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13.08.2012 Olympia 2012 / Nationalmannschaften

Kieler Nachrichten: Omeyer ließ Schweden abprallen

Frankreich gewann das olympische Handball-Finale mit 22:21 - Kiels Torhüter als Erfolgsgarant

Aus den Kieler Nachrichten vom 13.08.2012:

Es gab nur einen Sieger, jedoch zwei Gewinner. Frankreichs Handballer feierten mit dem 22:21 (10:8) wie 2008 Gold, aber Silber war für die international seit einem Jahrzehnt nicht mehr erstklassigen Schweden Gold wert.
Die Erwartungen hatten die Skandinavier bereits mit dem Erreichen des Endspiels weit übertroffen. Stefan Lövgren, ehemaliger Kieler Weltklassespieler und jetzt Schwedens Teammanager gab zu, ohne Illusionen nach London gereist zu sein: "Jeder hatte uns abgeschrieben, aber wir standen im Finale, und ich denke nicht, dass wir uns dafür entschuldigen müssen."

Im Gold-Match wurde der Kieler Thierry Omeyer vor den Augen des schwedischen Königspaares zum befürchteten Spielverderber. Der Torhüter der Equipe Tricolore, schon im Halbfinale gegen Kroatien mit 46 Prozent gemeisterter Bälle der große Rückhalt, wurde von den Fans in der dritten Minute erstmals mit "Titi-Titi"-Rufen gefeiert, nachdem er einen Hochgeschwindigkeits-Wurf seines ehemaligen THW-Kollegen Kim Andersson intuitiv über die Latte gelenkt hatte.

Diese spektakuläre Szene sollte Folgen haben. Andersson wirkte danach, als lähme ihn sein Respekt vor Omeyer, der Linkshänder in Schwedens rechtem Rückraum reduzierte jedenfalls seine Torambitionen. "Ich glaube, nachdem ich einen weiteren Wurf von ihm gehalten hatte, haben seine Hände etwas gezittert", meinte Omeyer. Als Andersson erstmals traf, lief bereits die 43. Minute. "Er ist halt der Weltbeste, das ist nichts Neues", kommentierte Andersson die Leistung seines Ex-Kollegen. Andersson wird sich in den nächsten Tagen mit seiner Zukunft intensiv beschäftigen. Der 29-Jährige, der den THW Kiel im Juni zum Pleite-Club AG Kopenhagen verlassen hatte, kündigte an: "Ich schließe nicht aus, zu Kristianstad oder Ystad zu wechseln, zumal ich den THW-Fans versprochen habe, nie mehr für einen Verein südlich von Kiel zu spielen."

Omeyer wird 2013 vom THW nach Montpellier wechseln. Möglicher Nachfolger an der Förde ist Schwedens Nationaltorhüter Johan Sjöstrand, der gestern im Schatten seines französischen Kollegen stand. "Er hat gut gehalten, aber Omeyer hat den Unterschied ausgemacht", gab Schwedens Trainer Staffan Olsson, früherer Kieler Weltklasse-Rückraumspieler, zu. Die Skandinavier liefen nach 5:3-Führung und 5:5-Ausgleich stets einem Rückstand hinterher - vor allem, weil Omeyer elf Bälle anhielt und Rechtsaußen Luc Abalo (4 Tore) in der zweiten Halbzeit, für die sich auch Kieler Daniel Narcisse seine vier Treffer aufgehoben hatte, mächtig aufdrehte. Nachdem die Schweden 74 Sekunden vor der Schlusssirene, als der Ex-Kieler Nikola Karabatic gerade eine Zeitstrafe verbüßte, durch den Mannheimer Kim Ekdahl du Rietz zum 20:21 verkürzt hatten, war es Abalo, dem der goldene Wurf gelang.

Die Skandinavier vermochten zwar den olympischen "Silberfluch" nicht abzuschütteln (1992, 1996 und 2000 waren sie jeweils an der "Mission Gold" gescheitert), aber sie wussten, was sie in London geleistet hatten. "Silber ist großartig", meinte Kim Andersson.

Die Franzosen bestätigten ihren Status als Handball-Weltmacht, obwohl "wir in der Vorrunde einige Mal nicht gut gespielt haben" (Karabatic). Und an Omeyers Torhüter-Thron wagte niemand zu rütteln. Daran wird sich auch in naher Zukunft nichts ändern. "Ich mache weiter, das war nicht mein letztes Länderspiel", kündigte "König Titi" an. Für die Konkurrenz kommt das einer Drohung gleich.

(von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 13.08.2012)


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