13./15.11.2007 - Letzte Aktualisierung: 15.11.2007 | Champions League |
Update #1 | KN-Vorbericht und KN-Interview mit Issam Tej ergänzt... |
Das Team von Montpellier HB: Erster Gegner des THW in der
Gruppenphase der Champions League.
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MHB |
Das Auslosungs-Reglement, das ein Aufeinandertreffen des französischen und deutschen Titelträgers in der Gruppenphase unmöglich macht, verbot bislang allzu häufig diese Konstellation. Dass sich die Champions-League-Sieger von 2003 und 2007 endlich mal wieder gegenüber stehen, "verdanken" sie dem Ausrutscher Montpelliers in der französischen Meisterschaft: Mit letztlich zwei Punkten Rückstand musste man, nach fünf Titeln in Folge, dem Dauerrivalen US Ivry den Platz an der Sonne überlassen. so landete MAHB - das orangefarbene A im neuen Logo steht für Agglomeration und weist auf die langjährige Partnerschaft zwischen dem Verein und dem Großraum Montpellier hin - bei der Auslosung zur Champions-League-Gruppenphase nur im zweiten Topf und muss sich daher gleich mit dem Titelverteidiger auseinandersetzen. In den vergangenen Jahren erreichte das Team von Trainer Patrice Canayer - bereits seit 1994 und damit fast so lang wie Noka Serdarusic im Amt - immer mühelos die nächste Runde. Grund dafür war vor allem die unglaubliche Heimstärke der Franzosen: 31 Spiele lang hatte man in eigener Halle, dem rund 2900 Zuschauer fassenden "Palais des sports Rene Bougnol", nicht mehr verloren. Bis der THW Kiel vor wenigen Wochen kam und trotz der Verletzung Karabatic beim 34:32-Auswärtssieg triumphierte. Durch das Ende der bemerkenswerten Serie und nur einen knappen 30:29-Erfolg über Staffan Olssons Hammarby IF benötigt Montpellier nun unbedingt Auswärtspunkte in Kiel oder in Stockholm, um sich aus eigener Kraft für die Zwischenrunde in der Königsklasse qualifizieren zu können.
Als ob diese Konstellation noch nicht Brisanz genug bedeutete, lassen die Vorfälle aus dem Hinspiel die Partie zu einer ganz besonderen werden. Igor Anic, Thierry Omeyer und Nikola Karabatic hatten sich auf die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte gefreut wie Kinder auf Weihnachten. Was sie dann aber in Montpellier erlebten, hatten alle im THW-Tross nicht erwartet. Vor allem auf Karabatic hatte es die knüppelharte französische Abwehr besonders abgesehen. 36 Minuten lang wurde das Kieler Rückraum-Ass von seinen ehemaligen Mitspielern gejagt, bis sein Gegenüber die Regeln der Fairness endgültig überschritt. Issam Tej hatte den 23-Jährigen im Sprung am Bein gezogen, ihn in der instabilsten Phase des Torwurfes zu Fall gebracht, obwohl er keine Chance mehr besaß, den Wurf zu verhindern. Die Folgen sind bekannt: Karabatic musste verletzt das Spielfeld verlassen, Montpellier kam Tor um Tor heran. Doch einmal mehr zeigte sich, dass der THW eine Einheit ist, die durch solche Rückschläge eher stärker wird. Mit großem Einsatz und viel Willen retteten die Zebras in der "Höhle des Löwen" einen 34:32-Erfolg über die Zeit. Doch die Freude darüber war nicht halb so groß wie das Entsetzen über das Foul an Karabatic. "Sie haben mit Gewalt versucht, alles zu zerstören", war noch die freundlichste Anmerkung Serdarusics auf die Attacken der Gastgeber, als Urheber dieser hatte er Trainer Patrice Canayer ausgemacht: "Er schürt hier diesen Hass." Weil er um die Stärke der Kieler Franzosen wusste, hatte Canayer seine Mannschaft mit Bildern von Omeyer, Anic und Karabatic auf das Spiel eingestimmt. Bilder, auf denen eine Zielscheibe die jeweiligen Köpfe der französischen Zebra-Spieler "zierte". Den "Spaß", wie Joel Abati nach der Partie diese Aktion betitelte, verstand auf Kieler Seite verständlicherweise niemand. Trotz der Verletzungsmisere verloren die Kieler auch die kommenden Spiele nicht, gewannen gar die Champions Trophy in Celje. Trotzdem war Karabatic nicht mehr gut auf seinen alten Verein zu sprechen: "Sie sind alle zu mir gekommen um mir zu sagen, dass Tej mich nicht absichtlich gefoult hat. Das ist falsch. Er hat alles absichtlich gemacht. Er hat mein Bein mit seinen beiden Hände angefasst. Und sie wussten es."
Ob Karabatic am Donnerstag gemeinsam mit seinen Teamkollegen allerdings eine sportliche Antwort auf das geschehen im Hinspiel geben kann, ist noch ungewiss. Die Verletzung aus dem Hammarby-Spiel die er sich bei einem Zusammenprall mit Christian Zeitz zuzog (siehe Extra-Bericht), könnte einem Einsatz entgegen stehen. Auch Zeitz wird aller Voraussicht nach nicht im Kader des THW stehen.
Verletzt: Spielmacher Heykel Megannem
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Montpellier HB und der THW Kiel dreimal in der Champions League aufeinander. Dreimal gewann der THW Kiel (siehe auch Gegnerdaten Montpellier HB (FRA)).
Sollte er diesem Erfolgs-Trio am Donnerstag einen weiteren Sieg hinzufügen können, würde dies automatisch den ersten Platz in der Gruppe B bedeuten - und zudem die Chancen von Hammarby IF (SWE) auf ein Weiterkommen erhalten. Die Mannschaft von Ex-Zebra Staffan Olsson muss um 18.30 Uhr am Donnerstag unbedingt bei HCM Constanta gewinnen, soll der Traum Champions League weitergeträumt werden können. Für THW-Manager Uwe Schwenker ist nach der erfolgreichen Qualifikation für die zweite Runde der Gruppensieg das nächste Ziel: "Wir wollen die beiden Heimspiele gegen Montpellier und Constanta gewinnen - vor allem für unsere Fans, die kürzlich unsere erste Heim-Niederlage nach 29 unbesiegten Spielen in der Ostseehalle sehen mussten." Gleichzeitig blickt er im Interview mit Eurohandball.com voraus: "In der zweiten Hauptrunde sind nur noch Top-Teams im Wettbewerb und wir werden auf zwei oder drei sehr starke Mannschaften treffen. Mehr kann man vor der Auslosung noch nicht prognostizieren - eines ist aber sicher: Um den Titel zu gewinnen, müssen wir besser sein als Ciudad Real!"
Doch zunächst steht am Donnerstag das wichtige Heimspiel gegen Montpellier auf dem Zebra-Plan - alles andere ist Zukunftsmusik. Schiedsrichter der Partie in der Ostseehalle sind die Isländer Hlynur Leifsson und Anton Palsson, der EHF-Delegierte Anton Van Dongen kommt aus den Niederlanden.
(Christian Robohm/Sascha Krokowski/Dr. Oliver Schulz)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Aus dem handballwoche-Sonderheft zur Champions League:
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Noka Serdarusic in der "Handball-Woche": "Die Franzosen haben in der Champions League zu Hause acht Jahre nicht verloren. Alle haben es versucht, Flensburg, Barcelona, keiner hat es geschafft. Wir wollen auch da gewinnen." |
Links: | Gegnerdaten Montpellier HB (FRA) | Gegnerkader Montpellier HB (FRA) | Homepage | CL-Homepage Gegnervorstellung |
Bereits am Mittwoch ging es für die SG Flensburg-Handewitt zum Top-Spiel: In der Gruppe G verloren die Flensburger nach ausgeglichener erster Hälfe bei mit Ciudad Real (ESP) mit 24:29 (15:16).
Spannend ist es weiterhin in der Gummersbach-Gruppe F: Sonntag um 15.30 Uhr sollte der VfL gegen Islands Valur Reykjavik schon gewinnen, um sich am letzten Spieltag keine Sorgen um das Weiterkommen machen zu müssen. Eurosport überträgt live aus der Köln-Arena.
Alle Ergebnisse des CL-Spieltages finden Sie hier.
Und auch für die anderen für die europäischen Wettbewerbe qualifizierten Bundesligaklubs
geht es am Wochenende endlich los: Im EHF-Pokal trifft die
HSG Nordhorn am Freitag um 19.30 Uhr in Bielefeld auf RK "Crvena Zvezda" Beograd aus Serbien.
Das Rückspiel, nach offizieller Lesart das Auswärtsspiel, findet bereits am Sonntag
um 17 Uhr in Nordhorn statt.
Gar in die Ukraine muss der TV Großwallstadt reisen: Das Spiel bei HC Portovik Yuzhny (UKR)
wird Samstag um 17 Uhr angepfiffen, das Rückspiel findet am 21. November um 20 Uhr
in Elsenfeld statt.
Noch eine Woche länger auf seinen Start in den EHF-Pokal
muss der TBV Lemgo warten: Das Hinspiel bei Aarhus GF (DEN) wird am 25. November um 16 Uhr angepfiffen,
das Rückspiel in Lemgo steigt am 1. Dezember um 17 Uhr in Lemgo.
Im Pokalsieger-Cup trifft der Krisen geschüttelte SC Magdeburg
am Sonntag auf Sungul Chelyabinsk (RUS). Anwurf in der Bördelandhalle ist um 17 Uhr,
am 25. November um 14 Uhr müssen die Bördestädter dann in Russland antreten.
Mit einem Heimspiel in Östringen starten die Rhein-Neckar Löwen in die europäischen
Wochen. Gegner am Samstag um 15 Uhr ist RK Partizan Belgrad (SRB). Das Rückspiel
findet am 25. November um 18 Uhr in der hitzigen Atmosphäre in Belgrad statt.
Aus dem offiziellen THW-Hallen-Magazin "zebra", von living sports:
Montpellier liegt 1560km entfernt von Kiel. |
Und so bekam der THW-Tross vor dem Hinspiel eine außergewöhnliche Stadtrundfahrt - mit Erläuterungen des Trios, das inzwischen in Kiel seine zweite Heimat gefunden hat. Auf der Rundtour gab es für die Zebras eine Menge zu sehen, schließlich blickt die Metropole am Fluss Lez auf eine mehr als eintausendjährige Geschichte zurück. 986 nach Christus erstmals urkundlich erwähnt, ist Montpellier eine der wenigen bedeutenden französischen Städte ohne antiken Hintergrund. Während des Mittelalters erlebte die Stadt im Zentrum der Ebene des Languedoc einen beispielslosen wirtschaftlichen Aufschwung: Aus der einfachen landwirtschaftlichen Domäne wurde innerhalb weniger Jahrhunderte eine wirtschaftliche und kulturelle Hauptstadt ersten Ranges.
Noch heute zu besichtigen ist der älteste Botanische Garten Frankreichs, der in der ersten Blütezeit Montpelliers um 1593 gepflanzt wurde. Seit dem Jahr 1962 ist Montpellier eine der am schnellsten wachsenden Städte Frankreichs. Durch die Zuwanderung vieler französisch-stämmiger Algerier, steigende Studentenzahlen und die Attraktivität der Region am Mittelmeer stieg die Einwohnerzahl binnen 40 Jahren um mehr als das doppelte. Heute bewohnen 244.100 Menschen Montpellier, der Ballungsraum rund um die Stadt wird bis zum Jahr 2015 auf rund 600.000 Menschen angewachsen sein. Um dem Zustrom neuer Einwohner gewachsen zu sein, herrscht bereits heute rege Bautätigkeit in der und rund um die Metropole. Rund 50.000 Wohnungen sollen in den nächsten acht Jahren in Montpellier entstehen - günstiger Wohnraum ist begehrt. Denn rund 80 Prozent der Einwohner Montpelliers sind unter 60 Jahre alt, etwa 100.000 Einwohner sind junge Menschen zwischen zwölf und 25 Jahren. An den drei Universitäten Montpelliers, das zu den ältesten Universitätsstädten Frankreichs zählt, studieren rund 60.000 junge Menschen.
Diese Zahlen belegen das jung-dynamische Bild, das Montpellier trotz seiner langen Geschichte ausstrahlt. Wunderschöne alte Bauwerke wie das 1772 erbaute imposante Äquädukt de Saint-Clement, das Wasser von der 14 Kilometer entfernten Quelle St. Clement in die Stadt brachte und einen Wassertank in der Nähe des bereits 1691 errichteten Triumphbogens füllte, der festungsähnliche Tour de la Babote oder die im neoklassischen Stil gebauten Wohngebäude des katalanischen Architekten Ricardo Bofill im Stadtteil Antigone sind Anlaufpunkte für Touristen aus aller Welt - und waren natürlich auch auf der Stadtrundfahrt der Zebras begehrte Ziele.
Den Abschluss der kurzen Tour machte dann ein Cafebesuch am Place de la Comedie - erklärter Lieblingsplatz des Neu-Zebras Igor Anic. "Hier ist das Zentrum des Lebens in Montpellier: Am Place de la Comedie kann man Shoppen, in den vielen Restaurants Leckereien aus aller Welt genießen oder einfach einen Kaffee trinken und den Menschen beim Flanieren zuschauen." Gar soviel Zeit blieb den Kielern dafür allerdings nicht, schließlich erwartete sie ein hartes Stück Arbeit beim 34:32-Hinspielsieg in der Heimatstadt von Omeyer, Karabatic und Anic. Und so konnten die Zebras nicht wirklich das genießen, was Montpellier nicht nur nach Ansicht des französischen Kreisläufers ausmacht: "Das warme Wetter, der Strand und das Flair der Stadt machen diese so lebenswert!"
(Von living sports, aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra")
Aus den Kieler Nachrichten vom 15.11.2007:
Wir erinnern uns: Am 29. September knackte der THW Kiel den "Palais des Sports Rene Bougnol" der Südfranzosen, die hier auf internationalem Parkett 31 Spiele in Folge ungeschlagen gewesen waren. Ein Sieg, den die Kieler mit einer schweren Schulterverletzung von Nikola Karabatic bezahlten. Der Tunesier Issam Tej berühte den 23-Jährigen bei dessen Flug durch den Torkreis am Fuß. Das brachte ihn so aus der Bahn, dass er unglücklich auf den Boden krachte und anschließend wochenlang pausieren musste.
Von den Verantwortlichen des neunfachen Meisters, den Karabatic einst zum Sieg in der Champions League verhalf, kümmerte sich niemand um das Schicksal des Verletzten. "Mit Montpellier bin ich fertig", schimpfte Karabatic damals. Mittlerweile hat sich sein Zorn gelegt. "Ich habe großes Glück gehabt und denke nicht an Revanche", sagt Karabatic, der trotz eines schmerzhaften Pferdekusses in der linken Schulter mitspielen wird. Beim Auswärtssieg gegen Hammarby IF war er mit Christian Zeitz zusammengeprallt, der laut Mannschaftsarzt Dr. Detlev Brandecker noch nicht einsatzfähig ist.
Zur Beruhigung der Gemüter wird auch beitragen, dass "bad boy" Tej verletzungsbedingt fehlt. Neben dem bulligen Kreisläufer muss Frankreichs Tabellenführer (acht Siege in neun Spielen) mit dem Ex-Magdeburger Joel Abati, Kapitän Michael Guigou, Mittelmann Heykel M'Gannem, Rechtsaußen Jan Sobol und Rückraumspieler William Accambray sechs Spieler ersetzen.
"Montpellier hat trotzdem eine gefährliche Mannschaft", weiß Karabatic. "Aber wir wollen beweisen, dass wir stärker sind."
Kiel gewann im Hinspiel mit 34:32 und könnte theoretisch noch den Gruppensieg verspielen. Bei gleicher Punktzahl zählt in der Endabrechung der direkte Vergleich. Gewinnt Montpellier mit drei Toren Vorsprung und siegt auch im letzten Gruppenspiel bei Hammarby, wäre das Team um den 2,02-Meter- Serben Mladen Bojinovic Erster.
"Wir wollen alle Heimspiele in der Champions League gewinnen", will Kim Andersson, der nach einer leichten Magen-Darm-Grippe auf dem Wege der Besserung ist, nicht lange rechnen. "Wir wollen beweisen, dass wir ein würdiger Titelverteidiger sind." Und für Dominik Klein ist die Partie in der ausverkauften Ostseehalle gar ein "Feiertag". In diesem Wettbewerb, so der Linksaußen, schlägt auch das Stimmungsbarometer stets höher aus. "Die Kieler sind heiß auf die Champions League. Und das überträgt sich auch auf uns. Das wird ein geiles Spiel."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 15.11.2007)
Aus den Kieler Nachrichten vom 15.11.2007:
(Interview von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 15.11.2007)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
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