Eine lange Saison neigt sich dem Ende entgegen, dem THW Kiel fehlen noch
3 Punkte aus den letzten zwei Saisonspielen. Am Sonntag um 15.00 Uhr haben
die Zebras ihren letzten Auftritt im "Wohnzimmer" Ostseehalle, Gegner ist
der frischgebackene EHF-Cup-Sieger TUSEM Essen. Auf dem Weg zur elften
Deutschen Meisterschaft darf sich der THW keinen Ausrutscher erlauben,
denn die SG Flensburg-Handewitt sitzt den Kielern weiterhin im Nacken.
Schiedsrichter der Partie sind
Bernd und Harald Andler (Remseck/Stuttgart).
Nach einer durchwachsenen
Hinrunde, die mit Platz 8 und 18:16 Punkten nicht den gesetzten Ansprüchen
einer erneuten Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb entsprach,
spielte TUSEM in der Rückrunde wie entfesselt auf: 8 Siege in Serie und nur
eine einzige Niederlage bei der SG Wallau/Massenheim hievten das Team bis
zum 28. Spieltag auf Platz 5, bei nur drei Punkten Rückstand auf den
SC Magdeburg konnte gar noch von der Champions League-Qualifikation
geträumt werden. Doch ein katastrophaler Auftritt in Düsseldorf ließ diesen
Traum schnell wieder platzen. Die Qualifikation für den EHF-Cup hatte TUSEM
dennoch wenig später bereits fest in der Tasche, als Essen im Finale
des EHF-Pokals nach einer deutlichen Hinspielniederlage im rein deutschen
Duell mit dem SC Magdeburg in Oberhausen doch noch das Unmögliche möglich
machte und durch einen 31:22-Sieg (siehe
Extrabericht) in letzter Sekunde
den Bördeländern den Pokal entriss. Für den finanziell angeschlagenen
Traditionsverein bedeutete dieser erste große Triumph seit 11 Jahren nicht nur
sportliches Renomee, sondern vor allem auch Hoffnung auf neue Sponsoren.
Seit dem Europapokalsieg läuft es bei TUSEM allerdings sportlich gar nicht mehr
rund: Eine große Verletztenmisere sorgte jüngst dafür, dass man zunächst bei den
abstiegsbedrohten Mindenern sang- und klanglos unterlag und vier Tage
drauf gegen den noch amtierenden Meister Flensburg nach der Pleite
gegen den THW im Dezember die erst zweite Heimniederlage der Saison
kassierte (siehe auch Kurve Essen und
Bundesliga-Tabelle).
Den
Kader von TUSEM Essen haben wir Ihnen
bereits im
Vorbericht zum Hinspiel
ausführlich vorgestellt. Definitiv bis zum Saisonende ausfallen werden der
russische Kreisläufer Dimitri Torgowanow (Schulter-OP), dessen letzte aktive Aktion
dieser Saison sein Siegtreffer im Europapokalfinale war, sowie
Nationalspieler Christian Rose (OP am Meniskus). Entwarnung gibt es im Fall
Oliver Roggisch: Der Abwehrspezialist hat sich statt der befürchteten
Ellbogenkopf-Splitterung "nur" eine Zerrung beim Spiel gegen Flensburg
zugezogen, in der Ostseehalle wird Roggisch allerdings ebenfalls nicht zum Einsatz
kommen können. Zumindest der österreichische Nationalspieler
Viktor Szilagyi,
gegen Flensburg mit 10 Treffern Alleinunterhalter, und Spielmacher Oleg Velyky
werden trotz kleinerer Blessuren auflaufen können. Neben dem eingebürgerten
Ukrainer, der mittlerweile für die deutsche Nationalmannschaft spielt und
in dieser Saison bereits 193/61 Treffer erzielte, ist der isländische
Linksaußen
Gudjon Valur Sigurdsson mit 158 Feldtoren bester Ligaschütze bei TUSEM.
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Oleg Velyky ist aus der deutschen Nationalmannschaft gar nicht mehr wegzudenken.
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TUSEM |
Essen konnte in der Bundesliga-Geschichte erst zweimal die Ostseehalle als
Sieger verlassen, zuletzt am 5. Dezember 2001, als ein glänzend aufgelegter
Velyky mit 10 Treffern maßgeblichen Anteil am 33:32-Sieg seines Teams hatte
(
Spielbericht). Die letzten zwei Heimspiele
gewann der THW allerdings mit 34:27 (
Spielbericht) und
30:28 (
Spielbericht), auch auwärts hatten die Zebras
zuletzt die Nase vorn: Im Dezember gewann der THW mit 28:21 vor rund 8000
Zuschauern in der Arena Oberhausen gegen zuvor daheim noch ungeschlagene
Essener (
Spielbericht). Siehe auch
Gegnerdaten TUSEM Essen.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den Vorbericht der Kieler Nachrichten...
Aktualisierung vom 21.05.
Aus den Kieler Nachrichten vom 21.05.2005:
Aus dem Vollen schöpfen
Beim THW sind gegen Essen alle Mann an Bord - Abschied von Boquist, Petersson, Preiß, Pungartnik
Kiel - Nur noch zwei: Der THW Kiel hat bei seiner Jagd auf die Meisterschale das Ziel
vor Augen. Morgen um 15 Uhr steigt die Heimpartie gegen TuSEM Essen, am kommenden Sonntag
das finale Spiel der Handball-Bundesliga in der Düsseldorfer Philipshalle bei Aufsteiger
HSG. Drei Punkte reichen den Zebras zum Titelgewinn.
Gewinnt der THW gegen Essen, und patzt Konkurrent Flensburg gleichzeitig gegen Düsseldorf,
könnte die Meistersause schon morgen starten. Daran glauben indes nur Kieler
Superoptimisten, denn Flensburg dürfte sich vor eigener Kulisse gegen den Aufsteiger
keinen Ausrutscher leisten. Und der THW? In Schwerin und Minden wurde das Nervenkostüm
der mitgereisten Fans heftig in Falten gelegt. "Wir haben gezittert", bekennt auch Manager
Uwe Schwenker. Für das Team spreche allerdings, dass es sich
aus schwierigen Situationen jeweils selbst befreit habe. "Das schafft nur ein kommender
Meister."
Die Saison war lang, Kräfte zehrend und ließ dem kleinen THW-Kader nur wenige
Verschnaufpausen. Dass Noka Serdarusic ausgerechnet zum
Saisonende aus dem Vollen schöpfen kann, ist willkommenes Glück und spricht ebenfalls
für das Gelingen des Projekts Meisterschaft 2005. Kiels Trainer will sogar das Comeback
von Torhüter Mattias Andersson nicht ausschließen. "Mattias
hat einen Riesensprung nach vorn gemacht. Vielleicht klappt es mit Kurzeinsätzen."
Gegner TuSEM pfeift personell auf dem letzten Loch und sehnt nach dem Triumph über
Magdeburg im EHF-Pokalfinale das Saisonende herbei. Trainer Juri Schewzow, der
künftig Aufbauarbeit bei der SG Kronau-Östringen betreiben will, muss auf
Leistungsträger wie Dimitri Torgowanow (Schulteroperation), Christian Rose
(Knie-Arthroskopie) und Oliver Roggisch (Ellenborgen-Zerrung) ganz verzichten.
Außerdem sind Viktor Szilagyi und Oleg Velyky angeschlagen. Die letzten Niederlagen
gegen Flensburg und Minden führte Schewzow auf diesen Aderlass zurück. "Das konnten
wir nicht kompensieren."
Erst gewinnen, dann Abschied nehmen vom Ostseehallenpublikum:
Martin Boquist, Johan Petersson,
Sebastian Preiß und Roman Pungartnik
tragen morgen zum letzten Mal das weiße THW-Trikot in die eigene Halle. "Das ist etwas
ganz Besonderes" sagt Pungartnik, der zum HSV wechselt. Zeit
zum Nachdenken will er sich allerdings erst nach der Saison nehmen. "Jetzt geht es darum,
die letzten Spiele zu gewinnen." Martin Boquist hat "nicht
soviel überlegt, wann es vorbei sein könnte. Jetzt bin ich aber überrascht, dass es
soweit ist." Der Schwede macht ab Juli Station in Kopenhagen und will als Meister gehen.
"Wir haben noch 120 Minuten zu spielen. Wir wollen nicht viel darüber reden, sondern
guten Handball bieten und erfolgreich sein."
Die Unterstützung der Fans sei in den letzten Auswärtsspielen enorm wichtig gewesen,
sagt Johan Petersson. "Schön, dass gegen Essen sogar
10 000 dabei sind, die Ostseehalle werde ich sehr vermissen." Der Schwede kehrt in
seine Heimat zurück und will "dort alles in Ruhe verarbeiten".
Sebastian Preiß feierte als 20-Jähriger an der Seite von
Magnus Wislander seine erste Meisterschaft mit dem THW.
"Jetzt schließt sich der Kreis", sagt der Franke, der Stammspieler der Nationalmannschaft
geworden ist und den es nach Lemgo zieht. Preiß' feste Absicht:
"Ohne Schale gehe ich nicht."
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 21.05.2005)
EHF-Pokalsieg gibt TuSEM Essen wieder Anlass zur Hoffnung
Sorgenkind TuSEM Essen hat den SC Magdeburg aus allen Träumen vom
dritten EHF-Pokalsieg gerissen und die lebensnotwendige Suche nach
neuen Sponsoren erheblich erleichtert. Unbeeindruckt von den
negativen Schlagzeilen über die wachsende Finanznot und der
deutlichen 22:30-Hinspielschlappe
(siehe
Bericht)
sorgte der Revierclub beim 31:22
(16:11) im zweiten Finale (siehe
Bericht)
für ein kleines Handball-Wunder. Nach
wochenlangem zermürbenden Krisenmanagement konnte selbst TuSEM-
Allmacht Klaus Schorn wieder lächeln: "Die Hoffnung stirbt
zuletzt. Wir haben bewiesen, dass wir ein lebendiger Verein sind."
Mit einer imposanten Aufholjagd verblüffte der Club seine Fans,
die Fachwelt und den Gegner. Ausgerechnet Kreisläufer Dimitri
Torgowanow, dem in der 3. Spielminute das Schultergelenk
herausgesprungen und nur wenig später eingerenkt worden war,
versetzte den wankenden Gästen mit seinem Treffer Sekunden vor
Schluss den unerwarteten Knockout. Danach glich die mit knapp
6.000 Zuschauern gefüllte Arena Oberhausen einem Tollhaus. Der zum
Saisonende scheidende TuSEM-Coach Juri Schewzow, der zukünftig die
SG Kronau/Östringen trainieren wird, bekam zum Abschied den
"Pott" überreicht und war den Tränen nahe: "Dass ich diesen Traum
nach vier Jahren in Essen erleben darf, macht mich stolz und
glücklich. Die Mannschaft hat bis zur letzten Minute um ihre
kleine Chance gekämpft."
Ebenso hart kämpfen muss die Vereinsführung derzeit bekanntlich
noch um das schlichte Überleben des frisch gebackenen
Pokalsiegers. Eine kurze Zusammenfassung: Im August letzten Jahres
schloss man mit dem Hauptsponsor Weinerplan einen Vertrag, in dem
dieser den Essenern eine Summe im siebenstelligen Bereich zusagte
- eine Summe, die bis heute nicht gezahlt wurde. Grund dafür
scheinen eigene Finanzsorgen des Unternehmens zu sein. "Die
Schwierigkeiten waren nicht absehbar, der Vertrag lupenrein.
Dieser Vorgang ist für mich völlig unverständlich und auch gar
nicht so richtig einzuordnen", sagte ein verbitterter Hans-Dieter
Schmitz, sportlicher Leiter der Essener noch vor dem
überraschenden Pokalsieg.
Rechtzeitig vor der Lizenzvergabe des Liga-Vorstandes am 25. Mai
gibt es beim TuSEM nun aber endlich nicht nur im sportlichen
Bereich Grund zur Zuversicht. Obwohl besagter Hauptsponsor auch
die letzte Frist zur Zahlung der zugesicherten rund zwei Millionen
Euro verstreichen ließ, scheint eine Lösung in Sicht. Noch während
die Spieler das Handball-Wunder und den ersten Europacup-Triumph
der Essener seit 1994 in der Kabine kräftig begossen, deutete der
Manager einen Kompromiss an. Demnach will der zahlungsunfähige
Hauptsponsor zwei andere Geldgeber für den TuSEM akquiriert haben.
"Das habe ich schriftlich", so Schorn. Nach dem Erfolg über den
SCM dürfte der TUSEM nun mehr denn je ein besseres Engagement des
ausgerechnet in Oberhausen wohnhaften Geldgebers erwarten.
Während die Liga in ihre entscheidende Phase geht und der Titel
zwischen dem THW und Flensburg ausgemacht wird, brauchen sich die
Handballer von der Margarethenhöhe durch ihren Pokalsieg
wenigstens nicht mehr um ihre Qualifikation für das europäische
Geschäft zu sorgen und können so locker in der Ostseehalle
auflaufen. "Der THW hat gute Chancen auf den Meistertitel, es
lässt sich aber auch nicht leugnen, dass wir sehr gerne in der
Ostseehalle antreten. Es herrscht stets eine tolle Atmosphäre in
der Halle, die unsere Mannschaft zu guten Leistungen anspornt",
hofft Schmitz darauf, seinen Freunden aus Kiel auch ohne
sportlichen Druck das letzte abverlangen zu können. Das letzte Mal
in Punkten ausgezahlt hat sich dieser Ansporn für die Essener in
der Ostseehalle im Jahre 2001 durch ein knappes 32:33. Erwähnt sei
hierbei jedoch, dass die Zebras in dieser Saison dennoch den
bislang letzten Deutschen Meistertitel nach Hause holten. Ein
Titel, den sicherlich alle Anhänger des THW gerne wieder feiern
würden - warum nicht schon heute, zum letzten Heimspiel der
Saison...
(living sports, aus dem THW-Hallenmagazin Zebra)
Essens Sportlicher Leiter Schmitz zwischen Hoffen und Bangen
Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
Sportlich gesehen lief es bei TuSEM Essen lange Zeit nicht besser,
der überraschende Gewinn des EHF-Pokals stellt nach dem
verkorksten Final-Hinspiel (22:30) (siehe Bericht)
und dem beeindruckenden 31:22-Sieg (siehe Bericht)
gegen Magdeburg den größten Erfolg nach dem letzten
Europapokalsieg 1994 dar. Finanziell rast der TuSEM-Express
hingegen nach dem Ausfall eines seiner Hauptsponsoren geradewegs
mit hoher Geschwindigkeit auf eine Mauer zu - mit noch ungewissem
Ausgang. Gemeinsam mit Hans-Dieter Schmitz, dem Verantwortlichen
für die sportliche Leitung und Spielorganisation der Rot-Weißen,
versuchten wir das Essener Kontrastprogramm zu durchleuchten.
- Zebra:
-
Ihre Mannschaft hat sich während der gesamten Saison
relativ konstant im oberen Drittel der Liga aufgehalten, ohne
jedoch die oberste Spitze tatsächlich gefährden zu können. Wie
lautet bis dato ihr Saison-Resume?
- Hans-Dieter Schmitz:
-
Wir sind auf jeden Fall zufrieden. Was unsere
beschränkten finanziellen Mittel hergegeben haben, konnten wir, so
denke ich, sportlich recht erfolgreich abrufen. Die Platzierung im
oberen Drittel, sowie allein das Erreichen des EHF-Pokal-Finales
haben uns in der Zusammensetzung unseres Teams doch sehr positiv
bestätigt.
- Zebra:
-
Mit Ihrem fünften Tabellenplatz haben Sie auch Ihr
Saisonziel, nicht schlechter als in der letzten Saison (siebter
Tabellenplatz) abzuschneiden, schon so gut wie erreicht. Wonach
strebt die Mannschaft nun in absehbarer Zeit?
- Hans-Dieter Schmitz:
-
Ein realistisches Ziel ist es, sich hinter der Ligaspitze
weiter zu etablieren, wozu ich neben Kiel und Flensburg noch
Lemgo, Magdeburg und Gummersbach zähle. Mehr als eine Position in
der zweiten Startreihe wird in näherer Zukunft vor allem vor dem
finanziellen Hintergrund nicht realisierbar sein. Wir haben leider
nicht das Geld, um uns fertige Spieler kaufen zu können, sondern
müssen auf ausbaufähige, junge Spieler setzen.
- Zebra:
-
Die Bundesliga gilt gemeinhin als die stärkste Liga der
Welt. Nun könnte man bei einem Blick auf die Tabelle (Abstand vom
Zweiten bis zum Dritten beträgt neun Punkte) an dieser Ansicht
Zweifel bekommen. Ist die Spitze noch breit genug oder zeichnet
sich ein gegensätzlicher Trend zu wenigen Top-Clubs ab?
- Hans-Dieter Schmitz:
-
Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass die Bundesliga
in der Breite die stärkste Liga der Welt ist. Auch anhand eigener
Vergleiche mit in deren Liga etwa gleich platzierten spanischen
Clubs macht sich dieser Qualitätsunterschied doch klar bemerkbar.
Während es dort nur drei, vier absolute Top-Vereine gibt, muss in
der Bundesliga noch wesentlich härter um die Punkte gekämpft
werden. Für Barcelona wäre es ja z.B. undenkbar, gegen den Zehnt-
oder Elftplazierten zu verlieren, was hier noch jederzeit möglich
ist.
- Zebra:
-
Dennoch machen Kiel und Flensburg die Meisterschaft
deutlich unter sich aus...
- Hans-Dieter Schmitz:
-
Diese beiden Mannschaften sind in diesem Jahr eindeutig
überragend, das kann man nicht anders sagen. Allerdings ist es so,
dass allein vom Spielermaterial andere Mannschaften wie
beispielsweise Magdeburg durchaus das Zeug dazu haben, auch
zwischen diesen Top-Teams mitzumischen - nur hat es rein
spielerisch bislang noch nicht so gut geklappt. Auch Lemgo und
Gummersbach haben zu häufig geschwächelt, so dass sie die Spitze
vielleicht zu früh aus den Augen verloren haben.
- Zebra:
-
Was zeichnet Ihre Mannschaft in dieser Saison besonders
aus?
- Hans-Dieter Schmitz:
-
Wir haben unsere Mannschaft ja nicht radikal verändert,
so dass wir schon eine recht verschworene Gemeinschaft bilden, wie
ich meine. Die Abgänge von unserem Torhüter Jesper Larsson, sowie
von Christian Caillat konnten wir anständig kompensieren und unser
Neuzugang Casanova hat sich im Rückraum beispielsweise sehr
schnell gut eingefunden. Unser Spiel steigt und fällt allerdings
vor allem mit unseren wichtigsten Spielern, Oleg Velyky und
Dimitri Torgowanow. Velyky schätze ich in etwa so wichtig für uns
ein, wie beim THW Lövgren und Ahlm zusammen - was man nach seinem
Ausfall im ersten EHF-Finale deutlich gemerkt hat.
- Zebra:
-
Kontrastprogramm zum sportlichen Erfolg bilden bei TUSEM
seit einiger Zeit ernste Finanzsorgen. Waren diese Schwierigkeiten
absehbar?
- Hans-Dieter Schmitz:
-
Nein, absehbar war dies für uns keinesfalls. Wir haben im
letzten Jahr mit einem neuen Hauptsponsor einen einwandfreien
Vertrag über eine größere Summe abgeschlossen, die wir bislang
noch nicht erhalten haben. Dieser Vorgang ist für mich ehrlich
gesagt völlig unverständlich und auch gar nicht so richtig
einzuordnen. Wir müssen sehen, dass diese Angelegenheit jetzt auf
dem gerichtlichen Wege geklärt wird.
- Zebra:
-
Wie hoch ist dieser Betrag einzuordnen?
- Hans-Dieter Schmitz:
-
Mit genauen Zahlen bin ich zwar nicht vertraut, es
handelt sich aber um eine Summe, die sicherlich die Hälfte unseres
Saisonetats ausmacht.
- Zebra:
-
Der Verlust von TuSEM Essen würde der Bundesliga einen
herben Schlag verpassen. Ist dieses Szenario noch abwendbar?
- Hans-Dieter Schmitz:
-
Ich hoffe natürlich darauf! Wenn Sie im August 2004 einen
Vertrag über einen solch hohen Betrag abschließen und das Geld im
Mai immer noch nicht da ist - da wird man allerdings schon
skeptisch. Da ist man natürlich sehr enttäuscht und auch
verbittert. Ich wage zu diesem Thema jedenfalls keine weiteren
Prognosen mehr. Auch für die Bundesliga würde dies natürlich einen
Rückschlag bedeuten, da der TUSEM immer noch einen gewissen Rang
als Traditionsklub belegt, der vielfach die Hallen füllt.
- Zebra:
-
Die finanziellen Probleme haben sich bislang noch nicht
negativ auf die Leistung der Mannschaft ausgewirkt. Wie ist dies
zu erklären?
- Hans-Dieter Schmitz:
-
Ich glaube, unsere Mannschaft ist charakterlich
unglaublich gefestigt. Die Spieler haben ein gutes Verhältnis
untereinander und stellen sich völlig in den Dienst der
Gemeinschaft. Die Jungs versuchen einfach das Beste aus der
Situation zu machen - was sollten wir denn tun, wenn zu allen
Problemen auch noch schlechte sportliche Leistungen kämen? Diese
Einstellung hilft uns ungemein. Wenn der betreffende Sponsor nicht
zahlt, muss eben Ersatz geschaffen werden, und diesen findet man
eher mit sportlichen Erfolgen.
- Zebra:
-
TuSEM hat sich mit dem Gewinn des EHF-Pokals bereits einen
Europapokalplatz gesichert, der THW steht im Endspurt um die
Meisterschaft. Mit welchem Tatendrang fahren Sie nach Kiel?
- Hans-Dieter Schmitz:
-
Der THW wird in diesem Spiel mit Sicherheit Favorit sein
- wir machen uns jedoch auch nicht auf den Weg nach Kiel, um zu
verlieren. Der THW hat gute Chancen auf den Meistertitel, es lässt
sich aber auch nicht leugnen, dass wir sehr gerne in der
Ostseehalle antreten. Es herrscht stets eine tolle Atmosphäre in
der Halle, die unsere Mannschaft zu guten Leistungen anspornt.
Keiner verliert gerne vor 10.000 Zuschauern. Wir werden alles
geben!
(Das Interview führte Thomas Fischer für living sports, aus dem THW-Hallenmagazin Zebra)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
THW Kiel - TUSEM Essen:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
Radio- und Internet-Tips: