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05.02.2005 WM 2005

Kieler Nachrichten: Explosion nach Narkose

Achterbahnfahrt führte Nikola Karabatic ins Halbfinale gegen Kroatien

Update #1 WM-Splitter ergänzt...

Aus den Kieler Nachrichten vom 05.02.2005:

Hammamet - Der Tag danach im französischen Mannschaftshotel: Durch ein dramatisches 26:26 gegen Slowenien hatte das Team um Nikola Karabatic doch noch das Halbfinale der Handball-WM erreicht. So recht daran glauben konnte es keiner, dass sie nun heute nach dem ersten Halbfinale zwischen Tunesien und Spanien auf Olympiasieger Kroatien treffen.
"Die letzten zehn Tage waren unglaublich schwierig", meinte Karabatic, Neuzugang des THW Kiel. "Am Morgen vor dem Slowenien-Spiel waren wir körperlich und geistig total müde." Die Situation, das Halbfinale nicht aus eigener Kraft erreichen zu können, wirkte wie ein Narkosemittel. Ein Sieg der bis dato überragend aufspielenden Griechen im Spiel zuvor gegen Tschechien und Frankreich hätte nur um Platz fünf gespielt.

"Als wir von dem Sieg der Tschechen hörten, sind wir richtig explodiert." Allerdings konnten nun auch die Slowenen, bis dahin Vorletzter, mit einem Sieg nun das Halbfinale erreichen. In einer hektischen Schlussphase glich Slowenien 30 Sekunden vor dem Ende aus, der Franzose Anquetil sah die rote Karte. Doch Karabatic und Co. behielten in Unterzahl die Nerven.

"Wir hatten bisher zweimal in der Schlussphase gepatzt. Daraus haben wir gelernt." Gegen Griechenland verloren sie nach 18:14-Führung noch mit 19:20. Gegen Tunesien verspielten sie einen Punkt (26:26). Das hätte dem zweifachen Weltmeister fast die Teilnahme an der Hauptrunde gekostet. "Eigentlich waren wir schon ausgeschieden", sagte Karabatic. "Doch jetzt beginnt das Turnier für uns noch einmal neu und die Kroaten fürchten wir nicht. Im Gegenteil, die haben Angst vor uns."

Der 20-Jährige, der mittlerweile eine Wohnung in Melsdorf gekauft hat, spielt trotz seiner ungewohnten Position eine starke WM. Weil Trainer Claude Onesta mit den Routiniers Joel Abati (SC Magdeburg) und Cedric Burdet (VfL Gummersbach) nicht zufrieden ist, muss der junge Rechtshänder da spielen, wo ein Linkshänder spielen sollte - im rechten Rückraum.

So groß die Freude bei den Franzosen ist, so traurig ist die Stimmung bei den Norwegern, die nach der hohen 24:31-Niederlage gegen Spanien nun um Platz sieben gegen Russland spielen. "Es ging alles schief", ärgerte sich Frode Hagen (THW Kiel). "Unsere Abwehr war nicht entschlossen genug und das haben die Spanier mit ihren guten Individualisten ausgenutzt." Nach einem starken Beginn (12:10) reichten zehn fürchterliche Minuten (13:18), um einen Traum zu verspielen. "Statt Halbfinale nun um Platz sieben zu spielen, ist ein harter Schlag", kündigte Hagen aber eine norwegische Mannschaft an, die den guten Eindruck bei dieser WM bestätigen will.

Für die deutsche Mannschaft geht es heute (13 Uhr) gegen Tschechien nur noch um Schadensbegrenzung. Schlechter als Platz neun war die DHB-Auswahl seit der Geburtsstunde der Handball-WM vor 67 Jahren noch nie.

 

WM-Splitter

Wechsel
Spätestens nach dieser WM steht Frank Löke auf dem Wunschzettel vieler Klubs. Der 24-jährige Norweger, vor eineinhalb Jahren noch für den damaligen Zweitligisten Post Schwerin aktiv, spielt ein überragendes Turnier. Doch die Anfragen sind vergeblich - Löke unterschrieb bereits im Frühjahr vergangenen Jahres einen Vertrag beim Bundesligisten SG Flensburg-Handewitt.
Preisgeld
Morgen geht es nicht nur um Goldmedaillen. Die Siegermannschaft der WM erhält die Hälfte des Preisgeldes in Höhe von insgesamt 100 000 Dollar.
Finale
Große Ehre und Belohnung für Frank Lemme und Bernd Ullrich. Das Schiedsrichtergespann aus Magdeburg pfeift morgen das Finale.

 

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 05.02.2005)


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