08.06.2011 | Nationalmannschaft |
Allerdings - bei der WM in Schweden, die der Weltmeister von 2007 nur als Elfter beendete, fehlte der Wille, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Auch bei der peinlichen Hinspiel-Niederlage in der EM-Qualifikation gegen Island war jener Geist, der die Deutschen jahrelang in der Weltspitze mitwirken ließ, gut verkorkt. Doch dann, so Dominik Klein, sei ein Ruck durch die wankenden Reihen gegangen. Vor dem Rückspiel gegen Island im westfälischen Halle, das die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes in berauschender Art und Weise mit 39:28 gewann, hätten sie die Unterrichtsform geändert. Seitdem studiert die Mannschaft in Gruppenarbeit das Videomaterial über den Gegner, macht sich Notizen und diskutiert anschließend darüber, wie die Nuss zu knacken sei. "So setzt sich jeder mehr mit dem Spiel auseinander", sagt Klein. "Gegen Island hat es super geklappt, deshalb machen wir es wieder so."
Der Linksaußen des THW Kiel hatte nach einer langen Party-Nacht auf dem Europaplatz noch tags darauf einen Abstecher zur Forstbaumschule gemacht. Um neun Uhr morgens einen Plausch mit den Frühaufstehern unter den Fans, anschließend holte er den Vereinskameraden Christian Sprenger ab, um mit ihm nach Innsbruck zu fliegen. Am Abend reisten auch die Hamburger an, die tagsüber noch kräftig ihre erste Meisterschaft gefeiert hatten. "Wir hatten für sie Wasser und Aspirin bereitgestellt", sagt Klein und lacht. Die Stimmung in der Nationalmannschaft ist locker, auch wenn ein besonderes Duell ansteht. "Es ist für uns das wichtigste Spiel des Jahres." Daran, dass bei einer Niederlage die EM-Qualifikation aus eigener Kraft nicht mehr zu schaffen ist, denkt er nicht. "Ich liebe Aufgaben wie diese. Wenn wir im Kopf bereit sind, werden wir sie lösen."
Bei der Gruppenarbeit hat Klein mit den Kollegen herausgefunden, dass ein Erfolgsrezept sein könnte, die Anspiele von Szilagyi an den Kreis zu unterbinden. "Außerdem müssen wir darauf vorbereitet sein, dass es hart zur Sache gehen wird." So wie im Hinspiel in Göppingen, das die Österreicher lange dominierten, um dann durch einen späten Treffer des Gummersbachers Adrian Pfahl noch von der Siegerstraße abgebracht zu werden (26:26). Klein: "Wir dürfen nicht gleich die erste Chance nutzen, sondern müssen geduldig auf die dritte oder vierte warten."
Die Gastgeber, die bereits seit Sonnabend gemeinsam üben, geben sich selbstbewusst. "Früher wollten unsere Zuschauer in erster Linie den Gegner sehen", sagt Szilagyi. "Jetzt kommen sie, um dabei zu sein, wenn Österreich gewinnt."
Für die EM qualifizieren sich die ersten beiden Mannschaften der Gruppe. Bei Punktgleichheit mit Island sind die deutschen Handballer aufgrund des gewonnenen direkten Vergleichs (31:36 und 39:28) vor Island platziert.
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 08.06.2011)
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