29.01.2008 | EM 2008 |
"Das war einfach zu wenig. Ich habe bei ihren Einsätzen nicht erkennen können, dass sie ihre Chance beim Schopf packen wollen", begründete Brand seine Maßnahme und zog sich damit Zerbes Zorn zu: "Nach so einem Spiel wie gegen Frankreich, wo gar nichts läuft, drei Leute rauszupicken, halte ich für nicht okay." Der Ex-Nationalspieler verwies darauf, dass Kaufmann vor der EM fünf Monate verletzt gewesen sei. "Das wusste der Bundestrainer, und er hat ihn trotzdem mitgenommen. Da hätte er ihn ja auch gleich zu Hause lassen können."
Vorsichtige Kritik übte auch Kapitän und Spielmacher Markus Baur an Brands Maßnahme. "Ich bin grundsätzlich so erzogen, dass ich die Entscheidungen des Trainers akzeptiere, aber ich kann es nicht so ganz nachvollziehen", sagte der 37 Jahre alte Routinier. "Als Trainer des TBV Lemgo stehe ich natürlich hinter meinen Spielern. Es wäre mir schon lieber, sie dabei zu haben."
"Man hat schon während des Spiels gesehen, dass Heiner Brand der Hals geschwollen ist", beschrieb Horst Bredemeier, Vizepräsident des Deutschen Handballbundes (DHB), die Vorgeschichte des Rausschmisses. Bredemeier: "Das war kurz und schmerzlos. Das hat Heiner schon in der Mannschaftssitzung kurz nach dem Spiel verkündet." Am Tag danach sagte der Bundestrainer über Kraus: "Er hat nur eine Denkpause bekommen, weil er nicht einmal 30 Prozent seines Könnens zeigt und lernen muss, sich voll und ganz auf den Handball zu konzentrieren. Da gilt auch kein WM-Bonus mehr." Markus Baur hofft, dass "Mimi jetzt mit Leistung Werbung für sich macht, dann kommt man sowieso nicht an ihm vorbei".
(Aus den Kieler Nachrichten vom 29.01.2008)
Aus den Kieler Nachrichten vom 29.01.2008:
Der Frust von Bundestrainer Heiner Brand ist verständlich, seine spontane Reaktion, Lars Kaufmann, Rolf Hermann und Michael Kraus vom Bundesligisten TBV Lemgo aus dem Olympia-Kader zu werfen, allerdings nicht. Das Trio noch vor der Siegerehrung in der Kabine zu degradieren und das anschließend öffentlich zu machen, ist schlechter Stil. Eine eindeutige, aber interne Verwarnung dieser Spieler, deren Leistungsbereitschaft tatsächlich Potenzial nach oben hatte, wäre ausreichend gewesen.
So entsteht der Eindruck, mit den Suspendierten sollen Sündenböcke präsentiert werden. Gerade im Umgang mit Kraus und Kaufmann, die ihren Anteil am WM-Titel im vergangenen Jahr und der damit verbundenen Ehrungslawine für ihren Trainer hatten, wirkt diese Bauchentscheidung wenig souverän.
Dieser Denkzettel ist unnötig und beschwört zudem Konfliktpotenzial mit Markus Baur herauf, dessen Wert für die Nationalmannschaft er immer wieder betont. Sein Kapitän ist mittlerweile Trainer in Lemgo und in dieser Funktion kann er nicht damit einverstanden sein, wie Brand mit seinen Spielern umgeht. Mit dem Rundumschlag erhofft Brand sich Ruhe im Vorfeld der so wichtigen Olympia-Vorbereitung. Das Gegenteil hat er erreicht.
(Kommentar von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 29.01.2008)
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