11.06.2011 | Nationalmannschaft |
Es beschäftigen sich einfach zu wenige Männer wirklich mit Frauenfußball, beklagt Annika Doppler. Die meisten Spielerinnen der höheren Ligen seien zwar sehr gut durchtrainiert, sähen aber trotzdem oft sehr gut aus. Sie lade alle Männer ein, so Doppler, sich bei einem Spiel live davon zu überzeugen.
Womit sich die Tür zur zweiten guten Nachricht öffnet: Wer die Fußball-Frauen bei der WM bestaunen möchte, muss sich kein Bein ausreißen, Karten für die Spiele in den neun WM-Stadien sind reichlich vorhanden. Ausverkauft ist lediglich die Partie zwischen Deutschland und Frankreich. Alle 49 297 Plätze der Arena in Mönchengladbach sind vergeben. Ansonsten sieht's eher mau aus. Zwar haben die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten entschieden, alle Spiele live übertragen zu wollen, die Stadien aber dürften sich nach heutigem Stand nur mäßig füllen. Besonders im Westen, der Hochburg des deutschen Frauenfußballs, war der Run bescheiden. Erst rund 10 000 Tickets sind pro Spiel für die acht geplanten Duelle in Leverkusen und Bochum abgesetzt.
Dritte gute Nachricht: Deutschlands Handballer haben sich nach dem 28:20-Sieg gegen Österreich für die Europameisterschaft in Serbien qualifiziert, den Absturz ins Nichts vermieden und sich die finale Chance erhalten, doch noch bei Olympia 2012 in London unter den fünf Ringen kämpfen zu dürfen. Überragend agierte der Kieler Dominik Klein. Als vorgezogener Speer der Abwehr, Motivator, Torschütze.
Überhaupt überzeugte die DHB-Auswahl mit Emotionen und Einsatz, zeigte nach einer Schwächephase, dass sie wieder in der Lage ist, aufzustehen. Dabei rackerten exakt jene Spieler auf dem Innsbrucker Parkett, die den deutschen Handball bei den zurückliegenden großen Turnieren in Österreich und Schweden mit Platz zehn und elf blamiert hatten. Warum jetzt alles anders, besser geworden ist? Vielleicht, weil Heiner Brand in seinen letzten Tagen als Bundestrainer die Demokratie als Regierungsform entdeckt hat. Sein Team durfte intern beraten, wie der Gegner zu knacken sei. Kapitän Hens und Co. haben die Eigenverantwortung angenommen, eigene Pläne großartig umgesetzt.
Morgen nimmt Heiner Brand (gute Nachricht vier) mit der Partie gegen Lettland nach 14 Jahren seinen Hut. Um Missverständnissen vorzubeugen: Die Nachricht ist natürlich vor allem gut für den Gummersbacher, hatte er doch erklärt, keine Freude mehr am Job des Bundestrainers zu haben. Er wird erlöst, bleibt dem DHB aber als Handball-Manager erhalten. Für die Brand-Nachfolge gilt Martin Heuberger als heißer Tipp. Anzunehmen ist, dass Brands "Assi" in Zukunft nur positive Nachrichten produzieren wird, wenn er es schafft, "Aufpasser" Heiner zu entkommen, damit er sein eigenes Profil schärfen darf.
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 11.06.2011)
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