12.05.2009 | Verein |
Wie der "Spiegel" meldete, dächten einige Sponsoren bereits über einen Rückzug nach Saisonende nach. Zwar beeilten sich Sprecher der Unternehmen, jene Meldungen des Nachrichtenmagazins zu dementieren, aber Ulrich Rüther, Chef von THW-Hauptsponsor "Provinzial" erklärte gegenüber den KN auch, dass über strukturelle Veränderungen in der Vereinsführung gesprochen worden sei. Das Umfeld müsse wieder so positiv dastehen, wie die Mannschaft auf dem Feld spielt. Die "Provinzial" begleitete den THW auf dem Weg in die europäische Spitze, ist seit 1978 Geldgeber und das am längsten im deutschen Spitzenhandball engagierte Unternehmen. Was mit 30 000 Mark begann, wurde 2008 bei der Vertragsverlängerung bis 2013 auf über 680 000 Euro jährlich aufgestockt. Das Versicherungsunternehmen kommt für nahezu zehn Prozent des gesamten THW-Etats auf.
Hat aber bei wichtigen Entscheidungen nichts zu sagen! An diesem Punkt setzt auch die Kritik an der bestehenden Gesellschaftsform an. Geführt wird der Handballmeister durch eine GmbH und Co KG, eine Gesellschaftsform, die man sich selbst maßschneiderte. Fünf Gesellschafter, die nicht abwählbar sind und ihre Anteile sogar vererben könnten, bestimmen im Prinzip alles, der achtköpfige Beirat, bestehend aus den wichtigsten Sponsoren, wird zwar an Entscheidungsfindungen beteiligt, ist aber, wie ein Mitglied kleinlaut zugibt, nur "ein zahnloser Tiger."
Moderne Unternehmensstrukturen sind das nicht, eher eine Form der Feudalherrschaft. Änderungsvorschläge eines wichtigen Gremiummitgliedes liegen schon auf dem Tisch, wurden bisher aber abgeschmettert. Vorgeschlagen wird dabei eine Einheitsgesellschaft, in der die bisherigen Gesellschafter Kommanditisten werden, also ohne Gesichtsverlust das Gremium wechseln könnten. Die Idee wäre, zwei Geschäftsführer zu installieren, die von einem fünfköpfigen Aufsichtsrat kontrolliert werden. So wäre für Transparenz gesorgt, der Aufsichtsrat hätte zudem nur eine befristete Amtszeit. Vorschläge für eine Besetzung gibt es auch: zwei Kommanditisten, ein Rechtsanwalt, ein Sponsorenvertreter, außerdem ein profilierter Sportler, Stefan Lövgren hätte gute Chancen.
Weiterer Vorteil: Der Muff vergangener Tage inklusive des Verdachts einer Mitwisserschaft an der Affäre wäre beseitigt. Der THW könnte sich neuen Herausforderungen unbelastet stellen. Und die Mannschaft würde sich ebenfalls freuen: "Wir bemühen uns zwar, die Geschichte zu verdrängen", sagt Marcus Ahlm. "Aber das klebt, man liest ständig darüber, es nervt."
Personen spielten keine Rolle, wichtig sei einzig das Wohlergehen des THW, lautet ein viel zitierter Satz aus Mündern von diversen aktuellen Führungskräften im Verein. Man wird sehen, ob diese Personen wörtlich genommen werden dürfen.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 12.05.2009)
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