Aus den Kieler Nachrichten vom 07.02.2005:
Wolf Paarmann von den Kieler Nachrichten präsentiert seine
Einzelkritik der deutschen Mannschaft: Sein WM-Gewinner heißt
Oleg Velyky
Carsten Lichtlein & Johannes Bitter
Für die beiden jungen Torleute war der Schatten von
Henning Fritz
noch viel zu groß. Ihr Spiel litt aber auch darunter, dass es keine Nummer eins gab. Die
Rotation verhinderte eine bessere Abstimmung mit der Abwehr. Leichte Vorteile für Bitter:
Der Magdeburger wirkte auf dem Platz deutlich präsenter. Kurios: Beide warfen ein Tor.
Oliver Roggisch
Gab mit Frank von Behren einen guten Mittelblock ab, kassierte allerdings viele unnötige Zeitstrafen.
Einer der wenigen Typen im Team. Kampfgeist pur. Der Essener zählte zu den positiven Überraschungen.
Frank von Behren
Der Gummersbacher überzeugte als Abwehrchef. Als Spielgestalter gelang ihm mehr als erwartet.
Schließlich übt er diese Rolle im Verein nur selten aus. Der ersehnte Kopf war er aber nicht.
Verwarf gegen die Serben den entscheidenden Siebenmeter.
Florian Kehrmann
Mit Abstand der beste deutsche Spieler. Eine sagenhafte Trefferquote von rund 80 Prozent. Immer
ein aufmunterndes Wort für die Mitspieler. Ein würdiger Kapitän, der als Rechtsaußen aber zu weit
vom Spielgeschehen entfernt war, um das Team zu führen.
Jansen
Der Hamburger begann stark und bildete mit Kehrmann eine effektive Flügelzange. Im Serbien-Spiel
knickte er ab und kam erst im Spiel um Platz neun gegen Tschechien wieder in Schwung. Solider
Siebenmeterschütze.
Yves Grafenhorst
Hatte wenig Spielanteile und zahlte als Sonderbewacher für den Kroaten Ivano Balic Lehrgeld.
Löste ansonsten seine Aufgabe als "Wiesel" vor der Abwehr ganz gut. Versuchte gegen die Kroaten
Kunstwürfe und wurde dafür von Brand gerügt.
Sebastian Preiß
Wurde in der Abwehr zurecht durch Roggisch ersetzt und konnte auch als Kreisläufer nicht überzeugen.
Hohe Fehlerquote, wenig Varianten. Fehlende Abstimmung mit den Rückraumspielern, die ihn auch oft
übersahen.
Christian Zeitz
Spielte eine enttäuschende WM. Ohne Führungsspieler, der ihm die Richtung vorgab, und ohne die volle
Rückendeckung seines Trainers verlor er zügig sein Selbstbewusstsein. Wirkte am Ende wie ein
Fremdkörper in der Mannschaft.
Jens Tiedtke
Als Kreisläufer nicht besser als
Preiß, in der Abwehr keine Alternative.
Für ihn hätte Brand besser den jungen Christoph Theuerkauf (SC Magdeburg) mitgenommen.
Steffen Weber
Spulte brav die einprogrammierten Angriffszüge ab. Mehr aber auch nicht. Ohne Führungsqualitäten
nicht mehr als ein Ergänzungsspieler.
Michael Hegemann
Erfrischend gradliniger Typ. Auf und neben dem Platz. Kam erst sehr spät zum Zuge. Der
Düsseldorfer hätte eine wichtigere Rolle verdient gehabt. Der einzige Rückraumspieler mit
Spielmacherqualitäten.
Oleg Velyky
Der Gewinner dieser WM. Obwohl durch seine Krebstherapie geschwächt, übernahm der gebürtige
Ukrainer immer mehr Verantwortung. Starker Tordrang, knallharter Wurf, viele Varianten.
Verletzte sich gegen Spanien und fehlte gegen die Kroaten.
Holger Glandorf
Der 21-Jährige suchte immer den direkten Weg zum Tor und übersah dabei oft seine Nebenleute.
Viel Potenzial, viel Ungeduld. Wurde nicht richtig eingebunden und litt wie
Zeitz unter dem Vakuum in der deutschen Schaltzentrale.
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 07.02.2005)