Nach elftägiger Nationalmannschaftspause seit dem umkämpften
33:30-Erfolg beim HSV Hamburg geht es
für den THW Kiel in der DKB Handball-Bundesliga gleich mit
dem nächsten Derbyknaller weiter.
Zum 72. Nordduell gastiert am Mittwochabend der Vizemeister
und -Pokalsieger von der SG Flensburg-Handewitt in der
Sparkassen-Arena. Angepfiffen wird das Spitzenspiel um
19.30 Uhr, Sport1 überträgt live.
"Ich habe eine Vision", verkündete Ljubomir Vranjes, Trainer
der SG Flensburg-Handewitt, vor der Saison. Diese Vision scheint
als Ziel den maximalen Erfolg zu haben. Denn unter der Führung
des Schweden haben sich die Nordlichter im Konzert der Liga-Größen
zurückgemeldet.
Flensburg will an starke Vorsaison anknüpfen
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Steffen Weinhold ist der dritte deutsche Nationalspieler im
Flensburger Rückraum.
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SG |
Nach Platz sechs in der Saison 2010/2011 führte Vranjes die Mannschaft
von der nördlichsten Förde Deutschlands im vergangenen Jahr zur
Vizemeisterschaft. Ein Erfolg, mit dem zuvor kaum jemand gerechnet
hätte. Denn nach dem klaren
21:35 zum Auftakt gegen den THW Kiel
mutmaßten nicht wenige der so genannten Experten, dass der SG ein
ganz schweres Jahr bevorstehen würde. Doch weit gefehlt: Die SG
erholte sich schnell von diesem Schock, unterlag im Laufe der
Saison nur noch in Berlin, Hamburg und Lemgo und verlor lediglich
das Heimspiel gegen die "Zebras" mit
27:32.
Zudem erreichten die Flensburger das Pokal-Finale, in dem sie
erneut dem THW den Vortritt lassen mussten: Nach dem
33:31
feierten die Kieler ihren achten Pokalsieg, doch nachdem die
Flensburger kurz darauf in der letzten Auflage des Pokals der
Pokalsieger ihren insgesamt dritten europäischen Titel gefeiert
hatten, zog auch die Konkurrenz den Hut vor der SG. "Was Flensburg
im vergangenen Jahr geleistet hat, ist überragend", lobte beispielsweise
THW-Trainer
Alfred Gislason den Landesrivalen.
Und auch für diese Spielzeit ordnete Gislason die SG in den Kreis der
Titelfavoriten mit ein: "Die Flensburger werden auch in diesem Jahr
eine gute Rolle spielen und oben mit dabei sein."
In Bundesliga und Champions League auf Kurs
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Holger Glandorf ist auf dem Weg zur alten Stärke.
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SG |
Diese Prognose untermauerten die Flensburger im bisherigen Saisonverlauf,
auch wenn sie nach den Unentschieden in Hamburg und Wetzlar und der
Niederlage bei den Rhein-Neckar Löwen bereits vier Minuspunkte auf dem
Konto haben (siehe auch
Kurve Flensburg und
Tabelle). "Die Bilanz ist okay",
erklärte Vranjes. "Wir müssen bedenken, dass bereits vier schwere
Auswärtsspiele hinter uns liegen." Dafür trumpfte die SG aber in der
Königsklasse auf: Gegen Montpellier - damals noch in Topbesetzung -
wurde ein spektakuläres 37:37 erkämpft, die wohl eingespielteste
Mannschaft der
Vorrundengruppe A
aus Moskau wurde mit 36:26 deklassiert
und in Leon ein 29:29 erzielt. Das gab auch für die Liga
Selbstbewusstsein, das zuletzt die Füchse Berlin zu spüren bekamen: Mit
18:29 gingen die Hauptstädter vor der Länderspielpause in der Campushalle
unter.
Weinhold und Machulla neu im Team
 |
Mit 54/31 Treffern und der viertbesten Quote der Liga ist
Anders Eggert bislang bester Flensburger Schütze.
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SG |
"Ich habe einen langfristigen Plan, den ich durchziehen möchte",
erläuterte Vranjes in einem Interview seine Vision: "Ich will schnellen
Handball, das ist die Zukunft. Wenn wir aber in einem Jahr nur zwischen
Platz fünf oder acht landen sollten, dann ist das so. Dann war es ein
Umbruch." Tatsächlich konnte vor dieser Spielzeit der Stamm der
Flensburger Mannschaft
gehalten werden, lediglich Linkshänder Tamas Mocsai (Hannover)
und Ex-"Zebra"
Viktor Szilagyi (Bergischer HC)
wurden verabschiedet. Als einzige "echte" Neuzugänge - Kreisläufer
Morten Dibbert und Linksaußen Malte Yannick Voigt wurden aus dem eigenen
Nachwuchs hochgezogen - wurden vor der Saison Nationalspieler
Steffen Weinhold und Routinier Maik Machulla präsentiert. Während
Weinhold aus
Großwallstadt verpflichtet wurde und sowohl als zweiter Mann neben Holger
Glandorf im rechten Rückraum aufgebaut werden als auch auf der Rückraummitte
agieren soll, kam die Nachricht von der Verpflichtung Machullas etwas
überraschender. Der 35-jährige Mittelmann fungierte zuletzt als
Spielertrainer beim Zweitligisten ASV Hamm-Westfalen und soll Spielmacher
Thomas Mogensen entlasten, ehe ab der nächsten Saison das schwedische
Supertalent Jim Gottfridsson nach Flensburg wechseln wird.
Atlason vertritt den verletzten Djordjic
 |
Arnor Atlason hilft für ein Jahr bei der SG aus.
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SG |
Nachdem sich Jung-Star Petar Djordjic bei der
26:29-Niederlage
gegen den THW im Super Cup das Kreuzband gerissen hatte, wurden die
Flensburger noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv: Aus der Insolvenz-Masse
von AG Kopenhagen verpflichteten sie den wurfgewaltigen Isländer Arnor Atlason,
der zum Saisonende zum französischen Spitzenclub St. Raphael weiterziehen wird.
Mit dem 34-jährigen Torhüter
Mattias Andersson,
der bei den
olympischen Spielen in London zusammen mit
Kapitän
Tobias Karlsson und THW-Rechtsaußen
Niclas Ekberg Silber gewann, wurde zudem vorzeitig
um zwei Jahre bis 2015 verlängert, auch die beiden Urgesteine am Kreis, Michael
Knudsen (bis 2015) und Jacob Heinl (bis 2016), bleiben der SG treu.
"Wir wollen das Niveau der vergangenen
Spielzeit halten, die Mannschaft hat sich nicht verschlechtert", gab Manager
Dierk Schmäschke bescheiden als Saisonziel aus.
"Wir müssen Geduld haben", fordert Ljubomir Vranjes, der unlängst sein 100.
Spiel auf der SG-Bank feierte. Denn auch die Erwartungen sind nach der
fantastischen Vorsaison in Flensburg gestiegen. "Natürlich geht immer mehr.
Aber wir gehen hier Schritt für Schritt vor. Das hat bisher ganz gut geklappt."
THW zuletzt mit 13 Siegen in Folge
Während die "Zebras" am Mittwoch zum 72. Nordderby auf
Rene Toft Hansen verzichten müssen, der
sich am Samstag im Testländerspiel Dänemarks gegen Argentinien
einen Rippen- und Schlüsselbeinbruch zuzog (siehe
Extra-Bericht),
kann Ljubomir Vranjes vermutlich - mit Ausnahme von Petar Djordjic -
aus dem Vollen schöpfen. Auch Lars Kaufmann wird voraussichtlich
in der Sparkassen-Arena auflaufen können. Der 30-jährige
Nationalspieler hatte aufgrund von Kniebeschwerden seine Teilnahme
an der EM-Qualifikation absagen müssen, über eine mögliche
Operation soll in eineinhalb Wochen entschieden werden. Dabei
hofft Flensburg, die schwarze Serie von 13 Pflichtspiel-Niederlagen
in Folge gegen den Rivalen endlich beenden zu können und nach
über vier Jahren endlich den 23. Derbysieg zu feiern (siehe auch
Gegnerdaten Flensburg).
Die Schiedsrichter am Mittwochabend sind
Robert Schulze und Tobias Tönnies.
(Christian Robohm / Sascha Krokowski)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Bitte lesen Sie auch
Aus den Kieler Nachrichten vom 06.11.2012:
Flensburg ist zurück: In den Derbys prickelt's wieder
Morgen steigt in Kiel der 51. Klassiker - Ljubomir Vranjes ist Motor der "neuen" SG
Kiel. 200 Karten stehen gegnerischen Teams bei Bundesligaspielen
in der Kieler Sparkassen-Arena zu, und die müssen zehn Tage vor
der Partie beim THW abgerufen worden sein. Handball-Fans der SG
Flensburg-Handewitt hatten auf einige wenige Stehplatztickets
verzichtet "die gingen hier ruckzuck weg", sagte Lydia Kahmke von
der THW-Geschäftsstelle. Das Nordderby ist und bleibt größter
Kassenmagnet in Kiel, die 51. Liga-Auflage wird morgen um 19.30
Uhr angepfiffen, Sport1 überträgt live.
Schon vor dem Saisonstart standen sich die Nordrivalen zweimal
gegenüber. 16:16 ging es im Rahmen des "Unser-Norden-Cups"
aus, im Supercup behielt der THW nach einer engen Partie mit
29:26 die Oberhand. SG-Trainer Ljubomir
Vranjes ärgerte sich, schöpfte aber zugleich Hoffnung. "Meine
Spieler haben einmal mehr gemerkt, dass nicht mehr viel fehlt",
sagte er Ende August nach der Niederlage in München. 13-mal hatten
die Flensburger zuletzt in Pflichtspielen gegen den Erzrivalen
verloren, zum Teil deutliche Schlappen einstecken müssen. Mit dem
sportlichen Abstand zwischen den Teams schwand auch die einst
hitzige Atmosphäre vor und inden Derbys. Doch die Flensburger
haben sich aufgerappelt, haben aufgeholt. Als Motor gilt Ljubomir
Vranjes. Der 39-jährige Schwede ist seit November 2010 Chefcoach,
in nur zwei Jahren führte er die Flensburger von Platz sechs
zurück in die Ligaspitze, feierte in der abgelaufenen Saison
die Vizemeisterschaft hinter dem THW und die Rückkehr in die
Champions League.
Zur Zeit belegt die SG bei 12:4 Punkten Platz fünf. Die Bilanz
sei in Ordnung, resümiert Vranjes, "immerhin haben wir vier schwere
Auswärtsspiele absolviert." Unentschieden spielte Flensburg in
Wetzlar und Hamburg, die einzige Niederlage gab es mit 27:30 bei
den Rhein-Neckar Löwen. Vranjes setzt auf Kontinuität, arbeitet
akribisch an seinem "langfristigen Plan, den ich durchziehen möchte.
Ich will schnellen Handball, das ist die Zukunft."
Der Spielerkader ist im Vergleich zur Vorsaison fast unverändert.
Tamas Mocsai (Hannover) und Viktor Szilagyi
(Bergischer HC) gingen, wurden durch Steffen Weinhold (Großwallstadt)
und Maik Machulla (ASV Hamm) ersetzt. Vranjes muss damit leben, dass
spektakuläre Zugänge vorerst ein Traum bleiben. "Hätten wir zwei Millionen
Euro mehr, wären wir mit Kiel auf Augenhöhe", sagt er.
Einen Rückschlag mussten die Flensburger gleich zu Saisonbeginn
mit dem Kreuzbandriss von Jungstar Petar Djordjic wegstecken. Der
22-jährige Rückraumspieler, der schon bei Bundestrainer Martin
Heuberger auf dem Zettel stand, verletzte sich beim Supercup
gegen Kiel, dürfte mindestens ein halbes Jahr ausfallen.
Diese Lücke schloss Arnor Atlason, der aus der Kopenhagener
Konkursmasse kam. Im Sommer zieht der Isländer weiter zum
französischen Erstligisten St. Raphael.
Bis auf Djordjic kann Vranjes voraussichtlich sein bestes
Aufgebot aufs Parkett der Sparkassen-Arena schicken.
Entwarnung gab es gestern für den dänischen Rechtsaußen
Lasse Svan Hansen, dessen Wadenverletzung aus dem
Argentinien-Länderspiel sich nicht wie befürchtet als
Muskelfaserrissherausstellte. "Mein Ziel ist, Kiel in dieser
Saison einmal zu schlagen", sagt Ljubomir Vranjes. Die Kieler
werden etwas dagegen haben. Aber möglich ist es: Mit
Flensburgs neuer Klasse ist auch das Prickeln zurückgekehrt
in den Derby-Klassiker.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 06.11.2012)
Aus den Kieler Nachrichten vom 07.11.2012:
"Extrem schweres Spiel"
Marko Vujin: THW Kiel gegen SG Flensburg bekanntestes Handball-Derby Europas
Kiel. THW-Neuzugang Marko Vujin,
der aus Veszprem nach Kiel gewechselt war, hat Nordderbys
bisher nur aus großer Distanz erlebt. Dennoch weiß er um
deren Brisanz: "THW gegen Flensburg ist das wohl bekannteste
und geschichtsträchtigste Derby Europas." Anpfiff der 51.
Auflage in der Handball-Bundesliga ist heute um 19.30 Uhr
in der Sparkassen-Arena.
Vujin feiert vor den Augen des
schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Torsten Albig
sein Derby-Debüt. Daher fiebert der wurfgewaltige Rückraumspieler
seinem "ersten Mal" besonders entgegen. Aus Erzählungen wisse
er, dass eine unglaubliche Stimmung herrsche, sagt der
27-jährige Serbe. "Ich hoffe, dass wir dieses Spiel gewinnen
und danach Tabellenführer sein werden." Filip Jicha,
der die interne THW-Torschützenliste nach neun Liga-Spielen
mit 58 Treffern anführt, erwartet "ein extrem schweres Spiel,
aber wir wollen unsere Derbysieg-Serie (13 in Folge, d. Red.)
ausbauen." Auf Sieg setzt auch Kapitän Marcus Ahlm.
Spieler und Teams würden sich gut kennen, und es habe in den
vergangenen Jahren viele heiße und tolle Duelle zwischen den
Mannschaften gegeben, so der THW-Kapitän, "aber wir lieben
große Spiele, und die Partie gegen Flensburg ist einer der
Höhepunkte der Saison."
Diesen bestreiten die "Zebras" mit einer eher dürftigen
Vorbereitung. Nach der zehntägigen Länderspielpause hatte
Trainer Alfred Gislason seinen
kompletten Kader erstmals gestern beisammen, kommt damit vor
einem der wichtigsten Saisonspiele auf eine einzige gemeinsame
Trainingseinheit. Elf Spieler aus seinem 15-er Kader spielten
mit ihren Auswahlteams EM-Qualifikation oder hatten Testspiele.
Kiels Däne Rene Toft Hansen kehrte
zudem mit einer schweren Prellung im Brustbeinbereich zurück,
fehlt seinem Club, der ihn bezahlt, voraussichtlich drei bis
vier Wochen. Und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem
viele wichtige Spiele anstehen. "Wir können nichts machen",
zuckt Gislason mit seinen Schultern.
"Aber diese endlosen Qualifikationsrunden ergeben für die Clubs
einfach keinen Sinn. Die Verbände haben mehr Spiele, damit mehr
Fernsehen und mehr Geld. All das wird aber ausschließlich auf
dem Rücken der Spieler ausgetragen." Er wundere sich nicht, so
Gislason, dass sich immer mehr
Spieler vor den Aufgaben mit der Nationalmannschaft drücken
würden "oder von den Vereinen dazu angehalten werden. Und
dieses Verhalten nimmt weiter zu."
Bestes Beispiel ist der heutige THW-Gegner. So setzten die
Flensburger ihrem 34 Jahre alten Weltklasse-Kreisläufer
Michael Knudsen vor der vorgesehenen Vertragsverlängerung
bis 2015 die Pistole auf die Brust. Der dänische Nationalspieler
dürfe nur bleiben, wenn er auf die WM im Januar in Spanien
verzichte, so die eindringliche "Bitte" der Clubführung. Obwohl
Knudsen mit Leib und Seele für Dänemark spielt, fügte er sich.
"Ich muss an die Zukunft denken, will noch drei bis vier Jahre
auf diesem Niveau spielen", erklärte er der Handballwoche.
Weil auch Glandorf, Kaufmann, Atlason oder Karlsson
in Flensburg blieben, ihren Auswahlteams mit unterschiedlichen
Begründungen eine Absage erteilten, konnte SG-Trainer Ljubomir
Vranjes bis auf Weinhold und Svan Hansen mit kompletter
Mannschaft für den Nordschlager üben. Vorteil SG Flensburg-Handewitt.
Klaus Elwardt setzt dennoch
auf "einen Sieg für uns." Kiels Manager zieht allerdings
respektvoll seinen Hut "vor dem, was die Flensburger
in den vergangenen zwei Jahren auf die Beine gestellt
haben." Die SG habe in aller Stille unter Vranjes eine
Topmannschaft zusammengestellt. "Das ist gut für die Liga
und den Norden. Ich erwarte ein richtig hitziges Derby."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 07.11.2012)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
TV-, Radio- und Internet-Tipps:
TV: Sport1:
Mi., ab 19.30 Uhr: THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt
live aus der Sparkassen-Arena-Kiel
Radio: NDR 1 Welle Nord:
Mi., ab 19.10 Uhr: Liveeinblendungen THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt
(geplante Einblendungen um 19.10 Uhr, 19.40 Uhr
19.50 Uhr, 20.03 Uhr, 20.30 Uhr, 20.50 Uhr und 21.03 Uhr; nach dem Spiel
Berichte und Stimmen der Beteiligten in den Nachrichten um 22 Uhr sowie
am nächsten Morgen in "Guten Morgen Schleswig-Holstein"; Reporter ist
Rude Dautwiz)
Tip: Welle Nord kann man auch im Internet live hören!
- Internet:
Eine Übersicht über verschiedene Live-Ticker finden Sie auf unserer
Live-Ticker-Seite.