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06.06.2005 Bundesliga

Handball-Woche: Infos und Statistiken zur abgelaufenen Saison 2004/2005

Das aktuelle Sonderheft Nr. 22/2005 bringt viele interessante Statistiken und ausführliche Informationen zur vergangenen Saison 2004/2005.
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Die Handballwoche hat in einer Rückschau in ihrem aktuellen Sonderheft Nr. 22/2005 zu jedem Bundesliga-Verein ausführliche Informationen und interessante Statistikdaten zur abgeschlossenen Bundesliga-Saison zusammengestellt.
Hier einige der Informationen zum THW Kiel:

Gesamtkunstwerk THW Kiel

Kleiner Kader - großer Erfolg: Zebras gewinnen die elfte Meisterschaft der Vereinsgeschichte
Der Mann, der längst wie ein Monolith herausragt aus den vielen Akteuren des deutschen Vereinshandballs, verließ den Ort des ekstatischen Triumphs gewohnt leise. Um ihn herum tobten die rund 2000 mitgereisten Fans aus Kiel in der Düsseldorfer Philipshalle, in schwarz und weiß feierten sie ausgelassen die Fritz', Zeitz' und Lövgrens. Auch Trainer Noka Serdarusic hatte seinen Spielern in bewegenden Szenen gratuliert, aber nun schritt er, seine Frau an der Hand, mit geneigtem Haupt gen Kabine, um diese achte Meisterschaft seit 1994 in Ruhe zu genießen. "Das ist etwas Überdimensionales. Ich habe nicht gedacht, dass das möglich war", rang er sichtlich um Fassung, "vor der Saison hätte uns keiner bei diesem schmalen Kader auch nur die Champions League-Teilnahme zugetraut, jetzt sind wir bei nur zwei Niederlagen Meister."

Für Manager Uwe Schwenker ist der kleinen Kader indes gar Teil des Erfolgs: "Dann weiß jeder, dass er wichtig ist." Das Ergebnis, die Einstellung des historischen 62:6-Punkte-Rekordes des TBV Lemgo aus dem Jahr 2003, spricht jedenfalls für sich.

"Das ist auch die Bestätigung dafür, dass der Turn-Around geschafft ist", sagte Schwenker überglücklich nach dem Titelgewinn. In der Tat symbolisierte diese achte Meisterschaft seit 1994 einen Umbruch, kam sie doch erstmals ohne die schwedischen Führungsfiguren der 90er Jahre, Magnus Wislander und Staffan Olsson, zustande. Wenn eine Ära ihre Fortsetzung findet, dann hat das auch mit der Strategie der Klubverantwortlichen zu tun, den Leistungsträgern aus dem kleinen Kader genügend Luft im brutal dichten Terminplan zu verschaffen. Keeper Henning Fritz etwa verzichtete im Januar auf die WM in Tunesien und ließ sich freie Gelenkkörper aus seinem rechten Ellenbogen entfernen. Stefan Lövgren, der geniale schwedische Mittelspieler, nahm sich ebenfalls Pausen von der Nationalmannschaft, und Christian Zeitz fehlte Bundestrainer Brand beim WorldCup in Schweden und beim Osterturnier in Paris.

Überhaupt: Zeitz. Neben Spielmacher Lövgren und Keeper Fritz darf er als eine der Schlüsselfiguren des Kieler Erfolgs bezeichnet werden. Während der 24-jährige Linkshänder in der Nationalmannschaft in eine Krise schlitterte und eine lausige WM spielte, zählten seine brachialen Schlagwürfe in der Liga zu den Höhepunkten. Seine 185 Feldtore sind jedenfalls unerreicht in dieser Spielzeit, und seine famose Antizipationsfähigkeit in der Abwehr brachten dem THW erneut eine Vielzahl an "Steals" ein, die zu leichten Toren führten. Als Basis gilt dabei vor allem sein gutes Verhältnis zu Coach Serdarusic, der seinen sensiblen Lieblingsspieler selbst in formidablen Formtiefs wieder aufbaute und ihn auch dann vehement in Schutz nahm, als ihn der Alt-Internationale Erhard Wunderlich nach dem WM-Ausscheiden öffentlich angegriffen hatte. Den unorthodoxen und spektakulären Stil seines Rückraumspielers will Serdarusic gar nicht ändern: "Warum kommen 10000 Leute in die Halle? Die zahlen auch wegen Christian Eintrittsgeld", sagt der Trainer, der freilich in dieser Saison nur selten eine Alternative im rechten Rückraum parat hatte.

Die Konkurrenz innerhalb des Teams wird freilich im nächsten Jahr zunehmen, denn neben der Neuverpflichtung Kim Andersson (22 Jahre) kann auch neue slowenische Linksaußen Vid Kavticnik (20) auf halbrechts spielen. Da mit Kreisläufer Pelle Linders (29) auch der begehrteste Rückraumspieler Europas, der französische Allrounder Nikola Karabatic (21), an die Kieler Förde wechselt, dürfte der THW für die kommende Saison nahezu unschlagbar sein und mit dann zwölf Titeln mit Rekordmeister VfL Gummersbach gleichziehen. Und dann fehlte eigentlich nur noch das letzte Mosaik in dem Handball-Gesamtkunstwerk THW Kiel - der ersehnte Triumph in der Champions League.

(Von Erik Eggers, aus der Handball-Woche 22/2005)

Die Meistersause auf dem Rathausplatz

20000 Fans haben den THW Kiel am Sonntag als neuen Deutschen Meister auf dem Rathausmarkt gefeiert. Nach dem souveränen 36:30-Sieg bei der HSG Düsseldorf lagen sich die Fans in Kiel jubelnd in den Armen. Beim Ertönen der Schlusssirene flogen Sektkorken, der Platz verwandelte sich in ein schwarz-weißes Fahnenmeer. Die Handballbegeisterten hatten seit dem Nachmittag bei der Spielübertragung vor einer Großbildleinwand mitgefiebert. Der aktuelle Spielstand der Partie zwischen Titelverteidiger SG Flensburg Handewitt und dem TBV Lemgo wurde regelmäßig bekannt gegeben. 12000 Liter Bier und 10000 Würstchen wurden für die Meistersause bereitgestellt. Höhepunkt der Veranstaltung in der Landeshauptstadt war das Eintreffen der Mannschaft am Abend. Die Meisterschale wurde den jubelnden Fans auf dem Rathausbalkon als Krönung einer großartigen Saison präsentiert.

Vor allem die vier Abwanderer Johan Pettersson, Sebastian Preiß, Martin Boquist sowie Roman Pungartnik ließen sich von den viele Kieler Fans mit Jubelgesängen ein letztes Mal feiern.

(Aus der Handball-Woche 22/2005)

Handball-Grossmacht der Gegenwart

Es ist ihr 16. Titel innerhalb von acht Jahren: Acht Meisterschaften, drei Pokalsiege, drei EHF-Cup-Erfolge und zwei Supercup-Triumphe: Der THW Kiel ist Deutschlands Handball-Großmacht der Gegenwart. Nur sechs Punkte haben die "Zebras" in dieser Saison auf dem Weg zum Deutschen Meister-Titel abgegeben und mit einer unglaublichen Moral immer wieder harte Rückschläge - wie das knappe Champions League-Aus gegen den FC Barcelona oder die bittere Pokal-Niederlage gegen die SG Flensburg-Handewitt - hingenommen.

Zu den großen Pluspunkten des Kieler Teams der Superlative gehören vor allem die Zuschauer: Mit 10250 Zuschauern ist die "Ostseehölle" immer ausverkauft. Der Dauerkartenanspruch wird in Kiel vererbt. Der THW ist in der Halle seit 558 Tagen und genau 39 Spiele lang ungeschlagen. Dazu kommt mit Uwe Schwenker ein Manager, der seit 1993 für Kontinuität sorgt und den Verein wie ein Wirtschaftsunternehmen führt.

(Aus der Handball-Woche 22/2005)

Die unglaublichen Zebras

Noka Serdarusic und Uwe Schwenker die Väter des Erfolges
Davon hatte Johan Pettersson schon zum Jahreswechsel geträumt, als feststand, dass er in seine schwedische Heimat zurückkehrt: Mit der Schale in der Hand nochmal eine große schwarz-weiße Meistersause auf dem Kieler Rathausplatz erleben. Der Traum ging am Sonntag in Erfüllung. Nach dem Sieg in Düsseldorf reisten die Zebras per Flugzeug ganz schnell zurück in die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt. Dort feierten Pettersson und die Zebraherde dann mit über 20000 THW-Fans ausgelassen die 8. Deutsche Meisterschaft seit 1994.

Ebenso wie Sebastian Preiß, der zum TBV Lemgo wechselt, holte sich der schnelle Schwede damit zum Abschied seinen zweiten Meistertitel. Auch Roman Pungartnik, zum HSV Handball, und Martin Boquist, nach Kopenhagen, verlassen Kiel jetzt als Deutsche Meister.

An eine "reelle Chance" auf den Titel hatte aber selbst Trainer Zvonimir "Noka" Serdarusic zu Saisonbeginn nicht geglaubt. Schließlich standen den Abgängen von Nikolaj Jacobsen, Demetrio Lozano, Piotr Przybecki und Florian Wisotzki lediglich die Neuen Frode Hagen und Henrik Lundström gegenüber. Der 12er-Kader wurde durch Co-Trainer Klaus-Dieter Petersen und die mit einem Zweitspielrecht ausgestatteten Torhüter Dennis Klockmann und Dirk Sommerfeld sowie Rückraumspieler Christoph Schindler vom Zweitliga-Nachbarn TSV Altenholz aufgefüllt.

Zumindest Klockmann musste häufiger aushelfen, weil Mattias Andersson wegen Rückenproblemen länger ausfiel. Ansonsten aber blieben die THW-Spieler von längerandauernden Verletzungen verschont. Auch das trug zur 11. Deutschen Meisterschaft, und die wurde mit nur sechs Minuspunkten souverän eingefahren, bei. Dabei hatte Manager Uwe Schwenker angesichts des schweren Startprogramms mit mindestens sechs Verlustpunkten bereits aus den ersten Partien gerechnet. "Jetzt haben wir die nach 34 Spielen; eine grandiose Saison".

Und die begann mit einem Auftakt nach Maß. Vor der Weltrekordkulisse in der Arena "AufSchalke" mit 30925 Zuschauern gewann der THW verdient mit 31:26 gegen den TBV Lemgo. Auch sonst punkteten die Zebras. In der Hinrunde unterlagen die Kieler nur in den Auswärtsspielen bei der SG Flensburg-Handewitt (25:21) und Frisch Auf Göppingen (31:30). Gegen diese beiden Teams hat der THW auch in der Bundesliga-Rückrunde in der heimischen Ostseehalle nicht gewonnen. Man trennte sich jeweils unentschieden. Damit erhöhte sich das Minuskonto am 2. März auf sechs Punkte. Und dabei blieb es bis zum meisterlichen Schluss. Insgesamt retteten die Zebras öfter den Sieg erst in allerletzter Sekunde. In Pfullingen etwa, wo der THW am 10. November ohne Selbstvertrauen auftrat, hielt der "Welthandballer des Jahres" Henning Fritz zwei Sekunden vor Schluss einen Siebenmeter und sicherte damit den hauchdünnen 23:22-Erfolg. Beim HSV Handball in der Hamburger Color Line Arena war es Christian Zeitz der mit dem Schlusspfiff das Siegtor 25:24 erzielte (siehe Bericht). Obwohl Trainer Serdarusic ihn vorher auf den wohl anstehenden Kempa-Trick hingewiesen hatte, patzte Zeitz in der Deckung. Guillaume Gille glich für den HSV sechs Sekunden vor dem Ende zum 24:24 aus. Dann aber reagierte der Linkshänder am schnellsten und sorgte im Zusammenspiel mit Fritz und Lundström per schneller Mitte durch seine Blitzaktion für Kieler Erfolgsjubel.

Mit einem blauen Auge kamen die Kieler erst jüngst bei GWD Minden-Hannover in der Hannoveraner TUI-Arena davon. Fast 50 Minuten sah es nach einer Niederlage und damit auch dem Verlust der Meisterschaft aus. Dann aber schaffte der THW nach zwischenzeitlichem sechs Tore Rückstand doch noch einen 34:31-Sieg. "Wenn wir es mit spielerischen Mitteln mal nicht schaffen, muss die Mannschaft halt bis zur letzten Minute kämpfen. Das hat den THW die ganze Saison ausgezeichnet", kommentierte Manager Schwenker die Situation gab aber auch zu: "Wir kommen wohl mit dem letzten Tropfen Benzin ins Ziel".

Das aber liegt auch daran, dass viele THW-Spieler mit ihren Nationalteams bei Olympia in Athen oder Weltmeisterschaft in Tunesien eingesetzt wurden und die Zebras in der Saison zudem in der Champions League und im DHB-Pokal lange mitmischten. In der Königsklasse kam es im März einmal mehr zum "Duell der Giganten", wie es in spanischen Zeitungen zu den Viertelfinal-Begegnungen zwischen dem THW und dem FC Barcelona hieß. Einmal mehr aber hatten die Katalanen am Ende mit einem einzigen Tor die Nase vorn. Dem 30:25-Sieg im Hinspiel in der Ostseehalle folgte eine 27:33-Niederlage im Palau Blaugrana. Die Kieler waren raus. Im DHB-Pokal aber schafften sie es mit ihrem Sieg über FA Göppingen ins Finale. Dort unterlagen die ersatzgeschwächten Zebras, die auf Leitfigur Stefan Lövgren wegen einer Bänderdehnung verzichten mussten und ohne Christian Zeitz, der bereits in der 21. Minute durch eine sehr umstrittene Rote Karte auf die Tribüne geschickt wurde, nach einer großen kämpferischen Leistung der SG Flensburg-Handewitt mit 31:33. Wer danach auf einen "Durchhänger" Kiels hoffte, lag falsch. Nur zwei Tage später lieferten die Zebras ein packendes Ligaspiel in der Bördeland-Halle gegen den SC Magdeburg, gewann mit 39:35 und stießen die Tür zum Titel weit auf.

Im schwedischen Göteborg wurde all das übrigens von einem aufmerksamen Magnus Wislander verfolgt. Vor der letzten Heimpartie schickte er per SMS an Schwenker eine weitere Aufmunterung "Holt die Schale wieder dorthin, wo sie hingehört: an die Kieler Förde!" Und da ist sie denn jetzt auch wieder...

(Von Detlev Strempel, aus der Handball-Woche 22/2005)

TOP
Mit einer Blitzaktion erzielte Christian Zeitz am 29. März in der Hamburger Color-Line-Arena mit der Schlusssirene das 25:24-Siegestor. Sechs Sekunden zuvor hatte Zeitz in der Deckung gegen Guillaume Gille gepatzt, der den 24:24 Ausgleich schaffte (siehe Bericht).
FLOP
Nach einer schwachen Deckungsleistung verschenkte der THW am 2. März in eigener Halle einen Punkt beim 33:33 gegen Göppingen (siehe Bericht). Die Kieler hatten bereits das Auswärtsspiel mit 30:31 verloren. Damit haben die Zebras nur gegen Frisch Auf und Flensburg nicht gewinnen können.
(Aus der Handball-Woche 22/2005)

Hier einige weitere Statistikdaten zum THW Kiel:

  • Eingesetzte Spieler: 15
  • Siebenmeter für THW: 160/220 (72,7%)
  • Siebenmeter gegen THW: 93/134 (69,4$)
  • Zeitstrafen gegen THW: 98 Zeitstrafen (2,88 pro Spiel) - damit war der THW nach Flensburg das zweitfairste Team (siehe Zeitstrafen Vereine).
  • Höchster Sieg: 34:25 gegen Pfullingen (H) siehe Bericht)
  • Höchste Niederlage: 21:25 in Flensburg (A) (siehe Bericht)
  • 28 Mal führte der THW zur Pause und verlor dann kein einziges Mal.
  • 3 Mal lag der THW zur Pause zurück und gewann noch alle drei Spiele.
  • Von den 1117 Treffern fielen 488 (44%) aus dem Rückraum, 272 (24%) von Außen, 197 vom Kreis (18%) und 160 (14%) per Siebenmeter.

Weitere Handball-Woche-Infos:

  • Offensive: Die Kieler waren das offensivstärkste Team der Liga mit 1117 Treffern. Gleichzeitig stellten sie damit einen neuen Vereinsrekord auf. Die bisherige Bestmarke stammte aus der Vorsaison (1105 Tore).
  • Waffenschein: Der linke Arm ist seine Waffe. Der viel gescholtete Christian Zeitz erzielte die meisten Feldtore in der Liga (184).
  • Seriensieger: Mit zwölf Siegen in Folge sicherten sich die ZUebras den Titel. Kein anderer Club legte eine derart lange Erfolgsserie hin. 27 Spiele am Stück blieb der THW ohne Niederlage.
  • Spruch der Saison: "Wir wollen jedes Spiel gewinnen. Und am Ende sehen wir, was dabei herauskommt." THW-Trainer Noka Serdarusic zum Auftakt der Saison.
Ausführliche Informationen über alle Vereine und die komplette Ligasaison finden Sie in der aktuellen Handballwoche Ausgabe Nr. 22/2005.

(Statistiken und Texte übernommen mit freundlicher Genehmigung der Handball-Woche)

Weitere Statistiken finden Sie in unserem Artikel "Rückblick: Die Rekorde einer Saison" und im Liga-Statistik-Artikel.


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