03./04.05.2006 - Letzte Aktualisierung: 04.05.2006 | Bundesliga |
Update #4 | Spielbericht der KN, Spielbericht und Stimmen ergänzt... |
Henning Fritz zeigte aufsteigende Form. |
Angesichts der schweren Verletzung geriet der Spielverlauf beinahe schon zur Nebensache.
Vid Kavticnik überpringt Domink Klein. |
13 Minuten waren da gespielt, Kavticnik als Vollstrecker und Vorlagengeber in blendender Verfassung. Nach Jörgensens 5:9 (17.) kam es ganz dicke für den TVG: Fritz' Paraden, von den Fans mit "Henning, Henning - Sprechchören gefeiert, und überhastete Abschlüsse der Nordbayern boten dem THW die Vorlagen, die er für die Entwicklung seines Tempospieles braucht. Binnen sechs Minuten war die Partie dann vorentschieden, zweimal Karabatic, dreimal Kavticnik und einmal Kim Andersson hievten den THW auf eine 15:5 - Führung (23.) und ließen sich dabei auch nicht von Marcus Rominger stoppen, der nach 20 Minuten für den entnervten Hannawald das Großwallstädter Tor hütete.
Viktor Szilagyi mit dick bandagiertem Knie im Gespräch mit Noka Serdarusic. |
Viktor Szilagyi nahm nach dem Pausentee die Rolle des angeschlagenen Kapitäns Stefan Lövgren ein, führte sich mit dem Tor aus der Kreisposition zum 19:9 auch gut ein, ehe der Unfall mit den schlimmen Folgen die THW-Spieler schockte. Auch den Zuschauern war schnell bewusst, dass Szilagyi nicht mehr auf die Platte zurück kehren würde. Den Posten des Spielmachers füllte nun Karabatic aus, ehe auch der Franzose nach seinem tollen, 104 km/h schnellen Tor zum 25:16 (47.) endlich Schonung im Angriff erhalten konnte. Da der TVG nicht viel mehr tat, als die Niederlage möglichst gering zu halten, beorderte Serdarusic Adrian Wagner auf die Mittelposition. Der spielte die ungewohnte Rolle gut, erzielte drei Treffer und brachte seine Mitspieler, zu denen ab der 44. Minute auch Pelle Linders gehörte, gut in Szene. Die Luft war trotz der Air-Wagner-Show raus aus der Partie, daran änderte auch die Tatsache nichts, dass sich bis auf Lundström alle Kieler Feldspieler in die Torschützenliste eintragen konnten.
Am Ende einer sehr guten ersten und einer durchwachsenen zweiten Hälfte stand ein nie in Gefahr geratender 32:23 (18:8) - Erfolg, den man vor der Partie in seiner Klarheit nicht erwarten konnte. Die Gespräche nach dem Spiel drehten sich allerdings nur um den Gesundheitszustand Viktor Szilagyis und den allgemeinen Schockzustand nach Bekanntgabe der Diagnose.
(Christian Robohm)
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Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Aus kiel4kiel.de:
THW siegt souverän gegen Großwallstadt - Szilagyi schwer verletzt
Der THW Kiel bleibt souveräner Tabellenführer der Handball-Bundesliga. Vier Tage nach dem Derby-Sieg gegen Flensburg reichte am Mittwoch eine famose erste Halbzeit, um Altmeister TV Großwallstadt beim 32:23 (18:8)-Heimsieg deutlich in die Schranken zu weisen. Während Henning Fritz mit 13 Paraden aufsteigende Form erkennen ließ, wurde der deutliche Heimsieg durch eine schwere Verletzung von Viktor Szilagyi überschattet, der nun mehrere Monate auszufallen droht.
Wir haben in der Abwehr sehr konzentriert gespielt, so dass es in den ersten 30 Minuten kaum eine Chance für unseren Gegner gab. Zudem hat Henning Fritz heute gut gehalten. Stefan Lövgren war ein bisschen angeschlagen und sollte daher in der zweiten Halbzeit nicht mehr spielen - dann kam die Sache mit Szilagyi. Ich wollte Kim Andersson auch schonen, weil er die letzten Spiele fast durchgespielt hat. Leider konnte ich nicht noch Nikola Karabatic komplett rausnehmen, weil wir in der Abwehr brauchten.Ich kann mich über den heutigen Sieg nicht freuen wegen der schweren Verletzung von Viktor.
Wir haben in der 1. Halbzeit klar erkannt, dass wir keine Chance hatten. Meine Mannschaft hatte in dieser Saison nicht nur zweimal Respekt vor dem THW - was auch richtig ist -, sondern hatte heute auch Angst. Wir wollten lange Angriffe spielen, und haben dieses Ziel nicht erreicht, sondern zu früh abgeschlossen. Unser Vorhaben, das Tempospiel der Kieler zu unterbinden, klappte so nicht. Die zwei vergebenen Siebenmeter in der Anfangsphase taten ihr übriges.In der 2. Halbzeit haben wir die schnelle Mitte abgestellt, um Ergebniskosmetik zu betreiben, was uns auch gelungen ist. Wir konnten gleichzeitig noch einige Spieler schonen und haben dennoch ein Debakel hier abwenden können. Meine Mannschaft weiß jetzt nach dem Sieg gegen Gummersbach wieder, wo sie vor dem kommenden Spiel gegen Minden steht. In den letzten Spielen treffen wir auf Gegner, die unsere Kragenweite haben, deshalb bleibt unser Ziel Platz 6. Es macht Spaß, dem THW Kiel zuzuschauen. Sie haben die ganze Saison am besten gespielt und wären würdiger Deutscher Meister. Wir werden uns die erste Halbzeit sicher nochmal als Lernstudie angucken.
[Zur Leistung von Dominik Klein:]
Dominik wollte ein gutes Spiel machen. Er wollte zeigen, dass er bald gute Spiele für den THW abliefern kann. Er passt gut hierher, denn er ist ein perfekter Gegenstoßspieler, die Spielweise des THW liegt ihm. Ich bin froh, dass ich ein Jahr mit ihm arbeiten durfte. Er ist ehrgeizig, aber auch noch sehr jung und wird noch eine Menge lernen.Gegenüber den KN:
Respekt soll man haben, aber keine Angst. Zwar hatten wir uns nicht allzu viel ausgerechnet, wollten aber ein gutes Spiel abliefern. Das ist uns erst in der zweiten Halbzeit gelungen, nachdem Noka einen Gang aus dem Spiel herausgenommen hat. Wer wie ein Kaninchen vor der Schlange hockt, kann nicht Handball spielen.
Ich bin froh, dass Henning eine gute Leistung abgeliefert hat und hoffe, dass er daran in Zukunft anknüpfen kann. Heute hat er gezeigt, dass er auf einem guten Weg ist.Gegenüber den KN:
Das war in der ersten Halbzeit eine der besten Defensivleistungen dieser Saison mit einem guten Henning Fritz. Ich hatte Henning in der vergangenen Woche bewusst provoziert, um Leistung herauszukitzeln. Jetzt hoffen wir, dass er in den nächsten Spielen daran anknüpft. Er ist einer unserer Topspieler und soll dazu beitragen, dass wir im Juni den Titel feiern können.
Das hat heute richtig Spaß gemacht - auch weil ich einmal zusammen mit meinem Linksaußenkollegen Henrik Lundström auf der Platte war. Außerhalb verstehen wir uns ohnehin gut, heute hat man gesehen, dass es auch auf dem Spielfeld passt.
Lesen Sie auch Zwei Minuten: Die THW-Kolumne nach dem Spieltag mit Henning Fritz.
Aus den Kieler Nachrichten vom 04.05.2006:
Am Ende nahm die Begegnung zweier ungleicher Gegner den Charakter eines Benefizspieles an. Adrian Wagner, der beim THW als Linksaußen bezahlt wird, durfte sich als Mittelmann versuchen. Mit gutem Erfolg. Und Michael Roth, Trainer der Gäste, schlenderte mit der Schiedsrichterin Jutta Ehrmann Arm in Arm am Spielfeldrand entlang.
Eine Szene aus der 50. Minute, als die erste Garnitur des THW Kiel schon längst ihren Feierabend verlebte und ein frustrierter Chrischa Hannawald auf der Ersatzbank Löcher in die Luft starrte. "Das war eine Katastrophe", meinte einer der besten Torhüter der Saison, der an diesem Abend nur durch seinen rotgefärbten Irokesenschnitt auffiel. "Heute hat bei uns einfach gar nichts geklappt." In den letzten vier Wochen hätte seine Mannschaft nur ein Spiel gemacht. Der Rhythmus hätte gefehlt. Aber nicht nur das. "Kiel war einfach viel besser als wir", meinte der 35-Jährige, der auch kein Glück hatte und vorzeitig sein Tor räumen musste.
Blass blieb auch Dominik Klein, in der nächsten Saison ein Kieler. Der Druck, sich in seinem künftigen Wohnzimmer vorstellen zu müssen, war für den 22-Jährigen zu viel. Pech hatte er, als er mit einem Siebenmeter gleich beide Pfosten, aber nicht ins Netz traf. Für den THW Kiel gab es gestern nicht nur den 13. Heimsieg zu feiern. Der Meister konnte sich auch über die Leistung von Henning Fritz freuen, der im Flensburg-Derby nach nur zwölf Minuten auf die Bank verbannte wurde. 15 Paraden und die Ehrung zum besten Spieler - Fritz gab das Lob gleich an die Mannschaft weiter, die ihn toll unterstützt hätte. "Ich werde alles dafür tun, dass wir im Juni gemeinsam auf dem Rathausplatz feiern", rief der sichtlich erleichterte Welthandballer am Ende den Fans zu. "Ich freue mich, dass ich nach längerer Zeit ein gutes Spiel abgeliefert habe." Der 31-Jährige gab anschließend auch die Parole für die letzten vier Wochen aus. "Uns schlägt jetzt keiner mehr."
Bereits nach einer Viertelstunde waren vor dem gut gelaunten Publikum die Punkte verteilt. Die Großwallstädter, die angesichts der langen Anfahrt mit Bus und Bahn um 4.30 Uhr aus ihren Betten gekrabbelt waren, schienen noch vom Sandmännchen zu träumen. Auch dem Top-Torschützen der Gäste, dem Isländer Einar Holmgeirsson, gelang nichts. 146 Treffer hatte er schon auf dem Konto. Bis zur Pause sollte gegen eine hoch konzentrierte Kieler Deckung nur eines folgen. Entsprechend gefrustet schubste der 24-Jährige bei einem Gegenstoße rüde Henrik Lundström in die Bande, und handelte sich neben einer Zeitstrafe ein Pfeifkonzert als ständigen Begleiter ein.
Der TV Großwallstadt wurde 1978 der erste Meister in der eingleisigen Bundesliga. Durch ein 12:11 gegen den VfL Gummersbach. Gut möglich, dass die Zuschauer gestern nicht nur den ersten, sondern auch den kommenden Meister gesehen haben.
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 04.05.2006)
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