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29.01.2011 WM 2011

Kieler Nachrichten: Brand hat den Schlüssel

Von der Entscheidung des Bundestrainers hängt die Zukunft des deutschen Handballs ab

Die Weltmeisterschaft 2011 findet vom 13. bis 30. Januar in Schweden statt.
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Aus den Kieler Nachrichten vom 29.01.2011:

Kristianstad. Die deutsche Mannschaft hat Kristianstad verlassen. Zurück bleiben die Erinnerung an die schlechteste Platzierung in der 73-jährigen WM-Geschichte (11.) und eine Frage: Was macht Heiner Brand? Zunächst einmal wird er seine Enkelkinder in Köln besuchen. Und dann?
Als Bundestrainer hat er beim Deutschen Handball-Bund (DHB) einen Vertrag bis Juni 2013. Präsident Uli Strombach hat signalisiert, mit ihm um drei Jahre verlängern zu wollen. Ein Angebot, das den Aufbau einer neuen Mannschaft ermöglichen würde. Derzeit, das hat die WM gezeigt, gibt es keine. Aber ist Brand noch der Richtige?

Der Gummersbacher ist seit 14 Jahren im Amt, in Schweden bestritt er sein 17. Turnier. Am Ende wirkte er müde, ratlos. Er hätte bereits im Dezember geahnt, dass dieses Turnier sehr schwierig werden würde. Bauchschmerzen und Schlaflosigkeit seien ständige Begleiter gewesen. Auch jetzt werde der Handball ihn noch wochenlang in seinen Träumen begleiten. Der 58-Jährige ist tief enttäuscht von seiner Mannschaft. Spiele wie gegen Ungarn (25:27/38 Fehlwürfe) oder Norwegen (25:35) hatte er ihr nicht zugetraut. Die große Ängstlichkeit, die seine Spieler in wichtigen Situationen befiel, hatte ihn regelrecht erschüttert. Er bemängelte, dass zu wenige im Alltag Verantwortungen tragen müssten. Keiner würde bei einem Spitzenclub auf einer Schlüsselposition spielen. Wenn beispielsweise Michael Haaß mit FA Göppingen nach Kiel fährt, gäbe es nicht den Druck, dort gewinnen zu müssen.

Nur so konnte er sich erklären, dass seine Mannschaft nach dem hoffnungsvollen 27:24-Sieg gegen Island in ihre Einzelteile zerfallen war. "Ich dachte, jetzt wissen alle, wie es geht." Wussten sie nicht. "Innerhalb von drei Tagen hat sie sehr gut und bemerkenswert schlecht gespielt. Diese Schwankungen hatte ich nicht erwartet."

Brand gibt den Vereinen die Schuld daran, dass ihm keine Führungsspieler zur Verfügung stehen. Unvergessen ist eine Sitzung der Liga-Vertreter, die vor fünf Jahren in Hannover stattgefunden hat. Thema sollte eine Quotenregelung für deutsche Spieler sein. Brand hoffte, dass die Clubs sich verpflichten würden, jeweils zwei, drei oder gar vier unter Vertrag zu nehmen. Doch die Liga lehnte eine verbindliche Regelung ab. Ein Entschluss, den Brand, der Eingeladene, als Ohrfeige empfand.

Schwer zu schaffen macht ihm die "pauschale Kritik" der Medien, die bereits nach dem Frankreich-Spiel (23:30) alles in Frage gestellt hätten. Auch die Pfeile, die die Verantwortlichen des HSV Hamburg abfeuerten, nachdem er Torsten Jansen aus dem Kader gestrichen hatte, schmerzen noch. Er fühlt sich unverstanden, schließlich hätte er monatelang damit gerungen, wie er mit dem verdienten Nationalspieler verfahren soll. Die Umfragen im Internet, die seine Qualifikation thematisieren, empfindet er als beleidigend. Einen solchen Umgang hätte er nicht nötig, sagt Brand, der als einziger Handballer Weltmeister als Spieler (1978) und als Trainer (2007) wurde.

Der 131-malige Nationalspieler wird die Entscheidung allein treffen können. Der DHB, so viel steht fest, wird nicht hinterfragen, ob er taktisch noch auf der Höhe der Zeit ist. Ob die Kluft zwischen ihm und den jungen Spielern zu groß geworden ist. "Angesichts seiner Verdienste, ist eine Trainerdiskussion unwürdig", sagt DHB-Vize "Hotti" Bredemeier. Verlängert Brand nicht, bleibt nach der Desaster-WM nur die Option, den Vertrag aufzuheben. Da er angekündigt hat, seinem Sport erhalten bleiben zu wollen, zeichnet sich folgende Lösung ab: Der Verband, dem die Einsicht fehlt, Außenstehende ins Boot holen zu müssen, wird den Neuanfang als Erbfolge regeln. Der sinnvolle Teil wäre, Brand, das Gesicht des deutschen Handballs, als eine Art Sportdirektor zu installieren. Der weniger sinnvolle, seinen Assistenten Martin Heuberger zum Nachfolger zu bestimmen. Oder gar Christian Schwarzer, den Jugendkoordinator des DHB, den Strombach ins Gespräch gebracht hat.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 29.01.2011)


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