Das Team von Chambery Savoie: Gegner des THW in der Gruppenphase der Champions League. © Chambery

Für den französischen Vizemeister geht es allerdings ebenfalls um sehr viel. Mit einem Sieg gegen den THW Kiel könnte die Mannschaft von Philippe Gardent, die wir Ihnen bereits im Vorbericht zum Hinspiel ausführlich vorgestellt haben, einen riesigen Sprung Richtung Achtelfinaleinzug unternehmen. Noch liegt Chambery auf dem dafür minimal benötigten vierten Platz, doch die Verfolger aus Celje und Kielce treffen am Samstag gleichzeitig in Slowenien aufeinander, der Gewinner könnte zu den Franzosen aufschließen.

Weltmeister Bertrand Roine, der bereits das Hinspiel verpasste, fehlt erneut verletzt. © ehfcl.com

Der französische Meister von 2001 und neunfache Vize, der dabei stets dem großen Rivalen aus Montpellier den Vorzug lassen musste, tritt dabei mit breiter Brust gegen den Titelverteidiger der Champions League an. Denn seit fast einem Jahr, genau genommen seit dem 28. Februar 2010, hat Chambery Savoie nicht mehr im "Le Phare", der fast 4.500 Zuschauer fassenden Mehrzweckhalle, verloren. Damals gab es im letzten Heimspiel der letztjährigen CL-Gruppenphase eine 24:29-Pleite gegen die Rhein-Neckar Löwen. Doch seitdem eilten die "Savoyards" von Sieg zu Sieg. In dieser Saison traten sowohl Kielce (26:27) als auch Celje (24:30) und sogar der FC Barcelona (26:27) ohne Punkte die Heimreise aus Frankreich an. Und in der französischen Liga gewann Chambery Savoie saisonübergreifend gar die letzten 27 Spiele, zu Hause wurde selbst Montpellier AHB zweimal geschlagen. Dementsprechend liegt der Verein in der Liga mit 28:0 Punkten nach 14 Spieltagen vor dem ewigen Rivalen, der aber ansonsten ebenfalls jede Partie gewinnen konnte und mit 26:2 Zählern den zweiten Platz belegt. Gut möglich also, dass Mitte Mai beim Rückspiel in Montpellier die Meisterschaft entschieden wird. Da in Frankreich bei Punktgleichheit der direkte Vergleich zum Tragen kommt, würde Chambery nach dem 34:31-Hinspielerfolg daher eine knappe Niederlage gegen Nikola Karabatic & Co reichen - vorausgesetzt, die beiden Dominatoren geben gegen die restliche Konkurrenz keine Zähler ab. Abseits des Ligabetriebs trafen Montpellier und Chambery indes noch zweimal auf neutralem Parkett aufeinander, und beide Male konnte sich der Serienmeister durchsetzen: Sowohl im Finale der "Trophee des Champions" im September als auch im Endspiel des Ligapokals im Dezember konnte sich Montpellier jeweils knapp mit 32:29 duchsetzen.

Benjamin Gille zählt als einer der besten Abwehrspieler der französischen Liga. © ehfcl.com

Allerdings kam Chambery Savoie nach der WM in Schweden zwar erfolgreich, aber nicht souverän aus den Startlöchern. Im ersten Heimspiel war es 18 Paraden von Cyril Dumoulin und zehn Treffern von Damir Bicanic zu verdanken, dass Saint Raphael mit 35:33 besiegt werden konnte. Sechs Tage später gewann Chambery mit dem gleichen Ergebnis beim Tabellensiebten Ivry, wieder war Bicanic mit acht Treffern ein Sieggarant. Die Generalprobe am Dienstag gegen Nimes wäre letztlich sogar beinahe schiefgegangen. Das Schlusslicht der "D1" war im "Le Phare" nach 22 Minuten einer Überraschung nahe, führte mit 12:8, und lag auch zur Pause noch mit zwei Toren vorn. Erst nach dem Wechsel übernahm der Tabellenführer das Kommando und enteilte bis zur Schlussviertelstunde auf fünf Treffer, 26:21. Dennoch kamen die Gäste zurück, lagen 120 Sekunden vor dem Ende nur mit einem Tor zurück, verloren aber letztlich mit 30:32. Damir Bicanic untermauerte einmal mehr seine aktuell glänzende Form und war mit acht Treffern bester Schütze bei Chambery, auf der rechten Halbposition überzeugte Cedric Paty mit sieben Toren.

Aktuell in bestechender Form: Damir Bicanic. © ehfcl.com

Die Euphorie bei den "Savoyards" und ihren Fans ist vor dem Spiel gegen den THW Kiel, nicht zuletzt aufgrund der beiden Weltmeister Omeyer und Fernandez in Reihen des deutschen Rekordmeisters, riesig: Binnen weniger Stunden nach Kassenöffnung waren im Januar alle Tickets für die Partie vergriffen. Insgesamt werden am Samstag drei amtierende Weltmeister im "Le Phare" auflaufen: Der 22-jährige Linkshänder Xavier Barachet, der sich in der Nationalmannschaft einen Stammplatz im Rückraum ergattern konnte und erst 2012 zu Ciudad Real wechseln wird, wird auf Seiten Chamberys allerdings der einzige sein. Der in Schweden kaum eingesetzte Halblinke Bertrand Roine hatte sich Ende Januar einen Anriss der Achillessehne zugezogen und fällt noch einige Wochen aus.

Dem THW Kiel steht am Samstag zweifelsohne eine sehr schwere Aufgabe bevor, zumal mit Kim Andersson und dem in der letzten Saison aus Chambery verpflichteten Daniel Narcisse weiterhin zwei Schlüsselspieler fehlen werden. Einmal, im Dezember 2006, mussten die "Zebras" bislang auswärts bei den "Savoyards" antreten, in Albertville siegten die Kieler damals auch dank sieben Lundström-Treffern mit 39:33. Das Hinspiel in der Sparkassen-Arena-Kiel zum Auftakt der diesjährigen Europapokal-Saison gewannen die "Zebras" deutlich mit 35:23.

Die Partie am Samstag wird von den Montenegrinern Ivan Pavicevic und Milos Raznatovic geleitet, als EHF-Delegierter ist der Schweizer Felix Rätz vor Ort. Ebenfalls am Samstag versuchen Celje und Kielce im direkten Vergleich ihre wohl jeweils letzte Chance auf den Achtelfinaleinzug zu ergreifen. Der 8. Spieltag in der Gruppe A wird schließlich am Sonntag mit dem Spitzenspiel zwischen den Rhein-Neckar Löwen und dem FC Barcelona in der SAP-Arena abgeschlossen.

(Sascha Krokowski / Dr. Oliver Schulz)

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

Lesen Sie bitte auch

• den KN-Vorbericht vom 19.02.,
• den Spielbericht zum Heimspiel gegen Chambery,
• die Vorbericht zum Heimspiel mit ausführlicher Kadervorstellung Chamberys und
• die Hinweise zu den Partien der anderen deutschen Europapokal-Teilnehmer.

 

Die anderen deutschen Europapokal-Teilnehmer

Die drei weiteren deutschen Starter in der Champions League greifen erst am Sonntag wieder an: Den Auftakt machen die Rhein-Neckar Löwen mit ihrem Heimspiel gegen den FC Barcelona. Für beide Mannschaften geht es noch um den Gruppensieg in der Kieler Gruppe A, sie sind aber auf einen Ausrutscher des THW angewiesen. Der Anwurf erfolgt um 15.30 Uhr in der SAP-Arena, Eurosport überträgt diese und auch die Partien von Flensburg und Hamburg live.

Der Tabellenführer der TOYOTA Handball-Bundesliga beschließt ab 17.00 Uhr das deutsch-französische Wochenende in der Königsklasse mit seinem Heimspiel gegen Montpellier AHB. Der HSV Hamburg benötigt dabei unbedingt einen Sieg, um nicht auch noch den zweiten Platz in der Gruppe B hinter Veszprem aus den Augen zu verlieren.

Und auch in Flensburg steht das absolute Spitzenspiel der Gruppe D auf dem Plan. Die Nordlichter empfangen ab 18.45 Uhr den spanischen Spitzenclub Ciudad Real.

Im EHF-Pokal stehen an diesem und dem nächsten Wochenende die Achtelfinalpartien an. Der TBV Lemgo trifft dabei am Samstag um 19.00 Uhr in der Lipperlandhalle auf den türkischen Vertreter Besiktas Istanbul. Nur eine halbe Stunde später wird in der EWS-Arena in Göppingen die Partie zwischen FrischAuf und Metalurg Skopje (MKD) angepfiffen. Der TV Großwallstadt tritt schließlich am Sonntag um 19.00 Uhr in Dänemark bei Bjerringbro-Silkeborg an.

Und auch der VfL Gummersbach, Titelverteidiger im Pokal der Pokalsieger, ist an diesem Wochenende international im Einsatz. Die Oberbergischen treffen am Samstag in der Runde der letzten 16 um 19.00 Uhr auswärts auf den portugiesischen Club Xico Andebol.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 19.02.2010:

Mit einem Sieg im Achtelfinale

Den THW erwartet beim Champions-League-Gegner Chambery Savoie HB die "Hölle" - Jicha ist wieder fit

Chambery. In der Handball-Bundesliga hat Meister THW Kiel nach der WM-Pause Fahrt aufgenommen, heute kehren die "Zebras" beim französischen Tabellenführer Chambery Savoie HB auf die Champions-League-Bühne zurück. Anpfiff in der prachtvollen Sportarena Le Phare ist um 18 Uhr, TV-Sender Eurosport überträgt live.

Titelverteidiger THW führt die Vorrundengruppe A mit zehn Zählern punktgleich vor den Rhein-Neckar Löwen an, weist ein um vier Treffer besseres Torverhältnis auf. Mit einem Sieg könnten die Kieler den Einzug ins Achtelfinale vorzeitig perfekt machen, erklärtes Ziel ist der Gruppensieg, der in der K.o-Runde Heimvorteil für das Rückspiel garantieren würde.

Das Hinspiel gewann der THW leicht und locker 35:23. Allerdings stand Trainer Philippe Gardent am 25. September 2010 verletzungsbedingt nur eine Rumpftruppe zur Verfügung. Chambery war chancenlos, ist mittlerweile aber zur ersten Kraft in Frankreichs Eliteklasse herangereift und führt die Tabelle nach 14 Spieltagen verlustpunktfrei vor Montpellier HB, dem Team von Ex-"Zebra" Nikola Karabatic, an. Überhaupt hat sich das Le Phare zur Trutzburg entwickelt. In der Liga bilanziert CHB stolze 27 Siege in Folge, in der Champions League traten Kielce, Celje und zuletzt auch der große FC Barcelona (26:27) ihre Rückreise mit leeren Händen an.

"Wir müssen sehr konzentriert sein, Chambery ist extrem heimstark, die Zuschauer machen die Halle zur Hölle", warnt THW-Rekonvaleszent Daniel Narcisse, für den das Spiel in der Nähe des Mont Blanc, der höchsten Erhebung Europas, eine Reise in die Vergangenheit ist. Sechs Jahre trug der Mann von der Trauminsel La Reunion das Trikot der "Savoyards", hätte hier vor den Augen seiner alten Freunde liebend gerne das Comeback nach sechs Monaten und fast überstandenem Kreuzbandriss gefeiert. Die medizinische Abteilung winkte vorsichtshalber ab, immerhin aber ist der 31-jährige Ausnahme-Athlet als moralische Stütze und Dolmetscher dabei.

Chambery gilt neben Montpellier als Frankreichs zweite Handballmacht, in der 60 000-Einwohner-Gemeinde ist dieser Sport die klare Nummer eins. Rund 4000 Fans sind in der Liga regelmäßig Gäste bei Heimspielen. "Gegen Kiel", so Trainer Gardent, "hätten wir leicht 7000 Karten verkaufen können, leider fasst unsere Arena nur 4500 Menschen."

Dem THW eilt in Frankreich ein guter Ruf voraus, der Respekt vor dem deutschen Meister ist riesig. Dass mit Thierry Omeyer, Jerome Fernandez und Narcisse gleich drei französische Olympiasieger im Team von Trainer Alfred Gislason stehen, hat das positive Image zusätzlich aufpoliert.

Bis auf blaue Flecken und schmerzende Glieder überstanden die "Zebras" den Bundesliga-Ringkampf vom Mittwoch bei Balingen-Weilstetten ohne weitere Verletzte. Die eigenen Betten haben Kapitän Marcus Ahlm und Co. seitdem nicht gesehen. Nach einer Übernachtung in Tübingen zog der THW-Tross am Donnerstag weiter ins schweizerische Schaffhausen, gestern um 16 Uhr erreichte die Mannschaft samt Betreuerstab nach achtstündiger Busfahrt das Ziel in den Alpen.

Zwei Stunden später wurde die Müdigkeit mit einer intensiven Trainingseinheit aus den Gliedern geschüttelt. Und weil auch Welthandballer Filip Jicha seine Bronchitis überstanden hat, ist der THW bereit, die Tabellenführung zu festigen. "Es wird schwer", sagt Daniel Narcisse, "aber die Jungs können es schaffen, wir haben den besseren Kader."

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 19.02.2010)

 

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• TV: Eurosport:
  Sa., ab 18.00 Uhr: Chambery Savoie HB (FRA) - THW Kiel
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