhin hatte der gefühlte Kapitän so freie Sicht auf Lars Kaufmann, der den Auftrag bekommen hatte, ängstlich zu wirken und oft quer zu spielen. Zweimal verließ er das Drehbuch kurz und warf aus großer Entfernung sehr hart. Auch Holger Glandorf hätte den Plan fast enttarnt, als er einen Angriff mit einem Pass zum Kampfgericht beendete. Hat der Franzose Nikola Karabatic etwas geahnt, als er über dessen Form rätselte? "Er ist einer der besten Halbrechten der Welt. Diesmal hat er aber keinen Druck gemacht." Irgendwie komisch sei es gewesen, dass die Deutschen sich so gar nicht gewehrt hätten. "Wir haben oft gegen sie hoch geführt und immer kamen sie zurück. Heute nicht."

Ein bisschen fies war es, Christian Schwarzer nicht einzuweihen. Das emotionale Zentrum der Weltmeister von 2007. Obwohl er nur auf der Tribüne saß, war er für die Ex-Kollegen besser zu verstehen, als der jeweilige Nebenmann. Schwarzer brüllte bis zur 40. Minute, dann wurde auch er sehr still. Er ging davon aus, dass das Debakel seine Ursache darin hatte, dass diese kräftigen Franzosen einfach viel, viel besser waren.

Gibt es diesen Plan, erst im WM-Finale das Blatt aufzudecken, dann ist er vor langer Zeit entstanden. Anders ist nicht zu erklären, warum Kraus und Hens hier sind. Beide sind mit der Deckungsarbeit überfordert. Mit der Führung auch, das ist sogar zu hören. Auf die Frage, wie er denn sein Verhältnis zum Trainer beschreiben würde, stotterte sich Kraus eine lange Minute durch den ersten Satz. Hens, der Brand nach dem Spanien-Spiel kritisiert haben soll, sammelte kleinlaut alle Zitate wieder ein. Nein, Kritik sei das nicht gewesen.

Auch Brand hat es gut verstanden, die Hierarchie so lange zu vernebeln, bis sie für den Gegner nicht mehr zu erkennen ist. Im ersten WM-Spiel gegen Ägypten hatte er eine erste Sieben aufgeboten, die einen schnellen Ball spielte. Doch schon gegen Spanien verlor er den Mut, rotierte so kräftig, dass am Ende keiner mehr wusste, wer nun oben steht. Spielt sich das deutsche Drama in Schweden allerdings ohne diesen Plan ab, ist die Konsequenz einfach: Es sollten sich die versuchen dürfen, die einen haben. Und das schnell.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 21.01.2011)


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