29.08.2012 | Champions League |
Einer der spannendsten Clubs Handball-Europas ist der zweite hochkarätige Gegner, MKB Veszprem KC. Der ungarische Serienmeister, gegen den sich Kiel zuletzt im Viertelfinale 2006/07 durchsetzte, schien vor einem Jahr noch von einer Pleite bedroht; es war von ausstehenden Gehältern die Rede. Doch dann stieg der Club wie Phönix aus der Asche. Im Frühjahr gab es sogar Spekulationen, der Brausehersteller Red Bull wolle einsteigen. "Das hätte die gesamte Tektonik des europäischen Handballs verändert", meinte THW-Trainer Alfred Gislason dazu. Aber die Berichte erwiesen sich als Ente. "Es gibt keine Gespräche und keine Pläne in diese Richtung", erklärt Red-Bull-Sprecherin Tina Deutner auf Anfrage.
Aber auch ohne den Brause-Konzern scheint wieder Geld zu fließen. Es heißt, vor allem die Millionen von Daimler-Benz in Ungarn seien dafür verantwortlich. Auf dieser Basis entwickelten die Ungarn den Plan, Superstar Laszlo Nagy schon zu dieser Saison vom FC Barcelona loszueisen. Da sie aber die Ablöse von drei Millionen Euro nicht zahlen wollten, bleibt der Rückraum-Linkshänder. Vorerst. Auch ohne Nagy lässt sich eine "Hispanisierung" Veszprems feststellen. Nachfolger von Lajos Mocsai als Trainer ist Antonio Carlos Ortega. Er lotste den chilenischen Kreisläufer Marco Oneto (der schon seit seiner Jugend in Spanien spielte) und Flügelspieler Christian Ugalde vom FC Barcelona nach Ungarn, dazu auch Chema Rodriguez. Der Regisseur hatte zuvor seinen bis 2013 datierten Vertrag in Madrid aufgelöst. Seine einstigen Clubkollegen sieht er nun recht schnell wieder. Zu den größten Versprechen des Welthandballs zählt der iranische Star Imam Jamali. Der 2,06m große Rückraumspieler erzielte bei der Junioren-WM in Griechenland 80 Tore (darunter zwölf gegen Ungarn) und soll nun dem Kubaner Carlos Perez auf Rückraum links nachfolgen. Jamali erhielt in Veszprem einen Vierjahresvertrag. "Mein Ziel ist klar: Ich will einer der besten Spieler der Welt werden", sagte der Iraner: "Aber ich weiß, dass ich viel zu lernen habe."
Während Madrid und Veszprem den Titelverteidiger jederzeit in Gefahr bringen können, gilt der schwedische Meister IK Sävehof als krasser Außenseiter. Immerhin haben sich die Südschweden zum dritten Mal in Folge qualifiziert. In der letzten Saison erreichten sie gar das Achtelfinale, scheiterten aber klar an Kopenhagen.
Auch Pivovarna Lasko Celje hat nicht mehr die große Klasse jener Mannschaft, die 2004 das Finale gegen die SG Flensburg gewann. Sogar innerhalb Sloweniens hat der Club aus der Küstenstadt Koper dem Traditionsverein den Rang abgelaufen.
Die Spiele gegen Madrid und Kiel seien "ein Geschenk des Himmels", sagte Trainer Vladan Matic. "Ich bin sehr glücklich, dass wir so starke Gegner bekommen haben." Man werde mit Sävehof um den vierten Platz in der Gruppe kämpfen, der das Achtelfinale bedeutet.
Welcher Qualifikant den letzten Platz in der Gruppe einnimmt, steht erst am 9. September fest. Favorit des Viererturniers ist der HCM Constanta. Sollte sich der rumänische Spitzenklub gegen Tatran Presov, SSV Bozen und Rishon Le Zion durchsetzen, dann käme es zu einem Wiedersehen mit Milutin Dragicevic, der nach seinem unglücklichen Gastspiel an der Förde an das Schwarze Meer zurückgekehrt ist. Auch Regisseur Damir Doborac, der bis zum Sommer in Magdeburg spielte, ist ein alter Bekannter.
Nicht nur die Kieler Gruppe ist attraktiv, auch die Gegner der beiden anderen deutschen Klubs sind es. Vizemeister Flensburg bekommt es mit Medwedi Tschechow, HB Montpellier und Ademar Leon zu tun, womöglich auch mit dem HSV Handball, der über das Wildcard-Turnier kommen muss. Und die Füchse Berlin jubelten über das Los FC Barcelona. Auch die Kadetten Schaffhausen, RK Zagreb und Pick Szeged sind renommierte Adressen im europäischen Handball.
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