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28.04.2009 Champions League / Mannschaft

Kieler Nachrichten: THW-Auftritt bringt Gislason ins Schwärmen

"Löwen" rätseln nach dem Halbfinale über die Gründe für das "katastrophale" Spiel

Aus den Kieler Nachrichten vom 28.04.2009:

Kiel/Mannheim - Gestern morgen, 6 Uhr: Nach einem Spiel, das sich nicht anfühlte wie ein Halbfinale der Handball-Champions-League, steigen die Spieler der Rhein-Neckar-Löwen in Mannheim aus den Schlafkabinen des Mannschaftsbusses. Auch Stunden nach dem Abpfiff nennt Trainer Wolfgang Schwenke die Partie beim THW Kiel (37:23) noch immer eine "mittelschwere Katastrophe".
Gestern Mittag, 14 Uhr: Die Spieler des THW und Trainer Alfred Gislason genießen den Tag nach einer glanzvollen Leistung. Gislason formuliert das nächste Ziel: "Jetzt wollen wir auch am Donnerstag noch einmal gewinnen." Nach dem morgendlichen Krafttraining bekommen die "Zebras" frei. Normaler Rhythmus nach einer schweren Aufgabe. "Das ist anders als bei Noka, ich finde, dass der Körper so besser regeneriert", sagt Börge Lund. Nach seiner dritten Zeitstrafe wurde der Norweger am Sonntag von den rumänischen Schiedsrichtern Sorin Dinu und Constantin Din auf die Tribüne verbannt und sagt nun diplomatisch: "Ich habe schon bessere Schiedsrichter gesehen." Das Rückspiel sei jetzt "das beste Training" - für die gute Laune danach.

Motivationsprobleme kennen die Kieler Spieler nicht. Filip Jicha gibt nach seiner Zwölf-Tore-Show die Richtung vor: "Ich will ins Finale. Wenn wir in Mannheim 40 Minuten überstehen, sieht es gut aus." Und Börge Lund erinnert an Montpellier, das 2005 im CL-Viertelfinalhinspiel mit 36:22 gegen Flensburg gewann und das Rückspiel mit 19:32 verlor und so fast ausgeschieden wäre. Alfred Gislason blickt auf seine Zeit in Magdeburg zurück. Im Halbfinale des EHF-Cups 2001 gewann der SC zu Hause gegen Bidasoa Irun mit 32:24, führte im Rückspiel mit fünf Toren und verlor noch 17:23. "Da haben meine Spieler auf einmal aufgehört, zu spielen", sagt der Isländer.

Die Realität im Jahr 2009 heißt nun aber 14 Tore Vorsprung. Wie beim Schach geht die Taktik Gislasons Zug um Zug auf: das Schonen der Ressourcen, das Forcieren des Trainings vor Bundesligaspielen, immer im Hinblick auf die nächsten internationalen Hürden. "Die Einsätze von Anic waren sehr gut für Marcus Ahlm, Henrik Lundström war sehr gut, als Klein ausfiel", schwärmt Gislason, und kann sich auch ein Wort in Richtung Mannheim nicht verkneifen: "Als Motivation für meine Spieler hätte es gereicht, die Namen Thorsten Storm oder Jesper Nielsen zu nennen. Nielsen ist doch nur Sponsor für seine Selbstdarstellung. Seine Aussagen haben der Löwen-Mannschaft sicher nicht geholfen."

Bei den Löwen herrschte gestern Katerstimmung. Wolfgang Schwenke bat dennoch zum Training. Da hatte er selbst das Spiel am Sonntag bereits zweimal gesehen. "Wir haben vorher so tolle Spiele gezeigt. So etwas haben unsere Zuschauer im Rückspiel nicht verdient." Henning Fritz sowie mit Abstrichen Gudjon Valur Sigurdsson und Mariusz Jurasik erteilte Schwenke gute Noten. Der Rest? Überfordert! "Schnell wieder aufstehen", heißt jetzt Schwenkes Devise. Gegen einen THW Kiel, dessen Spieler sich fest in den Kopf gesetzt haben, auch die Duelle zwei bis vier gegen die Löwen für sich zu entscheiden. Das Finale in der Champions League, das sich (voraussichtlich) gegen Ciudad Real auch anfühlen wird wie ein solches, haben sie bereits erreicht.

(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 28.04.2009)


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