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15.01.2009 Interview / WM 2009

HBL-Interview mit Christian Schwarzer: "Möglich ist alles!"

312 Länderspiele hat der Mann absolviert, viele große Turniere gespielt und 2007 maßgeblich dazu beigetragen, den Weltmeistertitel für den DHB zu gewinnen. Christian Schwarzer ist, wenngleich für die Rhein-Neckar Löwen noch immer in der TOYOTA Handball-Bundesliga aktiv, schon jetzt eine Legende. Die am Freitag in Kroatien beginnende WM wird der 39-Jährige am Bildschirm verfolgen. Dennoch fällt Schwarzer, den die HBL zufällig kurz nach seinem aktuellen Laktattest zum Gespräch bat, eine ganz besondere Rolle zu.
HBL:
Und? Wie sind Ihre Werte ausgefallen?
Christian Schwarzer:
Weiß ich noch nicht. Das erfahre ich erst in einigen Tagen. Aber ich habe solche Tests bereits zur Genüge gemacht, sodass ich weiß, ich darf ein gutes Gefühl haben, was meine Fitness angeht.
HBL:
Noch fit für einen Einsatz im Nationalteam?
Christian Schwarzer:
Ich glaube schon, dass ich dazu noch fit wäre. Aber um Ihrer Anspielung zuvorzukommen: Ich bin nicht mehr in der Lage, acht Spiele in zehn Tagen auf höchstem Niveau zu absolvieren. Außerdem bin ich nicht nominiert in jenem 28er-Kader, aus dem Heiner Brand nun bis zum 16. Januar sein Aufgebot auswählen und später eventuell nachnominieren darf.
HBL:
Das DHB-Team reist als Titelverteidiger zur WM nach Kroatien. Was trauen Sie der von Heiner Brand stark verjüngten Mannschaft zu?
Christian Schwarzer:
Möglich ist alles. Das hat der Sport immer wieder gezeigt. Wichtig wäre, dass endlich einmal alle fit sind. Aber nach der Geschichte mit der Wadenverletzung von Michael Kraus muss man glauben, dass das alles irgendwie verhext ist. Wenn alle fit durch das Turnier kommen, ist allerdings sehr wohl ein sehr gutes Ergebnis möglich.
HBL:
Sind Sie nach Ihrem Abschied noch nahe an der Mannschaft?
Christian Schwarzer:
Durchaus. Ich telefoniere oft mit Heiner Brand und habe auch zu diversen Spielern noch engen Kontakt. Sicher weiß ich nicht mehr im Detail, was bei der Nationalmannschaft abläuft, aber insgesamt bin ich noch immer recht gut informiert.
HBL:
Sie selber waren einer der WM-Helden von 2007. Wie werden Sie die Titelkämpfe erleben?
Christian Schwarzer:
Entweder daheim am Bildschirm oder im Studio bei Sportdigital in Hamburg. Die haben mich nämlich gebeten, die Spiele als Kommentator und als Experte zu begleiten, sofern mein Trainingsplan bei den Rhein-Neckar Löwen das zulässt. Schließlich bin ich ja noch immer in erster Linie Spieler eines Bundesligisten und kann nicht nach Lust und Laune durch die Weltgeschichte reisen.
HBL:
Könnten die Medien Ihnen einen Job mit Perspektive bieten?
Christian Schwarzer:
Ach, Gott, das hat sicher immer viel Spaß gemacht, wenn ich - wie damals beim ZDF - als Handball-Experte für das Fernsehen gearbeitet habe. Das ist schon sehr interessant, von der anderen Seite auf den Sport zu schauen und dennoch einen engen Draht zu den Spielern zu haben. Aber eigentlich möchte ich doch etwas anderes machen.
HBL:
Sie sind als Jugendtrainer beim DHB im Gespräch. Wechseln Sie nach dieser Saison endgültig die Seiten?
Christian Schwarzer:
Es sieht so aus. Anfang Februar treffe ich mich mit DHB-Präsident Ulrich Strombach, um den Vertrag zu unterzeichnen. Der große Rahmen steht, und es gilt, bis dahin die letzten Kleinigkeiten zu klären.
HBL:
Was werden Sie dann genau machen?
Christian Schwarzer:
Ich werde dann für die gesamte männliche Jugend verantwortlich sein, eben genau das, was vorher schon Klaus-Dieter Petersen gemacht hat, bevor er als Trainer zum Wilhelmshavener HV wechselte. Die Jugendmannschaften des DHB waren in jüngerer Vergangenheit äußerst erfolgreich, was für mich die Verpflichtung mitbringt, alles dafür zu tun, dass dieser Trend anhält. Allerdings muss ich dazu noch meinen Trainerschein machen und mich rasch einarbeiten.
HBL:
Stimmt es, dass Sie diverse WM-Devotionalien von 2007 versteigern, um die Erlösen wohltätigen Zwecken zukommen zu lassen.
Christian Schwarzer:
Das stimmt. Vor Weihnachten habe ich meinen Keller ausgemistet und ganz viel Zeug wie Trikots, Trainingsjacken, T-Shirts oder unterschriebene Bälle, was sich dort eben alles angesammelt hatte, versteigert zugunsten der Aktion Herzkrankes Kind Homburg, deren Schirmherr ich bin. Es geht dabei darum, herzkranken Kindern zu helfen und Geld einzusammeln, um ihnen eine noch bessere Behandlung zukommen zu lassen. Dafür versuche ich, meine Bekanntheit einzusetzen.
HBL:
Wo kann man mitsteigern?
Christian Schwarzer:
Die Aktion war schon am 30. Dezember beendet und brachte rund 1.500 Euro. Aber da die Aktion so gut angenommen wurde und mein Keller noch lange nicht leer ist, wird es wohl bald eine Neuauflage geben.
HBL:
Kann dann auch die WM-Medaille ersteigert werden?
Christian Schwarzer:
Auf keinen Fall. Diese Medaille hat - wie ein paar andere besondere Stücke auch - einen solch gewaltigen Erinnerungswert, dass ich die nicht hergeben werde. Von vielen anderen Dingen kann ich mich trennen, aber nicht von der WM-Medaille. Und auch nicht vom Finalball.
HBL:
Den haben Sie?
Christian Schwarzer:
Den habe ich mir sofort nach Abpfiff des Finales gegen Polen geschnappt und unter dem Trikot aus der Halle in die Kabine geschmuggelt.
(Das Interview führte die HBL HBL)


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