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12.05.2009 Verein

Kieler Nachrichten: Die Suche nach einem neuen Führungsgesicht

Heute tagen die THW-Gremien - Sponsoren fordern Strukturänderungen

Aus den Kieler Nachrichten vom 12.05.2009:

Kiel - Fans und Spieler von Handballmeister THW Kiel sonnen sich im Erfolg des souverän herausgespielten 30:24-Finalsieges im DHB-Pokal über den VfL Gummersbach. Die "Zebras" werden mit Lob überschüttet (HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann: "Die vielleicht weltbeste Vereinsmannschaft aller Zeiten"), doch im Umfeld des 15-fachen Meisters will im Zusammenhang mit der Manipulationsaffäre keine Ruhe einkehren.
Heute Abend kommt es erneut zu einer Zusammenkunft des "Machtzentrums" im THW. Gesellschafter, Beirat und Kommanditisten wollen über die Zukunft beraten. Der Treffpunkt wird geheim gehalten, mögliche Inhalte der Besprechungen liegen jedoch auf der Hand. Teile des Beirates, dem auch Sponsoren angehören und einige Kommanditisten machen keinen Hehl daraus, dass sie mit dem Aufklärungstempo und -Willen nicht zufrieden sind. Sponsoring sei kein Mäzenatentum, sondern ein Geschäft auf Gegenseitigkeit. "Man gibt Geld, um etwas dafür zu bekommen", sagte ein wichtiger Sponsor unserer Zeitung. Momentan ist es so, dass das Image des Vereins sehr leide, damit könnten natürlich jene Sponsoren, die mit dem THW werben, nicht zufrieden sein. "Wir streben eine möglichst schnelle Umkehr an."

Wie der "Spiegel" meldete, dächten einige Sponsoren bereits über einen Rückzug nach Saisonende nach. Zwar beeilten sich Sprecher der Unternehmen, jene Meldungen des Nachrichtenmagazins zu dementieren, aber Ulrich Rüther, Chef von THW-Hauptsponsor "Provinzial" erklärte gegenüber den KN auch, dass über strukturelle Veränderungen in der Vereinsführung gesprochen worden sei. Das Umfeld müsse wieder so positiv dastehen, wie die Mannschaft auf dem Feld spielt. Die "Provinzial" begleitete den THW auf dem Weg in die europäische Spitze, ist seit 1978 Geldgeber und das am längsten im deutschen Spitzenhandball engagierte Unternehmen. Was mit 30 000 Mark begann, wurde 2008 bei der Vertragsverlängerung bis 2013 auf über 680 000 Euro jährlich aufgestockt. Das Versicherungsunternehmen kommt für nahezu zehn Prozent des gesamten THW-Etats auf.

Hat aber bei wichtigen Entscheidungen nichts zu sagen! An diesem Punkt setzt auch die Kritik an der bestehenden Gesellschaftsform an. Geführt wird der Handballmeister durch eine GmbH und Co KG, eine Gesellschaftsform, die man sich selbst maßschneiderte. Fünf Gesellschafter, die nicht abwählbar sind und ihre Anteile sogar vererben könnten, bestimmen im Prinzip alles, der achtköpfige Beirat, bestehend aus den wichtigsten Sponsoren, wird zwar an Entscheidungsfindungen beteiligt, ist aber, wie ein Mitglied kleinlaut zugibt, nur "ein zahnloser Tiger."

Moderne Unternehmensstrukturen sind das nicht, eher eine Form der Feudalherrschaft. Änderungsvorschläge eines wichtigen Gremiummitgliedes liegen schon auf dem Tisch, wurden bisher aber abgeschmettert. Vorgeschlagen wird dabei eine Einheitsgesellschaft, in der die bisherigen Gesellschafter Kommanditisten werden, also ohne Gesichtsverlust das Gremium wechseln könnten. Die Idee wäre, zwei Geschäftsführer zu installieren, die von einem fünfköpfigen Aufsichtsrat kontrolliert werden. So wäre für Transparenz gesorgt, der Aufsichtsrat hätte zudem nur eine befristete Amtszeit. Vorschläge für eine Besetzung gibt es auch: zwei Kommanditisten, ein Rechtsanwalt, ein Sponsorenvertreter, außerdem ein profilierter Sportler, Stefan Lövgren hätte gute Chancen.

Weiterer Vorteil: Der Muff vergangener Tage inklusive des Verdachts einer Mitwisserschaft an der Affäre wäre beseitigt. Der THW könnte sich neuen Herausforderungen unbelastet stellen. Und die Mannschaft würde sich ebenfalls freuen: "Wir bemühen uns zwar, die Geschichte zu verdrängen", sagt Marcus Ahlm. "Aber das klebt, man liest ständig darüber, es nervt."

Personen spielten keine Rolle, wichtig sei einzig das Wohlergehen des THW, lautet ein viel zitierter Satz aus Mündern von diversen aktuellen Führungskräften im Verein. Man wird sehen, ob diese Personen wörtlich genommen werden dürfen.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 12.05.2009)


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