Auf die ersatzgeschwächte "Zebraherde" wartet am Sonnabend
ein ganz heißer Tanz: Beim letztjährigen Königsklassen-Dritten
KS Kielce werden über 4.000 Fans die "Hala Legionow" in einen
wahren Hexenkessel verwandeln, wenn der deutsche auf den
polnischen Doublesieger trifft. Für den THW Kiel bedeutet das,
im Kampf der beiden bisher ungeschlagenen Mannschaften in der
Vorrundengruppe B der
"VELUX EHF Champions League" kühlen Kopf zu bewahren. Die
Neuauflage des letztjährigen "kleinen Finales" der
Königsklasse beginnt um 18.15 Uhr, Eurosport zeigt das
Spitzenspiel live.
Seit einigen Jahren engagiert sich der millionenschwere
niederländische Unternehmer Bertus Servaas als Präsident von
KS Vive Kielce. Seit spätestens der vergangenen Saison hat
er sein Ziel erreicht: In Kielce hat er ein europäisches
Spitzenteam aufgebaut, das sich in der vergangenen Saison
zum ersten Mal überhaupt für das "VELUX EHF Final4" in Köln
qualifizierte. Mehr noch: Durch den
31:30-Erfolg
im "kleinen Finale" gegen den THW Kiel sicherten sich die
Polen bei ihrer insgesamt zehnten Königsklassen-Teilnahme
sogar Platz drei und spielten sich in den Fokus der
Handall-Öffentlichkeit.
Kielces Ziel ist Köln
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Rückraumspieler Michal Jurecki erzielte bislang 16 Treffer
in der Königsklasse.
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Kielce |
"Wer einmal in Köln war, will da immer wieder hin", sagt
Trainer Bogdan Wenta - und gibt seiner Mannschaft damit ein
unmissverständliches Ziel mit auf den Weg. Wenngleich auch
Wenta weiß, dass der Weg nach Köln in diesem Jahr
beschwerlicher als in der vergangenen Saison sein dürfte.
Denn während Kielce im vergangenen Jahr zehn Siege in zehn
Spielen in einer vergleichsweise leichten Vorrundengruppe
feierte, haben es die Polen in dieser Saison ungleich
schwerer. "In der Gruppenphase warten einige echte
Herausforderungen auf uns", hatte Wenta deshalb vor dem
Start des Wettbewerbs erklärt. "Wir haben eine viel
stärkere Gruppe als in der vergangenen Spielzeit zugelost
bekommen. Und kein Gegner wird uns nach dem dritten Platz
Anfang Juni mehr unterschätzen."
Weltklasse-Mannschaft
Tatsächlich dürfte aber nicht nur dieser Platz drei
maßgeblich dafür sein, dass man KS Vive Kielce in dieser
Spielzeit auf dem Favoriten-Zettel haben sollte. Denn
Servaas hat einen
Kader
zusammengestellt, der sich wie ein "Who is Who" des
polnischen Handballs ergänzt durch weitere Weltklasseakteure
liest. So holte er vor der vergangenen Saison mit den
Rückraumspielern Krzysztof Lijewski und Karol Bielecki
sowie Rechtsaußen Ivan Cupic gleich drei ehemalige
Rhein-Neckar Löwen nach Kielce. Zusammen mit dem
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Keeper Slawomir Szmal war Welthandballer des Jahres 2009.
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Kielce |
kroatischen National-Linksaußen Manuel Strlek und
weiteren aus der Bundesliga bekannten Akteuren wie
Michal Jurecki (Lübbecke, Hamburg), Torhüter Slawomir
Szmal, Grzegorz Tkaczyk (beide ehemalige Rhein-Neckar
Löwen) und Thorir Olafsson (Lübbecke) sowie
internationalen Größen wie dem langjährigen kroatischen
Nationalkeeper Venio Losert und Mittelmann Uros Zorman
(einst Ciudad Real) bilden diese das Gerüst einer
Mannschaft, die im Sommer noch einmal mit einer
Handball-Größe verstärkt wurde.
Weltmeister Aguinagalde kam
Denn im Rennen um den spanischen Weltmeister Julen
Aguinagalde, um den sich nach der Insolvenz von Atletico
Madrid halb Europa bemüht hatte, machte KS Vive Kielce
das Rennen. Der bullige, 195 Meter große Kreisläufer
unterschrieb einen Fünfjahresvertrag bei den Polen, der
ihm angeblich 1,5 Millionen Euro einbringen soll. Für
Aguinagalde musste mit Rasto Stojkovic ein weiterer
ehemaliger Bundesligaprofi (Nordhorn) weichen. Aguinagalde
stellte vor allem im polnischen Champions-League-Derby
gegen Orlen Wisla Plock seine Klasse unter Beweis: Mit
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Der begehrteste Spieler des vergangenen Sommers entschied
sich für Kielce: Julen Aguinagalde.
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Kielce |
neun Treffern war er maßgeblich am hart umkämpften 32:30
(16:17)-Erfolg Kielces in Plock beteiligt, der seiner
bisher verlustpunktfreien Mannschaft die Verteidigung
der Tabellenführung in der
Gruppe B
bescherte. Zuvor hatte Kielce die Partien gegen den
französischen Vizemeister aus Dunkerque (33:23) und den
portugiesischen Meister FC Porto (35:23) mehr als souverän
für sich entschieden.
Zorman verletzt
Doch der Erfolg gegen Plock hatte auch Schattenseiten für
den kommenden THW-Gegner: Mittelmann Uros Zorman zog sich
in der Partie eine Wadenverletzung zu, die ihn zu einer
Zwangspause von rund vier Wochen zwingt. Für ihn wird
Ex-Löwe Grzegorz Tkaczyk Regie führen. Bester Torschütze
von KS Kielce, im vergangenen Jahr polnischer Doublesieger,
ist Strlek mit bisher 18 Treffern vor Aguinagalde und
Jurecki mit jeweils 16 Torerfolgen.
Lauge dabei
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Linksaußen Manuel Strlek ist mit bislang 18 Treffern
erfolgreichster Schütze Kielces in der Königsklasse.
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Kielce |
Die Kieler machen sich am frühen Freitagmorgen auf den
Weg nach Kielce. Vom Hamburger Flughafen aus geht mit
dem Flugzeug via Frankfurt nach Krakau und dort mit dem
Bus in die etwa 100 Kilometer entfernte 200.000-Einwohner-Stadt.
Während
Aron Palmarsson in Kiel
bleiben wird, um die Reha-Maßnahmen nach seiner Knie-Operation
nicht zu unterbrechen, wird
Rasmus Lauge
trotz des Kopftreffers aus dem
Balingen-Spiel
dabei sein. "Uns erwartet dort ein ganz schweres Spiel", sagt
THW-Trainer
Alfred Gislason. Dem
pflichtet Linksaußen
Gudjon Valur Sigurdsson
bei: "Kielce hat eine absolute Weltklassemannschaft, gegen
die wir vor wenigen Monaten verloren haben. Zudem machen die
Fans dort eine großartige Stimmung." Gleichwohl, fügt der
Isländer an, fahre man nach Kielce, um dort zu gewinnen.
"Natürlich wollen wir dort siegen. Unser Ziel in der
Gruppenphase ist nicht nur die reine Qualifikation für
das Achtelfinale. Wir wollen Gruppenerster werden!"
Schiedsrichter der Partie, die ab 18.15 Uhr live bei
Eurosport gezeigt wird, sind die beiden Kroaten
Matija Gubica und Boris Milosevic,
als EHF-Delegierter wird der Grieche George Bebetsos in
Kielce am Zeitnehmertisch sitzen.
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Lesen Sie bitte auch
Die Füchse Berlin und die TSV Hannover-Burgdorf greifen im
EHF-Pokal
erst Ende November ins Spielgeschehen ein.
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Alle Spieltermine, Ergebnisse und Tabellen der
CL-Gruppenphase finden Sie hier.
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In der
Champions-League-Gruppe A haben
die Rhein-Neckar Löwen nach dem erlösenden Auswärtserfolg in Celje am
vergangenen Wochenende nachgelegt. Bereits am Donnerstagabend siegten sie
in St. Leon-Rot gegen den weiter punktlosen russischen Vizemeister St.
Petersburg HC deutlich mit 31:17 (14:8)
In der Gruppe D geht das Fernduell
zwischen den verlustpunktfreien Bundesligisten SG Flensburg-Handewitt und
Titelverteidiger HSV Hamburg in die vierte Runde. Die Mannschaft von
Trainer Martin Schwalb besiegte bereits am Donnerstagabend den schwedischen
Meister HK Drott Halmstad mühelos mit 39:30 (18:14), Flensburg will am
Samstagabend (20.00 Uhr) in Spanien bei Naturhouse La Rioja nachlegen.
Eurosport überträgt alle Partien live.
Aus den Kieler Nachrichten vom 18.10.2013:
Gislason: "Wir sind krasser Außenseiter"
Auf THW wartet in Kielce hohe CL-Hürde
Kiel. Die Pflichtaufgabe in der Handball-Bundesliga
gegen HBW Balingen-Weilstetten (35:24)
hat der THW Kiel souverän gelöst, nun steht der vierte Spieltag
in der Champions League an. Bühne ist diesmal die "Hala Legionow"
in Kielce, der Vorhang hebt sich morgen um 18.15 Uhr (live auf
Eurosport). Erwartet wird das Team von Alfred Gislason
vom polnischen Meister, der von Bogdan Wenta trainiert wird.
Wenta ist in Deutschland ein bekanntes Gesicht, so führte er bei
der WM 2007 die polnische Nationalmannschaft
ins Finale nach Köln. In der vergangenen Saison erreichte er mit
Kielce das Final4 in der Köln-Arena, besiegte dort im Spiel um
Platz drei einen THW Kiel (31:30), der nach
der Halbfinal-Niederlage gegen den HSV Handball (33:39)
tags zuvor völlig gefrustet in eine letztlich bedeutungslose Partie
gegangen war.
An Kielce haben die Zebras sonst durchweg positive Erinnerungen, so
siegten sie dort bei ihrem letzten Auftritt im März 2011 souverän mit
36:27 (18:11). Anlass war der letzte Spieltag
in der Gruppenphase der Champions League, der THW stand bereits als
Spitzenreiter fest, Kielce wurde mit einer mageren Bilanz von 4:16
Punkten nur Letzter. Trotzdem war die 4200 Zuschauer fassende Arena
ausverkauft, die Stimmung gigantisch.
Vier Punkte - diese Ausbeute hat das Wenta-Team schon jetzt übertroffen.
Am vergangenen Wochenende gewann Kielce das polnische Derby bei Wisla
Plock (30:28) und ist mit 6:0 Punkten die Nummer eins der
Gruppe B. Die Kieler, ebenfalls
mit drei Siegen gestartet, sind aufgrund des schlechteren Torverhältnisses
Zweiter.
Daran, dass sich das 2011-Ergebnis wiederholen wird, glaubt bei den
Kielern keiner, zumal Aron Palmarsson
(Knieschmerzen) erneut ausfallen wird. Der Isländer gehörte damals
zu den Besten, warf mit Christian Zeitz
und dem nach Veszprem abgewanderten Momir Ilic
20 Tore.
Die Polen, die für die kommende Saison bereits Ex-Zebra
Tobias Reichmann (derzeit Wetzlar)
verpflichteten, haben mächtig aufgerüstet. Zuletzt unterschrieb der
spanische Weltklasse-Kreisläufer Julen Aguinagalde (32), aus der
Konkursmasse von Atletico Madrid auf den Transfermarkt gespült, einen
Fünf-Jahres-Vertrag, der ihm 1,5 Millionen Euro einbringen soll. "Wir
sind in Kielce nur krasser Außenseiter", sagt Gislason,
der im Balingen-Spiel um seinen besten Angreifer bangen musste.
Marko Vujin kugelte sich ein Gelenk
seines linken Daumens aus, ließ ihn tapen und warf anschließend
tapfer weiter Tor um Tor. Der Serbe ist also dabei, wenn der THW-Tross
heute zum zweiten Mal in dieser Saison nach Polen aufbrechen wird.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 18.10.2013)
Aus den Kieler Nachrichten vom 19.10.2013:
In Kielce geht das Handball-Fieber um
THW kommt: "Hala Legionow" war innerhalb von Minuten ausverkauft
Kielce. Die "Hala Legionow" war innerhalb von
zehn Minuten ausverkauft, der in Polen als Held gefeierte
Sänger Andrzej "Piasek" Piaseczny wird als einer der
4200 Zuschauer auf der Tribüne sitzen, wenn heute Abend
der polnische Handballmeister Vive Kielce (18.15 Uhr/Eurosport)
in der Champions League den THW Kiel erwartet.
Die Gäste, die auf Aron Palmarsson
(Knieschmerzen) verzichten müssen, flogen gestern nach Krakau,
von dort mit dem Bus in die rund 100 Kilometer entfernte 200
000-Einwohnerstadt Kielce. Im Bus saß auch Kreisläufer
Patrick Wiencek (Zerrung), der aber
laut Alfred Gislason "hundertprozentig"
nicht zum Einsatz kommen wird. Auf
Tjark Müller, der am vergangenen
Wochenende mit nach Porto gereist war, verzichtete
Gislason auch. Der Trainer erwartet
einen "extrem robusten" Gegner, einen, der für den 20-jährigen
Müller aus dem Nachwuchsteam des
Rekordmeisters noch eine Nummer zu robust sein dürfte.
Gislason geht davon aus, nur dann
eine Chance im Hexenkessel von Kielce zu haben, wenn die
kroatischen Unparteiischen für faire Rahmenbedingungen sorgen.
Als der THW vor knapp vier Wochen mit Wisla Plock den zweiten
polnischen Gruppengegner besuchte, durfte der Gegner insbesondere
mit Kreisläufer Rene Toft Hansen nach
Lust und Laune verfahren. Den dramatischen 34:33-Sieg
bezahlte der Däme mit einer zerstörten Lippe, einem Cut über dem
Auge und einem blutenden Hinterkopf. In Kielce treffen die Zebras
auf viele alte Bekannte, so gehörten unter anderem Slawomir Szmal,
Karol Bielecki, Grzegorz Tkaczyk, Krzysztof Lijewski (alle
Rhein-Neckar Löwen) und Michal Jurecki (TuS N-Lübbecke) über
viele Jahren zum festen Inventar der Bundesliga.
Vor elf Jahren übernahm der niederländische Unternehmer Bertus
Servaas, Eigentümer der VIVE Textile Recycling, den Verein. Seitdem
führt Kielce den Zusatz "Vive" im Namen. Mit den Servaas-Millionen
baute der mittlerweile zehnmalige Meister Schritt für Schritt eine
Mannschaft auf, die in der vergangenen Saison erstmals das Final4 in
Köln erreichte, die Endrunde der Champions League. "Wer einmal da war,
der will immer wieder hin", sagt Bogdan Wenta, seit fünf Jahren Trainer
in Kielce. "Wir wollen in dieser Saison beweisen, dass wir keine
Eintagsfliege sind." Wie die Zebras löste auch die aktuelle Nummer eins
der polnischen Liga sein Aufwärmprogramm souverän. Am Mittwoch gewann
Kielce gegen SPR Stal (7.) mit 38:31und führt mit sieben Siegen in
sieben Spielen und einer Tordifferenz von plus 73 die Tabelle vor Plock
(14:2) an. In der Champions League gewann das Wenta-Team bislang
ebenfalls alle Spiele - 6:0 Punkte, Platz eins vor den Kielern, die
auch noch ihre weiße Weste tragen. "Ich mache mir in unserer derzeitigen
Situation aber keine große Illusionen", sagt
Gislason, der erneut darauf hoffen muss, dass
Wael Jallouz seine Fehlerquote in einem
erträglichen Rahmen hält. "Wenn Filip
(Jicha, d. Red.) eine Pause braucht, muss sein Stellvertreter gut
spielen", sagt Gislason. Ansonsten wäre
alles, was sich die Mannschaft zuvor erarbeitet hätte, innerhalb weniger
Minuten wieder hinfällig. "Kielce gehört für mich zu den Vereinen mit den
größten Chancen, das Final4 in Köln zu erreichen", sagt
Gislason.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 19.10.2013)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
KS Vive Targi Kielce (POL) - THW Kiel
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
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TV-Tipp:
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TV: Eurosport:
Sa., ab 18.15 Uhr: KS Vive Targi Kielce (POL) - THW Kiel
live aus der "Hala Legionow", Kielce