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10.03.2009 Bundesliga

Kieler Nachrichten: Handball-Krimi "Tatort Kiel"

THW-Geschäftsstelle durchsucht - Unterstützung für Schwenker bei später Sitzung - Neuer Angriff von Nielsen

Aus den Kieler Nachrichten vom 10.03.2009:

Kiel - Ermittlungen und Durchsuchungen - die angebliche Handball-Manipulationsaffäre droht sich für THW-Manager Uwe Schwenker und Ex-Trainer Noka Serdarusic zu einem Kriminalfall zu entwickeln und zugleich die internationale Zukunft des deutschen Rekordmeisters zu gefährden.
Die Kieler Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die "Könige von Kiel" (Spiegel) wegen des Verdachts der Untreue (Schwenker) bzw. Beihilfe (Serarusic). Ergebnisse gibt es noch nicht, nur eine bemerkenswerte zeitliche Komponente: Bevor der THW am Sonntag die Staatsanwaltschaft eingeschaltet hatte, um "alle presse-, straf- und zivilrechtlichen Maßnahmen zu ergreifen", war diese bereits aktiv geworden. Nicht nur die Wohnungen von Schwenker und Serdarusic sollen untersucht worden sein, sondern auch die THW-Geschäftsstelle, was Gesellschafter Willi Holdorf am Mittag bestätigte: "Unsere Angestellte war tief betroffen und weinte."

Am Abend stärkten Gesellschafter und Beiratsmitglieder Uwe Schwenker den Rücken. Zwei Stunden tagten die Herren bei der Provinzial-Versicherung, dann verschwand der Manager durch den Hinterausgang, und Beiratssprecher Ulrich Rüther verlas vor vier Fernsehteams eine kurze Erklärung. "Vorbehaltlos" stünden die Gremien hinter Schwenker. Gesellschafter Georg Wegner erläuterte: "Es gibt keine belastbaren Fakten, die die Gerüchte bestätigen, unsere Entscheidung fiel einstimmig."

Das Gegenteil verbreitet der "Mannheimer Morgen" in seiner heutigen Ausgabe. Jesper Nielsen, Gesellschafter der Rhein-Neckar Löwen, hat Schwenker und Serdarusic schwer beschuldigt: "Ich kann bestätigen, dass mir von Serdarusic Casino-Belege und Kontoauszüge gezeigt wurden, die den THW belasten. Und Schwenker hat mir gegenüber zugegeben, dass es Manipulationen gegeben hat."

Die Affäre zieht also weitere Kreise. Auch Bundestrainer Heiner Brand zeigte sich erschüttert: "Das Ganze ist sehr negativ für unsere Sportart. So etwas ist ärgerlich." Bei der Handball-Bundesliga (HBL) sieht man das nicht anders. Präsident Reiner Witte spricht von einem "riesigen Imageschaden". Witte: "Das, was sich unsere Sportart in Deutschland mit dem WM-Titel 2007 und der WM in diesem Jahr in Kroatien aufgebaut hat, ist in Schieflage geraten."

Sollte sich der Verdacht gegen Schwenker bestätigen, so Witte, könne dieser als HBL-Vizepräsident selbstverständlich nicht im Amt bleiben. Tor Lian, Präsident der Europäischen Handball-Federation (EHF), zeigte sich "sehr besorgt" und forderte eine "konsequente Aufklärung". Die will die HBL der Kieler Staatsanwaltschaft überlassen. Witte: "Von uns wird es keine weiteren Befragungen geben."

Sollte der Verdacht sich beweisen lassen, der THW habe bei mindestens zehn Champions-League-Spielen Schiedsrichter bestochen und sich auch den Finalsieg in der Königsklasse 2007 über die SG Flensburg-Handewitt mit 96 000 Euro erkauft, müssten die "Zebras" möglicherweise mit einer internationalen Sperre rechnen. Die Vermutung, ein solcher Ausschluss könnte schon für den laufenden Wettbewerb ausgesprochen werden, vermochte die EHF gestern nicht bestätigen. Dagegen erklärte HBL-Präsident Witte ("Der THW hat sich in der Bundesliga nichts zu schulden kommen lassen"), dass der Rekordmeister auf nationaler Ebene keinen Zwangsabstieg zu befürchten habe - kein Wunder, denn weder in den Statuten der HBL noch in denen des Deutschen Handball-Bundes (DHB) sind Strafmaßnahmen für Manipulationsfälle geregelt.

Zudem bewertete HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann das Protokoll der Gesellschafter der Rhein-Neckar Löwen, in dem diese davon ausgehen, dass Schwenker und Serdarusic Schiedsrichter bestochen haben sollen, nicht als eindeutiges Belastungsmaterial. Bohmann: "Dieses Papier ist uns inzwischen vorgelesen worden, es ist kein Beweis."

Die "Zebra-Spieler" reagierten gestern konsterniert. "Das ist nicht unsere Sache. Unsere Aufgabe im Verein ist, dass wir uns auf den Sport konzentrieren. Einigen fällt das schwer, anderen leichter", erklärte Kreisläufer Marcus Ahlm. "Die ganze Geschichte hat eine neue Qualität bekommen", ergänzte Kapitän Stefan Lövgren und: "Es ist keine leichte Situation."

(Von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 10.03.2009)


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