Ulf Schefvert trainiert seit April 2001 die griechische Nationalmannschaft und wurde mit ihnen
bei den Olympischen Spielen in Athen Sechster. Der 48-jährige Schwede, von 1993 bis 1997
Nationaltrainers Dänemark, verpasste mit den Griechen nur knapp das
WM-Halbfinale. Im Februar läuft sein Vertrag aus und der Vater von
drei Kindern kehrt in seine Heimat zurück. Mit ihm sprach Wolf Paarmann.
- Kieler Nachrichten:
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Griechenland hatte sich noch nie für eine WM qualifiziert, nun spielen sie gegen
Serbien um Platz fünf. Warum wollen Sie aufhören?
- Ulf Schefvert:
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Trainer in Griechenland zu sein, ist aufregend, aber auch anstrengend. Ich verliere bei jedem
Spiel drei Kilogramm Gewicht, weil die Griechen nur einen emotionalen Trainer akzeptieren.
Handball ist hier voller Emotionen.
- Kieler Nachrichten:
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Sind Ihre Spieler mit diesem Erfolg Nationalhelden geworden wie zuletzt die Fußballer, die
Europameister wurden?
- Ulf Schefvert:
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Nein. Handball ist in Griechenland nur die Nummer fünf. Noch hinter Wasserball. Basketball und
Gewichtheben sind hier die Nationalsportarten. Allerdings wurden die Spieler für ihren sechsten
Platz bei Olympia belohnt. Für jeden gab es eine Lizenz, um einen eigenen Lotterieladen zu
eröffnen. Außerdem bekamen sie einen Job. Sie konnten sich aussuchen, ob als Feuerwehrmann oder
Polizist.
- Kieler Nachrichten:
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Gibt es in Griechenland eine professionelle Liga?
- Ulf Schefvert:
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Nein. Die meisten Sporthallen sind für ein richtiges Handballfeld zu klein. Die Spieler sind
Amateure, die Auswahl ist gering. Für dieses WM-Team wären nur noch vier weitere Spieler
in Frage gekommen.
- Kieler Nachrichten:
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Sie hatten alle Trümpfe in der Hand, das Halbfinale zu erreichen. Ein Sieg gegen die abgeschlagenen
Tschechen hätte gereicht. Warum haben Sie mit 29:31 verloren?
- Ulf Schefvert:
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Vielleicht war der Druck zu groß. Wir waren zum ersten Mal Favorit. Außerdem brauchen die
Griechen Atmosphäre. Viele Fans, die sie anfeuern. Begeisterung.
- Kieler Nachrichten:
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Lag es vielleicht an der Leistung der Schiedsrichter?
- Ulf Schefvert:
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In diesem Spiel auf keinen Fall. Die Deutschen
Lemme/Ullrich haben super gepfiffen. Das waren auch die einzigen,
die bisher konsequent gegen die Tunesier gepfiffen haben.
- Kieler Nachrichten:
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Glauben Sie, dass die Tunesier von den schwachen Schiedsrichterleistungen profitieren?
- Ulf Schefvert:
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Ja. Die spielen unfair und die Schiedsrichter haben Angst, hart durchzugreifen. Eine WM darf kein
Versuchfeld für unerfahrene Leute werden. Wir brauchen Profis. Die Tunesier haben bisher vier
rote Karten für überharten Einsatz bekommen. Aber die Sünder dürfen im nächsten Spiel wieder
mitmachen. Das ist nur im Handball möglich.
(aus den Kieler Nachrichten vom 05.02.2005)