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03.02.2005 WM 2005 / Interview

KN-Interview mit Christian Zeitz: "Solange Brand mich will, bleibe ich dabei"

Hammamet - Nicht nur für die deutsche Mannschaft, auch für Christian Zeitz persönlich verläuft die Handball-WM in Tunesien ernüchternd. Bundestrainer Heiner Brand hat den THW-Spieler als Sündenbock ausgeguckt. Gegen die Vorwürfe wehrt sich der Kieler im KN-Interview mit Wolf Paarmann:
Kieler Nachrichten:
Herr Zeitz, der Bundestrainer ist mit Ihnen bei diesem Turnier nicht zufrieden und wirft Ihnen mangelnde spielerische Disziplin vor. Hat er damit Recht?
Christian Zeitz:
Wenn ich eine Chance sehe, ein Tor zu machen, dann werfe ich auch. Das ist mein Stil. Ein Volker Zerbe kann man aus mir nicht machen. Ich spiele mit hohem Risiko und mache dabei auch Fehler. Bei meinem Verein bekomme ich die Zeit, meine Fehler auch wieder selbst auszubügeln. In der Nationalmannschaft nicht. Gegen Ägypten habe ich versucht, das Spiel zusammen zu halten und zwölf Minuten lang nur den Ball abgespielt. Das liegt mir aber nicht.
Kieler Nachrichten:
Heiner Brand erwartet von Ihnen einen schnellen Lernprozess. Sonst könnte er es sich auch vorstellen, künftig auf den Nationalspieler Zeitz zu verzichten. Würde Sie das treffen?
Christian Zeitz:
Klar. Ich spiele gerne für Deutschland. Das ist eine große Ehre. So lange Heiner Brand mich will, bleibe ich dabei. Auch wenn mein Körper sich über eine Pause freuen würde. Aber wenn ich nicht mehr gebraucht werde, dann konzentriere ich mich eben darauf, beim THW Kiel meine Leistung zu bringen.
Kieler Nachrichten:
Sie werden gegen Schweden Ihr 100. Länderspiel machen. Hat das eine besondere Bedeutung?
Christian Zeitz:
Nein. Ein 100. Geburtstag wäre eine besondere Zahl. Im Vergleich zu den 340 Länderspielen von Klaus-Dieter Petersen sind 100 Einsätze nicht viel. Aber um "Pitti" zu erreichen, muss ich noch 20 Jahre spielen.
Kieler Nachrichten:
Wenn Sie auf der Ersatzbank sitzen, wirken Sie oft teilnahmslos, während Ihre Kollegen Emotionen zeigen. Warum?
Christian Zeitz:
Wenn ich nur kurze Einsätze bekomme, kann ich keine Emotionen aufbauen. Dafür muss ich länger spielen. In Angriff und Abwehr. So wie gegen die Kroaten in der zweiten Halbzeit. Dann werde ich auch emotional. Wenn ich ausgewechselt werde, ärgere ich mich in erster Linie über die Bälle, die ich verworfen habe.
Kieler Nachrichten:
Sie sind neben Florian Kehrmann der einzige Spieler im WM-Kader, der sich seit Januar letzten Jahres fast ohne Pause gleich auf drei große Turniere vorbereitet hat. Merken Sie diese zusätzliche Belastung?
Christian Zeitz:
Ich habe während Olympia nur wenig gespielt und bin mit einigen Kilogramm Übergewicht nach Kiel zurück gekommen. Da musste ich dann im Training Extraschichten einlegen, um wieder in Schwung zu kommen. Dazu habe ich keine Lust. Diesmal wird es aber nicht anders sein. Ich fühle mich nicht fit.
Kieler Nachrichten:
Hat Ihr Selbstvertrauen darunter gelitten, dass sie eine schwache WM gespielt haben?
Christian Zeitz:
Nein. Ich weiß, was ich kann und dass ich beim THW Kiel ein ganz anderes Spiel spielen darf.
Kieler Nachrichten:
Wie lautet Ihr WM-Fazit?
Christian Zeitz:
In der Vorrunde bei dieser WM fehlte uns auch das Glück. Wenn wir mit drei Punkten in die Hauptrunde starten, hätten die Spanier eine ganz andere deutsche Mannschaft erlebt. Da fehlte uns einfach das Selbstvertrauen, das wir am Anfang des Turniers noch hatten. Wenn Spieler wie Henning Fritz, Daniel Stephan, Markus Baur oder Pascal Hens dabei sind, haben wir eine richtig gute Mannschaft.
(aus den Kieler Nachrichten vom 03.02.2005)


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