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29.01.2008 EM 2008

KN-Interview mit Heiner Brand: "Das war nicht mehr der Weltmeister"

Heiner Brand nur mit den Torhütern und dem Kampfgeist zufrieden

Aus den Kieler Nachrichten vom 29.01.2008:

Lillehammer - Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat die Europameisterschaft in Norwegen nach vier Niederlagen und vier Siegen als Vierte abgeschlossen und die Zugehörigkeit zur Weltspitze bestätigt. Restlos zufrieden war Bundestrainer Heiner Brand nach dem peinlichen 26:36 im Spiel um Platz drei gegen Frankreich nur mit seinen beiden Torhütern und dem Kampfgeist.
Kieler Nachrichten:
Wie erklären Sie sich diesen Auftritt? Hat dieses Spiel an ihrem Fazit etwas verändert?
Heiner Brand:
Ja. Unter den gegebenen Umständen war ich mit dem Erreichen des Halbfinals zufrieden. Die Mannschaft hat sich sehr positiv präsentiert. Ein schlechtes Spiel gegen Frankreich habe ich nach den Ausfällen von Florian Kehrmann und Markus Baur befürchtet. Die Art und Weise dieser Niederlage allerdings nicht. Ich habe Verständnis für die Spieler, die eine hohe Belastung hatten. Aber die, die auf der Platte stehen, müssen sich mindestens zehn Minuten lang bemühen und die, die von der Bank kommen, Feuer zeigen.
Kieler Nachrichten:
Beides war nicht der Fall. Darf ein Weltmeister sich so präsentieren?
Heiner Brand:
Das war am Ende doch gar nicht mehr der Weltmeister. Das war nur noch die Nation, die Weltmeister geworden ist. Mit wem haben wir am Ende auf dem Platz gestanden? Da spielten Lars Kaufmann, Rolf Hermann und Stefan Schröder. Bezeichnend, dass wir von den ersten sieben Tore sechs als Gegenstöße bekommen haben. Für Tore muss man arbeiten und nicht einfach nur versuchen, den Kreis anzuspielen, als hätten die Gegner Kreisliga-Format. Diese Mentalität hat uns schon zu Beginn des Turniers Probleme bereitet.
Kieler Nachrichten:
Haben Sie als Trainer in diesem Spiel eine Ohnmacht verspürt?
Heiner Brand:
Irgendwann schon. Und als Markus Baur fehlte, wurde deutlich, welche Bedeutung er für diese Mannschaft hat. Wer noch immer Zweifel daran hat, dass er ins Team gehört, sollte sie spätestens jetzt ablegen. Wir sollten nicht über seine Trainertätigkeit in Lemgo diskutieren, sondern über die Ersatzspieler, die immer Einsätze verlangen, aber dann nicht überzeugen. Da ich einen oberbergischen Dickschädel habe, werde ich das bis zu den Olympischen Spielen auch nicht vergessen haben. Ich will da meine beste Mannschaft präsentieren und hoffe, dass Baur dabei sein kann.
Kieler Nachrichten:
Wie gut ist der Weltmeister für die Olympischen Spiele gerüstet?
Heiner Brand:
Wir haben in Norwegen gezeigt, dass wir mit den Spitzenmannschaften mithalten können. Bei uns muss aber alles stimmen. Bis auf die Torhüterposition haben wir überall größere und kleinere Baustellen. Im kämpferischen Bereich war ich mit meiner Mannschaft zufrieden. Ohne diesen Einsatz wären wir nicht ins Halbfinale gekommen.
Kieler Nachrichten:
Wie empfanden Sie den Spielplan und die Atmosphäre bei diesem Turnier?
Heiner Brand:
Die Belastung ist zu hoch, drei Hauptrundenspiele innerhalb von drei Tagen sind viel zu viel. Da muss man sich ganz schnell etwas überlegen. Ein bisschen erschüttert bin ich, dass beim Halbfinale die Halle nur halb voll war. Das spricht nicht dafür, dass Norwegen ein Handball-Land ist. Für unseren Sport war die Außenwirkung bei dieser EM nicht so positiv.
Kieler Nachrichten:
Was machen Sie nach diesem Turnier? Urlaub?
Heiner Brand:
Ich mache doch fast immer Urlaub. Nein, im Ernst, ich brauche jetzt erst einmal ein bisschen Ruhe. Dann lege ich den Fokus auf Olympia.

(Das Interview führte Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 29.01.2008)


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