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08.06.2011 Nationalmannschaft

Kieler Nachrichten: "Das Spiel des Jahres"

Dominik Klein will in Österreich einen großen Schritt in Richtung Handball-EM machen

Aus den Kieler Nachrichten vom 08.06.2011:

Innsbruck. Deutschland gegen Österreich. Im Duell der Nachbarländer steht es nach dem glücklichen Sieg der Fußballer 1:0 für Deutschland. Geht es nach Viktor Szilagyi, Kapitän der österreichischen Handballer, fällt heute in Innsbruck (20.30 Uhr/Eurosport) der Ausgleich.
Die Olympiahalle wird mit 8000 Zuschauern ausverkauft sein. Trotz der Nähe zur Grenze sollen mehr als 80 Prozent den Österreichern die Daumen drücken, die mit sieben Punkten die Qualifikationsgruppe 5 vor den Deutschen (5) und Island (4) anführen. Siegen Szilagyi und Co, haben sie schon vor dem letzten Spiel in Island das Ticket für die Europameisterschaft in Serbien (15. bis 29. Januar 2012) gelöst. "Wir haben zwar den besseren Humor", sagt Szilagyi, dem von einer kräftigen Erkältung eine leicht verschnupfte Stimme geblieben ist. "Aber als Handballer sind wir klarer Außenseiter." Der Kader des Gegners sei in Qualität und Quantität deutlich besser. "Wenn die Deutschen als Mannschaft auftreten, wird es für jede Nation auf der Welt schwer, sie zu schlagen."

Allerdings - bei der WM in Schweden, die der Weltmeister von 2007 nur als Elfter beendete, fehlte der Wille, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Auch bei der peinlichen Hinspiel-Niederlage in der EM-Qualifikation gegen Island war jener Geist, der die Deutschen jahrelang in der Weltspitze mitwirken ließ, gut verkorkt. Doch dann, so Dominik Klein, sei ein Ruck durch die wankenden Reihen gegangen. Vor dem Rückspiel gegen Island im westfälischen Halle, das die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes in berauschender Art und Weise mit 39:28 gewann, hätten sie die Unterrichtsform geändert. Seitdem studiert die Mannschaft in Gruppenarbeit das Videomaterial über den Gegner, macht sich Notizen und diskutiert anschließend darüber, wie die Nuss zu knacken sei. "So setzt sich jeder mehr mit dem Spiel auseinander", sagt Klein. "Gegen Island hat es super geklappt, deshalb machen wir es wieder so."

Der Linksaußen des THW Kiel hatte nach einer langen Party-Nacht auf dem Europaplatz noch tags darauf einen Abstecher zur Forstbaumschule gemacht. Um neun Uhr morgens einen Plausch mit den Frühaufstehern unter den Fans, anschließend holte er den Vereinskameraden Christian Sprenger ab, um mit ihm nach Innsbruck zu fliegen. Am Abend reisten auch die Hamburger an, die tagsüber noch kräftig ihre erste Meisterschaft gefeiert hatten. "Wir hatten für sie Wasser und Aspirin bereitgestellt", sagt Klein und lacht. Die Stimmung in der Nationalmannschaft ist locker, auch wenn ein besonderes Duell ansteht. "Es ist für uns das wichtigste Spiel des Jahres." Daran, dass bei einer Niederlage die EM-Qualifikation aus eigener Kraft nicht mehr zu schaffen ist, denkt er nicht. "Ich liebe Aufgaben wie diese. Wenn wir im Kopf bereit sind, werden wir sie lösen."

Bei der Gruppenarbeit hat Klein mit den Kollegen herausgefunden, dass ein Erfolgsrezept sein könnte, die Anspiele von Szilagyi an den Kreis zu unterbinden. "Außerdem müssen wir darauf vorbereitet sein, dass es hart zur Sache gehen wird." So wie im Hinspiel in Göppingen, das die Österreicher lange dominierten, um dann durch einen späten Treffer des Gummersbachers Adrian Pfahl noch von der Siegerstraße abgebracht zu werden (26:26). Klein: "Wir dürfen nicht gleich die erste Chance nutzen, sondern müssen geduldig auf die dritte oder vierte warten."

Die Gastgeber, die bereits seit Sonnabend gemeinsam üben, geben sich selbstbewusst. "Früher wollten unsere Zuschauer in erster Linie den Gegner sehen", sagt Szilagyi. "Jetzt kommen sie, um dabei zu sein, wenn Österreich gewinnt."

Stichwort: Der Weg zur EM
Die deutschen Handballer sind qualifiziert für die EM vom 15. bis 29. Januar 2012 in Serbien bei:
- zwei Siegen oder einem Sieg und einem Remis
- einer Niederlage gegen Österreich, einem Sieg gegen Lettland und mindestens einem Punktgewinn Österreichs im letzten Spiel in Island
- einer Niederlage gegen Österreich, einem Sieg gegen Lettland und mindestens einem Punktverlust Islands gegen Lettland
- einer Niederlage gegen Österreich, einem Sieg gegen Lettland sowie Punktverlusten Islands gegen Lettland und Österreich

Für die EM qualifizieren sich die ersten beiden Mannschaften der Gruppe. Bei Punktgleichheit mit Island sind die deutschen Handballer aufgrund des gewonnenen direkten Vergleichs (31:36 und 39:28) vor Island platziert.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 08.06.2011)


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