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14.05.2009 Verein

Kieler Nachrichten: THW will bei Neuanfang auf das Tempo drücken

Uli Derad steht als Geschäftsführer fest - Karabatic-Wechsel ist weiter offen

Aus den Kieler Nachrichten vom 14.05.2009:

Kiel - Die Wiege für den radikalen Neuanfang in den Führungsgremien von Handballmeister THW Kiel steht nicht zufällig in den Kieler Räumen von Hauptsponsor "Provinzial". Dort traten Gesellschafter Dr. Georg Wegner und Ulrich Rüther, der Chef des Versicherungsunternehmens, am Dienstagabend zu später Stunde vor Kameras und Journalisten. Rüther gebrauchte das kraftvolle Wort "Befreiungsschlag", um den Stellenwert der Entscheidungen herauszustreichen.
Die "Provinzial" ist der wichtigste Geldgeber, pumpt zurzeit über 680 000 Euro jährlich in die Kassen des Rekordmeisters. Sie hatte die Umstrukturierung nach den schweren Imageverlusten durch die Manipulationsaffäre maßgeblich befeuert. Eckpunkte sind die Aufhebung der fünf Gesellschafterstellen, bisher alleiniges Machtzentrum im Club. Die Gesellschaftsanteile an der GmbH sollen auf die Kommanditgesellschaft übertragen werden. Bisher waren die Gesellschafter mit 5000 Euro Einlage dabei, während die 26 Kommanditisten über eine Million in den Club gesteckt haben. Sie waren die eigentlichen Eigentümer des THW, hatten aber nichts zu bestimmen. Künftig sollen zwei Geschäftsführer installiert und als zentrales Kontrollorgan einen fünfköpfigen Aufsichtsrat an die Seite gestellt bekommen. Gewählt wird dieser alle fünf Jahre neu. Das eigentliche Konzept zur Neuordnung stammt aus der Feder eines Gesellschafters.

Man wolle jetzt aufs Tempo drücken, sagte gestern ein Mitglied aus dem Sponsorenpool. Es wird damit gerechnet, dass die neuen Strukturen Mitte Juni festgezurrt und die Personalfragen bis dahin weitestgehend geklärt sind. Eine Personalie ist mittlerweile amtlich: Uli Derad, der THW-Wunschkandidat für eine der beiden Geschäftsführerstellen, gab gestern endgültig grünes Licht. Am 1. Juli tritt der 43-jährige "Hauptamtliche" vom Bundesliga-Rivalen TSV Dormagen seinen Dienst in Kiel an.

Die Probleme mit der sechsmonatigen Kündigungsfrist sind aus dem Weg geräumt. Der THW habe mit einer Ablösesumme nachgeholfen. "Jetzt werde ich alles dafür tun, dass in Dormagen ein reibungsloser Übergang geschaffen wird", sagt der ehemalige Nationalspieler, der zwölf Jahre beim TSV tätig war. "Ich gehe mit Wehmut, freue mich aber sehr auf Kiel. Es prickelt schon."

Wer neben Derad zweiter Geschäftsführer wird, steht in den Sternen. Sabine Holdorf-Schust, die diesen Posten zurzeit ausfüllt, will wieder in die Geschäftsstellen-Leitung zurückkehren. "Ich habe den Job als Geschäftsführerin immer als befristet betrachtet." Sobald ein Kandidat gefunden sei, sagt sie, "trete ich zurück." Frau Holdorf-Schust empfindet es übrigens als "schade, dass die Gesellschafter nach 17 Jahren ehrenamtlicher Arbeit, in denen sich alle kräftig engagiert haben, zurückziehen werden. Aber es besteht auch eine Notwendigkeit."

Ob es in den neuen THW-Strukturen einen Platz für Ex-Manager Uwe Schwenker geben wird, ist unwahrscheinlich, auch wenn Noch-Gesellschafter Willi Holdorf sagt: "Das müssen die neuen Geschäftsführer und der Aufsichtsrat entscheiden." Schwenker, der weiterhin unter dem Verdacht der Untreue steht, will eine Agentur gründen. "Ich bin dann offen für alle." Bis zum 30. Juni betreut der 50-Jährige weiterhin THW-Spieler-Personalien. "Bild" meldete gestern den Weggang von Nikola Karabatic und Vid Kavticnik, doch Schwenker dementierte. "Nichts steht fest. Erstens fehlt ein lukratives Angebot und zweitens haben wir keine Alternativen. Solange da nichts geschehen ist, müssen Nikola und Vid bleiben."

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 14.05.2009)


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