Das erste große Etappenziel in der
"VELUX EHF Champions League"
ist für den THW Kiel zum Greifen nah. Sieben Tage nach dem hart umkämpften
26:24-Auswärtserfolg in Kopenhagen und vier Tage nach
der erfolgreichen Generalprobe beim
30:21 gegen Eisenach
können sich die "Zebras" am Sonntag in der Kieler Sparkassen-Arena den
Sieg in der
Vorrundengruppe B sichern.
Zu Gast an der Förde ist dann das polnische Starensemble von KS Vive
Targi Kielce um seinen neuen Trainer Talant Dujshebaev. Angeworfen wird
das Spitzenspiel um 17.45 Uhr, Eurosport überträgt live.
Zwei Siege gegen die "Zebras" in Folge, zahlreiche Stars im
Kader und zuletzt die Verpflichtung
von Erfolgs-Trainer Talant Dujshebaev: Der niederländische
Textil-Unternehmer Bertus Servaas bastelt in der polnischen
200.000-Einwohner-Stadt am Aufbau eines europäischen Spitzenteams.
Mit Startrainer Dujshebaev in Europas Spitze
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Zurück im Konzert der Großen: Talant Dujshebaev.
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Talant Dujshebaev. Olympia-Gold 1992, Weltmeister 1993, zweifacher
Welthandballer und unzählige Titel als Spieler, dreifacher
Champions-League-Sieger mit Ciudad Real und vierfacher spanischer
Meister als Trainer: Alle Erfolge des 56-jährigen gebürtigen
Kirgisen aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Talant Dujshebaev.
Ein großer Name im Welthandball. Wenn es eines weiteren Beweises
bedurft hätte, dass in der rund 100 Kilometer von Krakau entfernten
Stadt Kielce etwas Großes im Handball entstehen soll, wäre
spätestens die Verpflichtung von Talant Dujshebaev als Trainer
des polnischen Meisters KS Vive Targi Kielce ein solcher.
Für Dujshebaev, der nach der Insolvenz von Atletico Madrid
zahlreiche Angebote europäischer Top-Clubs gehabt haben soll,
rückte sogar Kielces Erfolgs-Trainer Bogdan Wenta weg von der
Seitenlinie hin ins sportliche Management des Clubs: "Über die
Jahre haben wir hier ein gutes Team und einen super funktionierenden
Verein aufgebaut", so Wenta. "Nun müssen wir über den nächsten
Schritt nachdenken. Ich kenne Talant als Spieler, mit ihm kommt ein
frischer Wind." Dujshebaev, der eigentlich erst im Sommer 2014 einen
neuen Verein übernehmen wollte, ließ sich von Bertus Servaas
umstimmen. Jenem millionenschweren niederländischen Unternehmer, der
- als ehemaliger Fußballer bei Ajax Amsterdam - nach einem Besuch
eines Handballspiels seine Leidenschaft für den Sport entdeckte und
in Kielce nun Großes aufbauen möchte. "Es war keine schwere
Entscheidung", sagt Dujshebaev. "Kielce hat eine starke und sehr
erfahrene Mannschaft. Ich habe langfristige Ziele." Kurzfristig sei
die erneute Qualifikation für das "VELUX EHF Final4" Ende Mai in Köln
ein wichtiger Schritt. "Das ist mein erstes großes Ziel mit der neuen
Mannschaft. Kielce ist ein großer Club mit einer großen Zukunft."
Drei Niederlagen in Folge warfen Kielce zurück
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Rückraumspieler Michal Jurecki ist mit bislang 37 Treffern
erfolgreichster Schütze seines Teams in der Königsklasse.
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Kielce |
Durch den
31:30-Erfolg im "kleinen Finale" der
letztjährigen Auflage des Königsklassen-Finalturniers gegen den THW
Kiel hatte sich der zehnfache polnische Meister bei der insgesamt
zehnten Königsklassen-Teilnahme sogar Platz drei gesichert und sich
in den Fokus der Handall-Öffentlichkeit gespielt. "Wer einmal in Köln
war, will da immer wieder hin", sagte Bogdan Wenta vor dem Start der
diesjährigen Königsklassen-Saison - und gab seiner Mannschaft damit
ein unmissverständliches Ziel mit auf den Weg. Wenngleich auch Wenta
wusste, dass der Weg nach Köln in diesem Jahr beschwerlicher als in
der vergangenen Saison sein könnte. Denn während Kielce im vergangenen
Jahr zehn Siege in zehn Spielen in einer vergleichsweise leichten
Vorrundengruppe feierte, haben es die Polen in dieser Saison ungleich
schwerer. "Kein Gegner wird uns nach dem dritten Platz Anfang Juni
2013 mehr unterschätzen." Wie Recht er mit dieser Prognose haben
sollte, durfte Wenta noch als Verantwortlicher an der Seitenlinie
miterleben. Nach dem klaren und beeindruckenden
34:29-Erfolg gegen den THW Kiel im Hinspiel
steuerten die Polen ungeschlagen auf den Gruppensieg zu. Mit drei
Niederlagen innerhalb von 13 Tagen sorgten sie dann allerdings für
eine negative Überraschung. Zunächst verlor Kielce zweimal gegen
KIF Kolding-Kopenhagen, dann setzte es beim bis dato sieglosen
französischen Vizemeister US Dunkerque eine 25:30-Niederlage. "Da
haben wir den Kopf verloren", analysierte Grzegorz Tkaczyk.
Startruppe mit vielen bekannten Gesichtern
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Linksaußen Manuel Strlek erzielte bislang 29 Treffer
in der Königsklasse.
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Kielce |
Der ehemalige Rhein-Neckar-Löwe Tkaczyk ist nur einer der vielen
Gründe, warum man Kielce trotzdem in dieser Saison auf dem
Favoritenzettel für das Final-Turnier in Köln haben sollte. Denn
Servaas hat einen Kader zusammengestellt, der sich wie ein "Who is
Who" des polnischen Handballs ergänzt durch weitere Weltklasseakteure
liest. So holte er vor der vergangenen Saison mit den Rückraumspielern
Krzysztof Lijewski und Karol Bielecki sowie Rechtsaußen Ivan Cupic
gleich drei ehemalige Rhein-Neckar Löwen nach Kielce. Zusammen mit
dem kroatischen National-Linksaußen Manuel Strlek und weiteren aus
der Bundesliga bekannten Akteuren wie Michal Jurecki (Lübbecke, Hamburg),
Torhüter Slawomir Szmal, Tkaczyk (beide ehemalige Rhein-Neckar Löwen)
und Thorir Olafsson (Lübbecke) sowie internationalen Größen wie dem
langjährigen kroatischen Nationalkeeper Venio Losert und Mittelmann
Uros Zorman (einst Ciudad Real) bilden diese das Gerüst einer
Mannschaft, die im Sommer noch einmal mit einer weiteren Handball-Größe
verstärkt wurde.
Weltmeister Aguinagalde als spektakulärer Neuzugang
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Koloss Julen Aguinagalde erzielte bislang 27 Treffer.
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Kielce |
Denn im Rennen um den spanischen Weltmeister Julen Aguinagalde, um
den sich nach der Insolvenz von Atletico Madrid halb Europa bemüht
hatte, machte KS Vive Targi Kielce das Rennen. Der bullige, 1,95 Meter
große Kreisläufer unterschrieb einen Fünfjahresvertrag bei den Polen,
der ihm angeblich 1,5 Millionen Euro einbringen soll. "Damit haben
wir gezeigt, dass wir auch die ganz Großen im Handball für uns
begeistern können", sagt Wenta - und Kielce legt weiter nach: Mit
Tobias Reichmann wird zudem in der
kommenden Saison erstmals ein deutscher Nationalspieler nach Polen
wechseln. Ein weiteres Zeichen für den Aufschwung in Kielce. "Das
hier ist wie Real Madrid für die Fußballer", sagt Krzysztof Lijewski.
"Größer geht nicht." Und Bertus Servaas? Der baut weiter an seinem
Team der Zukunft, um auf der Karte der großen Handballclubs Europas
auch Kielce fest zu verankern - und das nicht nur aus rein regionalen
Gesichtspunkten: "Dieser Sport bewegt Menschen. Ich habe mich in den
Teamgedanken, die Dynamik und die Atmosphäre dieses Sports verliebt.
Und ich mache keine halben Sachen." Kielce und Servaas - diese Namen
wollen in Handball-Europa in den kommenden Jahren für Furore sorgen.
THW fehlt noch ein Punkt zum Gruppensieg
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Keeper Slawomir Szmal spielte acht Jahre lang in der Bundesliga.
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Kielce |
Die Ausgangssituation für den THW am Sonntag ist klar: Mit einem
Punktgewinn gegen Kielce können sich die "Zebras" bereits vor dem
abschließenden Heimspiel gegen Porto am kommenden Mittwoch den
Sieg in der
Gruppe B sichern.
Doch nach zuletzt zwei Niederlagen gegen den polnischen Meister
soll nach Wunsch der Kieler und ihrer Fans am Sonntag sogar ein
Sieg her. "Wir spielen zu Hause und haben unsere Fans im Rücken -
natürlich wollen wir uns den Gruppensieg mit einem Erfolg sichern!"
gibt Kreisläufer
Rene Toft Hansen die
Marschroute vor. Für Kielce - wie der THW bereits vorzeitig für das
Achtelfinale qualifiziert - geht es aber ebenfalls um viel.
Theoretisch ist für Dujshebaevs Team sogar noch der Gruppensieg
möglich, aber selbst auf den vierten Rang hinter dem Landesrivalen
aus Plock könnte man noch durchgereicht werden und müsste sich
dann bereits in der ersten K.O.-Runde mit einem europäischen
Schwergewicht messen.
Schiedsrichter der Partie sind die beiden Spanier
Oscar Raluy Lopez und Angel Sabroso Ramirez,
als EHF-Delegierter wird der Ungar Sandor Andorka am Zeitnehmertisch sitzen.
Fanartikel-Sonderstand mit einmaligen Angeboten
Zum Spitzenspiel in der Königsklasse warten am Fanartikel-Sonderstand
im 'inneren' Foyer (Seite Europaplatz) der Halle besondere Angebote
auf den THW-Fan. So gibt es beispielsweise das weiße Champions-League-Trikot,
mit dem die "Zebras" in der vergangenen Saison beim "EHF Final4" in
Köln aufliefen, zum Sonderpreis für nur 35 Euro zu erwerben. Das
Bundesliga-Torhütertrikot aus der Vorsaison kostet ebenfalls
nur 35 Euro, zudem gibt es Handbälle für 15 Euro, Kids-Shirts für
5 Euro und jede Menge andere Schnäppchen.
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Lesen Sie bitte auch
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Alle Spieltermine, Ergebnisse und Tabellen der Gruppenphase im
EHF-Pokal finden Sie hier.
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In der
Gruppenphase des
EHF-Pokals hat die TSV Hannover-Burgdorf
bereits am Mittwoch ihre zweite Partie bestritten. Nach der 28:36-Pleite
in Ungarn bei Csurgoi KK ist das Viertelfinale für die weiter
punktlosen Niedersachsen aber bereits in weite Ferne gerückt. Besser
machen wollen es am Wochenende die Füchse Berlin in ihrer
Gruppe D: Nach dem Auftaktsieg
gegen Chambery wollen die Bundeshauptstädter am Sonnabend mit einem
Auswärtssieg in der Slowakei bei HC Sporta Hlohovec nachlegen.
In der Königsklasse hat die SG Flensburg-Handewitt in der
Gruppe D gegenüber dem
Ligakonkurrenten aus Hamburg bereits am Mittwochabend vorgelegt:
Nach dem deutlichen 37:25-Heimsieg über Naturhouse La Rioja aus
Spanien übernahm der Vizemeister mit nun 13:3 Zählern vorläufig
die Tabellenspitze. Hamburg kann aber mit einem Auswärtssieg am
Sonntag (16.00 Uhr) beim noch sieglosen schwedischen Meister
HK Drott Halmstad wieder vorbeiziehen.
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Alle Spieltermine, Ergebnisse und Tabellen der
CL-Gruppenphase finden Sie hier.
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In der
Gruppe A geht es
für die Rhein-Neckar Löwen nahezu um nichts mehr. Der Gruppensieg
ist bei drei Punkten Rückstand auf Veszprem und verlorenem
Direktvergleich nur noch theoretisch möglich, Platz zwei ist den
Mannheimern nicht mehr zu nehmen. Am Sonnabend (17.00 Uhr MEZ)
treten die Löwen beim noch sieglosen russischen Vertreter
St. Petersburg HC an.
Eurosport überträgt alle Champions-League-Partien live.
Aus den Kieler Nachrichten vom 14.02.2014:
Lijewski: Für uns ist Kielce Real Madrid
Champions League: THW-Gegner rüstet auf
Kiel. Erntezeit: Mit dem entspannten
30:21-Sieg gegen Aufsteiger ThSV Eisenach
verteidigte der THW Kiel die Tabellenführung in der
Handball-Bundesliga. Am Sonntag (17.45 Uhr/Eurosport) können die
Zebras (14:2 Punkte) im Heimspiel gegen Vive Targi Kielce (10:6)
mit einem Remis den Gruppensieg in der
Champions League perfekt
machen. Allerdings: Kielce hat mit Talant Duschebajew seit vier
Wochen einen Trainer, der weiß, wie in Kiel gewonnen werden
kann.
Wer hätte gedacht, dass die Zebras nach dem Holperstart bereits
am vorletzten Spieltag die Ziellinie als Erster überschreiten
können? Beim polnischen Vizemeister Wisla Plock siegte der
dreimalige Champion nur mit 34:33, weil
Filip Jicha kurz vor dem Abpfiff ein
katastrophaler Fehlpass in die Hände fiel. In Kielce, einen Monat
danach, war das Team von Alfred Gislason
(29:34) chancenlos. Während die Kieler ihre
Baustellen der Reihe nach schlossen, verlor Polens Nummer eins
gegen Kopenhagen (2) und Dünkirchen. Ergebnisse, die nicht zu den
Ansprüchen eines Vereins passen, der zuletzt das Double gewann und
in der Champions League im Spiel um Platz drei den THW besiegte.
Den größten Triumph in ihrer 48-jährigen Geschichte feierten die
Polen mit einem Buskonvoi in Kielce, mehr als 10000 Fans jubelten
ihnen zu.
Mittendrin Bertus Servaas, ein holländischer Geschäftsmann, der
bereits zwölf Millionen Euro in den Handball investiert haben soll.
Dem 50-Jährigen genügt es nicht, die heimische "Ekstraklasa" zu
dominieren, die nur aus zwölf Vereinen besteht. Auch in dieser
Saison liegt Kielce mit 30:0 Punkten auf Platz eins, halbwegs
mithalten kann nur Plock, ein Klub, der von einem Erdölkonzern
subventioniert wird. Servaas sehnt sich nach größeren Erfolgen,
eines nicht mehr so fernen Tages soll im Clubheim der
Champions-League-Pokal stehen. Mit Wenta, der im Juni 2008 das
Traineramt übernahm, sollte dieser Coup gelingen. Wenta, kurz
zuvor beim SC Magdeburg entlassen, hatte Angebote aus Spanien
und der Bundesliga, doch er entschied sich für Kielce. "Ich
brauchte eine Identifikationsfigur. Jemanden, der ähnlich
verrückt und motiviert ist wie ich", sagte Servaas, dem eine
innige Hassliebe zu Wenta nachgesagt wird. "Wir sind häufig
wütend aufeinander, haben aber größten Respekt vor der Arbeit
des anderen", sagte Servaas dem "Handball-Magazin". Reibung,
so schien es, erzeugte die nötige Energie, um aus Kielce eine
Top-Adresse zu machen. Eine, die Bundesliga-Stars wie Karol
Bielecki, Slawomir Szmal und Kristof Lijewski ("Kielce ist für
uns wie Real Madrid für die Fußballer") anlockte. Die im
vergangenen Sommer Schlagzeilen machte, als Julen Aguinagalde
(31/Atletico Madrid) bis Juni 2018 unterschrieb. In einer
hitzigen Diskussion, die erst in den frühen Morgenstunden
geendet haben soll, überzeugte Wenta seinen "Big Boss" davon,
den Spanier langfristig zu verpflichten. Der Kreisläufer,
rechtzeitig von einer schweren Angina genesen, wird auch
gegen Kiel zum Einsatz kommen.
Kielce, in den vergangenen fünf Jahren viermal Meister und
fünfmal Pokalsieger geworden, hat mit ihm eine weitere Stufe
erklommen. Zwar lehnten Stars wie Domagoj Duvnjak
(wird Kieler) und Uwe Gensheimer (bleibt Löwe) lukrative
Verträge ab, doch mit Duschebajew (Vertrag bis 2017) hat Servaas
seinem Projekt ganz neuen Glanz verliehen. Die Frage, ob es einen
Zusammenhang zwischen dem Wenta-Aus und der Niederlagenserie geben
würde, beantwortet Servaas diplomatisch. "Wir haben jetzt einen
Trainer, mit dem wir die Champions League gewinnen können."
Das Gerücht, Wenta werde nun zum Sportdirektor befördert,
dementiert er. "Es ist keine gute Idee, wenn künftig beide für
den sportlichen Bereich zuständig sind", sagt Servaas, der Wenta
im Marketing einbinden will. "Er ist in Polen ein Idol." Auf dem
Feld soll es nun Duschebajew richten, der unter anderem mit Ciudad
Real 2008 und 2009 das Finale der Champions League gewann. Gegen
wen? Den THW Kiel.
Vor 22 Jahren kam Bertus Servaas nach Kielce. Allein. Heute hat
er 1300 Mitarbeiter und große Pläne mit Kielce. Welche? Das lesen
Sie morgen im KN-Interview.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 14.02.2014)
Aus den Kieler Nachrichten vom 15.02.2014:
Geselle fordert den Meister
Champions League: "Mister Kielce" Bertus Servaas nahm sich den THW Kiel zum Vorbild
Kielce. Bertus Servaas (50) kam vor 22 Jahren nach Kielce,
mietete sich eine Halle und begann, sein Geld mit dem Verkauf
von Altkleidern zu verdienen. Heute hat seine Firma 1300
Mitarbeiter, der Jahresumsatz liegt bei rund 65 Millionen Euro,
der Umsatz an Altkleidern bei 330 Tonnen. Pro Tag. Der Holländer
ist Präsident des polnischen Handballmeisters Vive Targi Kielce
und für den Aufschwung des Vereins verantwortlich. Morgen (17.45
Uhr, Eurosport) ist Kielce in der Champions League beim THW
Kiel zu Gast.
- Kieler Nachrichten:
-
Sie haben als Jugendlicher für Ajax Amsterdam gespielt, warum
sind Sie sich nicht Sponsor eines Fußballklubs geworden?
- Bertus Servaas:
-
Fußball? Das ist mir zu teuer. Kielce ist eine Handballstadt.
Ich habe mir ein Spiel angesehen und bin gleich geblieben.
- Kieler Nachrichten:
-
Sie haben sich entschieden, mehr als ein Sponsor zu sein.
Wann hat es "Klick" gemacht?
- Bertus Servaas:
-
Vor knapp sechs Jahren. Kielce wurde immer Zweiter oder
Dritter, die eine Meisterschaft war eher ein Zufall, weil
Karol Bielecki damals überragend gespielt hat. Ich habe
gesagt, dass ich mich engagiere, wenn das Ziel ist, die
Champions League zu gewinnen. Wir verpflichteten damals
Bogdan Wenta als Trainer, mit ihm ging es Schritt für
Schritt bergauf.
- Kieler Nachrichten:
-
Sie haben ihn durch Talant Duschebajew ersetzt. Warum?
- Bertus Servaas:
-
So fragen die polnischen Journalisten auch immer. Sie
verstehen nicht, warum er nicht mehr Trainer ist. Es ist
ein Risiko, aber wer gewinnen will, muss solche eingehen.
Im Ausland erfahre ich übrigens viel Respekt dafür, dass
es gelungen ist, einen der besten Trainer zu verpflichten.
Wir wollen die Champions League gewinnen, mit ihm kann
das klappen.
- Kieler Nachrichten:
-
Warum hat sich Talant Duschebajew für Kielce entschieden?
- Bertus Servaas:
-
Ein wichtiger Grund ist der, dass die Wege kurz sind.
Wenn er etwas möchte, muss er nur zu mir, dem Präsidenten,
kommen. In Hamburg beispielsweise war lange unklar,
welcher Rudolph-Bruder der Chef sein wird. Und in Paris
dauern die Entscheidungsprozesse deutlich länger als
bei uns.
- Kieler Nachrichten:
-
Was haben Sie ihm denn versprochen?
- Bertus Servaas:
-
Für die kommende Saison sind unsere Planungen eigentlich
abgeschlossen. Wir haben Torhüter Marin Sego (Plock) und
Rechtsaußen Tobias Reichmann
(Wetzlar) verpflichtet. Vielleicht holen wir noch ein,
zwei Spieler, mehr aber nicht. Im Kader hat jeder nun
eineinhalb Jahre Zeit, sich zu zeigen, dann stellen wir
nach den Wünschen von Talant neu auf.
- Kieler Nachrichten:
-
Er hat erst am 15. Januar begonnen, was konnte er denn in
so kurzer Zeit verändern?
- Bertus Servaas:
-
Er hat uns schon beigebracht, dass wir nicht zu Vereinen
wie dem THW oder dem FC Barcelona aufschauen sollen. Wer
das täte, hätte schon verloren. Respekt ja, Angst nein.
Talant sagt, wir sollen nur auf uns schauen und immer
gewinnen wollen, auch in Kiel. Mir gefällt diese
Denkweise sehr.
- Kieler Nachrichten:
-
Wie schnell erhoffen Sie sich Resultate von Duschebajew?
- Bertus Servaas:
-
Er sollte erst im Juli bei uns beginnen. Aber weil mit
dem HSV, Paris und Vardar Skopje so viele Vereine an ihm
interessiert waren, habe ich ihm früher einen Vertrag
angeboten. Es wird zwei, drei Monate dauern, bis die
Spieler sein Konzept gänzlich verstanden haben, auch
wenn seine Handschrift schon zu erkennen ist.
- Kieler Nachrichten:
-
Also wird sich der Traum vom Gewinn der Champions League
in dieser Saison nicht erfüllen?
- Bertus Servaas:
-
Das will ich nicht ausschließen, aber wenn wir nur Dritter
werden, erwarten uns bereits im Achtelfinale schwere Gegner.
Ich denke aber, dass Talant mit seiner Mannschaft spätestens
in der nächsten Saison eine große Chance haben wird, diesen
Titel zu gewinnen.
- Kieler Nachrichten:
-
Wie wichtig ist das Kiel-Spiel?
- Bertus Servaas:
-
Sehr, schließlich könnten wir am Ende sogar nur Vierter
werden, wenn wir unser letztes Spiel gegen Plock verlieren.
Was nicht ausgeschlossen ist. Wir reden davon, die Champions
League zu gewinnen. Gerade in einem solchen Spiel wie dem in
Kiel müssen wir deshalb beweisen, dass wir dazu in der Lage
sind. Es geht aber auch um unsere Ehre.
- Kieler Nachrichten:
-
Sie sollen sich den THW als Vorbild genommen haben ...
- Bertus Servaas:
-
... ich habe viel mit Sabine
(Holdorf-Schust, Leiterin der THW-Geschäftsstelle, d. Red.)
gesprochen. Wichtig ist, eine gute Atmosphäre in der Halle
zu haben, auch für die Sponsoren. So wie in Kiel. Wir haben
inzwischen rund 300 Sponsoren, das Risiko ist, wie in Kiel,
also verteilt. Außerdem ist der THW einer der am besten
organisierten Vereine der Welt.
- Kieler Nachrichten:
-
Sie haben bereits viele Millionen investiert. Wie groß ist
Ihr Anteil im Moment noch am Etat?
- Bertus Servaas:
-
Der Etat liegt bei knapp sechs Millionen Euro, in zwei Jahren
soll er bei zehn liegen. Ich bin immer dann da, wenn ein
Sponsor ausfällt, dann, wenn wir etwas unternehmen, was
außerhalb der Planungen liegt. Ich bin eine Art Versicherung.
(Das Gespräch führte Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 15.02.2014)
Aus den Kieler Nachrichten vom 15.02.2014:
Zebras schlagen zum ersten Matchball auf
Kiel. Die Arena des THW Kiel ist bis auf wenige Plätze
ausverkauft. Was nicht verwundert, ist morgen mit Vive Targi
Kielce doch ein Gegner zu Gast, der mittlerweile zu den
feinsten Adressen zählt. Ein Punkt würde den Zebras genügen,
um in der
Gruppenphase der Champions League
den so wichtigen ersten Platz perfekt zu machen. Auf dem Weg
zum "Final4" in Köln würde der dreimalige Champion dann den
großen Favoriten FC Barcelona, HSV Handball und MKB Veszprem
aus dem Weg gehen.
"Unser Kader ist eigentlich zu klein, um diesen Titel zu
gewinnen", sagt Alfred Gislason,
der mit seiner Mannschaft aber unbedingt das "Final4"
erreichen will. "Im Vergleich mit einem Verein wie Kielce
beispielsweise fehlen uns sechs bis sieben Leute."
Tatsächlich hat der polnische Meister die Qual der Wahl,
aus dem Kader musste wegen Überbreite sogar ein Spieler
gestrichen werden.
Gislason
lässt mit Aron Palmarsson
ebenfalls einen Spieler pausieren, allerdings unfreiwillig.
"Die EM war zu viel für ihn."
Palmarsson hätte sich nach
seiner Knieoperation im Juni gerade wieder an den
Drei-Tages-Rhythmus gewöhnt, doch in Dänemark hätten ihm
die nötigen Pausen gefehlt. "Wäre das Kielce-Spiel ein
Finale, wäre er dabei", sagt Gislason.
"Aber da es das nicht ist, soll er noch eine Woche aussetzen."
Der THW-Trainer hofft, dass er am kommenden Sonntag eine Hilfe
ist, wenn der Meister bei der HSG Wetzlar gefordert sein wird.
Auch am Mittwoch soll er nur zusehen, wenn der THW im H
eimspiel gegen den FC Porto (19.30 Uhr) die Vorrunde der
Champions League beschließt. Würde der THW gegen Kielce
verlieren, hätte er gegen die Portugiesen noch einen
zweiten Matchball.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 15.02.2014)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
THW Kiel - KS Vive Targi Kielce (POL)
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
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