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14./15.02.2014 - Letzte Aktualisierung: 15.02.2014 Champions League

VELUX EHF Champions League: THW will mit Heimerfolg gegen Kielce zum Gruppensieg

Eurosport überträgt live

Update #2 KN-Vorbericht vom 14.02., vom 15.02. und KN-Interview mit Bertus Servaas ergänzt ...

Das Team von KS Vive Targi Kielce, Gegner des THW in der  Gruppenphase der Champions League.
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Das erste große Etappenziel in der "VELUX EHF Champions League" ist für den THW Kiel zum Greifen nah. Sieben Tage nach dem hart umkämpften 26:24-Auswärtserfolg in Kopenhagen und vier Tage nach der erfolgreichen Generalprobe beim 30:21 gegen Eisenach können sich die "Zebras" am Sonntag in der Kieler Sparkassen-Arena den Sieg in der Vorrundengruppe B sichern. Zu Gast an der Förde ist dann das polnische Starensemble von KS Vive Targi Kielce um seinen neuen Trainer Talant Dujshebaev. Angeworfen wird das Spitzenspiel um 17.45 Uhr, Eurosport überträgt live.
Zwei Siege gegen die "Zebras" in Folge, zahlreiche Stars im Kader und zuletzt die Verpflichtung von Erfolgs-Trainer Talant Dujshebaev: Der niederländische Textil-Unternehmer Bertus Servaas bastelt in der polnischen 200.000-Einwohner-Stadt am Aufbau eines europäischen Spitzenteams.
Mit Startrainer Dujshebaev in Europas Spitze
Zurück im Konzert der Großen: Talant Dujshebaev.
Zurück im Konzert der Großen: Talant Dujshebaev.
Talant Dujshebaev. Olympia-Gold 1992, Weltmeister 1993, zweifacher Welthandballer und unzählige Titel als Spieler, dreifacher Champions-League-Sieger mit Ciudad Real und vierfacher spanischer Meister als Trainer: Alle Erfolge des 56-jährigen gebürtigen Kirgisen aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Talant Dujshebaev. Ein großer Name im Welthandball. Wenn es eines weiteren Beweises bedurft hätte, dass in der rund 100 Kilometer von Krakau entfernten Stadt Kielce etwas Großes im Handball entstehen soll, wäre spätestens die Verpflichtung von Talant Dujshebaev als Trainer des polnischen Meisters KS Vive Targi Kielce ein solcher.

Für Dujshebaev, der nach der Insolvenz von Atletico Madrid zahlreiche Angebote europäischer Top-Clubs gehabt haben soll, rückte sogar Kielces Erfolgs-Trainer Bogdan Wenta weg von der Seitenlinie hin ins sportliche Management des Clubs: "Über die Jahre haben wir hier ein gutes Team und einen super funktionierenden Verein aufgebaut", so Wenta. "Nun müssen wir über den nächsten Schritt nachdenken. Ich kenne Talant als Spieler, mit ihm kommt ein frischer Wind." Dujshebaev, der eigentlich erst im Sommer 2014 einen neuen Verein übernehmen wollte, ließ sich von Bertus Servaas umstimmen. Jenem millionenschweren niederländischen Unternehmer, der - als ehemaliger Fußballer bei Ajax Amsterdam - nach einem Besuch eines Handballspiels seine Leidenschaft für den Sport entdeckte und in Kielce nun Großes aufbauen möchte. "Es war keine schwere Entscheidung", sagt Dujshebaev. "Kielce hat eine starke und sehr erfahrene Mannschaft. Ich habe langfristige Ziele." Kurzfristig sei die erneute Qualifikation für das "VELUX EHF Final4" Ende Mai in Köln ein wichtiger Schritt. "Das ist mein erstes großes Ziel mit der neuen Mannschaft. Kielce ist ein großer Club mit einer großen Zukunft."

Drei Niederlagen in Folge warfen Kielce zurück
Rückraumspieler Michal Jurecki ist mit bislang 37 Treffern erfolgreichster Schütze seines Teams in der Königsklasse.
Rückraumspieler Michal Jurecki ist mit bislang 37 Treffern erfolgreichster Schütze seines Teams in der Königsklasse.
Durch den 31:30-Erfolg im "kleinen Finale" der letztjährigen Auflage des Königsklassen-Finalturniers gegen den THW Kiel hatte sich der zehnfache polnische Meister bei der insgesamt zehnten Königsklassen-Teilnahme sogar Platz drei gesichert und sich in den Fokus der Handall-Öffentlichkeit gespielt. "Wer einmal in Köln war, will da immer wieder hin", sagte Bogdan Wenta vor dem Start der diesjährigen Königsklassen-Saison - und gab seiner Mannschaft damit ein unmissverständliches Ziel mit auf den Weg. Wenngleich auch Wenta wusste, dass der Weg nach Köln in diesem Jahr beschwerlicher als in der vergangenen Saison sein könnte. Denn während Kielce im vergangenen Jahr zehn Siege in zehn Spielen in einer vergleichsweise leichten Vorrundengruppe feierte, haben es die Polen in dieser Saison ungleich schwerer. "Kein Gegner wird uns nach dem dritten Platz Anfang Juni 2013 mehr unterschätzen." Wie Recht er mit dieser Prognose haben sollte, durfte Wenta noch als Verantwortlicher an der Seitenlinie miterleben. Nach dem klaren und beeindruckenden 34:29-Erfolg gegen den THW Kiel im Hinspiel steuerten die Polen ungeschlagen auf den Gruppensieg zu. Mit drei Niederlagen innerhalb von 13 Tagen sorgten sie dann allerdings für eine negative Überraschung. Zunächst verlor Kielce zweimal gegen KIF Kolding-Kopenhagen, dann setzte es beim bis dato sieglosen französischen Vizemeister US Dunkerque eine 25:30-Niederlage. "Da haben wir den Kopf verloren", analysierte Grzegorz Tkaczyk.
Startruppe mit vielen bekannten Gesichtern
Linksaußen Manuel Strlek erzielte bislang 29 Treffer  in der Königsklasse.
Linksaußen Manuel Strlek erzielte bislang 29 Treffer in der Königsklasse.
Der ehemalige Rhein-Neckar-Löwe Tkaczyk ist nur einer der vielen Gründe, warum man Kielce trotzdem in dieser Saison auf dem Favoritenzettel für das Final-Turnier in Köln haben sollte. Denn Servaas hat einen Kader zusammengestellt, der sich wie ein "Who is Who" des polnischen Handballs ergänzt durch weitere Weltklasseakteure liest. So holte er vor der vergangenen Saison mit den Rückraumspielern Krzysztof Lijewski und Karol Bielecki sowie Rechtsaußen Ivan Cupic gleich drei ehemalige Rhein-Neckar Löwen nach Kielce. Zusammen mit dem kroatischen National-Linksaußen Manuel Strlek und weiteren aus der Bundesliga bekannten Akteuren wie Michal Jurecki (Lübbecke, Hamburg), Torhüter Slawomir Szmal, Tkaczyk (beide ehemalige Rhein-Neckar Löwen) und Thorir Olafsson (Lübbecke) sowie internationalen Größen wie dem langjährigen kroatischen Nationalkeeper Venio Losert und Mittelmann Uros Zorman (einst Ciudad Real) bilden diese das Gerüst einer Mannschaft, die im Sommer noch einmal mit einer weiteren Handball-Größe verstärkt wurde.
Weltmeister Aguinagalde als spektakulärer Neuzugang
Koloss Julen Aguinagalde erzielte bislang 27 Treffer.
Koloss Julen Aguinagalde erzielte bislang 27 Treffer.
Denn im Rennen um den spanischen Weltmeister Julen Aguinagalde, um den sich nach der Insolvenz von Atletico Madrid halb Europa bemüht hatte, machte KS Vive Targi Kielce das Rennen. Der bullige, 1,95 Meter große Kreisläufer unterschrieb einen Fünfjahresvertrag bei den Polen, der ihm angeblich 1,5 Millionen Euro einbringen soll. "Damit haben wir gezeigt, dass wir auch die ganz Großen im Handball für uns begeistern können", sagt Wenta - und Kielce legt weiter nach: Mit Tobias Reichmann wird zudem in der kommenden Saison erstmals ein deutscher Nationalspieler nach Polen wechseln. Ein weiteres Zeichen für den Aufschwung in Kielce. "Das hier ist wie Real Madrid für die Fußballer", sagt Krzysztof Lijewski. "Größer geht nicht." Und Bertus Servaas? Der baut weiter an seinem Team der Zukunft, um auf der Karte der großen Handballclubs Europas auch Kielce fest zu verankern - und das nicht nur aus rein regionalen Gesichtspunkten: "Dieser Sport bewegt Menschen. Ich habe mich in den Teamgedanken, die Dynamik und die Atmosphäre dieses Sports verliebt. Und ich mache keine halben Sachen." Kielce und Servaas - diese Namen wollen in Handball-Europa in den kommenden Jahren für Furore sorgen.
THW fehlt noch ein Punkt zum Gruppensieg
Keeper Slawomir Szmal spielte acht Jahre lang in der Bundesliga.
Keeper Slawomir Szmal spielte acht Jahre lang in der Bundesliga.
Die Ausgangssituation für den THW am Sonntag ist klar: Mit einem Punktgewinn gegen Kielce können sich die "Zebras" bereits vor dem abschließenden Heimspiel gegen Porto am kommenden Mittwoch den Sieg in der Gruppe B sichern. Doch nach zuletzt zwei Niederlagen gegen den polnischen Meister soll nach Wunsch der Kieler und ihrer Fans am Sonntag sogar ein Sieg her. "Wir spielen zu Hause und haben unsere Fans im Rücken - natürlich wollen wir uns den Gruppensieg mit einem Erfolg sichern!" gibt Kreisläufer Rene Toft Hansen die Marschroute vor. Für Kielce - wie der THW bereits vorzeitig für das Achtelfinale qualifiziert - geht es aber ebenfalls um viel. Theoretisch ist für Dujshebaevs Team sogar noch der Gruppensieg möglich, aber selbst auf den vierten Rang hinter dem Landesrivalen aus Plock könnte man noch durchgereicht werden und müsste sich dann bereits in der ersten K.O.-Runde mit einem europäischen Schwergewicht messen.

Schiedsrichter der Partie sind die beiden Spanier Oscar Raluy Lopez und Angel Sabroso Ramirez, als EHF-Delegierter wird der Ungar Sandor Andorka am Zeitnehmertisch sitzen.

Fanartikel-Sonderstand mit einmaligen Angeboten
Zum Spitzenspiel in der Königsklasse warten am Fanartikel-Sonderstand im 'inneren' Foyer (Seite Europaplatz) der Halle besondere Angebote auf den THW-Fan. So gibt es beispielsweise das weiße Champions-League-Trikot, mit dem die "Zebras" in der vergangenen Saison beim "EHF Final4" in Köln aufliefen, zum Sonderpreis für nur 35 Euro zu erwerben. Das Bundesliga-Torhütertrikot aus der Vorsaison kostet ebenfalls nur 35 Euro, zudem gibt es Handbälle für 15 Euro, Kids-Shirts für 5 Euro und jede Menge andere Schnäppchen.

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

Lesen Sie bitte auch

 

Die anderen deutschen Europapokal-Teilnehmer

Alle Spieltermine, Ergebnisse und Tabellen der Gruppenphase im EHF-Pokal finden Sie hier.
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In der Gruppenphase des EHF-Pokals hat die TSV Hannover-Burgdorf bereits am Mittwoch ihre zweite Partie bestritten. Nach der 28:36-Pleite in Ungarn bei Csurgoi KK ist das Viertelfinale für die weiter punktlosen Niedersachsen aber bereits in weite Ferne gerückt. Besser machen wollen es am Wochenende die Füchse Berlin in ihrer Gruppe D: Nach dem Auftaktsieg gegen Chambery wollen die Bundeshauptstädter am Sonnabend mit einem Auswärtssieg in der Slowakei bei HC Sporta Hlohovec nachlegen.

In der Königsklasse hat die SG Flensburg-Handewitt in der Gruppe D gegenüber dem Ligakonkurrenten aus Hamburg bereits am Mittwochabend vorgelegt: Nach dem deutlichen 37:25-Heimsieg über Naturhouse La Rioja aus Spanien übernahm der Vizemeister mit nun 13:3 Zählern vorläufig die Tabellenspitze. Hamburg kann aber mit einem Auswärtssieg am Sonntag (16.00 Uhr) beim noch sieglosen schwedischen Meister HK Drott Halmstad wieder vorbeiziehen.

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In der Gruppe A geht es für die Rhein-Neckar Löwen nahezu um nichts mehr. Der Gruppensieg ist bei drei Punkten Rückstand auf Veszprem und verlorenem Direktvergleich nur noch theoretisch möglich, Platz zwei ist den Mannheimern nicht mehr zu nehmen. Am Sonnabend (17.00 Uhr MEZ) treten die Löwen beim noch sieglosen russischen Vertreter St. Petersburg HC an.

Eurosport überträgt alle Champions-League-Partien live.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 14.02.2014:

Lijewski: Für uns ist Kielce Real Madrid

Champions League: THW-Gegner rüstet auf
Kiel. Erntezeit: Mit dem entspannten 30:21-Sieg gegen Aufsteiger ThSV Eisenach verteidigte der THW Kiel die Tabellenführung in der Handball-Bundesliga. Am Sonntag (17.45 Uhr/Eurosport) können die Zebras (14:2 Punkte) im Heimspiel gegen Vive Targi Kielce (10:6) mit einem Remis den Gruppensieg in der Champions League perfekt machen. Allerdings: Kielce hat mit Talant Duschebajew seit vier Wochen einen Trainer, der weiß, wie in Kiel gewonnen werden kann.

Wer hätte gedacht, dass die Zebras nach dem Holperstart bereits am vorletzten Spieltag die Ziellinie als Erster überschreiten können? Beim polnischen Vizemeister Wisla Plock siegte der dreimalige Champion nur mit 34:33, weil Filip Jicha kurz vor dem Abpfiff ein katastrophaler Fehlpass in die Hände fiel. In Kielce, einen Monat danach, war das Team von Alfred Gislason (29:34) chancenlos. Während die Kieler ihre Baustellen der Reihe nach schlossen, verlor Polens Nummer eins gegen Kopenhagen (2) und Dünkirchen. Ergebnisse, die nicht zu den Ansprüchen eines Vereins passen, der zuletzt das Double gewann und in der Champions League im Spiel um Platz drei den THW besiegte. Den größten Triumph in ihrer 48-jährigen Geschichte feierten die Polen mit einem Buskonvoi in Kielce, mehr als 10000 Fans jubelten ihnen zu.

Mittendrin Bertus Servaas, ein holländischer Geschäftsmann, der bereits zwölf Millionen Euro in den Handball investiert haben soll. Dem 50-Jährigen genügt es nicht, die heimische "Ekstraklasa" zu dominieren, die nur aus zwölf Vereinen besteht. Auch in dieser Saison liegt Kielce mit 30:0 Punkten auf Platz eins, halbwegs mithalten kann nur Plock, ein Klub, der von einem Erdölkonzern subventioniert wird. Servaas sehnt sich nach größeren Erfolgen, eines nicht mehr so fernen Tages soll im Clubheim der Champions-League-Pokal stehen. Mit Wenta, der im Juni 2008 das Traineramt übernahm, sollte dieser Coup gelingen. Wenta, kurz zuvor beim SC Magdeburg entlassen, hatte Angebote aus Spanien und der Bundesliga, doch er entschied sich für Kielce. "Ich brauchte eine Identifikationsfigur. Jemanden, der ähnlich verrückt und motiviert ist wie ich", sagte Servaas, dem eine innige Hassliebe zu Wenta nachgesagt wird. "Wir sind häufig wütend aufeinander, haben aber größten Respekt vor der Arbeit des anderen", sagte Servaas dem "Handball-Magazin". Reibung, so schien es, erzeugte die nötige Energie, um aus Kielce eine Top-Adresse zu machen. Eine, die Bundesliga-Stars wie Karol Bielecki, Slawomir Szmal und Kristof Lijewski ("Kielce ist für uns wie Real Madrid für die Fußballer") anlockte. Die im vergangenen Sommer Schlagzeilen machte, als Julen Aguinagalde (31/Atletico Madrid) bis Juni 2018 unterschrieb. In einer hitzigen Diskussion, die erst in den frühen Morgenstunden geendet haben soll, überzeugte Wenta seinen "Big Boss" davon, den Spanier langfristig zu verpflichten. Der Kreisläufer, rechtzeitig von einer schweren Angina genesen, wird auch gegen Kiel zum Einsatz kommen.

Kielce, in den vergangenen fünf Jahren viermal Meister und fünfmal Pokalsieger geworden, hat mit ihm eine weitere Stufe erklommen. Zwar lehnten Stars wie Domagoj Duvnjak (wird Kieler) und Uwe Gensheimer (bleibt Löwe) lukrative Verträge ab, doch mit Duschebajew (Vertrag bis 2017) hat Servaas seinem Projekt ganz neuen Glanz verliehen. Die Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Wenta-Aus und der Niederlagenserie geben würde, beantwortet Servaas diplomatisch. "Wir haben jetzt einen Trainer, mit dem wir die Champions League gewinnen können."

Das Gerücht, Wenta werde nun zum Sportdirektor befördert, dementiert er. "Es ist keine gute Idee, wenn künftig beide für den sportlichen Bereich zuständig sind", sagt Servaas, der Wenta im Marketing einbinden will. "Er ist in Polen ein Idol." Auf dem Feld soll es nun Duschebajew richten, der unter anderem mit Ciudad Real 2008 und 2009 das Finale der Champions League gewann. Gegen wen? Den THW Kiel.

Vor 22 Jahren kam Bertus Servaas nach Kielce. Allein. Heute hat er 1300 Mitarbeiter und große Pläne mit Kielce. Welche? Das lesen Sie morgen im KN-Interview.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 14.02.2014)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 15.02.2014:

Geselle fordert den Meister

Champions League: "Mister Kielce" Bertus Servaas nahm sich den THW Kiel zum Vorbild
Kielce. Bertus Servaas (50) kam vor 22 Jahren nach Kielce, mietete sich eine Halle und begann, sein Geld mit dem Verkauf von Altkleidern zu verdienen. Heute hat seine Firma 1300 Mitarbeiter, der Jahresumsatz liegt bei rund 65 Millionen Euro, der Umsatz an Altkleidern bei 330 Tonnen. Pro Tag. Der Holländer ist Präsident des polnischen Handballmeisters Vive Targi Kielce und für den Aufschwung des Vereins verantwortlich. Morgen (17.45 Uhr, Eurosport) ist Kielce in der Champions League beim THW Kiel zu Gast.
Kieler Nachrichten:
Sie haben als Jugendlicher für Ajax Amsterdam gespielt, warum sind Sie sich nicht Sponsor eines Fußballklubs geworden?
Bertus Servaas:
Fußball? Das ist mir zu teuer. Kielce ist eine Handballstadt. Ich habe mir ein Spiel angesehen und bin gleich geblieben.
Kieler Nachrichten:
Sie haben sich entschieden, mehr als ein Sponsor zu sein. Wann hat es "Klick" gemacht?
Bertus Servaas:
Vor knapp sechs Jahren. Kielce wurde immer Zweiter oder Dritter, die eine Meisterschaft war eher ein Zufall, weil Karol Bielecki damals überragend gespielt hat. Ich habe gesagt, dass ich mich engagiere, wenn das Ziel ist, die Champions League zu gewinnen. Wir verpflichteten damals Bogdan Wenta als Trainer, mit ihm ging es Schritt für Schritt bergauf.
Kieler Nachrichten:
Sie haben ihn durch Talant Duschebajew ersetzt. Warum?
Bertus Servaas:
So fragen die polnischen Journalisten auch immer. Sie verstehen nicht, warum er nicht mehr Trainer ist. Es ist ein Risiko, aber wer gewinnen will, muss solche eingehen. Im Ausland erfahre ich übrigens viel Respekt dafür, dass es gelungen ist, einen der besten Trainer zu verpflichten. Wir wollen die Champions League gewinnen, mit ihm kann das klappen.
Kieler Nachrichten:
Warum hat sich Talant Duschebajew für Kielce entschieden?
Bertus Servaas:
Ein wichtiger Grund ist der, dass die Wege kurz sind. Wenn er etwas möchte, muss er nur zu mir, dem Präsidenten, kommen. In Hamburg beispielsweise war lange unklar, welcher Rudolph-Bruder der Chef sein wird. Und in Paris dauern die Entscheidungsprozesse deutlich länger als bei uns.
Kieler Nachrichten:
Was haben Sie ihm denn versprochen?
Bertus Servaas:
Für die kommende Saison sind unsere Planungen eigentlich abgeschlossen. Wir haben Torhüter Marin Sego (Plock) und Rechtsaußen Tobias Reichmann (Wetzlar) verpflichtet. Vielleicht holen wir noch ein, zwei Spieler, mehr aber nicht. Im Kader hat jeder nun eineinhalb Jahre Zeit, sich zu zeigen, dann stellen wir nach den Wünschen von Talant neu auf.
Kieler Nachrichten:
Er hat erst am 15. Januar begonnen, was konnte er denn in so kurzer Zeit verändern?
Bertus Servaas:
Er hat uns schon beigebracht, dass wir nicht zu Vereinen wie dem THW oder dem FC Barcelona aufschauen sollen. Wer das täte, hätte schon verloren. Respekt ja, Angst nein. Talant sagt, wir sollen nur auf uns schauen und immer gewinnen wollen, auch in Kiel. Mir gefällt diese Denkweise sehr.
Kieler Nachrichten:
Wie schnell erhoffen Sie sich Resultate von Duschebajew?
Bertus Servaas:
Er sollte erst im Juli bei uns beginnen. Aber weil mit dem HSV, Paris und Vardar Skopje so viele Vereine an ihm interessiert waren, habe ich ihm früher einen Vertrag angeboten. Es wird zwei, drei Monate dauern, bis die Spieler sein Konzept gänzlich verstanden haben, auch wenn seine Handschrift schon zu erkennen ist.
Kieler Nachrichten:
Also wird sich der Traum vom Gewinn der Champions League in dieser Saison nicht erfüllen?
Bertus Servaas:
Das will ich nicht ausschließen, aber wenn wir nur Dritter werden, erwarten uns bereits im Achtelfinale schwere Gegner. Ich denke aber, dass Talant mit seiner Mannschaft spätestens in der nächsten Saison eine große Chance haben wird, diesen Titel zu gewinnen.
Kieler Nachrichten:
Wie wichtig ist das Kiel-Spiel?
Bertus Servaas:
Sehr, schließlich könnten wir am Ende sogar nur Vierter werden, wenn wir unser letztes Spiel gegen Plock verlieren. Was nicht ausgeschlossen ist. Wir reden davon, die Champions League zu gewinnen. Gerade in einem solchen Spiel wie dem in Kiel müssen wir deshalb beweisen, dass wir dazu in der Lage sind. Es geht aber auch um unsere Ehre.
Kieler Nachrichten:
Sie sollen sich den THW als Vorbild genommen haben ...
Bertus Servaas:
... ich habe viel mit Sabine (Holdorf-Schust, Leiterin der THW-Geschäftsstelle, d. Red.) gesprochen. Wichtig ist, eine gute Atmosphäre in der Halle zu haben, auch für die Sponsoren. So wie in Kiel. Wir haben inzwischen rund 300 Sponsoren, das Risiko ist, wie in Kiel, also verteilt. Außerdem ist der THW einer der am besten organisierten Vereine der Welt.
Kieler Nachrichten:
Sie haben bereits viele Millionen investiert. Wie groß ist Ihr Anteil im Moment noch am Etat?
Bertus Servaas:
Der Etat liegt bei knapp sechs Millionen Euro, in zwei Jahren soll er bei zehn liegen. Ich bin immer dann da, wenn ein Sponsor ausfällt, dann, wenn wir etwas unternehmen, was außerhalb der Planungen liegt. Ich bin eine Art Versicherung.
(Das Gespräch führte Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 15.02.2014)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 15.02.2014:

Zebras schlagen zum ersten Matchball auf

Kiel. Die Arena des THW Kiel ist bis auf wenige Plätze ausverkauft. Was nicht verwundert, ist morgen mit Vive Targi Kielce doch ein Gegner zu Gast, der mittlerweile zu den feinsten Adressen zählt. Ein Punkt würde den Zebras genügen, um in der Gruppenphase der Champions League den so wichtigen ersten Platz perfekt zu machen. Auf dem Weg zum "Final4" in Köln würde der dreimalige Champion dann den großen Favoriten FC Barcelona, HSV Handball und MKB Veszprem aus dem Weg gehen.

"Unser Kader ist eigentlich zu klein, um diesen Titel zu gewinnen", sagt Alfred Gislason, der mit seiner Mannschaft aber unbedingt das "Final4" erreichen will. "Im Vergleich mit einem Verein wie Kielce beispielsweise fehlen uns sechs bis sieben Leute." Tatsächlich hat der polnische Meister die Qual der Wahl, aus dem Kader musste wegen Überbreite sogar ein Spieler gestrichen werden.

Gislason lässt mit Aron Palmarsson ebenfalls einen Spieler pausieren, allerdings unfreiwillig. "Die EM war zu viel für ihn." Palmarsson hätte sich nach seiner Knieoperation im Juni gerade wieder an den Drei-Tages-Rhythmus gewöhnt, doch in Dänemark hätten ihm die nötigen Pausen gefehlt. "Wäre das Kielce-Spiel ein Finale, wäre er dabei", sagt Gislason. "Aber da es das nicht ist, soll er noch eine Woche aussetzen." Der THW-Trainer hofft, dass er am kommenden Sonntag eine Hilfe ist, wenn der Meister bei der HSG Wetzlar gefordert sein wird. Auch am Mittwoch soll er nur zusehen, wenn der THW im H eimspiel gegen den FC Porto (19.30 Uhr) die Vorrunde der Champions League beschließt. Würde der THW gegen Kielce verlieren, hätte er gegen die Portugiesen noch einen zweiten Matchball.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 15.02.2014)

 

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THW Kiel - KS Vive Targi Kielce (POL)
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