19.05.2011 | Nationalmannschaft |
Zermürbt von den Kontroversen um Quotenregelung und Jugend-Förderung nimmt Brand Ende Juni seinen Hut. Er bleibt dem Verband aber wie geplant als Manager und "Gesicht des Handballs" erhalten. Brand, der einen Vierjahresvertrag bis 2015 mit Option auf Verlängerung erhält, will sich konzeptionell und basisbezogen im Leistungsbereich einsetzen. "Wir müssen einen besseren Übergang hinbekommen, damit die durchaus vorhandenen Talente auch den Sprung schaffen", sagte der Weltmeister-Coach von 2007.
Seinem Nachfolger will Brand, der ursprünglich noch einen Trainer-Vertrag bis 2013 hatte, ein bestelltes Feld hinterlassen. In den beiden Qualifikationsspielen am 8. Juni in Österreich und vier Tage später in Trier gegen Lettland soll das Ticket für die EM 2012 in Serbien gelöst werden.
Der bisherige "Co" Martin Heuberger soll der Topkandidat für den Cheftrainer-Posten sein, aber auch Velimir Petkovic (Göppingen), Dagur Sigurdsson (Füchse Berlin) und Staffan Olsson (Nationalmannschaft Schweden) haben offenbar gute Karten. "Die Entscheidung über einen Nachfolger wird im Juni getroffen", sagte DHB-Präsident Ulrich Strombach.
Brand machte derweil seinen anstehenden Abgang gestern hochoffiziell - und wirkte dabei sehr emotional. Bereits im Vorfeld der WM im Januar in Schweden habe er große Frustration verspürt. Den Rest gaben ihm die heftigen Kritiken nach dem blamablen elften Platz in Skandinavien: "Es waren die Kommentare einiger Besserwisser, die meinen Entschluss haben reifen lassen. Ich bin kritikfähig, aber es kommt schon darauf an, wer sie äußert - und wie."
Auch die ständigen Diskussionen mit der Handball-Bundesliga (HBL) und den Clubs über die vermeintlich zu geringen Einsatzzeiten deutscher Spieler in den Teams setzten Brand merklich zu. Er habe mit einem "bestimmten Kreis" an Vereinen und Entscheidern Probleme gehabt: "Mit Frank Bohmann (HBL-Geschäftsführer, d. Red.) beispielsweise, aber auch mit Vertretern aus Kiel, Mannheim, Hamburg, Flensburg." Den Branchenführern eben. Brand unterstellte den Clubs puren Egoismus: "Mir drehte es ständig den Magen um, wenn ich nur die Zeitung morgens aufschlug und lesen musste, was gewisse Vereinsvertreter nun schon wieder einfordern - aus reinem Eigeninteresse. Aber das Leben besteht nun mal aus Kompromissen."
(aus den Kieler Nachrichten vom 19.05.2011)
Es tut mir sehr leid, dass Heiner Brand aufhört. Er war ein großartiger Spieler und ein noch erfolgreicherer Trainer. Ich hoffe, dass er mit seiner großen Erfahrung dem Handball erhalten bleibt. Wir als IHF haben sehr gute Beziehungen zu ihm und freuen uns auf eine weitere Zusammenarbeit. Ich wünsche ihm alles Gute.
Das ist eine schlechte Nachricht. Außerdem finde ich den Zeitpunkt der Bekanntgabe auch unglücklich. Aber die Entscheidung muss man akzeptieren, er kann auf sehr erfolgreiche Jahre als Bundestrainer zurückblicken.
Ich finde es absolut schade, dass diese Ära zu Ende geht. Seit meinem ersten Länderspiel 2005 hat Heiner Brand mir immer das nötige Vertrauen geschenkt. Jetzt müssen wir gemeinsam mit Heiner die letzten beiden EM-Qualifikationsspiele so angehen, wie wir gegen Island gewonnen haben. Als Team hat das funktioniert - und als Team müssen wir das auch schaffen.
Ich hatte erwartet, dass er aufhört. Heiner Brand war sehr lange der wichtigste Mann für den deutschen Handball und wird dies auch bleiben.
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