312 Länderspiele hat der Mann absolviert, viele große
Turniere gespielt und 2007 maßgeblich dazu beigetragen,
den Weltmeistertitel für den DHB zu gewinnen.
Christian Schwarzer ist, wenngleich für die
Rhein-Neckar Löwen noch immer in der TOYOTA
Handball-Bundesliga aktiv, schon jetzt eine Legende.
Die am Freitag in Kroatien beginnende
WM
wird der 39-Jährige am Bildschirm verfolgen. Dennoch fällt
Schwarzer, den die HBL zufällig kurz nach seinem aktuellen
Laktattest zum Gespräch bat, eine ganz besondere Rolle zu.
- HBL:
-
Und? Wie sind Ihre Werte ausgefallen?
- Christian Schwarzer:
-
Weiß ich noch nicht. Das erfahre ich erst in einigen
Tagen. Aber ich habe solche Tests bereits zur
Genüge gemacht, sodass ich weiß, ich darf ein
gutes Gefühl haben, was meine Fitness angeht.
- HBL:
-
Noch fit für einen Einsatz im Nationalteam?
- Christian Schwarzer:
-
Ich glaube schon, dass ich dazu noch fit wäre. Aber um
Ihrer Anspielung zuvorzukommen: Ich bin nicht
mehr in der Lage, acht Spiele in zehn Tagen
auf höchstem Niveau zu absolvieren. Außerdem
bin ich nicht nominiert in jenem 28er-Kader,
aus dem Heiner Brand nun bis zum 16. Januar
sein Aufgebot auswählen und später eventuell
nachnominieren darf.
- HBL:
-
Das DHB-Team reist als Titelverteidiger zur WM nach Kroatien.
Was trauen Sie der von Heiner Brand stark verjüngten Mannschaft zu?
- Christian Schwarzer:
-
Möglich ist alles. Das hat der Sport immer wieder gezeigt.
Wichtig wäre, dass endlich einmal alle fit sind. Aber
nach der Geschichte mit der Wadenverletzung von Michael
Kraus muss man glauben, dass das alles irgendwie
verhext ist. Wenn alle fit durch das Turnier kommen,
ist allerdings sehr wohl ein sehr gutes Ergebnis möglich.
- HBL:
-
Sind Sie nach Ihrem Abschied noch nahe an der Mannschaft?
- Christian Schwarzer:
-
Durchaus. Ich telefoniere oft mit Heiner Brand und habe
auch zu diversen Spielern noch engen Kontakt. Sicher weiß
ich nicht mehr im Detail, was bei der Nationalmannschaft
abläuft, aber insgesamt bin ich noch immer recht gut informiert.
- HBL:
-
Sie selber waren einer der WM-Helden von 2007.
Wie werden Sie die Titelkämpfe erleben?
- Christian Schwarzer:
-
Entweder daheim am Bildschirm oder im Studio bei Sportdigital
in Hamburg. Die haben mich nämlich gebeten, die Spiele
als Kommentator und als Experte zu begleiten, sofern
mein Trainingsplan bei den Rhein-Neckar Löwen das zulässt.
Schließlich bin ich ja noch immer in erster Linie
Spieler eines Bundesligisten und kann nicht nach
Lust und Laune durch die Weltgeschichte reisen.
- HBL:
-
Könnten die Medien Ihnen einen Job mit Perspektive bieten?
- Christian Schwarzer:
-
Ach, Gott, das hat sicher immer viel Spaß gemacht, wenn ich - wie damals
beim ZDF - als Handball-Experte für das Fernsehen gearbeitet
habe. Das ist schon sehr interessant, von der anderen
Seite auf den Sport zu schauen und dennoch einen engen
Draht zu den Spielern zu haben. Aber eigentlich möchte
ich doch etwas anderes machen.
- HBL:
-
Sie sind als Jugendtrainer beim DHB im Gespräch. Wechseln Sie
nach dieser Saison endgültig die Seiten?
- Christian Schwarzer:
-
Es sieht so aus. Anfang Februar treffe ich mich mit DHB-Präsident
Ulrich Strombach, um den Vertrag zu unterzeichnen. Der große
Rahmen steht, und es gilt, bis dahin die letzten Kleinigkeiten zu klären.
- HBL:
-
Was werden Sie dann genau machen?
- Christian Schwarzer:
-
Ich werde dann für die gesamte männliche Jugend verantwortlich
sein, eben genau das, was vorher schon Klaus-Dieter Petersen
gemacht hat, bevor er als Trainer zum Wilhelmshavener HV
wechselte. Die Jugendmannschaften des DHB waren
in jüngerer Vergangenheit äußerst erfolgreich,
was für mich die Verpflichtung mitbringt, alles
dafür zu tun, dass dieser Trend anhält. Allerdings
muss ich dazu noch meinen Trainerschein machen und
mich rasch einarbeiten.
- HBL:
-
Stimmt es, dass Sie diverse WM-Devotionalien von 2007 versteigern,
um die Erlösen wohltätigen Zwecken zukommen zu lassen.
- Christian Schwarzer:
-
Das stimmt. Vor Weihnachten habe ich meinen Keller ausgemistet
und ganz viel Zeug wie Trikots, Trainingsjacken, T-Shirts
oder unterschriebene Bälle, was sich dort eben alles
angesammelt hatte, versteigert zugunsten der Aktion
Herzkrankes Kind Homburg, deren Schirmherr ich bin.
Es geht dabei darum, herzkranken Kindern zu helfen
und Geld einzusammeln, um ihnen eine noch bessere
Behandlung zukommen zu lassen. Dafür versuche ich,
meine Bekanntheit einzusetzen.
- HBL:
-
Wo kann man mitsteigern?
- Christian Schwarzer:
-
Die Aktion war schon am 30. Dezember beendet und brachte
rund 1.500 Euro. Aber da die Aktion so gut angenommen
wurde und mein Keller noch lange nicht leer ist, wird es
wohl bald eine Neuauflage geben.
- HBL:
-
Kann dann auch die WM-Medaille ersteigert werden?
- Christian Schwarzer:
-
Auf keinen Fall. Diese Medaille hat - wie ein paar andere
besondere Stücke auch - einen solch gewaltigen Erinnerungswert,
dass ich die nicht hergeben werde. Von vielen anderen
Dingen kann ich mich trennen, aber nicht von der WM-Medaille.
Und auch nicht vom Finalball.
- HBL:
-
Den haben Sie?
- Christian Schwarzer:
-
Den habe ich mir sofort nach Abpfiff des
Finales gegen Polen geschnappt und unter dem Trikot
aus der Halle in die Kabine geschmuggelt.
(Das Interview führte die HBL HBL)