Drei trainings- und 16 spielfreie Tage haben sich die
Handballer des THW Kiel nach dem anstrengenden März und
dem erfolgreichen Einzug ins
Viertelfinale der "VELUX EHF Champions League"
redlich verdient. Dennoch werden die "Zebras" am Dienstagmittag
gespannt nach Wien schauen, wenn in der EHF-Zentrale der
nächste Königsklassengegner zugelost wird. Mögliche THW-Gegner
sind die SG Flensburg-Handewitt, der französische Meister
Paris St. Germain, der mazedonische Spitzenclub Metalurg Skopje
sowie der Gewinner des Achtelfinals zwischen KS Vive Targi Kielce
aus Polen und den Rhein-Neckar Löwen. Die Auslosung
wird ab 12.15 Uhr live im Internet übertragen, unter
ehfTV.com
gibt es einen Livestream von der Auslosung mit anschließenden
Interviews.
Das Auslosungs-Prozedere
Die Auslosung der Viertelfinals findet wie in den Vorjahren
unter folgenden Vorgaben statt: Den Gewinnern aus den
Achtelfinal-Duellen zwischen
den Gruppensiegern und Gruppenvierten wird jeweils ein Gewinner aus den
Vergleichen zwischen den Gruppenzweiten und -dritten zugelost. Weitere
Restriktionen bestehen nicht, somit sind Duelle mit Ligakonkurrenten oder Teams,
mit denen man sich bereits in der
Gruppenphase
gemessen hatte, möglich. Die Viertelfinal-Hinspiele werden zwischen dem
16. und 20. April ausgetragen, die Rückspiele zwischen dem 23. und 26. April.
Der THW Kiel genießt durch den Gruppensieg das Heimrecht im entscheidenden
Rückspiel. Die vier Viertelfinalsieger lösen das Ticket für das zum fünften
Mal in der Kölner Lanxess-Arena ausgetragene "VELUX EHF Final4", das in diesem
Jahr am Wochenende des 31. Mai und 1. Juni ausgetragen wird.
Für den THW bedeutet dies, dass es bei der Auslosung vier
mögliche Gegner gibt. Da das letzte Achtelfinalduell zwischen
den Rhein-Neckar Löwen und dem polnischen Meister KS Vive Targi
Kielce erst am Montagabend in der Mannheimer SAP-Arena ausgetragen
wird (Hinspiel: 32:28 für Kielce), sind es bislang sogar noch fünf.
Der derzeit starke Torhüter Andreas Palicka
bringt es auf den Punkt: "Wir wollen nach Köln, und da ist es uns
egal, gegen wen wir spielen. Es sind nur noch harte Gegner im Topf,
aber wenn Du beim THW Kiel spielst, möchtest Du auch jedes Spiel
gewinnen!" Wunschlose gibt es nicht, aber Linksaußen
Gudjon Valur Sigurdsson würde ungern
gegen einen Bundesliga-Konkurrenten treffen: "Der besondere Reiz
der Champions League ist es doch, sich mit Mannschaften aus anderen
Ligen zu messen."
Um 12.15 Uhr werden in Wien zunächst die drei
Viertelfinals im EHF-Pokal
ausgelost. Da die TSV Hannover-Burgdorf in der Gruppenphase scheiterte
und sich die Füchse Berlin als Ausrichter des Finalturniers bereits
fürs Halbfinale qualifizieren konnten, findet diese Auslosung ohne
deutsche Beteiligung statt.
Die möglichen THW-Gegner
SG Flensburg-Handewitt
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Die SG Flensburg-Handewitt.
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SG |
Über die SG Flensburg-Handewitt braucht man keine große
Worte mehr zu verlieren, denn immerhin traf man bereits in 76
Nordderbys aufeinander. Derzeit belegt die SG in der DKB Handball-Bundesliga
mit drei Punkten Rückstand auf den THW Kiel den dritten Platz. In
der Königsklasse belegte die Mannschaft von Trainer Ljubomir
Vranjes mit 17:3 Punkten in der
Gruppe B
knapp den zweiten Rang hinter dem HSV Hamburg, im
Achtelfinale setzte sich die SG
nach hartem Kampf gegen Celje Pivovarna Lasko aus Slowenien durch
(25:26 (A), 30:27 (H)). Erfolgreichste Torschützen in der Königsklasse
sind Anders Eggert (52), Holger Glandorf (50) und Bald-"Zebra"
Steffen Weinhold mit 43 Treffern.
In den bisherigen beiden Saisonduellen zog der THW gegen Flensburg
stets den Kürzeren: Zum offiziellen Saisonauftakt beim Super Cup
unterlagen die "Zebras" in Bremen mit
26:29,
beim Ligaduell im November in der Flens-Arena mit
30:34.
Rhein-Neckar Löwen
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Die Rhein-Neckar Löwen.
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RNL |
Auch die Rhein-Neckar Löwen sind dem THW Kiel und seinen
Fans bereits bestens bekannt, trafen der Tabellenführer und
der aktuelle Zweite doch ebenfalls bereits zweimal in dieser
Saison aufeinander. Im Ligaduell behielten die "Zebras" im
November beim
31:28-Erfolg die Oberhand,
im Dezember allerdings beendeten die Löwen durch ein
32:30 in der Sparkassen-Arena die
23 Jahre lange Heimsieg-Serie des THW im DHB-Pokal. Am 16. April
treffen die beiden Mannschaften in der SAP-Arena um wichtige
"Big Points" im Kampf um die Meisterschaft gegeneinander an.
Sollten sich die Mannschaften auch im Viertelfinale der
Königsklasse begegnen, würde dies drei Duelle binnen elf
Tagen bedeuten. Die Rhein-Neckar Löwen müssen allerdings
erst einmal am Montagabend gegen KS Vive Targi Kielce das
28:32 aus dem Hinspiel wettmachen, um sich für das Viertelfinale
zu qualifizieren. Die Gruppenphase schlossen die Mannheimer
als Zweiter der
Gruppe A
hinter MKB Veszprem ab und gaben dabei vier Zähler ab: Beim
ungarischen Abonnementmeister kassierte man eine 29:30-Niederlage,
außerdem musste man bei den Heimspielen gegen Zaporozhye und
Veszprem in Unentschieden einwilligen. Bester Torschütze der
Löwen in der Königsklasse ist Nationalspieler Uwe Gensheimer
mit 61 Treffern.
KS Vive Targi Kielce
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KS Vive Targi Kielce.
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Kielce |
Und noch ein bekanntes Gesicht, trafen der polnische und
der deutsche Meister doch bereits in der
Gruppenphase
aufeinander. Kielce gewann das Heimspiel im Oktober
souverän mit
34:29 und erreichte
bei Virus-geschwächten "Zebras" im Februar ein
28:28-Remis. Doch obwohl die
in der polnischen Liga verlustpunktfreie Mannschaft
seit drei Spielen gegen den THW ungeschlagen ist -
beim letztjährigen "VELUX EHF Final4" in Köln gewann
Kielce das Spiel um Platz 3 mit
31:30
- beendete sie die Gruppenphase nur auf dem dritten Platz,
weil sie zweimal gegen Kolding-Kopenhagen verloren und
auch in Dünkirchen stolperten. Erfolgreichste Schützen
des seit Januar von Talant Dujshebaev trainierten Starensembles
sind Rückraumspieler Michal Jurecki mit 53 und
Rechtsaußen Ivan Cupic mit 46 Königsklassen-Treffern.
Paris St. Germain
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Paris St. Germain.
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PSG |
Mit der neuen Macht aus Frankreich haben sich die "Zebras"
bislang noch nicht gemessen, lediglich 2003 und 2005 traf
der THW auf den Vorgängerverein "Paris Handball" und gewann
im EHF-Pokal und der Königsklasse alle vier Duelle. Seit
der französische Hauptstadtclub aber im Jahr 2012 finanziell
von einer katarischen Investorengruppe unterstützt wird,
ging es rapide bergauf: In der vergangenen Spielzeit löste
Paris St. Germain den langjährigen Meister Montpellier HB
ab. Doch obwohl das Starensemble um Ex-Welthandballer Mikkel
Hansen, Sprungwunder Luc Abalo und den Kroaten Marko Kopljar
im Sommer unter anderem durch Ex-"Zebra"
Daniel Narcisse,
Spielmacher Gabor Csaszar (Veszprem) und Kreisläufer Igor
Vori (Hamburg) verstärkt wurde, läuft es in dieser Saison
noch nicht so rund. In der heimischen Liga liegt Paris derzeit
drei Punkte hinter Dunkerque zurück, und auch in der Königsklasse
taten sich die Franzosen schwerer als von vielen Experten
erwartet. In der starken
Gruppe C
gab Paris St. German insgesamt sieben Zähler ab (vier gegen
Barcelona und drei in Mazedonien bei Vardar und Metalurg Skopje),
und auch im
Achtelfinale
gegen die Slowenen von Gorenje Velenje tat man sich lange schwer:
Nach der 28:30-Auswärtsniederlage stand es zur Halbzeit am Sonntag
17:17 unentschieden, ehe dann doch noch ein deutlicher 34:25-Erfolg
heraussprang. Beste Schützen in der Königsklasse sind bislang
Marko Kopljar (46), Luc Abalo (44) und Mikkel Hansen (43).
HC Metalurg Skopje
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HC Metalurg Skopje.
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Metalurg |
Der vergangene Sonntag war ein Feiertag für den mazedonischen Handball,
denn sowohl Metalurg als auch der Lokalrivale Vardar erreichten das
Viertelfinale in der Königsklasse.
Im ewigen Duell der beiden mazedonischen Vorzeigeteams hat Rekordmeister
Vardar (8 Titel und amtierend) derzeit ein bisschen die Oberhand gegenüber Metalurg,
das alle seine fünf Meisterschaften zwischen 2006 und 2012 gewann: In der
internationalen SEHA-League erreichte der Stadtrivale das Final-Four-Turnier,
während Metalurg die Punktspielrunde als Fünfter abschloss. In der
Gruppenphase der Champions League
aber gewann die Mannschaft von Trainerfuchs Lino Cervar das direkte
Duell und schloss die Gruppe nach dem abschließenden 31:29-Heimsieg
über Barcelona als Gruppendritter ab. Im
Achtelfinale
setzte sich Metalurg dann überraschend souverän gegen KIF Kolding-Kopenhagen
durch: Einem 23:17-Heimsieg ließen die Mazedonier einen 30:26-Auswärtserfolg
folgen. Überragender Akteur war Linkshänder Renato Vugrinec, der in diesen
Spielen 23 (!) Treffer erzielte. Der mittlerweile 38-jährige Slowene,
der einst unter
Alfred Gislason beim SC
Magdeburg spielte und 2004 mit RK Celje die Königsklasse gewann,
führt mit nunmehr 85 Toren die Torschützenliste an. Weitere Leistungsträger
sind der russische Spielmacher Pavel Atman (43 Tore), dessen Vertreter, der
erst im Januar verpflichtete 20 Jahre junge Kroate Luka Cindric, sowie
der serbische Torhüter Darko Stanic.
Aus den Kieler Nachrichten vom 01.04.2014:
Viertelfinale: Wiedersehen mit Narcisse?
CL: Auch die Löwen möglicher THW-Gegner
Wien. Metalurg Skopje, Paris St. Germain, SG Flensburg-Handewitt,
die Rhein-Neckar Löwen? Während auf den THW Kiel bei der heutigen
Auslosung in Wien (live unter www.ehftv.com
ab 12.45 Uhr) ein namhafter Gegner im Viertelfinale der Champions
League (16./20. und 23./27. April) wartet, blickt Titelverteidiger
HSV Hamburg nach dem überraschenden Aus gegen Vardar Skopje in
einen Abgrund.
"Das ist ein schwerer Tag für uns", sagte Trainer Martin Schwalb nach
der 29:30 (15:17)-Niederlage in der Alsterdorfer Sporthalle. Das frühe
Ausscheiden trifft den klammen HSV ins Mark: Mehr als 300000 Euro Prämen
hätte eine Titelverteidigung in die leeren Kassen spülen können - nun
klaffen neue Löcher. So berichtete das "Hamburger Abendblatt", dass die
März-Gehälter von rund 550000 Euro erneut Präsident Andreas Rudolph
vorstrecken wird.
Die Spieler konnten ihren kollektiven Blackout nicht erklären. Nach
dem 28:28 im Hinspiel hätte ein Sieg mit einem Tor Vorsprung genügt. "Wir
würden uns selbst belügen, wenn wir sagen würden, dass wir ein
Weiterkommen verdient gehabt hätten", sagte Torhüter Johannes Bitter der
"Mopo". Aus im Achtelfinale, Aus im DHB-Pokal, in der Liga nur Vierter
und damit einen Rang von der Qualifikation für die Champions League
entfernt - in Hamburg herrscht Katerstimmung.
Ganz anders sieht die Lage in Kiel aus. Dem mühsamen 31:28-Sieg
im Hinspiel gegen Motor Saporoschje, das aufgrund der politischen Lage in
der Ukraine in Györ (Ungarn) ausgetragen wurde, ließen die Zebras am
Sonntag eine Galavorstellung folgen. Das Team von
Alfred Gislason besiegte Saporoschje im Rückspiel
mit 40:28 (20:13) und verabschiedete sich in eine
knapp zweiwöchige Spielpause. Erst am 16. April ist der THW wieder gefordert,
Gastgeber im Liga-Gipfel sind die Löwen.
Die schlossen gestern das Achtelfinale der Champions League ab. An einem
Montag, was sich auch auf die Ticketnachfrage negativ auswirkte. Manager
Thorsten Storm hatte sich den Freitag gewünscht,
ein Tag, an dem schon einmal 9000 Zuschauer in die SAP-Arena gekommen waren,
um die Löwen gegen die Mittelmacht VfL Gummersbach zu sehen. Doch Eurosport
lehnte ab, weil es im polnischen Fernsehen keinen Sendeplatz gab. Also
Montag. Knapp 8000 Zuschauer waren trotzdem gekommen. Sie sollten ein Drama
erleben. Die Mannheimer, die auf Kapitän Uwe Gensheimer (Muskelfaserriss)
verzichten mussten, hatten das Hinspiel 28:32 verloren, doch dank eines
überragenden Torhüters Niklas Landin gewannen sie das Rückspiel mit 27:23 -
bei Gleichstand entschieden letztlich die Auswärtstore darüber, dass nach
dem HSV mit Kielce ein weiterer Top-Favorit ausschied.
Sabine Holdorf-Schust, die den THW heute bei
der Auslosung in der EHF-Zentrale in Wien vertritt, liebäugelt mit Paris
St. Germain als Gegner, dem neuen Verein von
Daniel Narcisse. "Das wäre ein Renner", sagte
die Geschäftsstellen-Leiterin, der bisher vor allem die mazedonischen
Vereine imponierten. "Zwei Vereine aus einer Stadt im Viertelfinale - Hut
ab", sagte Holdorf-Schust, auf deren Wunschliste
eine Skopje-Reise trotzdem unten steht. "In der Champions League ist die
Halle immer mit knapp 7000 Zuschauern ausverkauft", sagt sie. "Das ist ein
echter Hexenkessel." Voraussichtlich wird der THW, der im Rückspiel
Heimrecht hat, seinen Hexenkessel am 26. oder 27. April aufschließen.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 01.04.2014)