29./30.05.2009 - Letzte Aktualisierung: 30.05.2009 | Champions League |
Update #1 | KN-Vorberichte ergänzt... |
Das Team von Ciudad Real: Gegner des THW im
Endspiel der Champions League.
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Ciudad Real |
Fühlte sich im Hinspiel verpiffen: Ciudad-Trainer Talant Dujshebaev. |
In Ciudad Real werden sie auf einen vor Wut schäumenden Gegner treffen, der sich im Hinspiel durch die Schiedsrichter um die Früchte seiner Arbeit gebracht sah. "So wird man in Deutschland verpfiffen", hatte Ciudad-Real-Trainer Talant Dujshebaev nach dem 34:39 gegiftet. Ein übliches Psychospielchen der Spanier, um die Unparteiischen am Sonntag auf ihre Linie zu bringen? "Wenn man soviel austeilt wie Ciudad Real, dann sollen die nicht die ganze Zeit daliegen", ärgerte sich Gislason über die 60 Minuten dauernde zweite Halbzeit des Hinspiels. Immer wieder hatten die Spanier versucht, den THW mit erzwungenen Behandlungs- und Wischpausen aus dem Rhythmus zu bringen, während Dujshebaev an der Seitenlinie wie das bekannte HB-Männchen auf und ab sprang - unsanktioniert. "Ich kann mich nicht erinnern, dass Ciudad bei Niederlagen nicht über die Schiris gemeckert hat. Austeilen können sie, verlieren aber nicht", kritisierte Gislason und nannte ein Beispiel für die Verschleppungstaktik des Gegners: "Siarhei Rutenka hat bestimmt 15 Minuten lang auf dem Rücken gelegen und gejammert."
Blut floss im vergangenen Jahr bei Dominik Klein nach einem bösen Schlag ins Gesicht. Auch dieses Jahr wird es hart zur Sache gehen. |
Am Sonnabend starten die Kieler mittags zum Unternehmen "Triple". Mit einer Chartermaschine geht es vom Hamburger Flughafen direkt nach Ciudad Real, wo der von Clubpräsident finanzierte Flughafen mittlerweile betriebsbereit ist. Während beim THW Kiel alle Spieler
Heißblütige Fans erwarten den THW Kiel in Ciudad Real. |
Noch am Ankunfts-Abend ist für die Zebras ein anderthalbstündiges Training in der Quijote-Arena angesetzt, am Sonntag vormittag wird dort noch einmal eine Stunde trainiert. Um 18 Uhr ertönt dann der Anpfiff in der stimmungsvollen Halle, zuvor wollen sich die spanischen Fans mit einem kleinen Fest vor der Halle auf das Finale einstimmen. Derweil machen sich auch mehrere hundert Kieler Fans auf in die Region Kastilien-La Mancha. Mit Chartermaschinen und Linienflügen reisen die schwarz-weißen Anhänger nach Ciudad Real, um ihrem Team den Rücken zu stärken.
In Kiel drücken derweil tausende THW-Anhänger die Daumen und können den Anpfiff des Rückspiels kaum erwarten. In der Landeshauptstadt wird das Finale zum Straßenfeger. Überall locken Gastronomen mit Leinwänden und Großbildfernsehern zum Public Viewing. Die größten Veranstaltungen dieser Art finden in der Forstbaumschule, im Holsteiner und im CinemaxX statt. Bei freiem Eintritt können dort mehrere hundert Fans gemeinsam zittern und jubeln. Allerdings werden für das CinemaxX Platzkarten benötigt, diese können Sonntag ab 12 Uhr abgeholt werden. Ein Mindestverzehr wird nicht verlangt.
Die Quijote-Arena. |
Kiel ist bereit für das Rückspiel, Kiel freut sich auf spannende 60 Minuten. "Wir wollen den großen Pott mit nach Hause bringen", gibt Dominik Klein das Motto für den Spanien-Trip aus. "Ab jetzt geht es um Konzentration pur, um kleinste Kleinigkeiten", sagt Jicha. Und Stefan Lövgren, für den die Partie am Sonntag das letzte internationale Spiel seiner einzigartigen Karriere sein wird, fordert: "Wir müssen Sonntag genauso gut oder sogar noch besser als im Hinspiel spielen." Also dann: Es ist angerichtet. Zebras, holt Euch den Titel!
(Christian Robohm)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Im Pokalsieger-Cup hofft die insolvente und daher in der nächsten Spielzeit in der zweiten Bundesliga antretende HSG Nordhorn-Lingen auf den zweiten Europapokalsieg in Folge. Die Mannschaft um die Ex-Zebras Tobias Karlsson und Piotr Przybecki sowie den im nächsten Jahr für den THW Kiel auflaufenden Kult-Keeper Peter Gentzel gewann am Samstag das Hinspiel gegen den spanischen Vertreter Pevafersa Valladolid im Euregium allerdings nur knapp mit 31:30 (20:17). Ob dieses hauchdünne Polster reicht, entscheidet sich im Rückspiel am Sonntag, den 30. Mai ab 17.30 Uhr in Valladolid.
Auch im EHF-Pokal greifen zwei Ex-Zebras für einen Bundesligisten nach dem Titel: Viktor Szilagyi, Adrian Wagner und Co. sind dabei die einzigen, die in Deutschland den Titelgewinn feiern könnten. Das Hinspiel beim slowenischen Spitzenclub RK Velenje gewannen die Oberbergischen am Samstag mit 29:28 (13:11), das Rückspiel in der Köln-Arena steigt am Montag, den 1. Juni um 18.30 Uhr.
Aus den Kieler Nachrichten vom 29.05.2009:
Sie fühlten sich schlichtweg betrogen. Die letzten sieben Spielminuten, als die Kieler "Zebras" ein Feuerwerk in Schallgeschwindigkeit abfackelten und von 32:32 auf 39:34 davongaloppierten, hat bei der Weltauswahl aus der Region Kastilien-La Mancha seelische Blessuren hinterlassen.
Die Hoffnung auf den zweiten CL-Titel in Folge geben die Spanier trotzdem nicht auf. "Wir sind eine Mannschaft mit großer Erfahrung und haben auch schon vorher schwere Situationen und schlechte Schiedsrichter gut weggesteckt", meint Kapitän Jose Javier Hombrados vor dem Rückspiel am Sonntag (18 Uhr, Eurosport live). Unterstützung beim Wundenlecken erhielt die Millionentruppe von der einheimischen Presse. "So eine hohe Niederlage hatte BM nicht verdient", postulierte "La voz de Galicia". Das Hauptstadtblatt "Diario ABC" ging sogar noch einen Schritt weiter: "Wenn eine Mannschaft wie Kiel, gegen die wegen Manipulation ermittelt wird, so bevorteilt wird, darf man sich schon wundern", schrieben die Madrilenen.
Im Sportjahr 2008 ging Spanien in die Historie ein. In so gut wie jedem Wettbewerb räumten die Athleten von der iberischen Halbinsel in beeindruckender Manier einen Titel nach dem anderen ab. Da der Hauptpreis der Lotterie so immer schon vergeben war, blieben für den Rest Europas meist nur noch Salatbesteck oder Sektkühler. Es hält sich deshalb das Pauschalurteil aufrecht, spätestens im vergangenen Jahr hätten die erfolgsverwöhnten Spanier das Verlieren verlernt. Auch THW-Trainer Alfred Gislason ging die Polemik nach dem Hinspiel mächtig auf den Geist. "Ich kann mich nicht erinnern, dass Ciudad bei Niederlagen nicht über die Schiris gemeckert hat. Austeilen können sie, verlieren aber nicht", echauffierte er sich.
Wie Ciudad Real den THW am Sonntag nervös machen will, verrät Petar Metlicic: "Wir müssen Tore aus der zweiten Welle heraus verhindern und ständig in Führung liegen. Kiel hatte im Hinspiel Probleme im Positionsspiel. Dort müssen wir unsere Chance suchen." Auf die Hilfe der Schiedsrichter setzt bei Ciudad Real angeblich niemand. "In Europa will uns niemand gewinnen sehen. Das hat man uns spüren lassen", sagt Abwehrrecke Didier Dinart. "Deshalb dürfen wir nur mit uns rechnen. Beim Finale 2008 in Kiel haben die Schiris auch gegen uns gepfiffen, und wir haben es trotzdem geschafft."
Ein spanisches Sprichwort besagt: "Es gibt kein Übel, das nicht auch Gutes bringt." Angesichts der "ungerechten" Behandlung in Kiel setzt Ciudad Real auf noch mehr Enthusiasmus seiner Fans. "Ihre Euphorie wird uns nach vorne peitschen", kündigt Dinart an. Schon ab 15 Uhr steigt am Sonntag vor der Quijote Arena eine große Fanparty. Zu dieser sind ausdrücklich auch die THW-Fans eingeladen. In der Halle wird die Freundschaft dann allerdings ruhen. Schon während des Aufwärmens soll das große Spektakel der spanischen Fanclubs beginnen, um den THW nachhaltig zu verunsichern. Dafür wurde eigens ein professioneller Animateur als DJ engagiert - und attraktive kanarische Cheerleader. Diese sollten Stefan Lövgren & Co. aber eher beflügeln.
(von Frank Molter, aus den Kieler Nachrichten vom 29.05.2009)
Aus den Kieler Nachrichten vom 30.05.2009:
Anpfiff in der Quijote-Arena ist um 18 Uhr, die Partie mit 6000 Zuschauern ausverkauft, Eurosport überträgt live, weltweit ist das Spiel in über 100 Ländern zu sehen. Auch die Wettbüros haben das Duell der Handball-Giganten ganz oben auf dem Zettel. Intertops zahlt für einen Kieler CL-Triumph 1,28 Euro, bei einem spanischen Erfolg 3,25 Euro. Für die Wetter gilt der THW als Favorit.
Dennoch ist eine ganz heiße, enge Auseinandersetzung zu erwarten. Allein die Temperaturen: Seit Tagen klettert das Thermometer in der 70 000-Einwohner-Stadt permanent über die 30-Grad-Marke. Das wird allen Akteuren zusetzen. Außerdem sollten sich die "Zebras" auf Trommelfell-Störmanöver einrichten. Man werde eine besondere Geräuschkulisse verbreiten, war zu lesen. Zwar stelle man sich darauf ein, dass die Schiedsrichter, weil verboten, diese Dinge unterbinden werden. Aber: alles sei vorbereitet.
Genau wie der THW, hat Kontrahent Ciudad Real Meisterschaft und Pokal bereits in trockene Tücher gebracht. Das Team von Trainer Talant Duschebajew strebt ebenfalls das Triple an, will nach 2006 und 2008 zum dritten Mal die wichtigste Trophäe des Vereinshandballs in die eigene Vitrine stellen. Genau das wollen die "Zebras" verhindern. Allen voran Kapitän Stefan Lövgren, der mit 38 Jahren von der internationalen Bühne abtritt - möglichst mit seinem persönlichen 29. (!) Titel insgesamt. Es sei schon eine große Sache, bei dieser unglaublichen Saison in diesem THW-Team dabei gewesen zu sein, betont der Schwede. "Aber es wäre gewaltig, wenn wir diesen Pokal gewinnen würden. Begreifen würde ich das alles ohnehin erst, wenn ich mich irgendwann irgendwann zur Ruhe gesetzt habe." Vorher, so Lövgren, wird Schweiß fließen. "Wir müssen über 60 Minuten so spielen, wie in der sehr guten ersten Halbzeit in Kiel, wahrscheinlich noch ein wenig besser." Wehmut schwingt sicher mit, denn neben Lövgren könnte auch für Nikola Karabatic und Vid Kavticnik der letzte internationale Auftritt in Schwarz-Weiß anstehen. Beide zieht es nach Montpellier, der Doppeltransfer dürfte laut französischer Presse mehr als 1,5 Millionen Euro in die Kieler Kasse spülen. "Wir haben wunderbare Momente zusammen in diesem Club erlebt erlebt und haben noch eine große Mission zu erfüllen. Aber in unserem Kopf haben wir keinen Zweifel, dass unsere Zeit zu Ende geht", sagte Nikola Karabatic der Sportzeitung "L'Equipe".
Trainer Alfred Gislason will sich vor dem Finale mit diesen Personalien nicht beschäftigen. "Alles zu seiner Zeit", sagt er. Außerdem: "Ich weiß, dass beide wie immer im THW-Trikot alles geben werden." Der Isländer gewann den Titel schon einmal, 2002, mit Magdeburg. "Es ist nichts Neues, wäre aber ganz sicher etwas Großartiges, sollte es wieder klappen", sagt der 49-Jährige, der morgen Bestbesetzung aufbieten kann. Wichtig sei vor allem die Abwehrleistung. "Daran hängt alles - und an den Torleuten, die es beide besser können als im Hinspiel gezeigt." Viele Worte, so Gislason, seien nicht mehr zu verlieren. "Das einzige, was wir machen können, ist gut spielen, alles andere können wir nur wenig beeinflussen." Alles andere? Nach dem die Saison überlappenden Schiedsrichterskandal ist der Fokus natürlich auf die Unparteiischen gerichtet. Ihre Entscheidungen werden genau beobachtet werden, die Namen sind noch unbekannt.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 30.05.2009)
Aus den Kieler Nachrichten vom 30.05.2009:
Kurzurlaub - Egal, wie das Spiel in Ciudad Real enden sollte, mit oder ohne "Pott": die "Zebras" reisen am Montag nicht nach Kiel zurück, sondern machen einen Kurzurlaub auf Mallorca, um ihren scheidenden Kapitän Stefan Lövgren im engsten Mannschaftskreis gebührend zu verabschieden. Viel Zeit bleibt nicht zum Feiern. Morgens geht es mit dem Schnellzug nach Madrid, von dort per Flieger auf die Ferieninsel, Ankunft gegen 13.30 Uhr. Schon am frühen Mittwoch wartet der Rückflug nach Düsseldorf. Dort werden Lövgren und Co. vom THW-Bus abgeholt, um 20.15 Uhr wird das vorletzte Bundesliga-Punktspiel bei Absteiger TuSEM Essen angepfiffen.
Goldesel - Die Rolle, die Ciudad- Mäzen Domingo Diaz de Mera Lozano beim spanischen Meister spielt, ist legendär. Der Milliardär, der sein Geld mit einem Bauunternehmen machte und der später erfolgreich im Immobiliengeschäft tätig war, holte nahezu jeden Spieler, den er wollte. Dem großen Fußballclub Reral Madrid drohte er sogar an, auch ihn kaufen zu wollen. Doch der stolze Spanier spuckt keine ganz großen Töne mehr. Die Finanzkrise soll ihn mehrere Milliarden gekostet haben. Das merken die Handballer: de Mera will den geschätzten Etat von zwölf Millionen Euro kürzen und den Spielerkader von 26 auf 16 zurückschneiden.
Public Viewing - Rund 500 THW-Fans wollen die "Zebras" in der Luft, per Schiene oder Straße nach Kastilien begleiten. Zuhausegebliebene müssen morgen nicht allein vor dem Fernseher (18 Uhr, Eurosport) Daumen drücken. In Kiel ist man zum einen im Biergarten der "Forstbaumschule" ab 18 Uhr vor einer Großbildleinwand mit geschätzten 1000 anderen THW-Fans in einer Runde. Außerdem bietet das Cinemaxx Champions-League-Finale live im bequemen Kinoplatzpolster. Einlass ist ab 17.45 Uhr, Eintritt frei, kein Mindestverzehr. Eine kostenlose Platzreservierung ist bereits ab 12 Uhr möglich.
Finalspiele - Der THW steht zum vierten Mal in einem CL-Finale. Die Ergebnisse: 2000 gegen FC Barcelona - Hinspiel: 28:25, Rückspiel 24:29; 2007 gegen SG Flensburg- Handewitt - 28:28 in Flensburg, 29:27 in Kiel; 2008 gegen BM Ciudad Real - 29:27 für THW bei BMCR, 25:31 in Kiel. Torjäger - THW-Rückraumspieler Filip Jicha dürfte die Torjägerkrone der Champions League 2009 nicht mehr zu nehmen sein. Der Kieler führt die Rangliste mit 98 Treffern an, die unmittelbaren Verfolger, Kiril Lazarow (93, Zagreb) und Marko Vujin (89, Veszprem), sind bereits aus dem Rennen. Vierter der Rangliste ist mit Vid Kavticnik (77) ein weiterer THW-Spieler.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 30.05.2009)
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