05.-07.12.2006 - Letzte Aktualisierung: 07.12.2006 | Champions League |
Update #3 | Living Sports-Berichte, KN-Vorbericht vom 07.12. und KN-Vorbericht vom 06.12. ergänzt... |
Das Team von Chambery Savoie HB: Gegner des THW im
Achtelfinale der Champions League.
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Chambery |
So gehen die Kieler gestärkt und als klarer Favorit in das Rückspiel im eigenen "Wohnzimmer" Ostseehalle. Selbst die französischen Gäste glauben nicht mehr an ihre große Chance, erstmals die Runde der letzten Acht in der Königsklasse zu erreichen. Trainer Phillippe Gardent stapelte nach der Hinspielpartie bewusst tief und sprach sogar von einer ganzen Dimension, die sein Team von dem des THW trennen würde. Während Chambery "nur" gute Spieler in den Reihen hätte, wären in Kiel alle Akteure weltklasse.
Dennoch werden die Zebras ihren Gegner, den wir Ihnen bereits im Vorbericht zum Hinspiel ausführlich vorgestellt haben, nicht auf die leichte Schulter nehmen. Einen klaren Sieg gegen die Franzosen wird auch Noks Serdarusic als Ziel ausgeben, damit seine Spieler erst gar keine Zweifel am Viertelfinaleinzug aufkommen lassen.
Das Rückspiel wird vom Schweizer Schiedsrichtergespann Stephan Vitzthum und Francis Choquard (SUI) gepfiffen, als EHF-Beobachter wird in Kiel der Norweger Bjorn Hogsnes erwartet.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den living sports-Vorbericht und living sports-Chambery-Bericht..
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Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Für Nikola Karabatic und Thierry Omeyer werden bei der Begegnung mit Chambery Savoie HB besondere Erinnerungen wach. Die beiden Franzosen in Kieler Diensten über das Wiedersehen mit alten Bekannten.
Auf dem Hamburger Flughafen erreichte Nikola Karabatic die Nachricht. Klaus-Dieter Petersen hatte ihn angerufen und ihm erzählt, dass der THW Kiel im Achtelfinale der Champions League gegen den französischen Vizemeister Chambery Savoie HB antreten muss. "Besser geht es nicht", freute sich der 22-jährige, der in der französischen Liga mit Montpellier HB oft genug auf das Team aus der Nähe von Lyon traf. Ihm und dem zweiten Franzosen im Team des THW Kiel, Thierry Omeyer, ist Chambery wohl bekannt und gerade das macht es für die beiden zu einem ganz besonderen Spiel. "Ich habe mich sehr gefreut, als ich hörte, dass wir nach Frankreich reisen dürfen", so Omeyer, der aus seiner Zeit in der französischen Liga noch viele Spieler bei Chambery kennt und mit einigen gut befreundet ist.
"Meine einzige, aber bleibende Erinnerung an Chambery ist, dass ich mit Montpellier jede Begegnung in der Liga gewonnen habe", erzählt Nikola Karabatic - hoffentlich ein gutes Omen. Absolute Spitzenspiele zwischen Montpellier und Chambery hat Thierry Omeyer noch immer im Kopf hat. Und auf ein eben solches Spitzenspiel hoffen beide nun auch in der Champions League.
Mit Chambery Savoie HB kommt heute Abend der amtierende französische Vizemeister in die Ostseehalle, doch "mit dem aktuellen Tabellen-Zweiten aus Frankreich haben wir zum Glück nicht den schwersten Gegner aus dem Lostopf gezogen", glaubt Karabatic. "Chamberys Trainer sagte vor der Auslosung, dass sich wohl viele Teams wünschen würden, gegen sie zu spielen. Aber für uns wird das sicher kein Spaziergang", meint der französische Nationaltorhüter Omeyer.
Die typisch französisch aufspielende Mannschaft aus Chambery, deren "Prunkstück die Abwehr ist und die mit vielen ehrgeizigen jungen Leuten nach Kiel kommt", qualifizierte sich mit 7:5 Punkten als Gruppenzweiter für das Achtelfinale, "hat aber auf dem internationalen Parkett wenig Erfahrung", sagt Karabatic. "Für uns wird es aber trotzdem nicht leicht. In der französischen Liga spielen sie gut und sind in der Spitzengruppe mit dabei."
Ob der Rückraumspieler dem Deutschen Meister allerdings bei der heutigen Partie in der Ostseehalle helfen kann, ist ungewiss. "Ich möchte nichts überstürzen. Der verletzte Ellenbogen ist an meinem Wurfarm, da muss ich vorsichtig sein", sagt Karabatic. "Natürlich möchte ich meine Mannschaft gern unterstützen, will aber kein Risiko eingehen". Im Dezember würden noch eine Reihe von schweren Spielen auf den THW warten und da sei es für ihn wichtig, dabei sein zu können.
Sein Ex-Klub, der französische Meister Montpellier HB, bei dem Karabatic gemeinsam mit Omeyer von 2000 bis 2005 zusammen spielte, hat es im Achtelfinale deutlich schwerer erwischt als die Kieler. Das Team um Trainer Patrice Canayer trifft auf den FC Barcelona, den sechsmaligen Rekord-Champion - keine leichte Aufgabe. "Nach zwölf Spielen steht Barca nur auf Platz vier und hat es anscheinend in dieser Saison nicht so leicht in der Liga", analysiert Omeyer. "Nun müssen sie in der Champions League alles geben und so den verpatzten Saisonstart wieder ausbügeln." Trotzdem drückt Omeyer seinen alten Freunden die Daumen. "Montpellier hat eine realistische Chance, sich gegen den FC Barcelona durchzusetzen. Aber es wird nicht einfach", schätzt Omeyer. Aber die Hoffnung bleibt. Denn insgeheim träumen er und Karabatic von einem weiteren Ausflug zurück in die Heimat.
(aus dem offiziellen THW-Hallen-Magazin "zebra")
Die Champions League lässt die Handballer des THW Kiel quer durch Europa reisen. Schöne Städte, arme Regionen und reiche Vielfalt - so vielseitig wie Europa gestaltet sich auch deren handballerische Königsklasse.
An einen wahrhaft schönen Ort brachte die Zebras die "Tour d'Europe" am vergangenen Montag. Die Auslosung hatte es offenbar gut mit den Kielern gemeint - zumindest, was die Örtlichkeit ihres Achtelfinal-Hinspieles angeht. Sie stiegen im Alpenparadies Chambery aus dem Bus, jener rund 54.000 Einwohner zählenden französischen Universitätsstadt im Departement Savoie. Savoyen ist die höchstgelegene Landschaft Europas, ihr bekanntestes Aushängeschild der mit 4.809 Metern höchste Berg der Alpen: der Mont Blanc. Trotzdem mussten sich die Kieler nicht an die Höhenluft gewöhnen, liegt Chambery als Hauptstadt Savoyens doch trotz seiner Alpenrandlage "nur" 271 Meter über dem Meeresspiegel.
Urlaubsstimmung hätte auch bei Stefan Lövgren und Co. aufkommen können, wäre da nicht der dicht gedrängte Zeitplan gewesen. Anreise per Flugzeug und Bus via Hamburg und Genf, Training, Spiel, Rückreise, Training, Spiel - der Rhythmus der Zebras in den anstrengenden Dezember-Tagen ließ keine Zeit für ausgiebiges Bestaunen der Sehenswürdigkeit Chamberys. Kein Blick also für die malerische Altstadt mit ihrer im 15. und 16. Jahrhundert erbauten Cathedrale metropolitaine St-Francois-de-Sales, keine Zeit für das wohl berühmteste Monument der Stadt: Der Elefantenbrunnen,1838 zum Gedenken an General Graf von Boigne errichtet. Die Elefanten ohne Hinterteil erinnern an die Abenteuer dieser in Chambery geborenen Persönlichkeit, die mit unwahrscheinlichen Reichtümern und einem Grafentitel aus den Kolonien zurückkehrte und später von Napoleon zum Präsidenten des Departments Mont Blanc ernannt wurde. Auch für die natürlichen Schönheiten der Region, mit dem größten Natursee Frankreichs Lac Du Bourget, blieb kaum mehr als ein flüchtiger Blick. Selbst das Chateau de Chambery, ehemaliger Wohnsitz der Herrscher Savoyens, in dessen Hochzeitskapelle einst König Ludwig XI ehelichte, konnte aus Zeitgründen nicht besichtigt werden. Am Wohnhaus Jean-Jaques Rousseaus, der als Philosoph als einer der Wegbereiter für die Thesen der Französischen Revolution gilt, kamen die Zebras indes nur auf ihrer Fahrt zum Spielort, der Olympiahalle in Albertville vorbei.
Wenige Kilometer von Chambery entfernt, genießt das 20.000-Einwohner-Städtchen weit größere Berühmtheit als die eigentliche Hauptstadt Savoyens. Der Grund ist allen Sportfans wohl bekannt: Die XVI. Olympischen Winterspiele 1992 ließen den Bekanntheitsgrad der Savoyer Alpen und des Hauptausrichtungsortes Albertville sprunghaft steigen. Und so sind natürlich die Überbleibsel der Winterspiele großer touristischer Anlaufpunkt, wenngleich auch Albertville mit einer traumhaft schönen Altstadt zu glänzen weiß. Doch auch in Albertville ließ der enge Zeitplan der Zebras keine großen Besichtigungstouren zu, sodass Ausflüge in das zu einem Freizeitpark umgebaute olympische Dorf und das Museum zu den XVI. Olympischen Winterspielen nicht möglich waren - schließlich stand der Handball und nicht das Erkunden touristischer und sportlicher Sehenswürdigkeiten im Vordergrund der Reise in das Alpenparadies. Immerhin: Mit dem Spiel in der Olympia-Halle des Wintersportzentrums Albertville schnupperten die Kieler ein wenig vom olympischen Geist, der die Savoyen seit 1992 erfasst hat. Und wer weiß, vielleicht wird das ein oder andere Zebra noch einmal zurückkehren, um der schönen Gegend einen - rein privaten - Besuch abzustatten. Man kann sich auch auf den endlos langen Skipisten fit halten und den Körper ordentlich in Schwung bringen.
(aus dem offiziellen THW-Hallen-Magazin "zebra")
Für den dritten deutschen Vertreter in der Königsklasse ist hingegen das Weiterkommen nur noch Formsache: Der VfL Gummersbach empfängt am Samstag um 19.30 Uhr den russischen Meister Medwedi Tschechow, nachdem die Oberbergischen das Hinspiel auswärts bereits mit 37:31 gewonnen hatten. Eurosport überträgt auch diese Partie live.
Im EHF-Pokal ist der TBV Lemgo ausgeschieden. Am Mittwochabend besiegten die Ostwestfalen den französischen Vertreter Dunkerque HB zwar mit 31:27 (14:16), doch fehlte dem TBV letztlich ein Tor, um das 30:35 noch wettzumachen.
Im rein deutschen Duell empfängt die SG Kronau/Östringen den SC Magdeburg am Samstag um 15.30 Uhr. Die Bördestädter stehen dabei bereits mit einem Bein im Viertelfinale, nachdem sie in der Vorwoche das Hinspiel souverän mit 39:26 (19:10) für sich entschieden.
Auch der deutsche Pokalsieger HSV Hamburg kann im Pokal der Pokalsieger für das Viertelfinale planen. Nach dem deutlichen 39:26 (19:12) im Hinspiel reisen die Hansestädter am Wochenende ins polnische Plock. Anwurf ist dort am Samstag um 15.15 Uhr.
Aus den Kieler Nachrichten vom 06.12.2006:
Gardent und sein verlängerter Arm auf dem Feld, Jackson Richardson, hatten nicht mit diesem Ergebnis gerechnet. Schließlich gewannen sie noch am vergangenen Mittwoch ihr Ligaspiel bei Dünkirchen HB mit 26:24. Jener Mannschaft, die am Sonntag im EHF-Cup überraschend den TBV Lemgo (35:30) gerupft hatte. Die einfache Rechnung der Franzosen: Bewegen sich Kiel und Lemgo, am Sonnabend (15 Uhr) zu Gast in der Ostseehalle, auf Augenhöhe, dann wären sie gegen den deutschen Meister nicht chancenlos. Zahlen, die auch bei den THW-Verantwortlichen Besorgnis ausgelöst hatten. So wehrte sich Trainer Noka Serdarusic bis zuletzt energisch gegen die Favoritenrolle.
Doch auch diese Gleichung hatte ihre Unbekannte - den THW Kiel. Die klassische 5:1-Deckung des französischen Vizemeisters erlebte am Montagabend in der "Halle Olympique" von Albertville ein Waterloo. Immer wieder rissen die Kieler mit ihren flinken Außen Henrik Lundström, Vid Kavticnik und Dominik Klein große Lücken in das Prunkstück von Chambery. "Wir haben gut zugehört, was Noka uns gesagt hat", sagte Nikola Karabatic, der nach fast vierwöchiger Verletzungspause sein Comeback gab.
In der Halbzeit hatte die Geduld von Gardent ein Ende. "Er hat mit seinen Spielern auf dem Weg in die Kabine ordentlich geschimpft", meinte Kiels Franzose Thierry Omeyer. Gardent setzte Richardson (37) auf die Bank und gab jüngeren Spielern wie Benjamin Gille, dem 24-jährigen Bruder von Bertrand und Guillaume Gille (beide HSV Hamburg), eine Chance. In der Defensive versuchten es die Gastgeber mit einer sehr innigen Manndeckung und einer Extraportion Adrenalin. Zudem löste Cyril Dumoulin den enttäuschenden Serben Nebojsa Stojinovic im Tor ab. "Mit ihm hatten wir deutlich mehr Probleme", lobte THW-Kapitän Stefan Lövgren den 22-Jährigen.
Ende der zweiten Halbzeit flachte die Konzentration der Kieler, die teilweise mit acht Toren geführt hatten, ab. Zudem forderte die effektive, aber sehr arbeitsintensive, 5:1-Deckung ihren Tribut. Kapital konnten die Franzosen daraus nicht schlagen. "Wir haben gegen ein großes Team verloren", meinte der tschechische Nationalspieler Karel Nocar. "Nach der Pause haben wir aber wenigstens gut gekämpft." Für das morgige Rückspiel (19 Uhr, Ostseehalle) wird das nicht reichen, um erstmals in der Vereinsgeschichte das Viertelfinale zu erreichen.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 06.12.2006)
Aus den Kieler Nachrichten vom 07.12.2006:
In überzeugender Manier hatte der deutsche Meister am Montag in Albertville bereits das Hinspiel (39:33) gegen Chambery HB gewonnen. Zudem meldeten sich Vid Kavticnik und Nikola Karabatic nach ihren Verletzungspausen zurück - was soll also passieren? Vorlagen dieser Art liebt Noka Serdarusic gar nicht. "Erleichtert bin ich erst, wenn wir nach dem Abpfiff tatsächlich im Viertelfinale sind."
Der THW-Trainer hat bei seinem intensiven Studium von Chambery-Videos auch das zweite Gesicht des französischen Vizemeisters gefunden. In der Vorrunde hätten Richardson & Co beispielsweise ihr Heimspiel gegen Kolding IF (26:32) hoch verloren und in Dänemark (32:32) lange wie Sieger ausgesehen. "Da hat auch Richardson überragend gespielt", weiß Serdarusic, den vor allem die beiden Außen der Franzosen, Laurent Busselier und Guillaume Joli, begeisterten. "Die sind genauso so schnell unterwegs wie meine Jungs."
Nikola Karabatic glaubt allerdings nicht daran, dass seine Landsleute gestern mit großen Hoffnungen in Kiel gelandet sind. "Die rechnen sich nichts aus." Da allerdings das französische Fernsehen die Partie live übertragen wird, erwartet der 22-Jährige einen Gast, der zumindest um sein Image bemüht sein wird. "Aber so können auch wir allen in Frankreich zeigen, dass wir die Besten sind", meint Karabatic, der bereits 42 Stunden später wieder an seinem Arbeitsplatz erwartet wird. Am Sonnabend (15 Uhr, live im NDR) ist im Spitzenspiel der Handball-Bundesliga der TBV Lemgo zu Gast. Schonen will sich Karabatic heute Abend trotzdem nicht. "Warum? Ich bin doch wieder fit."
Sein Kollege Dominik Klein ist zudem überzeugt, dass die Kieler trotz ihres Sechs-Tore-Polsters gegen Chambery keinen kleineren Gang einlegen können. "Der Tempohandball ist bei uns mittlerweile automatisiert", sagt der Linksaußen, der gestern noch mit seiner hohen Fehlerquote im Hinspiel haderte. "Die Anspannung war bei allen riesig gewesen und ich habe meine Nerven am Anfang einfach nicht in den Griff bekommen", meinte Klein, der sein erstes Achtelfinale in einem Europapokal erlebte. "Die K.O.-Situation war für mich völlig neu." Allerdings hätten ihm die anderen Zebras immer wieder Mut zugesprochen. "So lange ich auf der Platte stehen darf, sollte ich auch weiter werfen", meinte Klein, der in den Augen seiner Mitspieler nur eines nicht machen durfte - einen Wurf verweigern.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 07.12.2006)
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